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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2019

Wenn Märchen wahr werden...

So finster, so kalt
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Die Anwältin Merle Hänssler lebt seit Jahren in Hamburg, als sie Nachricht erhält, dass ihre Großmutter gestorben ist. Merle hat in ihrer Kindheit und Jugend jede freie Minute im Haus ihrer Omi verbracht, ...

Die Anwältin Merle Hänssler lebt seit Jahren in Hamburg, als sie Nachricht erhält, dass ihre Großmutter gestorben ist. Merle hat in ihrer Kindheit und Jugend jede freie Minute im Haus ihrer Omi verbracht, das im Hochschwarzwald abseits des Dorfes Steinberg mitten im Wald steht. Als sie nun zur Beerdigung zurück kommt, findet sie bei den Sachen ihrer Großmutter Dokumente aus dem 16. Jahrhundert, geschrieben von einem gewissen Johannes. Anscheinend lebte er genau in diesem Haus. Seine Berichte handeln von seiner Schwester Greta und Merle tut sie zunächst als Aberglaube ab. Aber je länger sie in dem alten Haus wohnt, das sie anscheinend vor irgendwas beschützen will, desto öfter kommen Erinnerungen an ihre Kindheit zurück. Außerdem hat sie Albträume von dunklen Wesen und bösen Wölfen. Und immer mehr gerät sie in den Bann der Märchen, die ihre Oma ihr früher immer erzählt hat. Anscheinend hatte diese selbst schon Nachforschungen angestellt und Kontakt mit einem Experten für Märchen und Sagen aufgenommen.
Dann verschwinden Kinder aus dem Dorf und Merle fragt sich, ob an Johannes' Erzählungen nicht doch mehr dran.

Es ist schwer, das Buch einem Genre zuzuordnen.Am ehesten würde ich sagen, es passt in den Bereich Mystery. Aber eigentlich ist das auch egal, denn gefallen hat es mir auch so. Es ist düster, irgendwie magisch und märchenhaft. Und darum dreht es sich auch zum größten Teil, um alte Märchen wie "Hänsel und Gretel". Mit diesen bin ich ebenfalls aufgewachsen, genau wie Merle. Es gibt viele Anspielungen auf diese Märchen, angefangen natürlich bei den Namen wie Hans, Greta, der Familienname Hänssler oder auch Jakob Wolf.
Und es geht darum, dass man mit dem Erwachsenwerden den Glauben an Märchen und das Übernatürliche immer mehr verliert.

Die Geschichte und der Schreibstil haben mir sehr gut gefallen und ich habe mich von Anfang bis Ende gut unterhalten. Der überwiegende Teil spielt in der Gegenwart und aus Sicht von Merle. Dann gibt es wieder ein paar Kapitel aus dem Manuskript von Johannes und man erfährt sozusagen aus erster Hand, was damals passiert ist.

Das Buch passt perfekt in die herbstliche Jahreszeit, wenn der Nebel durch die Wälder kriecht. Und auch für die Fans von Grimms Märchen kann ich "So finster, so kalt" sehr empfehlen.

Veröffentlicht am 30.10.2019

Nicht durchgehend fesselnd

Das Haus der Verlassenen
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Die Journalistin Samantha findet in der Wohnung ihrer Großmutter einen Brief einer gewissen Ivy. Ihre Großmutter sagt, sie hätte diesen und weitere Briefe bei den Sachen ihres verstorbenen Mannes gefunden, ...

Die Journalistin Samantha findet in der Wohnung ihrer Großmutter einen Brief einer gewissen Ivy. Ihre Großmutter sagt, sie hätte diesen und weitere Briefe bei den Sachen ihres verstorbenen Mannes gefunden, dem als Antiquitätenhändler öfter mal ähnliche Dinge in alten Möbelstücken in die Hände gefallen sind. Sam wittert eine große Story, denn sie muss nach der Trennung von ihrem Mann alleine für ihre Tochter sorgen.
Der Brief stammt aus dem Jahr 1956 und daraus geht hervor, dass die unverheiratete Ivy ungewollt schwanger wurde. Um einen Skandal zu vermeiden, schickt ihr Stiefvater sie nach St. Margaret's, einem Mutter-Kind-Heim in Sussex. Hierher werden ledige Mütter abgeschoben, um ihre Kinder zu bekommen und diese nach der Geburt zur Adoption freizugeben. In diesem von Nonnen geleiteten Heim herrschen grausame Zustände. Die Mädchen müssen hart arbeiten, obwohl sie hochschwanger sind und werden hart bestraft, wenn sie sich weigern.
Sam erfährt, dass St. Margaret's kurz vor dem Abriss steht und sie hat nur zwei Tage Zeit, um die dunklen Geheimnisse des Hauses aufzudecken.

Danke erst einmal an das Blogger-Portal, das mir dieses Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen unentschlossen, was ich nun schreiben soll. Auf jeden Fall ist es ein wichtiges Thema, das hier publik gemacht wurde und es ist heute fast unvorstellbar, wie noch im letzten Jahrhundert mit den Mädchen und jungen Frauen umgegangen wurde, welche Grausamkeiten ihnen in diesen Heimen angetan wurde. Von Frauen, die eigentlich Nächstenliebe im Namen Gottes spenden sollten. Das hat mich wirklich wütend gemacht.
Trotzdem hat mir der Teil, der in der Vergangenheit spielt, besser gefallen. Mit Ivy habe ich sofort mitgefühlt und sie war mir gleich sympathisch. Sie ist sehr authentisch dargestellt.
Mit Sam wurde ich dagegen nicht so recht warm. Auch fand ich die Passagen in der Gegenwart ein wenig verwirrend, es gibt viele Namen und ab einem bestimmten Punkt hätte man einer der Personen ihren richtigen Namen geben sollen, das wäre eindeutiger gewesen. Wer das Buch kennt, weiß vielleicht wen ich meine.
Im Großen und Ganzen spielt die Geschichte auf zwei Zeitebenen, aber zwischendurch gibt es immer mal wieder weitere Zeitsprünge, die meiner Meinung nach nur für mehr Verwirrung sorgen. Mir fehlte ein roter Faden und ein wirklicher Lesefluss in der gesamten Geschichte.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Krimi und Familiendrama

Suche mich nicht
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Für Simon wird ein Alptraum wahr, als seine Tochter Paige von einem Tag auf den anderen verschwindet. Hinterlassen hat sie eine Botschaft, in der sie klar macht, dass sie nicht gefunden werden will. Panisch ...

Für Simon wird ein Alptraum wahr, als seine Tochter Paige von einem Tag auf den anderen verschwindet. Hinterlassen hat sie eine Botschaft, in der sie klar macht, dass sie nicht gefunden werden will. Panisch begibt sich Simon auf die Suche, und als er Paige im Central Park tatsächlich entdeckt, erkennt er seine Tochter nicht wieder. Denn diese junge Frau ist völlig verstört und voller Angst. Sie flieht vor ihm, und Simon hat nur eine Chance, wenn er sie retten will: Er muss ihr in die dunkle und gefährliche Welt folgen, in deren Sog sie verloren ging. Und was er dort entdeckt, reißt ihn und seine gesamte Familie in einen Abgrund …

Die Greenes sind eigentlich eine ganz normale Familie, Simon und seine Frau haben gute Jobs, es geht ihnen finanziell gut, die beiden älteren Kinder gehen aufs College, die jüngste in die Highschool. Aber dann gerät Paige, die älteste Tochter, auf die schiefe Bahn und nach mehreren Vorfällen aufgrund ihrer Drogensucht, verschwindet sich spurlos. Doch Simon kann sie nicht aufgeben und sucht heimlich nach ihr, obwohl er seiner Frau versprochen hat, es nicht zu tun. Als er Paige schließlich findet, erkennt er sie kaum wieder, sie ist völlig abgemagert und will nichts mit ihm zu tun haben. Es kommt zu einem unschönen Zwischenfall, aber Simon gibt trotzdem nicht auf.

Was die Familie Greene hier durchmacht, ist sicher einer der größten Albträume überhaupt. Alleine, dass ein Kind in die Drogensucht abrutscht, ist schon schlimm genug. Aber durch gewisse Umstände zieht das Drama hier noch weitere Kreise.
In erster Linie wird das Ganze aus der Sicht von Simon erzählt. Dann gibt es aber noch den Part von Elena Ramirez, einer Privatdetektivin, sowie des Profikillers Ash. Anfangs fragt man sich, wie das alles zusammenhängt, aber nach und nach werden die Handlungsfäden dann zusammengeführt und Stück für Stück setzt sich das Puzzle zusammen. So wie man es auch von Harlan Coben gewohnt ist.
Die Spannung steigert sich zwischendurch immer mal wieder und es gibt auch ein paar witzige und emotionale Momente. Allerdings hatte das Ganze für mich auch ein paar Längen, deswegen gibt es nur vier Fledermäuse.

Fazit: Ein routiniert geschriebener Krimi, der mich auf alle Fälle gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 31.07.2019

Ein Café in Cornwall

Hinter dem Café das Meer
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St. Trenyan in Cornwall. Es ist Ostern in dem Touristenort an der englischen Küste und Kellnerin Demi hat in einem kleinen Strandcafé alle Hände voll zu tun. Nach einem Zwischenfall verliert sie dann ihren ...

St. Trenyan in Cornwall. Es ist Ostern in dem Touristenort an der englischen Küste und Kellnerin Demi hat in einem kleinen Strandcafé alle Hände voll zu tun. Nach einem Zwischenfall verliert sie dann ihren Job und ihre Wohnung und steht plötzlich mit Hund Mitch auf der Straße. Das Jobangebot von Cal Penwith erscheint ihr da wie ein Geschenk des Himmels. Er hat eine Ferienanlage direkt an der Küste geerbt und will diese wieder eröffnen. Bis dahin ist allerdings noch jede Menge zu tun. Demi, die sich für harte Arbeit nicht zu schade ist, packt kräftig mit an. Außerdem darf sie mit Mitch in einem der Feriencottages wohnen und hat so seit langem endlich wieder ein richtiges Zuhause. Außerdem mag sie ihren neuen Chef. Aber Cal hält sie auf Abstand und will auch nicht darüber sprechen, was ihm in den letzten zwei Jahren bei einer medizinischen Hilfsorganisation im Nahen Osten passiert ist. Demi stürzt sich in die Arbeit und langsam scheint auch ihr Traum nach einem eigenen Café direkt an der Küste Gestalt anzunehmen.
Ein Roman, der in Cornwall spielt, noch dazu nahe bei Lands End, den musste ich natürlich lesen. Ich war zwei Mal dort und einfach nur begeistert von diesem Landstrich in Südengland.
Mir hat die Geschichte gut gefallen, denn sie ist kein typischer Liebesroman, was ja nicht so mein Fall ist. Kein großer Herzschmerzschnulzenschmalz. g
Demi ist eine junge Frau, die trotz einiger Rückschläge nicht so schnell aufgibt und für ihren Traum kämpft. Sie war mir gleich sympathisch, schon deshalb, weil sie und ihr Hund Mitch ein so tolles Team sind. Sie würde ihn nie im Stich lassen und umgekehrt genauso.

Der Schreibstil ist locker und oft recht witzig. Sehr schön fand ich die landschaftlichen Beschreibungen der Orte und auch der Küste selbst. Da kriegt man gleich Fernweh und hört das Meer rauschen.

Geschrieben ist das Ganze überwiegend aus der Sicht von Demi, manchmal auch aus der von Cal.
Neben den beiden gibt es noch eine Reihe von Figuren, die kleinere, aber nicht unwichtige Rollen spielen, wie z. B. Polly, die Demi anfangs skeptisch gegenüber steht. Aber sie hat auch ein gutes Herz.

Ein schönes Buch für zwischendurch, dessen Ende zwar nicht überrascht, aber für den Sommer und im Urlaub durchaus lesenswert.

Und am Ende gibt es noch ein paar interessante Rezepte, die Demi für ihr Café ausprobiert, wie z. B. die berühmte Cornish Pasty.

Veröffentlicht am 15.07.2019

Schöne Geschichte vor historischer Kulisse

Vom Himmel zum Meer
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1892. Die junge Agnes Martin wächst in Straßburg in einem Waisenhaus auf, wo sie mit den Jahren ihre Leidenschaft fürs Backen und Kochen entdeckt. Mit 21 Jahren muss sie das Haus verlassen und soll als ...

1892. Die junge Agnes Martin wächst in Straßburg in einem Waisenhaus auf, wo sie mit den Jahren ihre Leidenschaft fürs Backen und Kochen entdeckt. Mit 21 Jahren muss sie das Haus verlassen und soll als Gesellschafterin nach Hamburg zur Pfarrerswitwe Tilly Bredenkamp gehen. Nicht lange nach ihrer Ankunft in dem ärmlichen Viertel bricht die Cholera aus und Agnes und Tilly flüchten mit einigen Kindern, die in ihrer Obhut sind, an die Ostseeküste. Dort steht Tillys Elternhaus, das die Witwe allerdings nicht betreten will, weil irgendetwas Schreckliches in ihrer Vergangenheit dort geschehen ist. Agnes kümmert sich also um die Küche und die Versorgung der Kinder. Die kleine Kate ist dafür mehr schlecht als recht geeignet und als Agnes bei einem Spaziergang ein leerstehendes Herrenhaus mit einer großen und funktionsfähigen Küche entdeckt, reift in ihr eine Idee. Denn erst kürzlich hat sie am Strand an die reichen Feriengäste ein paar ihrer selbst gebackenen Köstlichkeiten verkauft. Wenn sie nun eine bessere Küche nutzen könnte, wäre das ein Traum. Aber wie reagiert der Besitzer des riesigen Hauses, Benjamin von Reiker, auf ihre Idee?

Ein lebendig geschriebener Roman vor historischer Kulisse. Das Porträt einer mutigen jungen Frau, die sich nicht so schnell entmutigen und unterkriegen lässt, um ihre Träume zu verwirklichen.
Oft wird deutlich, wie die Rolle der Frau damals in der Gesellschaft war, denn Agnes stößt mit ihren Ideen mehr als einmal an Grenzen. Grenzen, die ihr von den Männern gesetzt werden. Dabei sind es oft nur Kleinigkeiten, die für uns heute selbstverständlich sind. Trotzdem bleibt sie optimistisch und hört nicht auf zu träumen. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge, was sie dem Leser gleich sympathisch macht und kümmert sich liebevoll um die ihr anvertrauten Kinder.

"Vom Himmel zum Meer" ist ein unterhaltsamer Roman, der einen manchmal zum Schmunzeln und manchmal auch zum Nachdenken bringt. Es gibt auch viele gefühlvolle Szenen.
Trotzdem hätte ich mir ein bisschen mehr Tiefgang gewünscht. Ich kann es schlecht genauer benennen, aber um die volle Punktzahl zu vergeben, fehlt mir irgendwas. Vielleicht, weil die junge Agnes, die ja bisher nur das Leben im Waisenhaus kannte, manchmal doch ein wenig zu abgeklärt und erfahren wirkte.

Trotzdem hat mir das Buch gefallen, es liest sich leicht und spendet wie gesagt unterhaltsame Lesestunden.
Außerdem ist das Cover einfach wunderschön anzusehen.