Abgründe in Speyer
Der pensionierte Kriminalrat Ferdinand Weber nimmt an einer Demonstration zum Erhalt der historischen Reithalle im Quartier Normand teil. Federführend ist Ingeborg Schindler, eine Industriellengattin mit ...
Der pensionierte Kriminalrat Ferdinand Weber nimmt an einer Demonstration zum Erhalt der historischen Reithalle im Quartier Normand teil. Federführend ist Ingeborg Schindler, eine Industriellengattin mit vielen Verbindungen und Ambitionen, die sich die Bewahrung des historischen Baus auf die Fahnen geschrieben hat. Bei der Demo lernt Weber Clèment Aust kennen, einen ehemaligen französischen Soldaten, der in Speyer geblieben ist und am Ende der Demonstration nur durch einen beherzten Griff von Weber vor einem Sturz vor ein Auto bewahrt wurde. Aust ist sich aber sicher, dass er gestoßen wurde.
Als Aust einige Tage später tatsächlich überfahren wird und stirbt, ist Weber skeptisch und hält einen vorsätzlichen Anschlag für möglich, ganz im Gegensatz zu aktiven Polizei, die ihn abwimmelt. Ein pensionierter Beamter, der halt nicht loslassen kann und sich langweilt, so stellt Polizeichef Maulbeer fest und verbietet seinen Mitarbeitern mit Weber Kontakt zu halten. Was Weber aber nicht abhält, weiter in der Sache zu ermitteln.
Die Konstellation – pensionierter Kriminalist gegen aktive Dienststelle – hat mir gut gefallen. Die Verwicklungen und Verdächtigungen, die sie dadurch ergeben, geben dem Buch einen eigenen Reiz. So auch der Loyalitätskonflikt der ehemaligen Kollegen, die sehr menschlich geschildert sind. Aber ganz besonders gut fand ich den historischen Hintergrund des Kriminalromans. Der Kampf um die historischen Bauten und die Aufklärung des Todesfalls – auch die Polizei muss allmählich erkennen, dass Weber richtig lag – haben eine Schnittstelle und das fand ich sehr spannend inszeniert. Wie ein roter Faden zieht sich der Papstbesuch 1987 in Speyer durch die Handlung. Der pensionierte Weber, der jede menschliche Schwäche kennt und sich nicht beirren lässt, ist eine durch und durch gelungene Figur. Mir gefielen auch die Dialoge, sie lassen die Figuren sehr lebensecht werden und passen zu den einzelnen Charakteren.
Ein vielschichtiger und spannender Krimi mit einem sympathischen Ermittler. Ich hoffe Ferdinand Weber findet noch viele Rätsel, die er lösen kann.