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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.07.2019

überraschend

Wir von der anderen Seite
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Rahel Wald erwacht aus einem Alptraum. Um festzustellen, dass es gar kein Traum war, denn sie war schwer krank und findet gerade erst ins Bewusstsein und ins Leben zurück. Das klingt nach schwerer Kost ...

Rahel Wald erwacht aus einem Alptraum. Um festzustellen, dass es gar kein Traum war, denn sie war schwer krank und findet gerade erst ins Bewusstsein und ins Leben zurück. Das klingt nach schwerer Kost und nach Krankheit, Krankenhaus und Beklemmung. Aber von Anfang an setzt die Autorin Anika Decker auf Humor und ein Augenzwinkern und lässt ihre Heldin mit sarkastischem Unterton erzählen, was ihr so alles auffällt und widerfährt in ihrer langwierigen Rekonvaleszenz.

Es geht vor allem darum, wie Rahel, die so plötzlich aus ihrem Alltag gerissen wurde und die anfangs kaum fähig ist zu sprechen oder sich selbstständig zu bewegen, erkennt, was wichtig und überlebenswichtig ist und dass sie ihr Leben von Grund auf ändern will. Und es geht um den Zusammenhalt einer Familie und die Beziehung zu Freunden und geliebten Menschen, die plötzlich auf dem Prüfstand stehen und von denen nicht jede dem Druck stand halten kann und einige sich dadurch überraschend ändern.

Das Cover passt eigentlich sehr gut zu dieser erfrischend abwechslungsreichen und unkonventionellen Geschichte. Die Autorin versteht zu unterhalten und ich werde sie sicher im Auge behalten.

Veröffentlicht am 11.07.2019

Routiniert

Eklipse
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Sehr lange habe ich keinen Science Fiction von Andreas Brandhorst mehr gelesen. Ich glaube, der letzte war „Der Metamorph“. In Erinnerung habe ich behalten, dass mir die Grundidee immer sehr gut gefallen ...

Sehr lange habe ich keinen Science Fiction von Andreas Brandhorst mehr gelesen. Ich glaube, der letzte war „Der Metamorph“. In Erinnerung habe ich behalten, dass mir die Grundidee immer sehr gut gefallen hat, aber ich nicht immer mit der Umsetzung bzw. dem Spannungsbogen ganz zufrieden war. Manchmal war es mir auch etwas zu technisch, denn in der Beziehung bin ich schon in der Gegenwart nicht gerade ein Crack. Deshalb dachte ich damals schon, dass Brandhorst vor allem für Männer schreibt.

Mit dem Buch „Eklipse“ kam ich dann doch recht gut zurecht. Also was die technischen Begriffe und Gegebenheiten betrifft. Tatsächlich ist es bodenständiger oder erdverbundener als gedacht, denn die Raumschiff-Abschnitte sind relativ kurz und dann geht es um mehr menschliche oder biologische Probleme.

Der Plot war für mich vor allem durch den Mix spannend. Es wurden mehrere Themen bzw. Handlungsstränge miteinander verwoben und routiniert aufbereitet. Ich tat mir ein bisschen schwer, für mich einen Helden, eine Heldin zu finden. Als ab-und-zu-SF-Leser war ich zufrieden auch wenn es nicht an meine Lieblinge herankommt. Der Wüstenplanet und Denkende Wälder gehören nach wie vor zu meinen All-Time-Favorits an denen Brandhorst sich messen muss.

Veröffentlicht am 06.07.2019

herzloses Dorf

Das Dorf der toten Herzen
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Der spanische Autor Martinez führt uns in seinem zweiten Krimi wieder in ein abgelegenes Dorf am Rand der Wüste. Die Menschen dort haben scheinbar alle Illusionen verloren und auch die Familie von Jacobo ...

Der spanische Autor Martinez führt uns in seinem zweiten Krimi wieder in ein abgelegenes Dorf am Rand der Wüste. Die Menschen dort haben scheinbar alle Illusionen verloren und auch die Familie von Jacobo wird wegen finanzieller Schwierigkeiten dorthin verschlagen. Eines nachts werden er und seine Frau im eigenen Haus überfallen und angeschossen. Die Frau stirbt noch in der gleichen Nacht und die 13-jährige Tochter wird der Anstiftung zum Mord bezichtigt. Aber warum sollte ein Teenager so etwas tun? Wer hat ihr geholfen? Was ist wirklich geschehen?

Es ist also nicht nur ein Who-dunit sondern vor allem ein Why-dunit, den man hier zu lesen bekommt. Stück für Stück werden die Geschehnisse, die zu dem Anschlag führten aufgerollt. Bei der Suche nach einer Erklärung ist auch eine junge Anwältin stark involviert. Der Vater, der aus dem Koma erwacht und wieder gesund wird, kann anfangs nicht wirklich zur Klärung beitragen und rätselt selber, ob seine geliebte Tochter schuldig ist oder ob doch andere Dorfbewohner die Hand im Spiel haben.

Ein unterhaltsamer Krimi, der auf leisen Sohlen daher kommt und sich viel Zeit für einen Plot lässt, der traurig und nachdenklich macht. Das Ende war nicht unbedingt überraschend aber logisch und eindringlich erzählt. Das Setting kommt in all seiner trockenen Ödnis sehr gut beim Leser an.

Veröffentlicht am 21.06.2019

Humor mit Tiefgang

Für immer Rabbit Hayes
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Selbstverständlich, dass ich nach dem ersten Teil über Rabbit Hayes auch den zweiten, abschließenden Lesen muss. Also eigentlich geht es ja nicht mehr um sie, denn sie ist ja gestorben. Sondern es geht ...

Selbstverständlich, dass ich nach dem ersten Teil über Rabbit Hayes auch den zweiten, abschließenden Lesen muss. Also eigentlich geht es ja nicht mehr um sie, denn sie ist ja gestorben. Sondern es geht darum, wie ihre Familie und Freunde diese Tragödie verarbeiten.

Da ist der Bruder, der über sich hinauswächst, als er seine Nichte bei sich aufnimmt und an Vaterstelle großziehen möchte.
Da ist die Tochter, für die es besonders schwer ist, dass sie schon als Teenager den wichtigsten Menschen im Leben verloren hat und die nach und nach erwachsen wird.
Da ist die Mutter, die fast am Tod der Tochter zerbricht und sich in wilde Aktivitäten stürzt, den eigenen Mann aber wegstößt, da sie den Schmerz nicht kommunizieren kann.
Da ist der Vater, der in der Vergangenheit festhängt und so gerne mit seiner Frau reden würde.
Und nicht zuletzt die beste Freundin, die schwer am Verlust der engsten Vertrauten zu knabbern hat.

Die Geschichte begleiten alle Personen mehrere Jahre und wechselt ständig die Perspektive. Das hat mir gut gefallen. Das Thema Trauerbewältigung wird intensiv aber auch mit einem wohltuenden Augenzwinkern betrachtet.

Schöne Geschichte mit Tiefgang.

Veröffentlicht am 21.06.2019

Katharina die Große

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Die Frage, ob Katharina die Große ihren ersten Mann, den Zaren, ermorden ließ, oder gar selbst Hand angelegt hat, wird nur am Rande gestreift. Wichtig ist zu Beginn der Geschichte vor allem, dass sie nun ...

Die Frage, ob Katharina die Große ihren ersten Mann, den Zaren, ermorden ließ, oder gar selbst Hand angelegt hat, wird nur am Rande gestreift. Wichtig ist zu Beginn der Geschichte vor allem, dass sie nun die Alleinherrscherin ist und das auch bleiben möchte. Auch wenn ihr aktueller Geliebter sich gerne als Herrscher an ihrer Seite sähe, so wird im Laufe des Buches klar, dass die Frau mit Klugheit, Charisma aber auch mit Härte dafür sorgt, dass nichts ihre Regentschaft und ihre Omnipotenz schmälert. Vor allem auch kein Mann. Sie versucht ihre Ziehtochter Sonja nach ihren Vorstellungen zu formen, muss aber später feststellen, dass sie zumindest bei diesem Unterfangen gescheitert ist. Ihre Versuche, Fortschritt und Bildung auch zum russischen Volk zu bringen, gelingt ihr nur soweit, wie sie es auch zulässt. Trotz all ihrer Bemühungen gibt es immer wieder revolutionäre Strömungen, die die Zarin bedrohen. Katharina weiß sich zu wehren.

Rund um Katharina gibt es eine Vielzahl an Haupt- und Nebenfiguren, einige davon sind fiktive Persönlichkeiten. Sie dienen dazu die historische Geschichte Russlands und seiner Zarin dem Leser näher zu bringen und die verschiedenen Strömungen und Sichtweisen zu erzählen. Das gelingt ganz gut auch wenn ich nicht mit allen Darstellern warm geworden bin und mir mehr Nähe zur Zarin recht gewesen wäre.

Das Buch hat eine sehr schöne Aufmachung. Es liest sich leicht und unterhaltsam. Man kann es sicherlich auch lesen, ohne vorher den ersten Band zu kennen.