Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
online

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.07.2019

Unkonventionell

Das wilde Leben der Cheri Matzner
0

Das wilde Leben der Cheri Matzner ist ein sehr amerikanischer Roman, der in einer gewissen Tradition z.B,. in der von John Irvings Familienromanen, steht.
Es gibt wechselnde Handlungsebenen. In der frühen ...

Das wilde Leben der Cheri Matzner ist ein sehr amerikanischer Roman, der in einer gewissen Tradition z.B,. in der von John Irvings Familienromanen, steht.
Es gibt wechselnde Handlungsebenen. In der frühen wird die Titelfigur geboren und von dem Ehepaar Cici und Solomon adoptiert.
In der zweiten ist Cheri schon erwachsen und verheiratet, mit Michael, der schließlich mit einer Krebserkrankung zu kämpfen hat.
Dann gibt es aber auch Passagen, in denen Cheri plötzlich Studentin ist. Dieses hin und her hat mich teilweise gestört, weil ich es als willkürlich gewählt empfand.

Auffällig ist, dass die Figuren lange brauchen, um an Profil zu gewinnen. Der Autorin Tracy Barone lässt sich da viel Zeit.
Die inneren Gedanken der Figuren werden nicht geschildert, das lässt der gewählte Stil nicht zu und vielleicht ist es gerade der Stil, der mich so gestört hat. Natürlich ist das Buch deswegen noch nicht schlecht und es gibt auch einige gelungen Szenen, insbesondere die Beziehungen der Charaktere zueinander sind glaubhaft und interessant geschildert. Das gilt für die schwierigen Beziehungen zwischen den Ehepartnern als auch von Cheri zu ihren Adoptiveltern.

#Für den Roman spricht, dass er nicht konventionell gemacht ist und das man der Handlung auch unerwartete Wendungen abnimmt.
Der erhofft vielschichtige Familienroman ist es aber leider nicht ganz geworden.

Veröffentlicht am 20.07.2019

Leider wenig Island-Impressionen

Das Versprechen der Islandschwestern
0

Auf Das Versprechen der Islandschwestern bi.n ich eigentlich nur aus Zufall gestossen. Island interessiert mich, doch prägende Islandeindrücke werden nicht vermittelt und schon bald merke ich, dass sich ...

Auf Das Versprechen der Islandschwestern bi.n ich eigentlich nur aus Zufall gestossen. Island interessiert mich, doch prägende Islandeindrücke werden nicht vermittelt und schon bald merke ich, dass sich der Roman an eine Leserschaft wendet, zu der ich nicht gehöre. Es gibt die üblichen Zutaten inklusive Familiengeheimnis und Handlungsstränge der Gegenwart (2017) und der Vergangenheit (1949/1950).
Die Hauptfiguren haben wenig Ecken und Kanten. Helga und Margarethe fehlt es an profil.
Der Zielgruppe wird das recht sein.

Es gibt aber auch Passagen im Buch die für den Roman sprechn. Zum Beispiel die unverkrampft erzählte Liebesgeschichte zwischen Pia und Ragnar im Gegenwartspart.
Einige Schilderungen vermögen Fernweh beim Lesre auszukösen.

Es bleibt jedoch beim Eindruck „ganz nett“ und „kann man lesen, muss man aber nicht“.

Veröffentlicht am 04.07.2019

Nicht-Maigret-Roman

Striptease
0

Georges Simenon taucht in diesem relativ kurzen Nicht-Maigret-Roman tief in das Sujet der Stripteasebars in Cannes um 1954 ein. Eine Welt, die er anscheinend gut kannte und genossen hatte.
Der Roman hat ...

Georges Simenon taucht in diesem relativ kurzen Nicht-Maigret-Roman tief in das Sujet der Stripteasebars in Cannes um 1954 ein. Eine Welt, die er anscheinend gut kannte und genossen hatte.
Der Roman hat eine bemerkenswerte Dichte, wenn auch wenig Story.
Dennoch erfährt man einiges davon, wie die Stripteasetänzerinnen leben, von ihren Eifersüchteleien und Leidenschaften.
Zwar hat mich dieses Sujet nicht ganz so zwingend ergriffen wie Simenons Roman Das Haus am Kanal, aber lesenswert ist Striptease doch.
Für mich ist Simenon ein bemerkenswerter Autor, wenn er etwas anderes als Krimis schreibt.
Auch das Nachwort mit dem Titel “Eine Studie weiblichen Verlangens” von Ulrich Wickert ist gelungen. Er berichtet z.B. von seiner Begegnung mit Günter Grass, der tatsächlich viel von Simeons Non-Maigrets gehalten hatte. Wickert kann auch einiges von Simenons privaten Leben berichten, dass wohl genauso turbulent war wie seine Romane.

Veröffentlicht am 22.06.2019

Neuanfang in Rügen

Inselküsse
0

Die alleinerziehende Töpferin Marie lebt mit ihren Kindern (Karo und die Zwillinge Til und Ole) in Berlin und ab und zu kümmert sie sich um ihre Nachbarin Ruth, die schon älter ist. Aus ihnen wird schließlich ...

Die alleinerziehende Töpferin Marie lebt mit ihren Kindern (Karo und die Zwillinge Til und Ole) in Berlin und ab und zu kümmert sie sich um ihre Nachbarin Ruth, die schon älter ist. Aus ihnen wird schließlich eine Zweckgemeinschaft, die gemeinsam in ein Haus auf der Insel Rügen zieht. Hier kann Marie einen lukrativen Auftrag übernehmen.
Einfach wird es aber nicht, denn das alte Haus hat seine Macken.
Zu Maries Glück lebt ein ebenfalls alleinerziehender, gutaussehend der alleinstehender fleißiger Handwerker in der Nähe. Was für ein Klischee!
Immerhin wird das später gebrochen, indem die Beziehung doch nicht so glatt geht wie erwartet und Christian die Insel Rügen zeitweise sogar verlässt.

Der Roman ist unterhaltsam, aber auch sehr vorhersehbar und nach bewährter Masche geschrieben. Er erinnert mich an das Herzschmerzkino Sonntag abends im ZDF.
Das Buch ist schon sehr harmlos, aber das Zielpublikum erwartet vermutlich nichts anders und einige gut gemachte Passagen entschädigen ausreichend.

Veröffentlicht am 14.06.2019

10 Essays

Vom Verschwinden der Rituale
0

Vom Verschwinden der Rituale heißt das neue Essay von Byung-Chul Han, der wahrscheinlich der momentan angesagteste deutschsprachige Philosoph ist.
Ich lese die 10 Kapitel aber als einzelne Essays. Alle ...

Vom Verschwinden der Rituale heißt das neue Essay von Byung-Chul Han, der wahrscheinlich der momentan angesagteste deutschsprachige Philosoph ist.
Ich lese die 10 Kapitel aber als einzelne Essays. Alle Kapitel tragen eigene Titel. Das letzte könnte auch als erstes geschrieben sein. Es gibt nur der Titel “Vom Verschwinden der Rituale”  als übergeordnetes Thema, das sie verbindet, wenn überhaupt.
Das mindert natürlich nicht unbedingt die Qualität. Zum Beispiel empfand ich das Essay, in dem Byung-Chul Han über einen Texte von Peter Nadas reflektiert, sehr ansprechend. Das gilt auch für das Gespräch zwischen Foucault und dem Filmemacher Werner Schroeter, das in “Spiel um Leben und Tod” behandelt wird.
Wenn aber Hegel und Marx ins Spiel gebracht werden, erlahmt mein Interesse.
In Reich der Zeichen wird es wieder interessanter, da es um Haikus geht.
Auch ein paar der anderen Kapitel sind lesenswert. Vom Duell zum Drohnenkrieg zum Beispiel ist thematisch brisant.

Die Stärke des Autors liegt in der Bandbreite an Themen und Bezüge, die er einsetzt.