Rainbow
Eleanor & ParkRainbow Rowells Roman “Eleanor & Park" entführt den Leser zurück in die achtziger Jahre. Die Zeit meiner eigenen Jugend, ganz nebenbei gesagt. Park, ein Halbkoreaner, der zwischen Anpassung und Selbstbewusstsein ...
Rainbow Rowells Roman “Eleanor & Park" entführt den Leser zurück in die achtziger Jahre. Die Zeit meiner eigenen Jugend, ganz nebenbei gesagt. Park, ein Halbkoreaner, der zwischen Anpassung und Selbstbewusstsein aufbauen pendelt, hört in der amerikanischen Provinz die Musik von U2 und The Smith im Schulbus. Die Kopfhörer, die er dabei trägt erlösen ihn von der Dumpfbackigkeit und Aggressivität seiner pubertierenden Schulkameraden. Die Musik ist eine sichere Zuflucht, ein Ort in der Park Intelligenz, Offenheit und Liebe findet, während er sich über einen Comic beugt, um die Zeit des wenig erbaulichen Schulalltags mit Träumen zu überbrücken. Das Auftauchen der rothaarigen Eleanor ist echte Herausforderung für ihn. Denn Eleanor gilt in der Schule als total uncool, auf keinen Fall will Park, der aufgrund seiner asiatischen Wurzeln von den Schulkameraden an den Rand gedrängt wird, etwas mit Eleanor zu tun haben. Er sieht seine eh schon fragile Außenseiter-Position in Gefahr. Doch schon bald frisst sich das pummlige Mädchen in sein Herz. Dabei ist Eleanor kein Mädchen für den Laufsteg, dafür hat sie das Herz auf dem rechten Fleck und hat einen klugen Verstand. Und den braucht sie auch, um sich gegen einen durch geknallten Stiefvater zu wehren oder einer Mutter, die bei Männern Sicherheit sucht und Verachtung findet, die sie nur zu gerne an die Tochter weiterleitet.
Um es gleich vorwegzunehmen. Ich war sehr angetan von diesem Roman. Es hat einfach alles, was Lesen seit jenen achtziger Jahren für mich zum Erlebnis macht. Musik und Bücher können Leben retten, weiß die Autorin. Eleanor & Park atmet Klugheit. Hier wird gelebt, geliebt, gehasst, hintertrieben und ums nackte seelische Überleben gekämpft. Und dass mit einer Leichtigkeit, die den Leser staunen lässt. Eine vergangene Zeit taucht wieder vor den Augen auf, all das kann man riechen, schmecken, sehen, fühlen und hören. Eleanor und Park machen interessante Entwicklungen durch, die auf eine besondere Weise enden. Das Teil strotzt nur so von treffsicheren Dialogen und kleinen Weisheiten über das menschliche Dasein. Dramaturgisch ist der Roman raffiniert aufgebaut, mich hatte der Text sofort an der Angel und ließ mich dann auch nicht mehr los. Was auch an dem typisch amerikanischen Erzählstil liegt, der alles Überflüssige aus dem Text verbannt und sich ganz auf das Wesentliche konzentriert. Die Essenz zweier Liebender zu vermitteln. Dabei geizt Eleanor und Park mit knalligen Effekten und setzt vielmehr auf Authentizität und einen erfrischend unspektakulären Handlungsablauf. Die Normalität birgt schon Schrecken genug. Der Roman mag sprachlich sicher einen Tick mehr auf Frauen zugeschnitten sein. Aber kann das verdammt noch einmal ein Manko sein? Zum Teufel, nein. Ein toller Roman, der bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen hat!