„Rot ist doch schön – Fun&Facts rund ums Thema Menstruation“ von Lucia Zamola ist im Bohem Verlag erschienen. Das Buch machte mich durch den Titel und den Klappentext, der mit „dieses Buch soll einen Denkanstoß geben und Mut machen. Wozu? Lies es doch!“ wirbt, doch sehr neugierig. Ich dachte, dass es etwas sein könnte, um mal eine andere Perspektive zu diesem Thema zu haben für meine Tochter, die gerade in das Alter kommt, dass sie sich mit diesem Thema näher auseinandersetzt.
Wir sind gemeinsam mit dem Buch gestartet und zum Glück ist meine Tochter sehr schnell ausgestiegen. Sie wollte sich nicht mit der Schrift des Buches auseinandersetzten. Dieses ist auch mein erster Kritikpunkt: Zum einem ist die Schrift in einer Art Schreibschrift gehalten, die ziemlich schwer zu lesen ist. Ich denke, dass die Zielgruppe (das Buch ist für LeserInnen ab 10 Jahre gedacht) einige Probleme mit der Schrift haben könnte.
Nun aber mein zweiter und wichtiger Kritikpunkt. Bis zu Seite 55 liest man recht negative Aspekte zur Menstruation. Natürlich sind alle wahr und es gibt berechtigte Ansätze Menstruation und die ganzen „PROBLEME“ darum auch darzustellen, aber ich denke, dass sie die Leserschaft der Zielgruppe doch ziemlich verschrecken wird! Wenn man seitenweise darüber liest, wie beeinträchtigend die Menstruation sein kann, wie das Thema todgeschwiegen und übergangen wird, wie die Menschen („die Männer“) im Laufe der geschichtlichen Entwicklung und auch noch heutzutage mit diesem Thema umgehen (Unreinheit, mittelalterliche Herleitungen Frauen=Hexen, Frauen/Mädchen stellen sich doch nur an, etc.) so ist das alles richtig, aber auch einschüchternd und machen keine Lust, das Buch weiter lesen zu wollen. So war es jedenfalls bei uns. Und das ist sehr schade! Es kann schon schwer genug sein, das entsprechende Zeitfenster bei den präpubertierenden/pubertierenden Kindern zu treffen und dann sind diese ersten Seiten kontraproduktiv!
Ich denke, dass ältere Mädchen/junge Frauen, die sich an den Gedanken und das Konzept der Menstruation gewöhnt haben, viel empfänglicher für die aufgezählten Tatsachen sind, sie auch viel eher in dem weltgeschichtlichen Kontext interpretieren und daraus ihre Schlüsse ziehen können.
Wenn man dann aber diese ersten 55 Seiten geschafft hat, kommen wirklich gute Tipps rund um das Thema, die auch die originäre Zielgruppe sicherlich ansprechen und insbesondere der Appell, mehr über das Thema zu reden, da es auch heute immer noch ein Tabuthema zu sein scheint ist sehr gut!
Ich bin wirklich hin- und hergerissen. Insgesamt finde ich die Idee um das Buch sehr gelungen und wichtig, dass sich des Themas mal von einer anderen, direkteren Seite genähert wird und dabei die Sprache der Zielgruppe trifft. Insbesondere die Aufmachung mit der aufgelockerten Seitengestaltung durch Text und Illustrationen (abgesehen vom Schrifttyp) und der witzige Schreibstil tragen dazu bei. Aber wenn ich davon ausgehe, dass es tatsächlich 10jährige in die Hand bekommen und eventuell auch noch mit dem Buch allein gelassen werden, da es ja zu peinlich sein könnte, darüber zu sprechen, so hat der Anfang des Buches schon Potential diese Leserschaft zu verschrecken.
Bei der Zielgruppe 10jährige vergebe ich 3 Sterne, für die Leserschaft ab 13 Jahren aufwärts sind es volle 5 Sterne. Es kann auch sein, dass nur ich das als so problematisch erachte, daher vergebe ich für diese gute Idee und die gelungene Umsetzung und vor allem für den Mut sich des Themas anzunehmen 4 von 5 Sterne.