Alles zerbricht
Niemand wollte sich vorstellen, dass die dunklen Wolken über der Seidenstadt Krefeld noch dunkler werden könnten. Doch die Pogromnach belehrt die jüdische Bevölkerung eines Besseren. Bei der Familie Meyer ...
Niemand wollte sich vorstellen, dass die dunklen Wolken über der Seidenstadt Krefeld noch dunkler werden könnten. Doch die Pogromnach belehrt die jüdische Bevölkerung eines Besseren. Bei der Familie Meyer tobt sich der Mob besonders heftig aus. Zum Glück hatten sich alle gerettet. Aber auch ihre Freunde sind betroffen. Trotzdem ist die Hilfsbereitschaft groß und viele helfen, dass Haus wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen. Auch die Familie Aretz unterstützt die Meyers. Karl hat sich zwar um ein Ausreisezertifikat nach Amerika gekümmert, da er aber so lange gehofft hat, alles würde sich einrenken, war er recht spät und nun wird es Jahre dauern, bis sie wirklich ausreisen können. Ruth trägt sich mit dem Gedanken, als Haushaltshilfe nach England zu gehen und von dort dafür zu sorgen, dass die Familie ausreisen kann. Doch dann wird Karl verhaftet. Was soll sie nur tun?
Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und die Autorin berichtet im Nachwort, wie sie dazu kam, sich mit Ruths Geschichte zu beschäftigen.
Inzwischen ist einem die Familie Meyer und besonders Ruth so ans Herz gewachsen, dass man alle Ängste intensiv mit ihnen erlebt. Martha bricht unter der Belastung zusammen und auch Karl ist nicht gerade ein starker Mann, auch wenn er alles tut, damit sie sie versorgt sind. Ruth wächst über sich hinaus. Sie ist die Erste, die ins Haus geht und anfängt, dort Ordnung zu schaffen. Aber nur so kann sie das alles ertragen. Doch immer mehr kommen ihr Zweifel, ob sie einfach warten sollen, bis eine Ausreise möglich ist. Sie ergreift die Chance, die sie hat, auch wenn es ihr schier das Herz zerrreist. Es ist schön, dass es immer noch Menschen gibt, die das alles so nicht wollen und nicht wegsehen, sondern helfen. Ich finde es bewundernswert, wie viele Gefahren die Aretz auf sich nehmen, um den Meyers zu helfen. Auch auf der Reise erfährt Ruth immer wieder, dass da Menschen sind, die ihr selbstlos helfen.
Mich hat auch das widerliche Spiel, das mit den Brüdern Merländer getrieben wurde, sehr erschüttert. Wie können sich Menschen nur so verhalten.
Wie perfide das Vorgehen der Nazis ist, sieht man daran, dass bereits am Tag nach der Pogromnacht ein Reichsgesetz da ist, das die Juden verpflichtet, für die Schäden zu zahlen und alles innerhalb von 14 Tagen wiederherzurichten, damit das Straßenbild ordentlich ist.
Es ist eine beklemmende Geschichte, die einem wirklich sehr nahe geht. Dieses sehr emotionales Buch dient hoffentlich als Warnung, dass so etwas nie wieder geschehen darf. Ich bin schon sehr gespannt auf den nächsten Band.