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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.07.2019

Ein netter Roman über die Liebe und in welcher Form sie entstehen kann!

Love to share – Liebe ist die halbe Miete
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Tiffy will sich endgültig von ihrem Freund trennen, braucht dafür aber eine bezahlbare Wohnung, in London eine fast aussichtslose Sache! Sie hat die Wahl zwischen schimmliger Bruchbude oder einer kuriosen ...

Tiffy will sich endgültig von ihrem Freund trennen, braucht dafür aber eine bezahlbare Wohnung, in London eine fast aussichtslose Sache! Sie hat die Wahl zwischen schimmliger Bruchbude oder einer kuriosen Wohnungsteilung. Eine WG nach dem Motto einer nutzt die Wohnung am Tag, einer in der Nacht. Die Idee stammt von Leon, der dringend Geld braucht, um seinen Bruder finanziell zu unterstützen. Da Leon als Krankenpfleger nur Nachtschicht arbeitet, tagsüber schläft und am Wochenende bei seiner Freundin Kay ist, scheint eine Zeit-WG eine einträgliche Sache zu sein, um schnell an Geld zu kommen!
Freundin Kay kümmert sich dann auch um Mieterin Tiffy, allein schon um alle Fronten klarzumachen!
Leon hatte natürlich ja keine Ahnung mit welchen Kram Tiffy bei ihm einzieht, doch es gibt ja Post its, eine perfekte Art zu kommunizieren…..

Hinter dem ein wenig schrägen Liebesromandebüt „Share to Love", der jungen englischen Autorin Beth O'Leary, liegt eine kuriose Idee zugrunde.Vielleicht wird es die Revolution auf dem Wohnungsmarkt;) Teile deine Wohnung nach Zeitplan! Bei den teuren und raren Wohnungen in den Großstädten ist das ja gar nicht so abwegig, wer weiß was die Zukunft uns noch bringt.

Wenn dann aber noch die Liebe ins Spiel kommt, wird das Ganze natürlich erst richtig spannend!
In einer Wohnung treffen hier zwei Individuen aufeinander, die völlig konträr in ihrem Lebensstil und Charakter sind. Der sehr introvertierte und scheue Leon und auf der anderen Seite die auffällig schräge, manipulierbare Chaos Queen Tiffy! Allein schon diese beiden liebenswerten Charaktere im Roman kennenzulernen macht unglaublich viel Freude;) Der Schreibstil ist teils ein wenig gewöhnungsbedürftig, ab und an wechselt die Perspektive hin und her wie bei einem Tennismatsch oder eben eine Post’it Unterhaltung.

Mir persönlich hat der Roman wirklich recht gut gefallen! Gerade die rasante Entwicklung zum Ende hin, hat ein Dauer Schmunzeln in mein Gesicht geprägt, sehr amüsant und liebenswert. Ein gelungenes Debüt das für gute Unterhaltung sorgt!

Veröffentlicht am 23.06.2019

Historisches Konfliktpotential, im Diskurs mit Katharina der Großen

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Katharina die Große reißt im Jahre 1762 die Macht an sich, krönt sich selbst zur Zarin und sieht sich fortan als aufgeschlossene moderne Herrscherin. Mit ihr an der Spitze soll sich Russland zur Weltmacht ...

Katharina die Große reißt im Jahre 1762 die Macht an sich, krönt sich selbst zur Zarin und sieht sich fortan als aufgeschlossene moderne Herrscherin. Mit ihr an der Spitze soll sich Russland zur Weltmacht entwickeln. Um Inspiration bemüht begibt sie sich gerne mit klugen Köpfen, korrespondiert mit den Mächtigen ihrer Zeit, Herrschern wie Friedrich dem Großen, Voltaire, Denis Diderot und lädt sie ein an ihren Hof nach St. Petersburg zu kommen.
Der Preußenkönig schickt ihr den jungen Philosophen Stephan Mervier und seine junge Gattin Johanna, eine begabte Porträtmalerin.
In Russland zieht eine Zeit des Umbruchs heran, doch die Zarin zaudert, ihr fehlt es an Mut und sie will ihre Macht nicht teilen…..

Der historische Roman „Die Zarin und der Philosoph“ ist ein gelungenes Sittenporträt einer spannenden Epoche des 18. Jahrhunderts, aus der Feder von Martina Sahler. 
Die Zarin ist sich zwar der Zeit der Aufklärung und des gesellschaftlichen Wandels bewusst, kann ich jedoch nicht entschließen das bestehende russische Feudalsystem zu reformieren. Die Widerstände nehmen zu, auch wenn einige Reformen was Bildungsangebot und Fortschritt anbelangt verbessert werden. Katharina sieht sich gerne als Mäzenin und Förderin junger Talente, so nimmt sie auch ein begabtes kluges junges Waisenmädchen mit dem Namens Sophia auf, der sie all ihre Liebe schenkt. Doch gerade die Bildung ist es, die Hoffnung weckt und die Menschen über ihr Schicksal nachdenken lässt!
Mit ihren klug gewählten Figuren regt die Autorin eine geschickte Diskussion an. „Kann es eine friedliche Revolution geben!?“ 
Ihre historischen und fiktiven „Dichter und Denker“, geben dazu auf etlichen Seiten ihre Meinungen an. Ein Stoff, über den es sich Nachzudenken lohnt, denn auch heute noch stellen wir uns noch die Frage nach einer gerechten Welt! Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, die Handlung interessant gestrickt, detailreich ausgearbeitet und gut recherchiert.

Das Buch beschreibt eine spannende Epoche und eine sehr interessante historische Persönlichkeit, die sehr konsequent ihre Machtposition nutzt und ausbaut. Die Beschreibung Katharinas ist meiner Meinung nach sehr gut geglückt, letztendlich bleibt sie aber doch ein Kind ihrer Zeit, die zwar Gedanken der Freiheit zulässt, aber voller Angst vor Veränderung, durch Verlust von Macht gehemmt. Gerade am Ende wird dieser Zwiespalt gekonnt herausgestellt.
Ein tolles Buch für historisch und philosophisch begeisterte Leser, es hat mir gut gefallen.

Veröffentlicht am 08.06.2019

Eindrucksvolle tragische Geschichte

Die Frau im Musée d'Orsay
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Kunsthistoriker Antoine Duris flieht aus seinem alten Leben. Es verlässt seine Professorenstelle an der Hochschule in Lyon und setzt sich nach Paris ab. Dort bewirbt er sich um eine Stelle als Aufseher ...


Kunsthistoriker Antoine Duris flieht aus seinem alten Leben. Es verlässt seine Professorenstelle an der Hochschule in Lyon und setzt sich nach Paris ab. Dort bewirbt er sich um eine Stelle als Aufseher im Musée d’Orsey. Was ist nur mit ihm geschehen? Sein Umfeld ist ratlos, seine Schwester ist verzweifelt auf der Suche nach ihm und die Personalchefin des Museums Mathilde, fragt sich ebenfalls, was sie mit dem völlig überqualifizierten sympathischen Antoine anfangen soll.....


Der Roman “Die Frau im Musée d’Orsey”, vom Pariser Schriftsteller und Drehbuchautor David Foenkinos hat eine ruhige, fast melancholische Handlung. Es geht um fein geistige Künstler, die Schönheit der Malerei und das zwischenmenschliche Verhalten und dessen Analyse. Dazu kommt ein sprachloses Entsetzen, ausgelöst durch eine einzige brutale Handlung, die bei einem jungen Menschen ein Trauma auslösen kann und dessen Konsequenzen Missverständnisse und Auswirkungen auf alle Beteiligten. Die Schönheit von Kunst und Bildern kann helfen und heilen, aber nicht die Qual von der Seele nehmen. Es gelingt nicht jedem einen Ausweg zurück ins Leben zu finden, schmerzlich wird das im Roman bewusst! Der Autor beeindruckt mit leisen Tönen, beeindruckenden Szenen und erzählt seine Geschichte aus mehreren Perspektiven. Jeder seiner Protagonisten ist gefangen in seinen eigenen Empfindungen und Auslegungen.

Ein schönes eindrucksvolles und gefühlvolles Werk, mit überraschenden Wendungen. Ein Roman, der mir gut gefallen und mich mit seinem Inhalt auch überrascht hat. Eigentlich hatte ich eine Geschichte über Antoine erwartet und habe eine Tragödie über ein verlorenes junges Mädchen gefunden.

Veröffentlicht am 22.05.2019

Kleiner Booster fürs Selbstvertrauen

Sich selbst vertrauen
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„Wir sind nicht, wir werden erst. Wir haben kein Selbstvertrauen? Das ist nicht schlimm: Wir schöpfen Vertrauen aus dem , was wir werden.“

Eine meiner Lieblingsstellen im Buch, die mir am besten gefallen ...

„Wir sind nicht, wir werden erst. Wir haben kein Selbstvertrauen? Das ist nicht schlimm: Wir schöpfen Vertrauen aus dem , was wir werden.“

Eine meiner Lieblingsstellen im Buch, die mir am besten gefallen hat. Überhaupt dieser Abschnitt über die Existenz und das Vertrauen hat mich begeistert!

Mit diesem kleinen Zitat aus seinem grandiosen kleinen Buch „Sich selbst Vertrauen - kleine Philosophie der Zuversicht“ hält der französische Autor Charles Pépin einen großartigen Trost für alle bereithält, denen es an Selbstvertrauen mangelt!

In seinem Werk erklärt er an Hand von vielen, auch prominenten Beispielen wie bei Madonna oder der Tennisspielerin Serena Williams, wie sich ihr Selbstvertrauen aufgebaut oder eingestellt hat. Die Möglichkeit sich Selbst zu finden sind immer gegeben, solange wir existent sind! Meines Erachtens erklärt der Autor die Sache mit dem Selbstvertrauen sehr einleuchtend und verständlich.

Sicherlich mancher Satz oder Abschnitt dieses Fachbuchs ist nicht ganz leicht zu begreifen und einfach zu erfassen, muss vielleicht zweimal gelesen werden und Konzentration sind bei manchen Stellen schon notwendig. Oft lässt er auch unterschiedliche Philosophen und Theorien sprechen, mit seinen Erläuterungen dazu. Viele der Gedanken und Ausführungen von Pépin zu diesem Thema finde ich wirklich sehr aufschlussreich und schlüssig. Auch seine gefällige Kapiteleinteilung mit den dazu passenden Zitaten finde ich gut gelungen.

Dieses schöne kleine philosophische Werk werde ich sicherlich noch häufiger in die Hand nehmen, ein paar Lieblingsstellen habe ich mir bereits markiert. Es enthält so schöne Zitate, wie zum Beispiel das zur Freiheit von Henri Bergson. „Wir sind frei, wenn wir ganz und gar wir selbst sind, wenn es uns gelingt, unsere Vergangenheit als ein Ganzes, unser Erlebtes im jetzigen Moment anzunehmen.“

Einfach herrlich:)

Veröffentlicht am 16.05.2019

Bewegender Roman vor exotischer Kulisse des 19. Jahrhunderts, im fernen Asien spielend

Die Lotosblüte
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Das 15-jährige Mädchen Chong stammt aus ärmlichsten Verhältnissen und wird von ihrer Stiefmutter nach China, an einen alten Chinesen als Zweitfrau verkauft. Er tauft sie um in Lenhwa und benutzt sie als ...

Das 15-jährige Mädchen Chong stammt aus ärmlichsten Verhältnissen und wird von ihrer Stiefmutter nach China, an einen alten Chinesen als Zweitfrau verkauft. Er tauft sie um in Lenhwa und benutzt sie als Jungbrunnen und Lustobjekt. Als er Alte nach kurzer Zeit stirbt, nimmt sein Sohn Kuan sie mit sich, in seinen erfolgreich betriebenen Vergnügungstempel am Hafen von Chinchiang. Dort betreibt dieser ein florierendes Geschäft mit dem Glücksspiel, Prostitution und Drogen. Lenhwa wird seine Geliebte und in das Geschäft mit der Prostitution verstrickt, doch als die Briten den Hafen in Schutt und Asche legen, gelingt ihr die Flucht......

„Die Lotosblüte“ ist ein Roman des bekannten koreanischen Bestsellerautors Hwang Sok-Yong, der uns in die asiatische Welt des 19. Jahrhunderts entführt.
Das Mädchen Chong hat einen recht eigenwilligen Charakter, mit ihr wurde ich anfangs gar nicht so schnell warm,….erschien sie mir doch zuerst so emotionslos wie eine Puppe. Sie passt sich immer wieder den neuen Situationen an, wie ein Chamäleon. Zwar hat sie Ambitionen, was ihre Zukunft betrifft, aber ihre Gedanken verrät sie uns nicht. Doch so nach und nach stellte sich dann Bewunderung ein, wie sie ihr Schicksal meisterhaft erträgt und sich immer wieder neu erfindet! Liegt dieser Schlüssel in ihren zwei Persönlichkeiten, die sie zu Beginn der Erzählung erhält, es werden im Laufe der Zeit sogar noch mehr Rollen…! Die Kunst der Verdrängung beherrscht sie jedenfalls voll und ganz. Aber sie ist auch sehr umgänglich, kümmert sich um ihre Leidensgenossinnen und ist stark für sie. Immer mehr entwickelt sie sich zu einer selbstbewussten und selbstbestimmten Persönlichkeit.
Diese Metamorphose bringt der Autor gekonnt zu Papier. Auch eine große Anzahl anderer Entwicklungen, die im asiatischen Raum des 19. Jahrhunderts eine Rolle spielen, behandelt das Buch, den Handel, die Politik mit ihren vielen Konflikten und deren Verbindung und Öffnung für die europäische Kultur. Darüber erfährt man einiges, es wird geschickt in die Handlung eingeflochten.
Die Geschichte ist vergleichbar mit einem exotischen Märchen, sehr detailliert erzählt sie von der Wandlung eines armen Mädchens bis zur hochgeschätzten Dame der Gesellschaft. Natürlich auch gespickt mit erotischen Szenenbildern vor exotischer Kulisse, sinnlich, aber auch oft gewürzt mit Willkür, Menschenverachtung oder roher Gewalt. Durch eine neutrale nicht wertende Erzählweise fließt die Geschichte flüssig dahin, Lenhwas ruhige unaufgeregte Art mit ihrem Schicksal umzugehen versöhnt den Leser mit all den Umständen. Dadurch erhält man auch ihren etwas distanzierteren Blick auf die Handlung und begreift, wie sie all das ertragen konnte.

Ein wirklich großartiger Blick in eine andere Epoche und Kultur.
Ein Roman, der mich sehr gut unterhalten hat und entfernt an das Buch „Die Geisha“ denken lässt, das ich vor langer Zeit mal gelesen habe.