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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.07.2019

Lesenswert

Totenland
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Totenland ist ein Buch, das mich aufgrund des Zeitpunktes der Handlung an die Romane von Susanne Goga oder Volker Kutscher erinnert.
Dabei ist der hier der Zeitpunkt sogar noch prekärer, 1945 kurz von ...

Totenland ist ein Buch, das mich aufgrund des Zeitpunktes der Handlung an die Romane von Susanne Goga oder Volker Kutscher erinnert.
Dabei ist der hier der Zeitpunkt sogar noch prekärer, 1945 kurz von Ende des Krieges.

Es beginnt recht hart mit der Flucht eines langjährig Gefangenen aus einem KZ. Bei diesen Passagen bin ich mir sicher, dass der Autor die Bücher von Primo Levi kennt.
Die Beschreibungen sind sehr glaubwürdig. Die der Täter sind nicht ganz so zwingend.

Jens Druwe, ein desillusionierter Polizist, steht im Mittelpunk. Die Frage nach Schuld und Mittäterschaft durchzieht den Roman.
Der Roman besitzt durchaus spannende Momente, weswegen ich nicht gerne mehr von der Handlung erzählen möchte.
Ein lesenswerter Roman!

Veröffentlicht am 07.07.2019

Krimi aus dem Baskenland mit viel Atmosphäre

Die Stille des Todes
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Der Beginn einer spanischen Krimiserie mit Serienfigur Ayala, der Profiler, der in seiner Jugend Kraken genannt wurde und dieser Spitzname scheint jetzt wieder in Aktion zu treten, genau wie die Fortsetzung ...

Der Beginn einer spanischen Krimiserie mit Serienfigur Ayala, der Profiler, der in seiner Jugend Kraken genannt wurde und dieser Spitzname scheint jetzt wieder in Aktion zu treten, genau wie die Fortsetzung einer 20 Jahre andauernden bizarre Mordserie.
Der damalige Täter Tasio Ortiz de Zarate sitzt seit zwanzig Jahren im Gefängnis. Die neuen Morde stellen alles in Frage.

Kritisch muss man sich fragen, warum die Morde so grausam sind. Ich könnte auf solche Extreme verzichten. Es ist jedoch ein Krimi durch und durch. Der Spannungsbogen bleibt aber verhalten.

Wichtig ist die Persönlichkeit der Hauptfigur, Inspektor Unai Lopez de Ayala.
Er will alles tun, um die Morde zu stoppen. Von ihm zehrt der Roman.
Aber eigentlich mehr durch seine Gedanken und Gespräche, weniger durch die Ermittlungen, die eher lahm sind.

Angereichert wird der Plot um einen Handlungsstrang der Vergangenheit, um 1970, mit Dona Blanca, ihrem gewalttätigen Ehemann und dem Arzt, mit dem sie eine Affäre hat. Dieser Teil des Buches hat seine eigene Spannung und ist doch so elementar für den Hauptplot. Das ist sehr geschickt von der Autorin gemacht.

Prägend ist der Schauplatz Vitoria im Baskenland, eine alte Stadt mit historischen Gebäuden, zum Beispiel die gotische Kathedrale Santa María. Dort findet auch mal eine Prozession während einer Fiesta statt. Auch außerhalb der Stadt in den Bergen der Sierra geht es mal weiter. Die Autorin Eva García Sáenz wendet einen stark visuellen Schreibstil an.
Das verleiht dem Roman eine ganz starke Atmosphäre.
Das Finale ist auch sehr imponierend!

Mit dem Titel Das Ritual des Wassers wird Ende des Jahres der zweite Teil der Reihe erscheinen, 2020 dann der dritte Teil.

Veröffentlicht am 06.07.2019

Wechselbälger oder Psychose?

Kalte Wasser
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Kalte Wasser beginnt gleich spannend und bleibt es auch.
Man taucht in die Psyche einer Frau ein, die stark unter Anspannung steht. Lauren hat gerade Zwillinge bekommen und glaubt noch im Krankenhaus, ...

Kalte Wasser beginnt gleich spannend und bleibt es auch.
Man taucht in die Psyche einer Frau ein, die stark unter Anspannung steht. Lauren hat gerade Zwillinge bekommen und glaubt noch im Krankenhaus, dass eine Frau ihre Kinder tauschen will
Das ganze Buch hindurch wird die märchenhafte, mythologischen Idee des Wechselbalgs thematisiert.
Schließlich werden die Babys wirklich entführt, jedoch schnell wieder gefunden. Wer der oder die Täterin ist, bleibt unklar, obwohl eine junge Frau verhaftet wird.
Lauren wirkt labil, als Leser ist man sich nicht sicher, ob es an ihr oder den Ereignissen liegt.
Ihr Ehemann ist auch nicht gerade ein Sympathieträger.
Ein Trumpf des Buches ist die Polizistin Jo Harper, die in dem Fall ermittelt. Sie ist eigenwillig und macht auch weiter, als ihr Chef den Fall längst abgeschlossen hat. Sie ist aber auch kein einfacher Typ.
Der Roman entwickelt sich langsam und wird zu einem fast klassischen Psychothriller.
Melanie Golding ist eine neue Autorin, die auf den Spuren einer jungen Joy Fielding wandelt.

Veröffentlicht am 04.07.2019

Art is for everyone.

Keith Haring
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Wer in den achtziger/neunziger Jahren jung war, dem ist der Name Keith Haring ein Begriff. Pop Art war beliebt. Wobei ich zugeben muss, dass ich sein Werk wenig kenne. Dieses Buch erlaubt einen Zugang ...

Wer in den achtziger/neunziger Jahren jung war, dem ist der Name Keith Haring ein Begriff. Pop Art war beliebt. Wobei ich zugeben muss, dass ich sein Werk wenig kenne. Dieses Buch erlaubt einen Zugang durch die vielen Bilder und die informativen Textbeiträge. Die begleitenden Texte haben durchaus einen eigenen Anspruch und Niveau.
Es gibt von Herausgeber Darren Phi zunächst einen guten Überblick über Keith Harings Leben und Schaffe bis hin zu seinem frühen Tod an den Folgen seiner Aidserkrankung.

Keith Harings Einstellung zur Kunst schätze ich sehr. Die Suche nach der Möglichkeit der Kommunikation. Der urbane Bezug. Sein politisches Engagement, z.B. gegen Apartheid.
Sein Selbstverständnis, dass die Gespräche und die Wirkung seiner Kunst auf Menschen wichtiger sind als sein Kunstwerk. Und: Art is for everyone.

Veröffentlicht am 03.07.2019

stimmungsvolle Fotos

Elfie Semotan
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Elfie Semotan, die österreichische Fotografin (die auch in New York lebt) legt den Blick auf Details und zeigt in schwarzweißaufnahmen Ausschnitte aus einem großen Ganzen.

Die Fotografin war früher selbst ...

Elfie Semotan, die österreichische Fotografin (die auch in New York lebt) legt den Blick auf Details und zeigt in schwarzweißaufnahmen Ausschnitte aus einem großen Ganzen.

Die Fotografin war früher selbst Modell und weiß ihre Modells einzusetzen. Da sind zahlreiche eindrucksvolle und stimmungsvolle Fotos dabei und wieder dominiert der Blick auf Details.
Die Mimik der Modells ist teilweise außergewöhnlich. Streckenweise kommen Masken zum Einsatz.
Schließlich folgen auch auffällige Farbfotos. Dabei ist der Abschnitt Wanted motivisch etwas besonderes.
Erwartungen werden nicht erfüllt sondern gebrochen. Heraus kommt etwas überraschendes und das macht die Fotos zu großer Kunst.
Die Texte sind deutsch- und englischsprachig gehalten.
Auffällig die Lyrik von Rosa Pock, die an einer Stelle auftaucht.

Es gibt auch Fotos von Prominenten wie Benicio del Toro oder Willem Dafoe sowie Selbstportraits.

Ein reichhaltiges Buch, bei dem man aus dem Betrachten nicht einen Moment herauskommt, soviel gibt es zu bestaunen.