Ulrich und die Flucht aus seinem Leben
Die Geschichte von Ulrich, der bei Ikea einzog und das Glück fandUlrich ist arbeitslos. Nach dem Tod seiner Eltern schafft er es nicht, selbständig zu werden. Als er vom Arbeitsamt aufgefordert wird, einen Computerkurs zu absolvieren, tritt er die Flucht aus seinem ...
Ulrich ist arbeitslos. Nach dem Tod seiner Eltern schafft er es nicht, selbständig zu werden. Als er vom Arbeitsamt aufgefordert wird, einen Computerkurs zu absolvieren, tritt er die Flucht aus seinem Leben an und so entsteht „Die Geschichte von Ulrich, der bei Ikea einzog und das Glück fand„.
A.S. Dowidat, Theologin aus Bonn, hat sich diese Geschichte ausgedacht. Es ist eine recht nachdenklich daherkommende Geschichte – auch wenn das knallgelbe Cover vielleicht etwas andere Erwartungen weckt. Die „Geschichte von Ulrich“ ist eher ein modernes Märchen darüber, wie man mit seinem Leben zurechtkommen kann als über das Finden von Glück. Wer ein Buch erwartet wie „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ wird sicherlich das Buch enttäuscht beiseite legen. Denn als Ulrich schließlich das Möbelhaus zu seinem Wohnort erkürt und sich regelmäßig abends einschließen lässt, denkt er mitnichten über sein eigenes Glück nach.
Nein, Ulrich sucht nicht sein Glück. Vielmehr braucht es andere, die ihn schließlich aus seiner Lethargie befreien – oder aus seiner Rolle als bloßer Beobachter, wie Ulrich sich sieht. Gisela etwa, aber auch die ominöse Nachtwächterin, der er immer wieder begegnet. Dazu kommt eine Stimme, die ihn immer wieder ruft „Komm, Ulrich…“ – und die ihn immer zur Nachtwächterin führt.
Nichtsdestotrotz hat Ulrich auch andere Seiten. So versteckt er Zettel in dem Möbelhaus, die die Finder zum Nachdenken anregen sollen – er selbst allerdings tut dies mitnichten. „Glauben Sie, dass im Selbstaufbauen von Möbeln Lebensglück liegt?“ steht etwa auf einem der Zettel.
Diese Zettel gehörten zu den humorvolleren Ideen des Buches. Auf mich wirkte das Buch allerdings insgesamt sehr konstruiert. Alles muss eben gut ausgehen. Zudem kommen einzelne Szenen sehr plakativ daher. Ulrich etwa, so sagt es der Roman, sei jemand, der „noch nie“ etwas abgelehnt habe. Noch nie… – naja! Dann die Versöhnung mit den Eltern: ratzfatz im Sauseschritt wird alles vergessen, was die Beziehung zuvor belastet hat. Wer’s glaubt…
Auch der Bezug zur Religion gehört zu dem, was mich an dem Buch nicht ganz überzeugt hat. Die Begegnung mit der Religion ist auf drei größere Szenen fokussiert. Sehr mundgerecht wird danach dann präsentiert, was Ulrich daraus lernen konnte. Als Leser wird man in „Die Geschichte von Ulrich, der bei Ikea einzog und das Glück fand“ von der Autorin an eine sehr enge Leine genommen. Für mich war es eine zu enge Leine.