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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2019

Jelena – Elena - Lena

Die Leben der Elena Silber
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Von dem kleinen russischen Dorf, in dem sie geboren wurde, ist es ein weiter Weg bis nach Berlin, wo sie mit ihren vier verbliebenen Töchtern schließlich wohnen bleibt. Elena Silbers Leben ist geprägt ...

Von dem kleinen russischen Dorf, in dem sie geboren wurde, ist es ein weiter Weg bis nach Berlin, wo sie mit ihren vier verbliebenen Töchtern schließlich wohnen bleibt. Elena Silbers Leben ist geprägt von Verlusten, Krieg, Missgunst und dem Gefühl nicht reinzupassen. Diesem Leben spürt ihr Enkel Konstantin nach. Auf der Suche nach der verborgenen Wahrheit seiner Familie treibt es ihn quer durch Europa.

Alexander Osang erzählt seinen Familienroman auf mehreren Zeitebenen, trotzdem fällt es einem erstaunlich leicht, immer wieder anzuknüpfen. Elenas Leben ist sehr interessant, ihre Figur eine Herausforderung. Richtig nah kommt man ihr und ihrem Leben trotzdem nicht, bis zuletzt bleiben manche Wahrheiten im Dunkeln. Konstantin fand ich sehr blass, er ist und handelt sehr ziellos, auch wenn er sich jetzt gerade mal in den Kopf gesetzt hat, die Familiengeschichte aufzuarbeiten. Seinen Befragungen der Familienmitglieder, seinen Besuchen an früheren Wohnorten fehlt das echte Herzblut, und so konnte ich ihn einfach nicht ernst nehmen. Ich hatte vielleicht einfach etwas Anderes von diesem Roman erwartet, eine Familie, die vergangenes und aktuelles Geschehen wiederspiegelt; doch obwohl Elena viel erlebt, hatte ich nie das Gefühl Geschichte zum Anfassen zu haben. Dazu trägt natürlich auch der distanzierte Erzählstil bei, der sich zwar gut lesen lässt, aber eben echte Nähe verhindert. Die eine oder andere Länge schleicht sich auch ein, und da man das Ende schon relativ früh erfährt, bleibt die Handlung zwar abwechslungsreich, aber ohne echten Höhepunkt. Ich fand den Roman unterm Strich ganz ok, begeistern konnte er mich leider nicht.

Veröffentlicht am 15.07.2019

Barudis letzter Fall

Die geheime Mission des Kardinals
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In Damaskus fiebert Kommissar Barudi seiner Pensionierung entgegen, nur noch wenige Wochen trennen ihn vom wohlverdienten Ruhestand. Doch sein letzter Fall verlangt ihm noch einmal alles ab. In der italienischen ...

In Damaskus fiebert Kommissar Barudi seiner Pensionierung entgegen, nur noch wenige Wochen trennen ihn vom wohlverdienten Ruhestand. Doch sein letzter Fall verlangt ihm noch einmal alles ab. In der italienischen Botschaft wird die Leiche eines Kardinals in einem Fass Olivenöl aufgefunden. Zusammen mit seinem extra aus Italien eingeflogenen Kollegen Mancini macht sich Barudi auf Spurensuche, und verstrickt sich in einem Netz aus Glauben und Aberglaube, Macht und Korruption.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich vom Klappentext mehr als angetan war. Ein Krimi mit Gehalt wurde versprochen. Im Prinzip habe ich vor allem letzteres auch bekommen, trotzdem konnte mich das Buch nicht recht überzeugen. Ich mochte die Auszüge aus Barudis Tagebuch sehr, hier kann man ihn denken hören. Die restliche Handlung ist sehr distanziert erzählt, die Protagonisten agieren ein bisschen im luftleeren Raum, das Geschehen kam einfach nicht an mich heran. Natürlich gibt es viele Konflikte, zwischen Muslimen und Christen, zwischen dem tiefverwurzeltem Glauben und denjenigen, die an gar nichts mehr glauben können. Auch die Übermacht der Obrigkeit kommt gut rüber, wenn hier etwas vertuscht werden soll, wird es für Barudi und Kollegen schnell lebensbedrohlich. Die Unsicherheit, die ständige Bedrohung von verschiedensten Seiten und die Stimmung in der Gesellschaft werden gut wiedergegeben. Ich war v.a. von den Figuren enttäuscht, gerade Barudi handelt sehr unglaubwürdig. Er, der sich seiner Bedrohung durch falsche Freunde ständig bewusst ist, ausgerechnet er schließt quasi auf den ersten Blick Freundschaft mit einem Ausländer? Auch seiner großen Liebe trauert er seit Jahren hinterher, wird dann aber doch innerhalb von Minuten im Sturm erobert? Glatter und konstruierter geht es kaum. Auch der Krimiaspekt war eher enttäuschend, Spannung gibt es kaum, eher verliert sich die Handlung in nüchternen und eher langatmigen Schilderungen. „Die geheime Mission des Kardinals“ punktet mit Beschreibungen zu Land und Leuten; ansonsten aber eher nicht.

Veröffentlicht am 23.06.2019

Urlaubsgefühle mit einem Hauch von Spannung

Kretische Feindschaft
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Auf Kreta ist die Welt noch in Ordnung, und so hat Michalis von der Mordkommission in Chania nicht allzu viel zu tun, außer auf die Ankunft seiner Freundin Hannah zu warten. Doch noch während die im Flugzeug ...

Auf Kreta ist die Welt noch in Ordnung, und so hat Michalis von der Mordkommission in Chania nicht allzu viel zu tun, außer auf die Ankunft seiner Freundin Hannah zu warten. Doch noch während die im Flugzeug zwischen Berlin und Griechenland sitzt, wird der im Nachbarort vermisste Bürgermeister tot aufgefunden. Er ist mit seinem Auto von der Straße abgekommen, alles sieht nach einem tragischen Unfall aus. Doch Michalis stößt auf Ungereimtheiten.
„Kretische Feindschaft“ ist der erste Band mit dem kretischen Ermittler Michalis Charisteas. Der Krimi kann leider nicht unbedingt mit spannenden Ermittlungen, dafür aber mit der Atmosphäre punkten. Dem Autor gelingt es ganz hervorragend beim Leser Urlaubsgefühle zu wecken; man spürt seine Begeisterung für die Insel in jeder Beschreibung von Land, Leuten und heimischen Köstlichkeiten, die sich dann sofort auf den Leser überträgt. Man verzeiht ihm dafür auch schnell, wenn er übers Ziel hinausschießt und auf jeder Seite noch mehr Kreta unterbringen will als der Geschichte unbedingt gut tut. Der Schreibstil ist sehr angenehm und leicht zu lesen; einige Worte werden leider nahezu inflationär gebraucht (Frappé, graue Lederjacke usw.), sodass man irgendwann davon genervt ist, ansonsten fand ich die Geschichte aber wirklich schön zu lesen. Die Figuren sind etwas stereotyp und klischeehaft geraten, Michalis und Hannah sind aber ganz sympathisch und über Michalis griechische Großfamilie lässt sich auch mal lachen. Der Kriminalfall ist der große Schwachpunkt, denn der entwickelt sich weder spannend noch temporeich. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, dass dem Autor selbst noch nicht ganz klar war, wo er mit seinem Krimi denn nun hinmöchte und so irrt die Handlung etwas aber die zugegebenermaßen wunderschöne Insel. Im Endeffekt handelt es sich eher um einen schönen Landschaftsroman, dem man auch noch mit urlaubsbedingt ausgeschaltetem Kopf wunderbar folgen kann.

Veröffentlicht am 18.05.2019

Katharina

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Katharina die Große scheint fest auf dem russischen Zarenthron zu sitzen. Zwar war ihr Weg zur Macht nicht ganz koscher, doch jetzt wird sie auch von den anderen großen Herrschern Europas respektiert. ...

Katharina die Große scheint fest auf dem russischen Zarenthron zu sitzen. Zwar war ihr Weg zur Macht nicht ganz koscher, doch jetzt wird sie auch von den anderen großen Herrschern Europas respektiert. Friedrich II schickt ihr, der gebildeten und philosophisch Interessierten, gar seinen Haus- und Hofphilosophen Stephan Mervier. Der wollte mit seiner Frau eigentlich in Paris und Wien glücklich werden, doch die russische Gesellschaft nimmt die beiden bald auf.

Die Geschichte großer Herrscherinnen ist immer eine besondere, da das „schwache“ Geschlecht oft besonders kämpfen muss, um Anerkennung und Rückhalt im Volk und der oberen Zehntausend zu finden. Martina Sahler behandelt in ihrem Roman nur eine kurze Zeitspanne von Katharinas Regentschaft, doch auch die hat es schon in sich. Intrigen, Geheimnisse, angespannte Verhältnisse, Kriege… langweilig wird es nicht in St. Petersburg. Die Autorin spricht viele kleine und große historische Fakten an, trotzdem steht klar immer die fiktive Handlung im Vordergrund. Vielleicht war es das, was mich im Endeffekt davon abgehalten so richtig in der Geschichte aufzugehen. Die vielen fiktiven Figuren leben ihr Leben, das mich aber samt und sonders nicht so richtig interessiert hat. Egal ob es die Oberschicht ist oder der aufständische Bauer, so recht konnte mich keiner überzeugen und so hat mich ihr Schicksal oft unfreiwillig kalt gelassen. Die Einblicke blieben mir auch zu oberflächlich, gerade der Blick auf die drohende Rebellion gerät äußerst flüchtig. Zwar habe ich dank Sahlers angenehmen Erzählstil unterhaltsame Lesestunden gehabt, trotzdem hat mich der Inhalt einfach nicht richtig überzeugen können.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Eher Mittelmaß

Dark Call - Du wirst mich nicht finden
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Holly Wakefield arbeitet als Psychologin in einer Anstalt, unterrichtet zusätzlich am College. Sie fällt aus allen Wolken, als die Ermittler in einem Mordfall sie als Profilerin hinzuziehen wollen. Eine ...

Holly Wakefield arbeitet als Psychologin in einer Anstalt, unterrichtet zusätzlich am College. Sie fällt aus allen Wolken, als die Ermittler in einem Mordfall sie als Profilerin hinzuziehen wollen. Eine bestialisch zugerichtete Leiche wurde gefunden, für die Ermittler perfekt in Szene gesetzt. Schnell wird klar, dass auch ein weiterer Mord auf dasselbe Konto geht. Holly soll den Serienmörder stoppen helfen.

Dark call ist sicherlich kein schlechter Thriller. Aber auch keiner, der sich irgendwie aus der breiten Masse abheben kann. Der Mörder ist brutal, die Beschreibungen mittelgrausam, die Profilerin natürlich klug und mit einer düsteren Vergangenheit gesegnet. Der Ermittler ist natürlich ebenfalls smart, hat aber auch sein Päckchen zu tragen. Die Ermittlungen spielen in London, wo es naturgemäß meist regnet oder schneit. Ich kann nichts Außergewöhnliches an diesem Thriller finden, eher so als würde hier der übliche Einheitsbrei mit dem üblichen „furioses Debüt“ beworben. Geschrieben ist das Buch nicht schlecht, Griffin schreibt sehr gefällig und auch spannend. Da überliest man schon auch mal die eine oder andere Logiklücke (ein Beispiel: eine Leiche wird ca. 2 Tage nach dem Mord gefunden, weil dem Ermittler das Blut ins Gesicht tropft; das natürlich noch quietscherot ist und natürlich nicht gerinnt. Sonst wäre ja der theatralische Effekt kaputt.) Vielleicht bin ich von dieser Art Story etwas übersättigt. Vielleicht ist Dark call aber wirklich einfach nicht so sonderlich anders als das Gros der anderen Thriller.