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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.07.2019

Nette Lektüre

Die erstaunliche Familie Telemachus
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Die Familie Telemachus ist eine Familie mit übernatürlichen Fähigkeiten. Da wäre Oma Mo, ein Medium das einst für die Regierung gearbeitet hat, ihre Tochter Irene, die jede Lüge erkennt und die beiden ...

Die Familie Telemachus ist eine Familie mit übernatürlichen Fähigkeiten. Da wäre Oma Mo, ein Medium das einst für die Regierung gearbeitet hat, ihre Tochter Irene, die jede Lüge erkennt und die beiden Söhne Frankie - mit telekinetischen Fähigkeiten - und Buddy, der in die Zukunft sehen kann. Nur Großvater Teddy hat keine besonderen Fähigkeiten und blendet andere Menschen mit Tricks. Jeder in der Familie hat mit seinen eigenen Probleme und Schwierigkeiten zu kämpfen. Als Irenes Sohn Matty ebenfalls außergewöhnliche Fähigkeiten entdeckt, scheint das für einige Familienmitglieder die Lösung all ihrer Probleme zu sein.

"Die erstaunliche Familie Telemachus" ist ein sehr unterhaltsames Buch. Die Charaktere sind sehr gut und bildlich dargestellt und es hat großen Spaß gemacht, ihnen in ihrem Leben zu folgen. Jede der Figuren ist anders, getrieben von ihren jeweiligen Fähigkeiten. Das Buch liest sich sehr flüssig und man ist direkt mitten in der Geschichte. Man wird langsam auf das große Finale hingeführt, ohne jedoch zu viel zu verraten, so dass man alsLeser immer noch miträtselt, wie es ausgehen wird. Das Ende hat mich dann auch tatsächlich nochmal überrascht und zum Schmunzeln gebracht.

Fazit: Nette Lektüre, nicht zu anspruchsvoll aber auch nicht langweilig oder zu einfach gestrickt.

Veröffentlicht am 12.07.2019

eine nicht ganz so idyllische Vorstadtidylle

Kampfsterne
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Es ist ein Sommer im Jahre 1985 und wir begleiten drei Familien in ihrem Leben in einer kleinen Vorstadtsiedlung. Nach außen scheint alles idyllisch, die Kinder sind intelligent, begabt, nehmen Musikunterricht ...

Es ist ein Sommer im Jahre 1985 und wir begleiten drei Familien in ihrem Leben in einer kleinen Vorstadtsiedlung. Nach außen scheint alles idyllisch, die Kinder sind intelligent, begabt, nehmen Musikunterricht und sind gut in der Schule. Die Eltern lieben sich, kurzum eine perfekte Familie wohin man auch schaut. Doch hinter den Kullisen ist nicht alles so, wie es zunächst scheint. Die Erwachsenen hadern mit ihrem Leben und versuchen den Traum des perfekten Lebens zu verwirklichen. Sie geben sich kultiviert und werden doch innerlich zerissen von Neid und Ängsten, nicht gut genug zu sein. Sie wollen ausbrechen, trauen sich jedoch nicht, den ersten Schritt zu tun. Und zwischen allen stehen die Kinder. Sie sind das Aushängeschild der Eltern, müssen zeigen, wie toll und begabt sie sind, immer besser als das Nachbarskind. Ein Wetteifern um den ersten Platz in der Nachbarschaft, angetrieben von den Eltern, unverständlich für die Kinder, die einfach nur ihre Jugend genießen wollen und dabei vor ganz eigene Probleme geraten.

Der Anfang des Buches machte es mir etwas schwer, ich musste mich zunächst an den Schreibstil und die Handlung gewöhnen. Zu Beginn waren mir die Figuren und allgemein die Handlung zu nichtssagend. Doch irgendwann entwickelte die Erzählung einen Sog, die verschiedenen Ereignisse haben mich gepackt und von da an hat mich das Buch begeistert. Die einzelnen Charaktere haben mit verachiedenen Problemen und Selbstzweifel zu kämpfen und nicht jeder schafft es, eine vernünftige Lösung zu finden. Der Schreibstil der zunächst noch etwas gewöhnungsbedürftig war, hat im Nachhinein perfekt zum Buch gepasst. Die Autorin schildert alles eher sachlich, die deprimierende Grundstimmung wird dabei jedoch gut übermittelt. Ich gebe zu, die Figuren, v.a die Erwachsenen jammern viel, sie sind unzufrieden und drehen sich mit den immer gleichen Themen im Kreis ohne je etwas zu ändern. Doch genau dies macht das Buch für mich aus, es zeigt die Hoffnungslosigkeit und ihr Unvermögen auszubrechen, bis schließlich alles in einer Katastrophe mündet. "Kampfsterne" ist kein lockerer und leichter Roman, es ist ein bisschen Arbeit, die Stimmung manchmal sehr deprimierend und düster, aber dennoch wird ein Gefühl vermittelt, das ich selten bei einem Roman erlebe. Ein Gefühl, dass vielleicht doch noch ein kleines Licht am Ende des Tunnels scheint, denn obwohl die Protagonisten alle auf der Stelle treten, zeigt das Ende einen Weg in eine neue Richtung.

Fazit: Man sollte sich einlassen auf das Buch und nicht vorschnell verurteilen, denn es wird zu etwas ganz grandiosem.

Veröffentlicht am 08.07.2019

sehr gelungen

Das Labyrinth des Fauns
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Im Vorbild des Filmes "Pan's Labyrinth" hat Corenelia Funke die Geschichte nun mit "Das Labyrinth des Fauns" in Buchform herausgebracht. Die Geschichte spielt im Spanien 1944, die Rebellen sind im Krieg ...

Im Vorbild des Filmes "Pan's Labyrinth" hat Corenelia Funke die Geschichte nun mit "Das Labyrinth des Fauns" in Buchform herausgebracht. Die Geschichte spielt im Spanien 1944, die Rebellen sind im Krieg mit den Truppen Francos. In dieser Zeit reist die 13-Jährige zusammen mit ihrer Mutter in die Berge wo ihr Stiefvater stationiert ist. Dort angekommen triftt sie auf einen Faun, der behauptet sie sei eine verschollene Prinzessin und ihr drei mysteriöse Aufgaben stellt.

Cornelia Funke hat den Film in meinen Augen sehr gut umgesetzt. Sprachlich ist das Buch wie gewohnt sehr gut. Sie verliert sich nicht in ausschweifenden Schilderungen, dennoch finde ich, dass die wesentlichen Punkte/Gedanken/Gefühle ausreichend geschildert werden und die düstere Stimmung gut beim Leser ankommt. Die Geschichte beginnt direkt mit Ofelias Ankunft in den Bergen, die Vorgeschichte wird erst nach und nach im Laufe des Buches offenbart. Diese Vorgehensweise hat jedoch überhaupt nicht gestört finde ich. Die Charaktere sind schön beschrieben, manche sind grausam, andere wiederum sehr liebevoll. Ich hatte vor dem Lesen schon einige Kurzmeinungen gesehen und hatte mich auf ein sehr brutales Buch eingestellt. Dies trifft meiner Meinung nach nicht ganz zu. Ja, es gibt einige sehr brutale Szenen, die Soldaten sind nicht gerade zimperlich, aber alles andere wäre auch nicht realistisch in meinen Augen. Die Grausamkeiten werden zwar deutlich geschildert, dennoch sind es immer nur sehr kurze Szenen und nicht allzu blutrünstig, wie ich finde. Dennoch sollte man sich überlegen, ab welchem Alter man seinem Kind so etwas zumuten möchte. Hier sollte man das ganze vielleicht eher als Fantasy- denn als Jugendliteratur einordnen. Von romantischen Szenen oder einem ständigen Happy End kann nicht die Rede sein. Einige der Handlungen mögen von unserem heutigen Standpunkt aus nicht unbedingt nachvollziehbar sein, doch hier muss man sich in die damalige Situation hineinversetzen. Vieles war damals anders und deswegen finde ich, dass die ganze Geschichte um die Rebellen etc. durchaus realistisch ist.

Jeder Abschnitt fängt mit einer einleitenden Geschichte an. Diese Geschichten finde ich richtig schön, so werden nach und nach die mystischen/fantastischen Elemente mit der Gegenwart verknüpft und Ofelia fungiert als Bindeglied zwischen beiden Welten. An manchen Stellen hätte ich mir jedoch ein paar mehr erklärende Zeilen gewünscht. Selbst am Ende sind noch einige Fragen offen geblieben von denen ich mir gerne eine Auflösung gewünscht hätte. Hier wurde ien bisschen das Potential verschenkt in meinen Augen. Die Geschichte ist zwei geteilt in die reale Handlung mit den Rebellen und Soldaten und eben die geheimnisvollen Aufgaben, die Ofelia erfüllen muss. Die Geschichte um den Bürgerkrieg in Spanien ist nötig um die düstere Stimmung, die vor Ort herrscht zu verdeutlichen und die fantastischen Elemente dienen als Ausgleich dazu, als Flucht vor der Realität. Dies vermittelt Cornelia Funke sehr gut. Sie bringt die Stimmung richtig gut rüber und man fiebert regelrecht mit, ob alles gut geht. Die Auflösung am Ende fand ich etwas verwirrend, aber dennoch in Ordnung. Doch auch hier hätten ein paar Zeilen mehr vielleicht gut getan.

Fazit: Ein schönes Buch, das einen realistischen Kriegsschauplatz mit fantastischen Elemente und einer Reise ins Verborgene kombiniert. Ob man es aufgrund der mitunter recht grausamen Situationen nun als Jugendbuch deklariert oder doch besser als Fantasy sollte man sich überlegen. Die Geschichte um Ofelia und den geheimnisvollen Faun liest sich jedoch sehr flüssig und spannend und ist meiner Ansicht nach jedem zu empfehlen, der gerne in andere Welten abtaucht, die aber dennoch einen Bezug zur Realität haben. In Anlehnung an den Film "Pan's Labyrinth" hat Cornelia Funke hier ein sehr gelungenes Buch geschaffen, das besticht mit einem tollen Schreibstil, einer spannenden Handlung und jeder Menge interessanter Charaktere.

Veröffentlicht am 08.06.2019

Wahrheit und Fiktion

Stummes Echo
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Die vier Geschwister May, Frank, Colin und Berenice Prime sind auf einem Farmhaus im Norden Englands aufgewachsen, dem Beacon. Berenice und Colin gehen nach London und bauen sich dort ein eigenes Leben ...

Die vier Geschwister May, Frank, Colin und Berenice Prime sind auf einem Farmhaus im Norden Englands aufgewachsen, dem Beacon. Berenice und Colin gehen nach London und bauen sich dort ein eigenes Leben auf. Sie kommen nicht oft zurück auf den Hof ihrer Eltern. May jedoch kehrt schon nach ihrem ersten Studienjahr zurück, sie leidet unter Panikattacken und fühlt sich nur auf dem alten Hof sicher, dort kümmert sie sich fortan um ihre Eltern. Frank hat keinen Kontakt zum Rest der Familie und erst nach einigen Seiten erfährt der Leser warum. Obwohl die Kindheit der vier anstrengend war, hatten sie dennoch eine ruhige und glückliche Zeit auf dem Hof der Eltern. Dennoch beschließt Frank eines Tages ein Buch zu schreiben, in dem er behauptet, seine Familie hätte ihn sowohl psychisch als auch physisch misshandelt. Die Geschwister verstehen nicht, wie er so etwas tun konnten. Erst nach dem Tod der Mutter treffen sie wieder auf Frank.

Das Buch ist sehr dünn, doch Susan Hill schafft es trotzdem viel zu übermitteln. Sie erzählt in einer flüssigen Sprache eine Geschichte, die eher still ist und den Lesser dennoch in seinen Bann zieht. Es passiert nicht viel, aber die Vergangenheit v.a. von May und Frank werden sehr eindrücklich geschildert. Die anderen beiden Geschwister bilden eher Nebencharaktere und man erfährt nicht allzu viel über sie, was mich jedoch nicht sonderlich gestört hat. Umso mehr wird nämlich auf die anderen beiden eingegangen, deren Lebensweg nicht unterschiedlicher sein könnte. May, geplagt von ihrer Angst, flieht zurück in die Sicherheit ihrer Kindheit während Frank in London Karriere als Journalist macht und sich von seiner Familie abkapselt.

Immer wieder kommt die Frage nach der Wahrheit auf. Kann es sein, dass Menschen ihre Kindheit so unterschiedlich wahrgenommen haben? Die Zweifel nehmen zu und Erinnerung und Fiktion verschwimmen zunehmend miteinander. "Stummes Echo" ist eine eher leise Geschichte, die dennoch eine Sogwirkung entwickelt und mich berührt und zum Nachdenken angeregt hat. Sehr empfehlenswerte Lektüre!

Veröffentlicht am 25.05.2019

Frauenfreundschaften

Aller Anfang
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Die vier Frauen Celia, Bree, Sally und April beginnen gemeinsam ihr erstes Jahr am berühmten Smith-College, einem reinen Frauencollege und sind dort Flurnachbarn. Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein ...

Die vier Frauen Celia, Bree, Sally und April beginnen gemeinsam ihr erstes Jahr am berühmten Smith-College, einem reinen Frauencollege und sind dort Flurnachbarn. Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, werden sie schnell zu besten Freundinnen.

Die eigentlich recht banale Grundidee wird hier sehr schön verpackt. Sullivan schreibt warmherzig und witzig, ist aber dennoch auch gesellschaftskritisch und zeigt mit April sehr politische Aspekte. Alle vier Frauen sind toll beschrieben und man lernt sie zunächst einmal unabhängig voneinander kennen, in wechselnden Perspektiven erzählen sie von ihrer Zeit am Smith-College. Jede hatte während der Collegezeit mit ihren eigenen kleinen oder größeren Problemen zu kämpfen und oft fühlten sie sich auch unverstanden von den anderen. Dennoch haben sie immer an der Freundschaft festgehalten. Durch die wechselnden Perspektiven werden die unterschiedlichen Träume, Gefühle, Hoffnungen und Träume der vier Freundinnen klar und auch, warum jede von ihnen die drei anderen als Freundinnen braucht. Wechselnde Perspektiven können oft langweilig werden, wenn jedes mal dasgleiche erzählt wird. Nicht jedoch hier, Sullivan schafft es, den Leser in jedem Abschnitt zu faszinieren und neue Gedanken und Aspekte einfließen zu lassen.

Nach dem College treffen sich alle vier für Sallys Hochzeit wieder, doch das "echte" Leben scheint sie voneinander entfernt zu haben und es kommt zu einem heftigen Streit. Lange Zeit reden die vier kaum ein Wort miteinander, doch als eine von ihnen in ernste Probleme gerät erinnern sie sich an ihre Freundschaft und Liebe zueinander und stehen einander bei. Auch vieles andere wird ihnen im Laufe der Zeit klar und sie trauen sich endlich zu Dingen zu stehen. Das Ende war in seiner Art vorhersehbar und dennoch hat es mich sehr berührt, dass die vier Freundinnen endlich wieder zueinander gefunden haben und am Ende mutiger in die Zukunft blicken können.

Sullivan behandelt in diesem Buch nicht nur Themen wie Freundschaft und Familie, sondern auch Zugehörigkeit, Anderssein, wie es ist, nicht akzeptiert zu werden von den Menschen, die man liebt, Homo- und Transsexualität, Feminismus. Und das alles bei einem Schreibstil, der es einem unglaublich einfach macht, in die Geschichte zu finden und komplexe Themen interessant darzustellen.

Ein sehr schöner Roman über vier Frauen, die ein Zufall zusammenführt und die dennoch eine tiefe Freundschaft zueinander entwickeln, umwoben von gesellschaftskritischen und politischen Aspekten, die Sullivan gekonnt in ihren Roman einließen lässt. Unbedingt lesen!