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Veröffentlicht am 14.07.2019

Café Engel -Schicksalhafte Jahre

Café Engel
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Handlung:
Wiesbaden, 1951:
Einige Jahre nach dem Kriegsende normalisiert sich schrittweise wieder das Leben in Deutschland. Auch für das Café Engel geht es langsam wieder aufwärts, auch wenn dem Kaffeehaus ...

Handlung:
Wiesbaden, 1951:
Einige Jahre nach dem Kriegsende normalisiert sich schrittweise wieder das Leben in Deutschland. Auch für das Café Engel geht es langsam wieder aufwärts, auch wenn dem Kaffeehaus erstmal aufregende Zeiten bevorstehen. Hilde Koch, die einzige Tochter und Erbin des Cafés, will das Geschäft modernisieren. Sie spürt deutlich den Druck des Nachbarn, welcher mit moderner Technik aufwartet und will ihr möglichstes tun, um dem Café Engel zu neuen Ruhm und Gästen zu verhelfen. Doch werden die Eltern und Besitzer des Traditionscafés den Veränderungen zustimmen?
Auch für die beiden Brüder stehen aufregende Zeiten bevor. Beide kämpfen noch mit den Nachwirkungen des Krieges, einer mehr als der andere...
Und auch in der Liebe sammeln beide Brüder einige Erfahrungen. Beide haben Damen gefunden, an denen ihr Herz hängt. Wird die Familie Koch die Frauen mit offenen Armen empfangen?

Meinung:
Das Cover erinnert sofort an den ersten Teil, mir gefällt die Ähnlichkeit, die darauf hindeutet, dass es sich um eine Reihe handelt. Gleichzeitig hat das Cover auch etwas sehr eigenes und besonderes, was mir gut gefällt. Wie auch schon beim ersten Teil wirkt es auch hier so, als würde man eine alte, vergilbte Postkarte betrachten. Die Farben sind ausgewaschen, nur die Dame hat deutliche Konturen, alles andere wirkt leicht verblasst. Besonders interessant finde ich den Kleidungsstil der Dame. Natürlich wird hier die Mode der damaligen Zeit gezeigt, es wirkt aber auch etwas willkürlich. Mir gefällt das Nostalgische Aussehen des Covers richtig gut, es passt einfach zu der Handlung und der ganzen Geschchte.

Vor einigen Monaten habe ich den ersten Teil des Café Engels gelesen und die Geschichte hatte mich damals sofort eingenommen. Bis auf Kleinigkeiten war ich sehr angetan von dem Buch und ich habe auf die Fortsetzung hingefiebert. Vor dem Lesen hatte ich mir schon einige Gedanken gemacht und mir wieder ins Gedächtnis gerufen, was bisher passiert ist. Außerdem ist es noch nicht so lange her und vieles ist mir noch im Hinterkopf geblieben und nach wenigen Seiten wieder eingefallen.

Nach wenigen Seiten war ich wieder in der Geschichte drin, habe mich an die Figuren erinnert und an einige Zusammenhänge. Auch diesmal fand ich die Schreibweise wieder sehr angenehm und gut zu lesen. Es wurde diesmal einige humoristische Stellen eingefügt, wo ich immer mal schmunzeln musste und die die Handlung aufgelockert haben. So war die Schreibweise locker und einfach gehalten, ab und an kamen Situationen vor, in denen mal kein Blatt vor den Mund genommen wurde, woher die Charaktere auch u.a. ihre Lebendigkeit erhalten.
Am besten haben mir die Stellen gefallen, in denen ein Großteil der Familie Koch anwesend war und miteinander agiert hat. Dann enstanden wunderbare Situationen, außerdem war eine Familiendynamik zu spüren, die Spaß gemacht hat. Oftmals erschien es mir dann auch so, nicht nur als Leser anwesend zu sein, sondern mit im Raum zu stehen und alles hautnah mitzuerleben.

Auf den 559 Seiten kommen unterschiedliche Personen zu Wort. Die Kapiel werden von unterschiedlichen Charakteren erzählt, seien es die drei Koch-Kinder, Hildes Ehemann oder andere. Eine Person taucht unerwartet in der Handlung auf und längere Zeit lässt sie sich nicht genau zuordnen. Ich hatte zwar einen Verdacht, der sich auch bestätigt hat, doch nicht von Anfang an war klar, welche Rolle die Person einnehmen wird. Bei ihr gebe ich auch den Hinweis, genau auf die Jahreszahl zu achten, die stets am Kapitelanfang angegeben wird. Ich hatte dies anfangs wenig beachtet und musste dann ein paar Seiten zurückblättern, um nicht verwirrt zu sein. Mir hat es richtig gut gefallen, dass man verschiedene Sichtweisen auf die Ereignisse bekommt und anhand dieser Erzählweise tiefere Einblicke in die Charaktere bekommt.

Es tritt wieder eine Vielzahl an Protagonisten auf, manche waren neue Gesichter, einige alte Bekannte aus dem ersten Teil.Im Mittelpunkt steht natürlich wieder die Familie Koch mit den Eltern Heinz und Else, sowie den drei Kindern August, Wilhelm und Hilde. Die Familie wurde durch eine Heirat und Kinder von Hilde erweitert und taucht zusammen stets als bunter, unterhaltsamer Haufen auf. Ihre Charaktere haben mir am besten gefallen, sie wirkten durchdacht und ausgefeilt. Auch wenn mir viele Handlungen und Aussagen nicht so gefallen haben, waren sie meine Lieblinge im Buch. Hilde fand ich fast am schwierigsten, sie hat manchmal wenig auf die Bedürfnisse und Wünsche anderer geachtet und wirkte zu bestimmend. Schon im ersten Teil hatte sie etwas mechanisches und teilweise gefühlsloses, was sich auch hier fortgesetzt hat. Dann kamen aber auch wieder Textstellen, in denen sie ihre Herzlichkeit gezeigt hat und sie mir richtig gut gefallen hat. Auch wenn mir ihre Art manchmal nicht so gefallen hat, war sie ein besonderer Charakter, den man einfach mögen muss.

Ich war überrascht, was diesmal für Handlungorte gewählt wurden und in welche Länder es den Leser verschlägt. Ein Großteil der Handlung findet in Wiesbaden, besonders im Café Engel statt. Fast alle Szenen mit der Familie Koch finden im Café Engel statt. Dort wirken sie am Lebendigsten und in ihrem Element, man merkt deutlich, wie viel ihnen das Café bedeutet. Ich fand es auch interessant zu sehen, wie sie das Café verbessern wollen und mit welchen Vorschlägen Hilde um die Ecke kommt.
Auch hier gibt es wieder einen Ausflug nach Frankreich und die beschriebenen Landschaften waren ein Träumchen. Sie haben so viel Charme versprüht und haben zum Träumen eingeladen. Dazu kommt diesmal noch ein drittes Land, über das ich nichts verraten möchte, um Interessierten nicht zu viel preiszugeben. Auf jeden Fall wurde auch das Land stimmungsvoll beschrieben und es entstanden einige Bilder vor Augen. Hier wirkte vieles hoffnungsvoll und ärmlich, was ein großer Unterschied zu Frankreich, aber auch zu Deutschland ist.

Fazit:
Auch dieser Teil hat mich nicht enttäuscht, lediglich an Hildes Charakter könnte noch etwas gefeilt werden, dass sie lebendiger und menschlicher wirkt und nicht immer sofort ihre leidenschaftliche Seite zeigt. Ansonsten habe ich absolut nichts zu meckern, mir hat die Handlung gefallen, wie durchweg spannend und interessant beschrieben wurde und auch die Schreibweise hat zu meinem Interesse an den Geschehnissen beigetragen.

Veröffentlicht am 12.06.2019

Wild at Heart - Willkommen im Hotel der Herzen

Wild at Heart - Willkommen im Hotel der Herzen
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Handlung:
In Cornwall hat der Sommer begonnen und auch in dem Hotel Wild at Heart geht die anstrengende Sommerzeit los. Die Zimmer sind ständig ausgebucht, es gibt personelle Ausfälle und Probleme. Dazu ...

Handlung:
In Cornwall hat der Sommer begonnen und auch in dem Hotel Wild at Heart geht die anstrengende Sommerzeit los. Die Zimmer sind ständig ausgebucht, es gibt personelle Ausfälle und Probleme. Dazu müssen sich Gretchen, ihre Tochter Nettie und ihr Schwiegervater Theo mit schwierigen Gästen herumschlagen, die fast alle eins gemeinsam haben. Sie sind auf der Suche nach der Liebe oder wollen diese einfach zelebrieren. Und was dient dazu besser, als ein Hotel mit dem passenden Namen, sowie ein herzförmiger Felsen in der Nähe?
Während die Familie Wilde also alles tut, um ihren Gästen einen romantischen, einzigartigen und angenehmen Urlaub zu bieten, bleibt bei ihnen selbst die Liebe etwas liegen... Besonders Gretchen verschließt sich etwas vor einer neuen Liebe, eine Tatsache, die ihre jugendliche Tochter ändern will. Doch kann Nettie´s Idee wirklich gut gehen?

Meinung:
Das Cover ist nett, liebevoll gestaltet und sehr sommerlich. Das besondere Highlight ist die Schriftfarbe des Titels, welche von einigen Winkeln aus betrachtet, richtig schön glänzt. Eine hübsche Gestaltung, die mich auf den ersten Blick aber nicht in Beschlag genommen hat.
Richtig toll finde ich die Gestaltung des Innenumschlags. Es sind einige kleine Details vorhanden, die mit viel Liebe gestaltet wurden und den Leser auf das Buch vorbereiten. Seien es Informationen zum Hotel, ein schön gestaltetes Personenverzeichnis oder Belegungspläne von Zimmern. Diese kleinen Zusätze habe ich geliebt und war richtig begeistert, dass es so gestaltet wurde!

In letzter Zeit nehme ich eigentlich öfter Abstand von arg schnulzigen Liebesromanen. Bei vielen Büchern klingt der Klappentext schon sehr romantisch und auch vorhersehbar. Doch als nun die warmen Tage losgingen, hat es mich richtig gereizt, einen Liebesroman an einer Küste zu lesen. Passend zu meinem Verlangen habe ich auf Instagram diesen Roman entdeckt und er hatte etwas, was mich sofort interessiert hat. Es ist klar, dass hier eine Liebesgeschichte erzählt wird, aber alles klang so idyllisch und niedlich. Glücklicherweise hat mir das Bloggerportal das Buch zur Verfügung gestellt und ich konnte mich davon überzeugen, ob mein erster, sehr positiver Eindruck stimmt...

Als Handlungsort dient ein süßes kleines Örtchen auf einer Insel in Cornwall, welches zum Träumen einlädt. Dabei finden viele Szenen in Gretchen´s Hotel, dem Wild at Heart, statt. Während es mir unglaublich leicht fiel, mir das Hotel mit der Umgebung, aber auch den Räumen vorzustellen, hatte ich einige Probleme mir die Insel selbst vorzustellen. Es gibt zwar Beschreibungen und Informationen dazu, aber in meinem Kopf nahm sie einfach keine Form an. Es wäre schön gewesen, wenn es eine Karte gegeben hätte, um auch hier die Gänge von Protagonisten nachzuvollziehen.
Das Hotel, sowie die direkte Umgebung dessen, war traumhaft. Ich bin mit Gretchen, Nettie und Theo durch das Hotel gewandert oder habe mir die Gäste auf der Terrasse vorgestellt. Ich habe diese Umgebung richtig gemocht und sie hat einfach zum Träumen eingeladen.

Durchweg wird eine angenehme und einfache Sprache gegeben, die viele Situationen und Orte stimmungsvoll beschrieben hat. Natürlich wurde dadurch ein flüssiges Lesen gewährleistet, aber es hat auch perfekt zu dem Inhalt und seiner Leichtigtkeit gepasst. Innerhalb weniger Tage war das Buch ausgelesen und ich hätte tatsächlich gerne noch einige Seiten mehr gelesen...
Ich war überrascht, dass wenige Kapitel in der Vergangenheit spielen. Diese haben dazu beigetragen, einige Details und Gedanken der Charaktere besser zu verstehen. Sie haben die Handlung rund gemacht und gaben einen Einblick in die Vergangenheit und auf eine ganz bestimmte Person.

Nicht alle Protagonisten fand ich klasse. Besonders mit einigen Gästen des Hotels war ich nicht richtig glücklich, sie waren gewollt unsympathisch dargestellt, womit ich gut leben kann. Aber trotzdem haben sie genervt und wirkten nicht richtig lebendig, agierten eher wie Maschienen, die nie zufrieden sind. Dazu haben sie kein Gespür für die Gefühle anderer Menschen und haben mich einfach nur genervt. Schade, denn gerade die drei Hauptprotagonisten Gretchen, Nettie und Theo fand ich richtig sympathisch und toll. Sie waren äußerst lebendig, angenehm, sympathisch und einfach menschlich. Protagonisten, die ich gerne kennenlernen würde und die einfach nur herzlich sind. Mit den dreien wurde ich sofort warm, sie haben mir direkt gefallen und bringen mich ins Schwärmen. Ich glaube, gerade weil ich die Drei so mag, möchte ich auch unbedingt die Fortsetzung lesen, schon um sie wiederzusehen und zu erfahren, wie es ihnen in der Zeit so ergangen ist. Und natürlich, was alles noch in ihrem Leben passieren wird.

Fazit:
Ich hatte auf eine sommerlich leichte Geschichte gehofft und genau die habe ich auch bekommen. Eine Geschichte mit viel Witz und Charme, einiger Romantik und absurden Szenen. Eigentlich bin ich kein Fan von übertriebenen Situationen, hier hat es aber irgendwie gepasst. Mir wurde das Lesen nicht verleidet, an vielen Stellen musste ich sogar schmunzeln. Die Geschichte war wunderbar atmosphärisch, mit viel Liebe geschrieben und einfach mitreißend. Als ich im Nachwort gelesen habe, dass es eine Fortsetzung geben wird und diese dann auch noch im Winter spielen wird, war ich richtig glücklich. Ich freue mich darauf!

Veröffentlicht am 20.05.2019

Die Schwestern aus der Steeple Street

Die Schwestern aus der Steeple Street
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Handlung:
Yorkshire 1925
Die junge Krankenschwester Agnes Sheridan trägt ein großes Geheimnis mit sich herum, von dem nur wenige Menschen wissen. Sie zieht auf den besonderen Wunsch der Eltern nach Leeds, ...

Handlung:
Yorkshire 1925
Die junge Krankenschwester Agnes Sheridan trägt ein großes Geheimnis mit sich herum, von dem nur wenige Menschen wissen. Sie zieht auf den besonderen Wunsch der Eltern nach Leeds, um sich dort als Gemeindeschwester ausbilden zu lassen. Ein Eingewöhnen in der neuen Gegend fällt Agnes sehr schwer, hat sie doch in London am Nightingale Krankenhaus gelernt und muss sich plötzlich um die Bewohner von Quarry Hill kümmern, einem Ort tiefster Armut. Nicht nur diese Situation macht Agnes zu schaffen, sie muss sich nicht nur vor den Bewohnern des Viertels beweisen, sondern auch vor den anderen Gemeindeschwestern, allen voran Bess Bradshaw. Gefühlt alle Versuche, die Bevölkerung für sich zu gewinnen, gehen ins Leere. Kann es Agnes am Ende doch noch schaffen, mit den Bewohnern von Quarry Hill eine Bindung aufzubauen?

Meinung:
Das Cover finde ich ganz schön gestaltet, es herrschen viele helle Farben vor, die ein Bild von Hoffnung bieten. Das passt sehr gut zu dem Untertitel – Ein neuer Anfang. Ich bin an sich kein Fan von Personen auf dem Cover, die den Betrachter direkt anschauen, das stört mich auch hier etwas. Gleichzeitig bekommt man als Betrachter einen Eindruck von den Uniformen der Krankenschwestern, die mir ansonsten nicht bekannt gewesen wären. Daher kann ich mich mit den Personen auf dem Cover arrangieren.
Besonders schön finde ich die kleine Landschaft am unteren Rand, die einfach unglaublich idyllisch ist und zum träumen einlädt. Die Landschaft bildet aber auch einen starken Unterschied zu dem beschriebenen Viertel Quarry Hill und zeigt eine andere Seite von Yorkshire.

Bisher habe ich noch keinen Roman von Donna Douglas gelesen, auch wenn ihre bekannte Reihe rund um das Nightingale Krankenhaus schon lange auf meiner Wunschliste steht. Diese wird aber definitiv mal bei mir einziehen, nachdem ich diesen Roman beendet hatte, wäre ich am liebsten losgezogen und hätte mir die bisher erschienenen Teile gekauft.
Auf jeden Fall war ich gespannt, einen Roman der Autorin zu lesen, bisher habe ich viel Gutes davon gehört und habe mich dementsprechend auf eine lockere, interessante Geschichte gefreut. Über die Krankenpflege in England in den 1920er Jahren hatte ich absolut keine Vorkenntnisse und so bin ich voller Spannung in den Roman gestartet.

Von der ersten bis zur letzten Seite hat mir die Schreibweise richtig gut gefallen. Sie war locker, einfach, gut verständlich und hat stark dazu verleitet, immer weiterlesen zu wollen. Natürlich trägt dies auch dazu bei, dass ein schnelles Lesen ermöglicht wird, gefühlt bin ich durch das Buch geflogen, so schnell hatte ich es ausgelesen.
Meistens war die Handlung recht ruhig, mit kleinen Kabbeleien, die die Geschehnisse teilweise aufgelockert haben. Es wurden nur wenige Dramen genutzt, um eine spannende Geschichte zu schreiben. Diese kamen durchaus vor, aber in einer überschaubaren Zahl, sodass die Handlung nicht zu langatmig, aber auch nicht zu dramatisch war.

Anfangs hatte ich noch gedacht, dass sich die Handlung ausschließlich um Agnes und ih Leben in Leeds drehen wird. Diese Erwartung erwies sich schnell als falsch, zum großen Teil begegnet man als Leser Agnes auf ihrem Weg, gleichzeitig werden aber auch Ereignisse aus dem Leben von Polly, ebenfalls eine Gemeindeschwester, und Christine, einem jungen Mädchen aus Quarry Hill, erzählt. Es gab einen regelmäßigen Wechsel der Perspektiven, alle wurden hierbei von einem allwissenden Erzähler beschrieben.

Als Setting dient das Örtchen Leeds, hierbei vor allem das Schwesternheim und verschiedene Orte in Quarry Hill. Das ärmliche Viertel hat mir von der Beschreibung besser gefallen, es wirkte authentisch und nichts wurde verschönert. Agnes hat sich dort anfangs nicht wohlgefühlt und diese Stimmung hat sich beim Lesen auch auf mich übertragen. Es wurde beklemmend beschrieben und bei mir wurde Traurigkeit ausgelöst, in welchen Verhältnissen die Menschen gelebt haben.
Im Gegensatz dazu wirkte das Schwesternheim wie ein Schloss, wo alles sauber war und kein Mensch Hunger leiden muss. An sich hätte es ein guter Gegenpol sein können, aber es kam etwas blass und unscheinbar daher, nicht wie ein Ort, an dem man sich wohlfühlt. Das fand ich richtig schade und ich würde mir wünschen, dass das Schwesternheim in den folgenden Romanen als lebendiger und freundlicher Ort beschrieben wird. Als einen Ort, an dem man nach einen langen und harten Arbeitstage gerne zurückkommt.

Es tritt eine Vielzahl an Personen auf, einige Gemeindeschwestern und viele Bewohner von Quarry Hill. Als Hauptpersonen gibt es Agnes, dazu Polly und Christine. Während ich anfangs Agnes am meisten favorisiert habe, hat sich dies im weiteren Verlauf gegeben und ich habe alle drei Perspektiven gern gelesen. Sie alle hatten ihre Stärken und Schwächen, was sie einerseits menschlich macht, gleichzeitig hat mich manches aber auch gestört. Agnes mit ihrem doch etwas hochnäsigen und leicht besserwisserischen Auftreten, Christine mit ihrem Unwissen und dem Gedanken, dass sich ihre Situation irgendwann in Luft auflösen wird. Und bei Polly hat es mich gestört, dass sie zu einigen Personen nie richtig die Meinung gesagt hat, sondern manchmal versucht hat, sich aus allem rauszuwinden. Durch diese kleinen Makel, die störend waren, sind alle drei Damen keine perfekten Protagonisten gewesen und ich würde mir für die Fortsetzungen wünschen, dass sie diese Wesenszüge noch mehr hinter sich lassen und zu selbstbewussten und durchweg sympathischen Frauen werden. Bei Agnes wurde ja zumindest ein Anfang gemacht.

Fazit:
Ich hatte mich auf das Lesen gefreut und wurde auch nicht wirklich enttäuscht. Die Handlung wurde ruhig und gleichzeitig auch spannend beschrieben, es gab keine unnötigen Katastrophen. Es gab viele ruhige Kapitel, in denen alltägliche Szenen aus dem Leben einer Gemeindeschwester beschrieben wurden. Eine Geschichte, in die man gut eintauchen kann und die Geschehnisse rund herum ausblenden kann. Mein einziger Kritikpunkt, den ich in meine Bewertung einfließen lasse, sind die Darstellungen der drei Damen, die nicht perfekt waren.
Ansonsten bin ich richtig zufrieden mit der Lektüre und ich freue mich auf weitere Romane der Reihe rund um die Gemeindeschwestern der Steeple Street.

Veröffentlicht am 01.03.2019

Die Fliedertochter

Die Fliedertochter
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Handlung:
Berlin 1936
Luzie´s größter Traum ist es, eines Tages eine berühmte Sängerin am Theater zu sein. Den ersten Schritt dazu hat sie schon erfolgreich hinter sich, sie hat einen Job in einem Berliner ...

Handlung:
Berlin 1936
Luzie´s größter Traum ist es, eines Tages eine berühmte Sängerin am Theater zu sein. Den ersten Schritt dazu hat sie schon erfolgreich hinter sich, sie hat einen Job in einem Berliner Varieté. Doch Luzie lebt in einer gefährlichen Zeit, als Jüdin fühlt sie sich auf den Bühnen der Hauptstadt nicht mehr sicher und zieht nach Wien zu ihrer Tante. Schon nach kurzer Zeit kann sie dort berufliche Erfolge verbuchen, sie fühlt sich wohl bei ihrer Verwandtschaft und Luzie sieht eine wunderbare Zukunft zusammen mit Bela vor sich. Doch auch in Wien werden die politischen Fronten härter und für Luzie beginnt eine schwere Zeit...

Berlin 2018
Paulina reist im Auftrag ihrer mütterlichen Freundin Antonia nach Wien, wo sie für die ältere Dame ein Erbstück abholen soll. Dabei handelt es sich um ein Tagebuch und Paulina fühlt sich magisch angezogen von den darin beschriebenen Erlebnissen der aufstrebenden Schauspielerin. Dabei weiß sie nicht, wie stark die Zeit in Wien und mit dem Tagebuch ihr Leben verändern wird.

Meinung:
Die vier bisher erschienenen Werke der Autorin haben alle einen hohen Wiedererkennungswert, so gliedert sich auch dieser Roman perfekt an die bisherigen Cover an. Es wurden leichte, sehr frühlingshafte Farben gewählt, die dem Cover Frische und Schwung geben. Viele kleine Details geben Hinweise auf den schon im Titel vorkommenden Flieder und insgesamt wirkt alles sehr stimmig und rund.

Das Lesen hat mir aufgrund der wirklich angenehmen und einfachen Schreibweise großen Spa0 gemacht, einmal in die Handlung versunken, konnte ich das Buch nicht so schnell aus der Hand legen. Es gab viele schmückende Umschreibungen von Wien und Sehenwürdigkeiten, die die Stadt lebendig machen und direkt dazu einladen, einen spontanen Kurztrip dorthin zu machen.

Als Setting dient das wunderschöne Wien, welches in leuchtenden Farben beschrieben wurde und durch die ausführlichen und genauen Beschreibungen lebendig wurde. Ich habe viele Orte danach im Internet gesucht und war baff, wie originalgetreu sie beschrieben wurden. Chapeau!

Unterteilt wurde der Roman in zwei zeitliche Ebenen. Zum einen begleiten wir Luzie durch Berlin und Wien während der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Dies geschieht durch Tagebucheinträge, die als Tagebucheintrag beginnen und schließlich umgewandelt werden, sodass man als Leser zeitgleich mit Luzie viele Dinge erlebt und sich von ihr ein genaues Bild machen kann, wie sie im Umgang mit anderen Menschen handelt. Zum anderen begleitet man Paulina in der Gegenwart auf ihrer Reise nach Wien und auch auf der Reise in die Vergangenheit. Beide Erzählstränge hatten ihren Reiz, lange Zeit war nicht deutlich, wie sie am Ende ein Stück weit zusammengeführt werden, sodass die Spannung bis zum Ende anhielt.
Für mich waren die Abschnitte von Luzie Kühn stets spannender und ich habe auf diese hingefiebert, weil mich ihr Schicksal wirklich mitgenommen hat. Während der Handlung habe ich mit ihr mitgelitten und mich mit ihr gefreut,einige Handlungen aber auch etwas hinterfragt. Im Nachhinein kann ich aber sagen, dass sie mein Lieblingscharakter war und gerade Paulina, die die zweite große Hauptrolle neben ihr einnimmt, blass dastehen lässt.

Die Protagonisten waren meist klar gezeichnet, besonders durch Gespräche und Handlungen konnte man sich als Leser ein genaues Bild von ihnen machen. Viele waren herzlich und lebendig dargestellt, sodass mir das Lesen Spaß gemacht hat und ich habe mich über jedes Wiedersehen mit diesen Personen gefreut. Wie schon erwähnt, die Figur von Luzie ist für mich am besten gelungen. Sie ist eine starke junge Frau, die ihren Weg geht und aus Schicksalsschlägen nur noch stärker hervorgeht. Auf ihre Kapitel habe ich mich gefreut, mit Luzie habe ich mitgefiebert und mitgelitten. Bei ihrem Charakter wurde auch eine Entwicklung am deutlichsten, während sie anfangs manchmal noch etwas naiv wirkt, wird daraus eine selbstbewusste Frau, die den unbändigen Wunsch hat, den Krieg zu überleben und endlich mit ihrem Liebsten zusammenzuleben.
Als andere Dame steht Paulina im Vordergrund. Mit ihr hatte ich während des ganzen Romans meine Probleme. Sie wirkte blass und nicht immer authentisch, hatte für mich etwas zu wenig Charakter und Stärke.

Vielleicht haben mir Luzie´s Abschnitte auch so gut gefallen, weil darin viele wichtige, spannende, grausige und für mich neue historische Details geschildert wurden. Über den Kriegsverlauf in Österreich habe ich leider nur wenig Wissen, vieles war für mich Neuland und hat dazu verleitet, dass ich mich im Internet tiefer in die Marterie eingelesen habe. Insgesamt waren die historischen Ereignisse eindrucksvoll und eingängig geschildert, sodass der Zweite Weltkrieg beim Lesen wieder lebendig wurde.

Fazit:
Wow. Wieder mal hat Teresa Simon ein spannendes, toll recherchiertes und gut durchdachtes Werk geschrieben, dass mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Fast alles hat gepasst und eine runde Geschichte ergeben, wo keine Fragen offen bleiben.
Mein einziger Kritikpunkt ist die Darstellung von Paulina, mit der ich einfach nicht warm wurde und die für mich kein Charakter ist, über den ich nachgedacht habe. Ansonsten bin ich rundum zufrieden und kann auch diesen Roman der Autorin wärmstens empfehlen. Eine wunderbar feinfühlige und mitreißende Geschichte, die mich in ihren Bann gerissen hat.

Veröffentlicht am 13.01.2019

Die Frauen vom Löwenhof - Solveigs Versprechen

Die Frauen vom Löwenhof - Solveigs Versprechen (Die Löwenhof-Saga 3)
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Handlung:
Solveig ist überglücklich und kann es kaum erwarten, ihrer Familie auf dem Löwenhof von den guten Neuigkeiten zu erzählen. Auf dem Weg dorthin gerät Solveig in einen Verkehrsunfall und ihre Welt ...

Handlung:
Solveig ist überglücklich und kann es kaum erwarten, ihrer Familie auf dem Löwenhof von den guten Neuigkeiten zu erzählen. Auf dem Weg dorthin gerät Solveig in einen Verkehrsunfall und ihre Welt liegt in Scherben. Sie kann sich eine Zukunft nur schwer vorstellen und ist froh, sich erstmal auf den Löwenhof zurückziehen zu können, bevor sie ihr Studium in Stockholm fortsetzt.
Nachdem sie ihr Studium beendet hat, zieht Solveig wieder auf den Löwenhof und beginnt, sich mehr mit der Führung auseinanderzusetzen. Dabei wird deutlich, dass die besten Zeiten des Gutes vorbei sind und etwas geändert werden muss, soll es im Besitz der Familie bleiben.
Solveig greift auf die Hilfe eines Bekannten zurück, der ihr erstmals vor Augen geführt hat, dass auf dem Löwenhof vieles noch recht altmodisch ist. Doch können sie den Löwenhof retten? Und kann Solveig irgendwann wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, vielleicht sogar eine neue Liebe in ihr Herz lassen?

Meinung:
Optisch gliedert sich der letzte Teil der Löwenhof-Saga perfekt an die beiden anderen an. Gleiches Schema, eine Frau, halb von dem Leser abgewandt, die eine Landschaft betrachtet. Ich muss sagen, dass mir hier die Farben fast ein wenig zu dunkel und drückend sind, hellere Farben hätten das ganze aufgelockert.

Meine Erwartungen an den Roman waren hoch und die Handlung ging auch spannend und vielversprechend los. Die ersten ungefähr 200 Seiten habe ich im Nu gelesen gehabt, hier hatte ich absolut nichts auszusetzen. Dann jedoch wurde es für mich etwas schwächer, die Spannung ist abgeflaut und ich habe nicht mehr mit solch einer großen Freude gelesen. Ich fand die Handlung festgefahren, die Handlung plätscherte vor sich hin und es gab keine Geheimnisse mehr, die ans Licht hätten kommen können. Zumindest innerhalb der Familie Lejongård. Es war ein Warten auf eine Wendung, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass die Handlung bis zum Ende so ereignislos bleibt. Letztendlich geschah dies dann auch, ungefähr 100 Seiten vor dem Ende. Doch so ganz zufrieden war ich mit dem plötzlichen Konflikt nicht. Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber der Konflikt hatte mir zu wenig mit dem Löwenhof zu tun.

Wie ich es von Corina Bomann gewohnt bin, herrschte auch in diesem Roman ein äußerst angenehmer Schreibstil vor, der traumhaft war. Authentisch, lebhaft und bildlich.
Sehr spannend und anschaulich wurden auch diesmal wieder historische Fakten und Ereignisse mit eingebunden. Diese passten perfekt zu der Handlung und dem ganzen Geschehen im Roman. Dazu zählten u.a. die Mondlandung oder die olympischen Spiele in München.

Viele Personen, die man schon aus den ersten beiden Teilen kennt, haben auch hier wieder ihren Aufritt. Dabei fand ich das Wiedersehen mit Agneta am schönsten, ich fand es äußerst gelungen, wie sie sich im Verlauf der Bücher entwickelt hat und von einer jungen, ambitionierten Frau mit großen Plänen zu einer alten Dame geworden ist, die der jungen Generation den Vortritt lässt. Anfangs fand ich diesen Wandel doch etwa zu sehr, nur wenige charakterliche Merkmale haben sich bei ihr wiederholt gezeigt. Mit zunehmender Handlung entdeckte ich jedoch einige Details, die mich sofort an Agneta aus dem ersten Teil erinnert haben, worin sich auch wieder gezeigt hat, wieso sie meine liebste Frau vom Löwenhof ist.
In diesem Teil steht Mathilda im Mittelpunkt eine Studentin der Veterinärmedizin, in einer glücklichen Beziehung mit Sören und Erbin des Löwenhofes. Ich muss sagen, dass es mir schwer fiel, einen Zugang zu ihr zu finden. Ich weiß selbst nicht, weshalb dies so war, es brauchte einige Zeit, bis ich mit ihr warm wurde und ihren Charakter sympathisch fand. Vielleicht musste sie sich erstmal selbst finden und ein direktes Ziel vor Augen haben, um bei mir Sympathien zu finden.
Alle anderen Figuren agierten eher als Nebenfiguren, dabei tauchten manche öfter auf als andere. Ich fand es schön, dass auch aus dem ersten Teil eine Bekannte auftaucht, das kam für mich unerwartet und hat die Stellen wieder in Erinnerung gerufen, an denen sie beteiligt war.

Fazit:
Im Gesamten ein wirklich guter Roman, der jedoch leider nicht das gleiche Niveau wie die beiden anderen Teile hat. Mir hat es gut gefallen zu sehen, was für eine Wandlung der Löwenhof mitmacht und wie auch die Umwandlung darauf reagiert. Auch die Charaktere waren perfekt dargestellt, gut durchdacht und lebendig dargestellt.
Ich ziehe in meiner Bewertung einen halben Stern ab, weil die Handlung nicht durchweg spannend war und dümpelte manchmal zu sehr vor sich hin.
Für mich leider kein perfekter Abschluss der Reihe, meine Erwartungen waren höher, aber durchaus ein letzter Teil, mit dem ich mich arrangieren kann.