Eine aussagekräftige, authentische und vor allem wichtige Geschichte.
On The Come UpMEINE MEINUNG:
Nachdem ich ausnahmslos nur Gutes über das Debüt „The Hate U Give“ von der Autorin gehört habe, selbst aber nie in den Genuss dieses Werkes kam, wollte ich dafür unbedingt ihr neuestes ...
MEINE MEINUNG:
Nachdem ich ausnahmslos nur Gutes über das Debüt „The Hate U Give“ von der Autorin gehört habe, selbst aber nie in den Genuss dieses Werkes kam, wollte ich dafür unbedingt ihr neuestes Buch lesen. Also habe ich es prompt angefragt und keine 24 Stunden später den Zuschlag bekommen – vielen herzlichen Dank an dieser Stelle. Nachdem das Stalken des Postboten dann ein Ende hatte und er mir das gute Stück überreichte, habe ich mich sofort in die Seiten gestürzt, um euch heute meine Meinung zu liefern. Viel Spaß dabei ♥
Die 16-jährige Brianna ist der Inbegriff eines dunkelhäutigen Mädchens aus den sozialen Brennpunkten Amerikas. Angie Thomas hat den Charakter des Teenagers nahezu perfekt eingefangen und widergegeben und der Minderheit; den ganz offensichtlich benachteiligten Jugendlichen eine Stimme verliehen. Mit Bri begleiten wir eine Figur, deren bisheriges Leben alles andere als leicht war. Noch heute plagen sie deshalb immer wieder Zweifel und Zukunftsängste, die sich in Form von Alpträumen zeigen. Doch neben dieser Facette offenbart die Schülerin noch so viel mehr. Sie kämpft für ihre Ziele, will ihren Traum, Rapperin zu werden um jeden Preis verwirklichen, doch bleibt sie auf dem Weg dorthin stets fair und handelt bedacht. Ob nun jede ihrer Entscheidungen richtig war, vermag ich nicht zu sagen, doch die Gedanken, die sie sich immer und immer wieder machte, zeugten von den richtigen Werten. Brianna ist sympathisch, lebendig und greifbar und zu 100% authentisch; sie ist noch jung, in vielerlei Hinsicht noch naiv und manchmal sogar ein wenig trotzig; aber sie ist unheimlich echt und verfügt über so viele Launen, die wir im Laufe der Geschichte alle miterleben dürfen. Und das wichtigste: die 16-jährige Schülerin legt eine enorme Entwicklung an den Tag, die sicher einen jeden jungen Leser und auch mich zum nachdenken animieren.
Randfiguren gab es einige – ich gehe aber speziell jetzt auch auf keinen davon genauer ein, weil ich denke, dass man jeden einfach persönlich kennenlernen muss, um zu verstehen, was mich auch an den eher nebensächlichen Charakteren so begeistern konnte. Es gibt einfach eine riesige Bandbreite an Personen, die zwar alle ein wenig klischeebehaftet waren, aber trotzdem enorm glaubwürdig und authentisch. Wir haben den besten Freund, mit dem es immer wieder zu kleineren Streitereien kommt; wir haben die typischen Gang-Mitglieder, die ihren Lebensunterhalt mit dem Verticken von Drogen verdienen. Wir haben die, die den Absprung geschafft und clean geworden sind; nun aber nicht mehr richtig Fuß fassen können. Wir haben die geschwätzigen alten Weiber, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, jedem gute Ratschläge zu erteilen, die keiner hören will. Wir haben den erfolgreichen Studenten, der aus den Garden Heighs ausbricht und natürlich habe wir einige, ganz unterschiedliche Rapper. Jeder von ihnen trug seinen Teil zur Geschichte bei und die Päckchen, die sie teilweise zu tragen hatten, hallen immer noch in mir nach.
Die Idee hatte mich schon nach dem Lesen des Klappentextes komplett für sich eingenommen. Ich hab mir einiges vorgestellt, ausgemalt und gewünscht bevor ich mich in die Seiten gestürzt habe und jetzt rückblickend kam meine Vorstellung nicht mal ansatzweise an die Realität, die uns in der Geschichte erwartete, heran. Dieses Buch ist so aussagekräftig, so wichtig! Angie Thomas hat das Leben der dunkelhäutigen Gesellschaft unheimlich mitreißend und greifbar – lebendig – dargestellt, und aufgezeigt, welchen Problemen sich die Menschen mit dunkler Haut stellen müssen; was sie hinnehmen müssen um simple Dinge wie Schulbildung, einen Job, usw. zu erhalten. Nie habe ich mich großartig mit dieser Thematik auseinander gesetzt, obwohl mir die Willkür und das Rassedenken in Amerika (und auch in Deutschland – aber darum geht es hier nicht), besonders in Bezug auf die Polizei, nicht fremd war. Die Autorin hat es geschafft, ein so klares, realistisches Bild dieser verschiedenen Leben zu schaffen, das einen animiert, nachzudenken und aktiv zu werden.
Doch nicht nur Rassismus ist ein Thema, auch auf Homosexualität wird hingewiesen; auf falsches Verantwortungsgefühl – auf die Gefährlichkeit in den Ghettos, auf die Gang-Kriege. Für all das, hat Angie Thomas eine Stimme erschaffen – eine Stimme die laut nach Aufmerksamkeit schreit und sie definitiv auch bekommen sollte. Ein Buch für Jugendliche, das derart unter die Haut geht und Charaktere zu Freunden macht, ist ein Muss für die Gesellschaft und bietet enorm viel Potential für Diskussionen, Gedankengänge und Nachklang.
Bri auf ihrem Weg, Rapperin zu werden, hat mir unheimlich viel Freude bereitet. Die Hindernisse, denen sie begegnete und überwand, Fehler, die sie beging und dieser wahnsinnig wichtige Selbstfindungsprozess, waren so interessant und so spannend, dass ich das Buch nur schwer aus den Händen legen konnte. Auch die Atmosphäre, die herrschte, war enorm fesselnd – denn schon nach wenigen Wörtern fühlte ich mich, dank des sehr authentischen Schreibstils der Autorin und der gewählten Sprache wie inmitten des 50 Cent Films (den ich btw sehr liebe!). Schon allein das sollte aufzeigen, wie „echt“ sich das Buch angefühlt hat; wie sehr ich ins Geschehen abtauchen konnte. Diese Geschichte war einfach rund; komplett auf den Punkt und vermittelt so wichtige Botschaften, Aussagen und Gedankenansätze.
FAZIT:
„On the come up“ von Angie Thomas ist eine Liebeserklärung an den Hiphop. Es ist eine Message gegen Rassismus. Es ist ein Aufzeigen von Problemen. Es ist vollgepackt mit Plots, die zum nachdenken anregen. Es ist eine Botschaft für Loyalität und Ehrlichkeit gegenüber Freunden und Familie. Es ist ein Wink mit dem Zaunpfahl, wie gefährlich Drogen sind. Es ist ein Tritt für alle, die noch nicht begriffen haben, wie wichtig es ist, sich selbst zu finden. Und es ist die perfekte Möglichkeit, Jugendlichen – oder auch Erwachsenen – die Augen zu öffnen. Es ist wichtig. Es ist echt. Es ist phänomenal. Punkt.