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Veröffentlicht am 10.08.2019

Der Wendepunkt

Redemption Point
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Immer noch sind Ted Conkaffey und Amanda Pharrell die ungewöhnlichsten und auch einzigen Privatdetektive von Crimson Lake. Und eigentlich will die Polizei nicht viel mit ihnen zu tun haben, aber wohl oder ...

Immer noch sind Ted Conkaffey und Amanda Pharrell die ungewöhnlichsten und auch einzigen Privatdetektive von Crimson Lake. Und eigentlich will die Polizei nicht viel mit ihnen zu tun haben, aber wohl oder übel müssen die Beamten akzeptieren, dass der Vater eines jungen Mordopfers Ted engagiert. Er traut Ted zu, den Täter zu finden. Die neu eingesetzte Kommissarin Pip Sweeney ist eigentlich froh über die Unterstützung, schließlich ist es ihr erster großer Fall. Zunächst tappen die Ermittler jedoch im dunkeln. Zwei Opfer, Mitarbeiter in einer Bar, keine Feinde, Nachbarn in der Umgebung, die nichts gesehen und gehört haben.

Ted Conkaffey, der dem schlimmen Verdacht ausgesetzt war, ein Mädchen überfallen zu haben, versucht auch in seiner eigenen Sache, den wirklichen Täter zu finden. Und Amanda, die verurteilte Mörderin, hat im Gegensatz dazu mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen. Sie hat zwar eine eigenartige Persönlichkeit entwickelt, doch sie gehört inzwischen in Teds Leben. Ungefähr so wie seine Gänse, nur dass sie ihn verarzten kann, wenn er mal wieder mit jemanden aneinander gerät, der ihm handfest kundtun muss, was er von Entführern hält, deren Unschuld nicht erwiesen ist. In dieser Ermittlung ist Ted durch unerwartete Entwicklungen in seinem Fall abgelenkt, hier muss er eher unfreiwillig die Hilfe von einem Drogenboss annehmen.

Ted und Amanda haben hier ihren zweiten gemeinsamen Auftritt. Mit den schnellen Szenenwechseln und den verschiedenen Erzählperspektiven wird dem Leser ein abwechslungsreiches Werk präsentiert. Schließlich sind es zwei Fälle, die gelöst werden wollen. Wer hatte einen Grund, Mitarbeiter einer Bar zu töten? Und wer war der wirkliche Täter, für den Ted in Haft kam und fast verurteilt worden wäre. Vor Teds Kampf um die Wiederherstellung seines Rufes verblasst Amandas Suche nach einem Mörder etwas. Beinahe als sei sogar der Autorin die eine Sache wichtiger gewesen als die andere. Mit großer Intensität wird Teds Mühen um sich selbst dargestellt, sein Weg zu einer mehr in sich ruhenden Persönlichkeit. Dagegen flattert Amanda etwas ziellos durch den Roman und das kurze Aufblinken von Pip Sweeney wird zur etwas traurigen Randnotiz. Dennoch birgt dieser Kriminalroman mit seinem schrägen und doch sympathischen Ermittler-Duo einiges an Potential und weckt Interesse am weiteren Fortkommen seiner Protagonisten.

Ein dritter Band der Reihe ist auf Englisch (auf Deutsch im November 2019) bereits erschienen. Man darf also gespannt sein wie es weitergeht.


Veröffentlicht am 03.08.2019

Community Berlin

Kopfjagd
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In Berlin wird ein offensichtlich schwer reicher arabischer Geschäftsmann tot aufgefunden. Am Fundort fehlt der Kopf der Leiche. Kommissar Heiko Brandt wird mit den Ermittlungen betraut. Er leitet ein ...

In Berlin wird ein offensichtlich schwer reicher arabischer Geschäftsmann tot aufgefunden. Am Fundort fehlt der Kopf der Leiche. Kommissar Heiko Brandt wird mit den Ermittlungen betraut. Er leitet ein Sonderdezernat für Tötungsdelikte mit fremdkulturellen Hintergrund, das zur Zeit aus einer Person besteht. Zunächst gilt es, den Toten zu identifizieren und zu erforschen, weshalb er sich in der Hauptstadt aufhielt. Ein Fall mit einer weiteren Toten, deren Name nicht bekannt ist, betrifft Brandt nur am Rande. Da er jedoch selbst eine Weile auf den Philippinen gelebt hat, möchte er dafür sorgen, dass die Tote einen Namen bekommt und ihre Familie von ihrem Ableben erfährt.

Ob ihm ein Berufsleben Ethnologe besser gefallen hätte, kann Heiko Brandt nicht sagen. Ein traumatisches Erlebnis hat ihn in die Heimat gebracht und so stellt er seine Erfahrungen mit fremden Kulturen der Polizei zur Verfügung. Wie in jeder großen Stadt so tummeln sich auch in Berlin Menschen der verschiedensten Kulturen. Oft bilden sie dabei ihre kleinen Communities, in der die Verbindung zur Heimat gepflegt wird. Während der Ermittlungen bekommt Brandt eine neue Partnerin, die ebenso eigenwillig ist wie er selbst und auf alle Fälle kann sie besser Auto fahren als er.

Das Autorenduo ist bekannt für seine spannenden Krimis. Möglicherweise neigt man dazu, sich mit den Ermittlern eher zu identifizieren, die man zuerst kennengelernt hat. Das wären in diesem Fall die anderen. Ob man in jedem Fall Kommissare mit einen problembehafteten Hintergrund braucht, mag dahingestellt sein. Das Tötungsdelikt, welches er aufklären soll, hat es jedenfalls in sich. Hier zeigen die Autoren großes Geschick. Sie locken, sie spielen, sie zeigen, dass es in Berlin mehr gibt als man beim Durchwandern der Straßen vermuten würde. Ein Fall, der auch die ganze Vielfalt der Kulturen zeigt, die in Berlin heimisch sind. Nicht alles kann dabei positiv sein, wie es in einer Gesellschaft normal ist. Dieser Kriminalroman fesselt mit seiner besonderen Komposition.


Veröffentlicht am 27.07.2019

Grausam in Sepia

Die Kinder des Borgo Vecchio
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Im Borgo Vecchio wachsen Mimmo, Cristofano und Celeste auf. Mit ihren Eltern haben sie es alle nicht leicht. Mimmo muss damit klarkommen, dass sein Vater, der Fleischer, ein Betrüger ist. Cristofano wird ...

Im Borgo Vecchio wachsen Mimmo, Cristofano und Celeste auf. Mit ihren Eltern haben sie es alle nicht leicht. Mimmo muss damit klarkommen, dass sein Vater, der Fleischer, ein Betrüger ist. Cristofano wird regelmäßig verprügelt. Und Celeste ist diejenige, die Stunden auf dem Balkon verbringt, während ihre Mutter als Dorfhure ihren Lebensunterhalt verdient. Wie gerne würden die drei auf der Sonnenseite aufwachsen, doch das ist ihnen nicht vergönnt. In Ermangelung einer Persönlichkeit, die wirklich etwas geleistet hat, nehmen sie sich den schnellsten Ganoven des Viertels zum Vorbild.

Das kann nicht in der heutigen Welt angesiedelt sein, denkt man, wenn man von dem Leben der drei Kinder liest. Doch irgendwie scheint die Zeit im Dorf stehen geblieben zu sein. Eigentlich, meint man, sollten Kinder heutzutage nicht mehr so behandelt werden, sollte es so hoffnungslose Orte nicht mehr geben. Jemand, der Italien bereist hat, kann das vielleicht besser beurteilen. Alle drei Kinder hadern mit ihrer Welt, Mimmo, der lieber bei dem Pferd Nana ist als bei seinem betrügerischen Vater, Celeste, die gerne lernen würde und doch auf dem Balkon gesperrt wird und am meisten Cristofano, der jeden Abend hoffen muss, mit dem Leben davon zu kommen. Was bleibt ihnen anderes als ihr Hoffnung auf den schnellsten Ganoven zu setzen?

Auch wenn das Buch nur 160 Seiten hat, so ist es doch ein recht schwerer Brocken. Die Sprache ist eindringlich und wortgewaltig, gleichzeitig auch eingängig und schmeichelnd. Hier ist dem Autor große Kunst gelungen. Schwieriger ist es dagegen an der Handlung Gefallen zu finden. Eltern, die ihre Kinder nicht schützen. Kinder, die schlimmste Not leiden und denen nicht geholfen wird, obwohl alle wissen, was geschieht. Große Hoffnungslosigkeit, Armut herrschen. Einen Ausweg scheint es nicht zu geben. Und wenn sich doch ein Weg auftut, hat auch dieser einen zu hohen Preis. Ein Buch, das zwar nachdenklich macht, aber auch eines in das zu viel depressive Stimmung hineingepackt wurde.

Auch wenn das Buch einem vielleicht seine Handlung zumutet, ist es doch sprachlich von herausragender Kunst.

Veröffentlicht am 21.07.2019

Schafhirten

Ich bin die Nacht
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Francis Ackerman jr. ist ein Mensch, den man eigentlich kaum einen Menschen nennen kann, einfach zu viele seiner Mitmenschen hat er umgebracht. Keiner hat ihm bisher das Handwerk legen können. Marcus dagegen ...

Francis Ackerman jr. ist ein Mensch, den man eigentlich kaum einen Menschen nennen kann, einfach zu viele seiner Mitmenschen hat er umgebracht. Keiner hat ihm bisher das Handwerk legen können. Marcus dagegen musste seine Polizeikarriere an den Nagel hängen, weil er Grenzen überschritten hat. In dem kleinen Ort Asherton treffen Ackerman und Marcus aufeinander. Wie bei ihm üblich hat Ackerman bereits mit seinen Spielchen begonnen. Und Marcus, der im Grunde immer noch der gewissenhafte Polizist ist, der er einmal war, tritt an, um Francis Ackerman seiner gerechten Strafe zuzuführen.

Die Reihe der Thriller um den Serienmörder Francis Ackerman jr. ist inzwischen wohlbekannt. In diesem ersten Band lernen sich Ackerman und Marcus eher erzwungenermaßen kennen. Francis zeigt dabei durchaus Facetten, die man bei einem Killer nicht vermuten würde, dennoch möchte man ihn gerne hinter Gitter sehen, schon um seine möglichen weiteren Opfer zu schützen. Auch Marcus legt eine vielschichtige Persönlichkeit an den Tag. Da verschwimmen manchmal die Grenzen zwischen Gut und Böse. Allerdings wird Marcus auch einiges zugemutet.

Etwas viel gestorben wird in diesem ersten Teil und recht brutal geht es bei den Tötungen und Mordfällen zu. Da wird nichts groß unternommen, um irgendetwas aufzuklären, eher wird einfach draufgeballert. Man muss schon einiges aushalten und mehr als einmal denkt man, wieso tue ich mir das überhaupt an. Doch auch oder gerade für seinen ersten Band hat der Autor eine Wendung gefunden, mit der er überrascht und mit der dem Ballon zwar einiges an Luft abgelassen wird, aber gerade dadurch auch einiges ins rechte Licht gerückt wird. Vielleicht kann man immer noch nicht von Recht sprechen, aber mit dieser Art der Ereignisse kann man ganz gut leben. Und so hat man schließlich einen Thriller zum Haare raufen, der allerdings so unerwartet endet, dass man ihn fast schon gut finden muss.

Veröffentlicht am 16.07.2019

Die Wespe

Iberische Hitze
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Nach seiner Scheidung ist Dolf Tschirner in Südspanien hängen geblieben. Unterdessen ist er 68 Jahre und so schon eine ganze Weile in Spanien. Auch wenn er sich nicht als Spanier fühlt, nach Deutschland ...

Nach seiner Scheidung ist Dolf Tschirner in Südspanien hängen geblieben. Unterdessen ist er 68 Jahre und so schon eine ganze Weile in Spanien. Auch wenn er sich nicht als Spanier fühlt, nach Deutschland will er auch nicht zurück. Er hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und übernimmt hin und wieder einen Auftrag als eine Art Privatdetektiv. Vor einigen Monaten wurde der Apotheker tot aufgefunden. Die Polizei ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich um einen Selbstmord gehandelt hat. Die Witwe kann sich das nicht vorstellen, denn gerade vor seinem Tod war ihr Mann besser drauf. Sie bittet Dolf herauszufinden, was wirklich geschah.

In seinem Leben hat Dolf Tschirner einiges mitgemacht, Jobs innegehabt und verloren, er war verheiratet und wurde geschieden, er verlor seinen Sohn. Er hat es geschafft, die Zigaretten aufzugeben, doch der Alkohol ist sein Freund. Guten Kontakt hat er zu seiner Schwiegertochter. Ihr kann er ebensowenig abschlagen wie der Apothekerin und deren Kindern. Obwohl es mit seiner Gesundheit nicht zum Besten steht, ihn plagt die Gicht, macht er sich auf die Wahrheit über den Tod des Apothekers zu erforschen. Bald schon ergeben sich erste Ungereimtheiten.

Er ist schon ein alter Haudegen, man kann es nicht anders sagen. Mit 68 doch eigentlich schon im Rentenalter lässt Tschirner es sich nicht nehmen, ungeklärten Fragen nachzugehen. Dass er dabei sowohl gewiefter als auch hartnäckiger ist als die Polizei, erstaunt. Umso mehr erstaunt es jedoch, dass er es aus jeder brenzligen Situation heraus schafft und wesentlich Jüngere, die ihm eigentlich körperlich überlegen sind, in die Flucht zu schlagen. Hinzu kommt sein Alkoholproblem, das in allerdings nicht hindert, schlauer zu sein als die anderen. So richtig sympathisch wird einem Dolf Tschirner nicht, dennoch löst er hier einen spannenden Fall, in dem er herausfindet, dass hinter dem vermeintlichen Selbstmord doch mehr steckt. Zwar sind die Personen etwas unterkühlt geschildert, doch der Ausflug in den spanischen Sommer ist interessant und die Hartnäckigkeit, mit der Tschirner der Wahrheit auf den Grund geht, überzeugt.