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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2019

Wessen Herz ist wirklich rein?

Mein Herz so schwarz
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Ein außergewöhnlicher Vorfall: ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag stürzt Evie Rousseau-White von den Klippen in das Meer. War es Selbstmord? Aber warum sollte sie sich das Leben nehmen, sie heiratet und ...

Ein außergewöhnlicher Vorfall: ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag stürzt Evie Rousseau-White von den Klippen in das Meer. War es Selbstmord? Aber warum sollte sie sich das Leben nehmen, sie heiratet und hat ein scheinbar sorgenfreies Leben vor sich. Oder war es Mord, angeblich war Evie kurz vor dem Sturz in einen heftigen Streit involviert. Fragen über Fragen ergeben sich im ersten Drittel dieses Buches und verleiten den Leser direkt zum Miträtseln, was mir sehr gut gefallen hat.
Die Geschichte verläuft in zwei Erzählsträngen, auf der einen Seite wird Evies Biographie beleuchtet, und wir lernen ihre Familie, die Probleme ihrer Kindheit, ihre Lebenseinstellung, ihre soziale Position und ihren Lebenswandel kennen bis zum Tag der Hochzeit. So erhalten wir weitere Anhaltspunkte, um das Rätsel ihres Klippensprungs zu lösen, und die Suche nach der Wahrheit geht weiter. Auf der anderen Seite begleiten wir ihren frischgebackenen Ehemann Richard und ihre allerbeste Freundin Rebecca auf der Suche nach möglichen Motiven für Evies plötzliches Ausscheiden aus dem Leben. Sehr intensiv werden hier Rebeccas Gedankengänge in der Ich-Form geschildert, wodurch wir wiederum viele Hinweise erhalten, um Evies Sprung in die Tiefe zu erklären. Aber nicht alle Hinweise erweisen sich als nützlich, sondern enden in Sackgassen, so dass es wirklich bis zum Ende spannend bleibt. Das hat für mich den Reiz dieses Buches ausgemacht!
Beide Erzählstränge werden am Ende von der Autorin geschickt und nachvollziehbar zusammengefügt, ergeben ein authentisches Ganzes und präsentieren uns die überraschende Wahrheit.
Die Hauptprotagonisten sind Evie und Rebecca, 'best friends' auf den ersten Blick, aber ist die Freundschaft wirklich im Gleichgewicht? Denn Rebecca vergöttert Evie regelrecht und wandelt nur auf ihren Spuren, dafür wird sie von Evie mit Aufmerksamkeit und Geschenken belohnt, beides hat sie in ihrem Leben bislang entbehren müssen. Die beiden teilen im Prinzip ihr Leben und Rebecca bekommt tiefe Einblicke in Evies Seelenleben. Kann sie also die Motive für Evies plötzlichen Sprung liefern? Der Leser bleibt lange Zeit im Ungewissen....
Abgesehen von einer unnötigen Länge im Mittelteil hat mich das Buch fasziniert, und ich war permanent motiviert weiterzulesen, denn es fanden sich oft Cliffhanger in den kurzen Kapiteln, die neugierig auf den folgenden Abschnitt machten. Besonders im letzten Drittel konnte man das Buch kaum aus der Hand legen.
Ich habe die Autorin erst mit diesem Buch kennengelernt, habe aber Lust bekommen, mich mit den Vorgängerbänden beschäftigen. Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus für Thrillerfans, für die nicht 'Action and Blood' im Mittelpunkt stehen müssen, sondern die gern Mutmaßungen anstellen und mitreflektieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstl
  • Figuren
Veröffentlicht am 01.08.2019

Mara Billinsky garantiert absolute Spannung

Lautlose Schreie
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Auch dieser 2. Band um die außergewöhnliche Ermittlerin Mara hat mich wieder fasziniert. Zunächst durch Maras Auftreten und Verhalten, immer etwas rebellisch, aber auch ehrgeizig, mutig und clever. Sie ...

Auch dieser 2. Band um die außergewöhnliche Ermittlerin Mara hat mich wieder fasziniert. Zunächst durch Maras Auftreten und Verhalten, immer etwas rebellisch, aber auch ehrgeizig, mutig und clever. Sie ist nun besser im Team integriert, wird von den anderen akzeptiert und selbst zu ihrem Chef bildet sich eine Gefühlsbrücke. Dann aber auch durch die beständige und sich steigernde Spannung, die Leo Born in diesem Buch hervorzaubert. Man könnte das Buch in einem Rutsch durchlesen, wenn man die entsprechende Zeit hätte (ca. 460 Seiten), denn man ist ständig gespannt, wie es weitergeht.
Anfangs werden auf einem Feld tote Kinder entdeckt, die offensichtlich vor ihrem Tod einiges erleiden mussten. Mara und ihr Kollege Rosen sind sehr betroffen und wollen sich sofort in die Ermittlungen stürzen. Mara wird aber zunächst wieder von diesem Fall abgezogen und muss sich um einen brutalen Mord in einem Frankfurter Hotel kümmern. Natürlich bleibt sie diskret auch an dem anderen Fall dran.
Was mir besonders gut gefällt ist der ständige Perspektivwechsel, der die Handlung noch spannender macht und viele Cliffhanger verursacht. Da ist dann gerade eine besonders spannende Situation, plötzlich sind wir jedoch wieder an einem anderen Schauplatz und müssen uns noch etwas gedulden, um zu erfahren, wie die vorherige Handlung weiterläuft. Herrlich! Man bemerkt dann so langsam, wie die verschiedenen Erzählstränge sich zu einem Ganzen zusammenfügen, in sich logisch und von Leo Born gut zusammengeführt.
Ich freue mich schon auf den 3. Teil und gebe hier ohne Zögern 5 Sternchen und eine klare Lesempfehlung für alle Thriller-Fans!

Veröffentlicht am 15.07.2019

Atmosphärisch und sehr spannend

Die Stille des Todes
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Das ist jetzt schon der zweite von mir gelesene Thriller, dessen Schauplatz Spanien ist, und ich bin begeistert. Vielleicht lösen ja bald die die iberischen Krimis die skandinavischen ab... Dieser spielt ...

Das ist jetzt schon der zweite von mir gelesene Thriller, dessen Schauplatz Spanien ist, und ich bin begeistert. Vielleicht lösen ja bald die die iberischen Krimis die skandinavischen ab... Dieser spielt im Baskenland, in der Provinz Álava, und das Flair dieser baskischen Stadt zieht sich durch das ganze Buch. Die intensiven Beschreibungen der Straßen, der Sehenswürdigkeiten, der Feste, des Umlandes usw. lassen einen eintauchen in diese spanische Provinz und ihre Ausstrahlung.
Und auch der Plot ist beachtenswert. Bereits vor 20 Jahren gab es eine Serie von Doppelmorden, jeweils ein Pärchen, im gleichen Alter, nackt und mit den Händen innig verbunden, positioniert an historischen Orten der Stadt Vitoria. Das Alter der Opfer ist jeweils im 5-Jahre Rhythmus gestuft, die jüngsten waren noch Säuglinge. Damals wurde ein Täter verhaftet und sitzt immer noch im Gefängnis. Jedoch kurz bevor er den ersten Hafturlaub antritt, geht die Mordserie weiter. Wurde der Falsche verhaftet oder hat sich ein Nachahmungstäter gezeigt?
Inspector Ayala und Inspectora Ruiz de Gauna ermitteln. Beide kommen authentisch rüber, haben schlimme Zeiten hinter sich und riskieren einiges in ihrem Job. Beide sind Profilingexperten und arbeiten meist im 2-er Team. Unai Ayala ist mir jedoch sympatischer, denn seine Kollegin Esti verheimlicht gerne mal etwas.
Dieses Buch hat fast 600 Seiten, und niemals ist es mir langweilig erschienen. Ganz im Gegenteil wurde es mit ansteigender Seitenzahl immer spannender, keine Chance auf Lesepause mehr! Die Handlung ist mehrschichtig, verschachtelt, bleibt aber überschaubar. Die verschiedenen Handlungsebenen werden von Eva García Sáenz geschickt miteinander verbunden und stellen den Leser vor immer neue Rätsel. Es gibt eine ganze Reihe von Verdächtigen, und man hat viel zu überlegen, welcher Theorie man glaubt. Aber wenn man soweit ist, findet sich schon wieder ein neuer Verdächtiger, genial!
Netterweise hat die Autorin zwei Personenregister beigefügt, ein kleines und ein großes, so dass man keine Probleme mit der Zuordnung der Namen hat.
Bleibt noch zu sagen, dass dies der erste Band einer Trilogie ist (Inspector Ayala ermittelt), und ich freue mich schon auf den nächsten Band, der bereits im Oktober erscheint.
Alles in allem habe ich hiermit ein ganz besonderes Buch gelesen, das ich wärmstens empfehlen kann. Mich hat es sehr beeindruckt und bekommt 5 Sterne!

Veröffentlicht am 05.07.2019

Lauf ... in den Tod!

Der Blütenjäger: Thriller
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Dies ist der 4. Band der Laura Kern-Reihe und äußerst spannend! An dieser Reihe mag ich, dass die Ermittlerin zwar eine interessante Frau ist, die schon Heftiges in ihrem Privatleben hinter sich hat, aber ...

Dies ist der 4. Band der Laura Kern-Reihe und äußerst spannend! An dieser Reihe mag ich, dass die Ermittlerin zwar eine interessante Frau ist, die schon Heftiges in ihrem Privatleben hinter sich hat, aber dies wird in Catherine Shepherds Büchern nicht breitgetreten, sondern nur immer wieder mal kurz erwähnt, so dass wirklich der aktuelle Fall im Vordergrund steht. Und das gefällt mir sehr gut! Laura ist ehrgeizig, ermittelt auch schon mal im Alleingang, aber eher im Team. Wenn ein Fall so brisant ist wie dieser, stellt sie ihr Privatleben und ihre persönlichen Bedürfnisse aufs Wartegleis....
Inhaltlich geht es um einen Serienmörder, der sich seine Opfer in Diskotheken sucht. Sie sind im Abendkleid, außerdem gestylt und geschminkt, und werden durch den Wald gescheucht. Während die Opfer glauben, eine Chance auf Flucht zu haben, werden sie von hinten brutal erschossen. Neben den Opfern finden sich jeweils Blüten und ein Foto, das die jeweilige Frau noch lebendig zeigt. Außerdem haben alle den gleichen Ring am Finger. Wer steckt dahinter? Wer hasst diesen Frauentyp so sehr und warum? Und warum müssen die jungen Frauen laufen, bevor sie erschossen werden? Eine knifflige Aufgabe für Laura, Max und ihr Team.
Wir finden in diesem Buch 2 Erzählebenen, heute und vor 20 Jahren, in beiden spielt die Psychologin Niemeyer eine bedeutende Rolle. Catherine Shepherd schafft es grandios, diese beiden Erzählebenen am Ende zu verknüpfen, und zwar gut durchdacht und schlüssig. Es bleiben keine offenen Fragen. Der Schreibstil ist wie immer flüssig und abwechslungsreich, angenehm zu lesen.
Während des Lesens rätselt man unentwegt mit, wer der hinterhältige Mörder sein könnte, wobei die Autorin oftmals falsche Fährten legt und man wieder umdenken muss. Das macht einen guten Krimi aus! Ab der Mitte des Buches steigert sich die Spannung nochmal enorm, so dass man die Lektüre einfach nicht unterbrechen möchte. Nur noch kurz in das nächste Kapitel hineinlesen...und schwups ist das ganze Kapitel gelesen Das Ende war diesmal wirklich sehr überraschend, aber logisch durchdacht. Schade, dass das Buch aus ist, aber gleichzeitig freue ich mich schon wieder auf den nächsten Band!
Meine Empfehlung für alle Thriller Fans!

Veröffentlicht am 24.06.2019

Beklemmend realistisch

Die Nickel Boys
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Im Mittelpunkt des Buches steht Elwood, ein junger Schwarzer, der trotz schwieriger Kindheit versucht, seinem Leben eine Wende zu geben, und die Chancen stehen gut. Elwood ist lernbegierig, ehrgeizig und ...

Im Mittelpunkt des Buches steht Elwood, ein junger Schwarzer, der trotz schwieriger Kindheit versucht, seinem Leben eine Wende zu geben, und die Chancen stehen gut. Elwood ist lernbegierig, ehrgeizig und weltoffen, sein großes Idol ist M.L.King, dessen Anti-Rassismus Aktionen ihn begeistern. Er arbeitet hart und tatsächlich gelingt ihm der Sprung zum College. Auf dem Weg zum ersten Tag dorthin, verlässt ihn das Glück. Er fährt per Anhalter in einem gestohlenen Wagen mit, wird der Mittäterschaft verdächtigt und verurteilt. Seine Strafe soll er in einer Jugendbesserungsanstalt absitzen, in der sehr strenge Regeln gelten und in der Grausamkeiten, Missbrauch und Rassismus auf der Tagesordnung stehen. Ich denke, dass es sich bei dieser Anstalt um einen Vorgänger der heutigen Bootcamps handelt.
Zunächst nimmt Elwood die Strafe gelassen hin und betrachtet den Aufenthalt als Herausforderung, der er durch Korrektheit bald wieder entkommen kann, aber gerade sein vorbildliches Verhalten konfrontiert ihn bald mit der brutalen Wirklichkeit der Anstalt.
Colson Whitehead beschreibt auf beklemmende Weise den Alltag der Nickel Boys, die ihren oftmals sadistischen Betreuern gnadenlos ausgeliefert sind. Er beschreibt die Situation ohne Sentimentalität, gnadenlos authentisch, so dass man sich dort einfühlt und wie ein stiller Beobachter die grenzenlose Ungerechtigkeit wahrnimmt. Sehr bedrückend!
Das Buch hinterlässt Spuren, man legt es in Lesepausen nicht einfach beiseite, sondern beschäftigt sich weiter mit den exemplarisch aufgezeigten Schicksalen. Der Leser fühlt, dass dies keine Fiktion, sondern bittere Realität darstellt. Man fühlt sich in die 60er Jahre zurückversetzt und versucht zu verstehen, was die Menschen an M.L.King so fasziniert hat. Und an Kings Theorie hält Elwood sich fest, sie gibt ihm Kraft und ist für ihn sein Lebensziel.
Ich habe mir die Zeitdokumente, die der Autor nennt, im Internet angeschaut, die Fotos, die Aussagen der ehemaligen Insassen, die sich mit vielen Details im Buch überschneiden, und war bzw. bin erschüttert, dass dies in der Mitte des 20.Jahrhunderts noch möglich war.
5 Sterne für ein ergreifendes Buch!