In der Einführung erzählt die Autorin Joa Studholme, wie glücklich sie ist, eine Mitarbeiterin der Fa. Farrow&Ball zu sein, lobt diese Firma und ihre 132 Farben sowie die Fähigkeit, sie selber zu einer guten und eingeschworenen Mitarbeiterin ausgebildet und geprägt zu haben, obwohl sie „ohne formale Ausbildung für ihren Beruf“, nur mit der Leidenschaft als Kind, Buntstifte zu sortieren und ihr Puppenhaus umzudekorieren aufwarten konnte. Mittlerweile arbeitet sie, überstolz, seit 19 Jahren für Farrow&Ball als Farbberaterin und durfte die Entwicklung und Benennung neuer Farben begleiten. Sie stellt danach die Firmengeschichte vor, einem „Traditionsunternehmen“, das es bereits seit 1946 gibt, das durch die Entwicklung der National-Trust-Farben aufblühte und expandierte. Mittlerweile handele es sich um ein „weltumspannendes Unternehmen mit über 50 Verkaufsstellen in 67 Ländern ( Angaben von S. 13).
Unterteilt ist dieses Buch in die Kapitel: Die ersten Schritte / Das Handbuch / Der Leitfaden; man findet Beschreibungen zur Farbenlehre, zu Licht und Stil und den Einsatz von verschiedenen Farben um Effekte zu erzeugen, z.B. dass man den kleinen Flur dunkel streichen kann und die angrenzenden Räume dann heller und größer wirken.
Joa Studholme stellt in diesem Buch Gestaltungstricks vor, die bei kleinen Wohnungen und auch in Palästen gleichermaßen funktionieren sollen. Unmengen an Fotos folgen, die Wände, Türen, Decken und Haustüren mit Farbanstrichen von F&B zeigen; als Untertitel zu den Fotos ist angegeben, welche Farben verwendet wurden. Im begleitenden Text wird erläutert, welche Möglichkeiten man zur Gestaltung hat, z.B. Tür und Türrahmen heller oder alternativ dunkler als die Wand zu gestalten, Wände als Blickfang farblich stark hervorzuheben oder Akzente zu setzen, dass sich neutrale Farben kombinieren lassen, andere aber ebenfalls. In diesen Texten werden auch jede Menge Farbvorschläge gegeben, die allerdings so gut wie nie mit den gezeigten Farben auf den Fotos zu tun haben. Ganz vorne im Buch sind Farbkärtchen abgebildet, doch ohne Bezeichnung; auf der drittletzten Seite findet man ein Foto von einem zugeklappten Farbfächer, der auf einer Farbkarte liegt, auf der einzelne Farben mit Bezeichnung erkennbar sind. Hinten im Buch gibt es eine Tasche, die leider leer ist; wie hilfreich und durchdacht wäre es gewesen, hier eine Farbkarte beizulegen! Damit hätte dieses Buch eine große Hilfe sein können, denn es wäre möglich gewesen, den ganzen Beschreibungen auch folgen zu können. Aber was fange ich so mit den unendlich vielen Farbvorschlägen und Kombinationsmöglichkeiten, die sogar extra auf einer Doppelseite aufgeführt werden, an? Was hilft mir, gelesen zu haben, dass „Ammonie“, Black Blue“, „Stiffky Blue“ und „Worsted“ wunderbar zusammen passen, genau wie „Dove Tale“, „Great White“, „Peignoir“ und „Pelt“ oder die ganzen anderen Farbvorschläge? Mir sagt das genauso wenig wie Ihnen jetzt und für mich hätte es keinen Unterschied gegeben, wenn die Farbbezeichnungen in chinesischen Schriftzeichen abgedruckt worden wären. Schade, so ist vieles, was vermittelt werden sollte, einfach nicht nachvollziehbar.
Selbstverständlich finden sich auch sehr hilfreiche Anregungen und Tipps, die man auch ohne Farbkarte umsetzen kann, aber es sind soviele Möglichkeiten einfach verschenkt worden.
Praktische Tipps zum Streichen gibt es auch, z.B. dass man den Teppichboden gut abkleben soll, damit keine Fusseln in die Farbe gelangen und dass man an der Decke anfangen und sich über die Wand bis zu den Fußleisten vorarbeiten sollte, da auf diesen am ehesten mit Staub zu rechen sei.
Sehr interessant fand ich, dass F&B unterschiedliche Deckenweiß anbietet, die auf die einzelnen Wandfarben abgestimmt sind; dazu gibt es auch eine Art Tabelle, der man entnehmen kann, wie man diese beiden Farben perfekt kombiniert. Joa Studholme erläutert, dass früher Deckenweiß mit 25% der Wandfarbe gemischt wurde um eine farbliche Annäherung zu haben, weil eine strahlend weiße Decke den Wänden die Strahlkraft nähme. Hierbei handelt es sich z.B. ein Tipp, den ich beherzigen werde.
Im Glossar kann man Erklärungen nachlesen für die Begriffe Architrav, Bilderleiste, Deckenrosette, Fries, Fußleiste, Hohlkehle, Holzelemente, Nut- und Federbretter, Oberlicht, Sockel, Sockeltäfelung, Stuckleiste, Stuhlleiste und Wandvertäfelung – und im Anhang erhält man die Liste der Farrow&Ball – Verkaufsadressen weltweit.
Die Fotos sind sehr schön anzusehen, manche Farbkombinationen fand ich größtenteils ganz nett, andere völlig überladen- besonders die, auf denen unterschiedliche Holzvertäfelungen gezeigt wurden, waren für mich sehr hilfreich, denn nun habe ich eine viel bessere Vorstellung davon, wie ich dieses bei uns gestalten kann. Auch die Übersichtsfotos ( S. 138/9), in der durch farbliche Veränderung desselben Raumausschnittes die unterschiedliche Tiefe und Ballance aufgezeigt wird, fand ich äußerst anschaulich. Bei vielen Fotos im Buch, bei denen die Wirkung der Farbgestaltung gezeigt werden sollte, hatte ich persönlich Probleme mit meiner zu kleinen Vorstellungskraft, z.B. wenn eine Ecke fotografiert wirt und mir zeigen soll, dass durch diese Farbgebung der ganze Raum ( der auf dem Foto nicht zu sehen ist) größer wirkt.
Am wichtigsten fand ich den Hinweis, dass man seinem eigenen Farbgeschmack folgen sollte, was ich dann wohl mit einer Farbkarte aus dem Baumarkt ausprobieren werde – leider ganz unabhängig von den Farbvorschlägen dieses Buches, die man leider größtenteils nicht nachvollziehen kann.
Genaugenommen habe ich etwas mehr erwartet als ein prachtvoll illustriertes Bilderbuch, mit Fotos, die Innen- und Außenansichten von Häusern aus Paris, New York, Toronto... zeigen, auf dem ich die Farben von Farrow&Ball im verarbeiteten Zustand sehen kann. Da sich Joa Stunholme's Lob für die Produkte von F&B und ihren Arbeitgeber wie ein roter Faden durchs Buch zieht, hatte ich oft den Eindruck eine PR-Schrift zu lesen und nicht einen Ratgeber, der mich befähigen soll, mit neu erlangtem Wissen nun mein Haus farblich besonders geschickt, geschmackvoll und mit neuen Visionen umzugestalten. Nun ja, nun kenne ich die komplette Produktpalette dieser Firma, „den feinen Unterschied“ ihrer Farbe ( S.226), die aus Pigmenten, Wasser, Füllstoffen, Harz und Zusätzen (eben ganz anders, als andere Farben) besteht, dass die leeren Musterdosen als Kultobjekte gesammelt werden und F&B sich in allen Bereichen bemüht umweltfreundlich zu verfahren.
Die Fotos regen durchaus an und es gibt auch zahlreiche, hilfreiche Tipps; trotzdem finde ich, dass ganz wunderbare Möglichkeiten nicht ausgeschöpft wurden.