Eine tapfere Hauptprotagonistin und ein atmosphärisches Japan
"Das Mädchen aus Feuer und Sturm" von Reneé Ahdieh erhält von mir durchwachsene 3,5 von 5 Herzen. Der erste Band ihrer neuen Reihe hat mich mit der Grundidee zwar positiv überrascht, konnte mich aber mit ...
"Das Mädchen aus Feuer und Sturm" von Reneé Ahdieh erhält von mir durchwachsene 3,5 von 5 Herzen. Der erste Band ihrer neuen Reihe hat mich mit der Grundidee zwar positiv überrascht, konnte mich aber mit der Umsetzung leider nicht durchweg in den Bann ziehen. Ein Highlight des Romans ist auf jeden Fall die tapfere und scharfsinnige Hauptprotagonistin Mariko, die ich als Leser auf ihrer interessanten Reise und in ihrem verzwickten Dilemma immer gerne verfolgen mochte. Ihre Gegenspieler Okami und Ranmaru sowie die zurückhaltende Liebesgeschichte konnten mich nicht überzeugen. Die beiden jungen Männer bleiben für meinen Geschmack zu wortkarg, mysteriös und zurückhaltend. Faszinierende Charaktere, zu denen ich aber immer eine gewisse Distanz gewahrt habe. Das lückenhafte Ende des Romans und das Überschlagen der Ereignisse haben mich etwas überrumpelt, sodass ich dem letzten Drittel des Romans nicht mehr konzentriert folgen konnte. Der zweite Band wird auf jeden Fall bei mir einziehen, denn der erste Band ist ingesamt ein interessanter Vorgeschmack, auf das, was noch alles kommen wird!
Story ♥♥♥♥/5
Charaktere ♥♥♥,♥/5
Gefühle ♥♥♥/5
Spannung ♥♥♥,♥/5
Schreibstil ♥♥♥/5
Ende ♥♥♥/5
In „Das Mädchen aus Feuer und Sturm“ tauchen wir in eine Zeit des alten Japan ab. Tapfere und tugendhafte Samurai schwelgen in Lobeshymnen, japanische Bauen bestellen die Reisfelder, ein Kaiser hält sein Land zusammen und in Ungnade gefallene Samurai werden hingerichtet. Mitten im atmosphärischen Japan lernen wir Mariko Hattori kennen, Tochter einer angesehenen Samurai-Familie, die mit 16 Jahren das Alter erreicht hat, der Familie Ruhm und Ehre zu machen. Ihr Vater ist ein mächtiger Samurai und auch ihr Bruder hat mit dem Titel „Drache von Kai“ zum Stolz der Familie beigetragen. Mariko kennt ihre Stellung im Leben, obwohl sie am liebsten ihren eigenen eigenwilligen Weg gehen möchte. Sie muss sich der Tradition und der Familie fügen: Sie wird den Sohn des Kaisers heiraten und befindet sich zu Beginn der Geschichte auf dem Weg zum Palast. Doch dort wird sie nie ankommen, denn der gefürchtete „Schwarze Clan“ überfällt ihren Geleitzug und richtet ein Blutbad an. Mit viel Glück überlebt die zierliche Mariko den Überfall. Zwei Dinge werden ihr klar: Der Schwarze Clan will Marikos Tod und ein Außenstehender hat ihnen den Auftrag erteilt, sie umzubringen. Um nicht beschämt und als Feigling nach Hause zurückzukehren, beschließt Mariko, der Sache auf den Grund zu gehen. Sie will ihre Stärke und Klugheit beweisen, verkleidet sich als Junge und sinnt nach Rache! Die ersten Mitglieder des Schwarzen Clans lassen nicht lange auf sich warten: Ranmaru und Okami.
Mariko hat mich als Hauptprotagonistin positiv überrascht und ist mir schnell ans Herz gewachsen. Charakterlich erinnert sie mich sehr an die Disneyheldin Mulan und auch bei der Geschichte gibt es ein kleinere Parallelen, die mir wirklich gut gefallen haben. Mariko ist eine äußerst charakterstarke Persönlichkeit, die sich in der Männerwelt beweisen möchte und sich nach dem Gefühl der Freiheit sehnt. Durch ihren Scharfsinn, ihre Klugheit und ihrer Willensstärke schleust sie sich in den Schwarzen Clan ein und versucht ihr Vertrauen zu wecken. Doch auch so sehr sie sich anstrengt, sich als Junge auszugeben: Ihr Herz fängt für einen der jungen Männer an zu schlagen. Mariko und der Leser müssen sich immer daran erinnern, dass der Anführer Ranmaru und sein stärkster Kämpfer Okami schonungslos brutal sind! Ich habe sehr mit Mariko mitgefiebert, dass ihre Identität nicht auffliegt und sie heil aus dem Dilemma rauskommt.
Okami und Ranmaru werden dem Leser geheimnisvoll vorgestellt und durch die Spionagearbeit von Mariko erfahren wir immer nur in Bruchstücken über Schwarze Clan und über deren Mitglieder. Das langsame Heranführen hat natürlich dafür gesorgt, dass ich wahnsinnig gespannt auf die beiden jungen Männer war! Die Geschichte hat mich bis zur Hälfte des Romans völlig gepackt und in den Bann gezogen, bis mir die fehlende Interaktion und die Harmonie zwischen den Charakteren aufgefallen ist. Okami und Ranmaru sind zwei zurückhaltende, ruhige und mysteriöse, aber auch faszinierende junge Männer, die ich bis zum Ende hin nicht charakterlich einschätzen kann. Auch Mariko hat meiner Meinung nach leider immer eine gewisse Distanz zu ihnen gewahrt, sodass wir nur wenige Szenen haben, in denen wir sie kennenlernen konnten. Okami und Ranmaru sind und bleiben äußerst interessante Charaktere mit einer überraschenden Vergangenheit, aber im ersten Band konnten sie nicht wirklich aus sich herauskommen.
Ein Punkt, der mich positiv überrascht hat, ist die Magie, die leider nur einen kleinen Teil im Buch einnimmt und für meinen Geschmack nur dürftig behandelt wird. Ein Aspekt, der viel ausführlicher hätte erklärt werden müssen, denn die Magie im alten Japan hat das Buch noch interessanter gestaltet. Durch den überraschenden Plot Twist gegen Ende des Romans, habe ich aber das gute Gefühl, dass wir im zweiten Band mehr erfahren werden. Die Liebesgeschichte zwischen Mariko und ihrem Schwarm ist sehr zart und zurückhaltend. Ich finde es äußerst authentisch, dass Mariko mit der Zeit Gefühle für ein Mitglied des Schwarzen Clans entwickelt und sich nicht überstürzt und naiv verliebt, aber auch hier hat die Harmonie zwischen den beiden Charakteren nicht 100%ig gestimmt. Die lieblichen Szenen konnten mich leider nicht begeistern, weil mich die Gefühle einfach nicht erreichen konnten. Die Funken sind einfach nicht übergesprungen.
Der Schreibstil der Autorin ist angenehm und flüssig zu lesen. Da wir uns im alten Japan befinden, stolpern wir ab und zu über japanische Wörter, an die ich mich erst gewöhnen musste. Anfangs hat es den Lesefluss ein bisschen gestört, aber mit der Zeit werden die Wörter einfach unbewusst wahrgenommen und tragen zur faszinierenden Atmosphäre bei. Mir hat besonders gut gefallen, dass die Autorin die Stimmung schnell umschlagen lassen kann. Es gibt ruhige und romantische Szenen, aber auch traurige, brutale und spannungsgeladene Geschehnisse. Zum Ende hin hat mich der rasante Schreibstil und das Überschlagen Ereignisse etwas überrumpelt. Ich konnte der Geschichte in den letzten Kapiteln nicht mehr vollständig folgen, die in Bezug auf Ranmaru und Okami aber sehr wichtig sind. Erzählt wird die Geschichte aus mehreren Perspektiven. Neben der Hauptprotagonistin Mariko, erhält ihr Bruder Kenshin einige Kapitel, die mir außerordentlich gut gefallen haben. Kenshin ist ein sehr interessanter Charakter und wird im zweiten Band bestimmt für Überraschungen sorgen. Neben Kenshin erfahren wir ein bis zwei Kapitel aus der Sicht des Kaisers und einer seiner Frauen, die zum düsteren und magischen Part der Atmosphäre beitragen. Allesamt faszinierende Nebencharaktere, die den Roman spannender gestalten.