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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2019

Ungewöhnlich und beglückende Pferdegeschichte

Marwani
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Die Geschichte handelt davon sich nicht aufzugeben, indem man eine Aufgabe findet, die einen ausfüllt und darüber Gleichgesinnte kennenlernt. Dahinter steckt natürlich noch viel mehr. Die Hauptfigur Mira ...

Die Geschichte handelt davon sich nicht aufzugeben, indem man eine Aufgabe findet, die einen ausfüllt und darüber Gleichgesinnte kennenlernt. Dahinter steckt natürlich noch viel mehr. Die Hauptfigur Mira ist seit einem halben Jahr querschnittsgelähmt, ihre Familie zog deswegen aufs Land um. Denn das alte Haus ist zu eng und mit zu vielen Treppen für den Rollstuhl versehen. Auf dem Land langweilt sich Mira. Vor allem hadert sie mit ihren leblosen Beinen. Bis sie Marwani kennenlernt, einer Stute, der übel mitgespielt wurde und die keinem Menschen mehr traut. Das Besondere an diesem Roman:

Schimmelstute statt Rapphengst?

 Ein bisschen typisches "Pferderomanflair" á là unreitbares Pferd triff verletztes Kind, beide berappeln sich zusammen" findet sich hier schon. Glücklicherweise völlig anders umgesetzt als in den mir bekannten Pferderomanen für Jugendliche. Reifer sozusagen und sehr angenehm zu lesen auch für mich als Erwachsene überhaupt nicht langweilig. Hintergründig, mit starken Figuren und gut zu verstehendem Subtext ebenso wie man sich einiges denken kann, dass die Autorin nicht beschreibt. Bösewichte tauchen natürlich auf, aber nur am Rande. Dramatische Situationen gibt es auch und am Ende geht alles anders aus als vorher geahnt. 

Ein in gutem Schreibstil verfasster Roman mit gut gesetzten Spannungsbögen, der völlig aus der Sicht der frisch im Rollstuhl gelandeten Mira erzählt wird. Und doch so, dass man einen guten Überblick über die Gegebenheiten erhält. 

Veröffentlicht am 21.07.2019

Spritzig!

Pasta d’amore - Liebe auf Sizilianisch
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Aurelia ist ein Mathematik-Genie, denkt viel zu viel, hat einen minimalen Freundeskreis und eine große Familie. Ihr Urgroßmutter besteht darauf, dass sie noch vor ihrem Ableben unter die Haube kommt. Hutzenlaub ...

Aurelia ist ein Mathematik-Genie, denkt viel zu viel, hat einen minimalen Freundeskreis und eine große Familie. Ihr Urgroßmutter besteht darauf, dass sie noch vor ihrem Ableben unter die Haube kommt. Hutzenlaub führt erst Mal in die Figuren und die Lebenswelt der Aurelia ein. Manches erschien mir etwas übergriffig, im typischen Sinn älterer Familienmitglieder, die bereits vieles erlebt haben und sich einfach etwas herausnehmen. Im Lauf der Geschichte wurde mir diese Familie immer sympathischer und auch die sehr zahlenaffine Hauptfigur. Vorrangig beschreibt Hutzenlaub auf göttliche Art eines:

Das Sich-Verlieben

Und zwar nicht schnulzig, süß-langweilig. Sondern so, wie es eben ist: mit diesen ganzen Zweifeln, Überlegungen, dem Flattern im Bauch und den Besonderheiten. Auch Männer kommen zwangsläufig vor, Brüder und eventuelle Zukünftige, der Eine natürlich auch . Die Familie sorgt für etliche Schmunzelanfälle, die Geschichte entwickelt sich von einem Amüsement-Höhepunkt zum Nächsten. Aurelia spielt natürlich das Spiel ihrer Urgroßmutter mit, aber auf ihre sehr spezielle Weise. Es ist ein spritziger Roman, der mit Hintergründigem und viel Humor aufwartet.

Veröffentlicht am 14.07.2019

Geschichte hält den Spiegel vor

Das Brauhaus an der Isar: Spiel des Schicksals
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Ein richtig, feiner, geschichtlicher Roman!

Die Zeit des Jugendstils ist noch die Zeit als sich Frauen der feinen Gesellschaft in möglichst viel Stoff hüllten, um ihre per se sündigen Körper zu verstecken. ...

Ein richtig, feiner, geschichtlicher Roman!

Die Zeit des Jugendstils ist noch die Zeit als sich Frauen der feinen Gesellschaft in möglichst viel Stoff hüllten, um ihre per se sündigen Körper zu verstecken. Sie hatten wenig Rechte und schon gar nichts in der Geschäftswelt zu sagen. Da gab es im Mittelalter mehr Möglichkeiten für sie! Freidank lässt ihrer Antonia viel Freiraum. Sie lässt sie in die Künstlerszene Schwabings eintauchen und ihre Erfahrungen sammeln. Sie gibt Lesern gut recherchierte Einblicke in mehrere gesellschaftlichen Ebenen und hält auch ihnen gewissermaßen Spiegel vor. Sowohl den der Kunst: "Was man sieht, liegt im Auge des Betrachtenden" als auch den des Lesenden "Was man daraus zieht, liegt...". Beides fand ich sehr anziehend. Sowohl von ihrer Art zu schreiben als auch von ihren gut ausgearbeiteten Figuren.

Die Geschichte an sich ist atmosphärisch dicht und fesselnd. Man kann sich nicht nur alles vorstellen, man wähnt sich in der Geschichte drin als stille Beobachterin. Und überall bringt Antonia ihren Verstand mit ins Spiel und manchmal noch mehr, wenn auch anders als gedacht!

Veröffentlicht am 14.07.2019

Lucy Lovecake - nimmt Hypes auf die Schippe

Lovecakes - Liebe schmeckt süß
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Pippa James nimmt sowohl die Verlagsbranche als auch den Medienrummel im Speziellen auf die Schippe. Und das macht sie hervorragend! Der Hype um Daisy, getarnt als "Lucy Lovecake" wird mit einer groß angelegten ...

Pippa James nimmt sowohl die Verlagsbranche als auch den Medienrummel im Speziellen auf die Schippe. Und das macht sie hervorragend! Der Hype um Daisy, getarnt als "Lucy Lovecake" wird mit einer groß angelegten PR-Kampagne geplant und von ihr teilweise mit umgesetzt. Zwischendrin verdrehen ihr zwei Männer den Kopf und der eine von ihnen pusht den Hype unfreiwillig. Es ist natürlich alles ein wenig überzogen, aber ganz wunderbar. James enthüllt einiges, zeigt, wie einfach es ist Hypes zu generieren, wie bereitwillig viele Leute mitmachen. Und da solche Hypes momentan typisch für unsere Gesellschaft sind - ob Thunberg, Instagram-Selfies oder E-Roller -, merkt man das als Leserin sofort. James hält ihren Leserinnen quasi einen Spiegel vor - auf sehr vergnügliche Art und Weise!

Veröffentlicht am 14.07.2019

Wunderbarer Schmöker!

Die kleine Patisserie in Paris
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Ein wunderbarer Roman, in dem ich geistig sofort versunken bin. Zuerst lernt man die Familie der Hauptfigur Nina kennen und weiß, warum die fast Dreißigjährige gerne mal einige Wochen woanders leben möchte. ...

Ein wunderbarer Roman, in dem ich geistig sofort versunken bin. Zuerst lernt man die Familie der Hauptfigur Nina kennen und weiß, warum die fast Dreißigjährige gerne mal einige Wochen woanders leben möchte. Einige hundert Kilometer zwischen sich und ihre älteren Brüder bringen, etwas lernen und sich auf eigene Füße zu stellen. Das gelingt und sie reist nach Paris.

Patisserie mit Charme

Das Küken der Familie reißt quasi aus. Die Familie weiß zwar, wo sie ist und was sie dort machen soll (und auch als Angestellte tut), aber sie weiß trotzdem sehr wenig darüber, was das Familienküken so treibt. Und das ist weit mehr als nur einmal in der Woche bei einem Kurs zu assistieren. Während Nina sich endlich abnabelt, stellt sie sich auch einer alten Geschichte und verliebt sich neu. Und das daraus weder eine Schmonzette noch eine Schnulze wird, dafür sorgt der hinreißende Schreibstil und Verwicklungen der eigentlichen Geschichte, die netten Nebenfiguren samt ihrem Eigenleben. Und natürlich ahnt man, worauf es hinauslaufen wird. Aber wie genau, darauf kommt man nicht und das ist mit das Schöne an dieser Geschichte, die mich als Leserin mit nach Paris in eine etwas abgewrackte Patisserie nahm.