Beschreibung:
Nachdem Carolin binnen zweier Stunden als sie beim Yoga war von ihrem geliebten Jens verlassen wurde, nimmt sie die scheinbar seltsame Nachbarin Mandy bei sich auf. Ihr Leben scheint Kopf zu stehen. Verlassen vom Freund - ohne ein Wort -, keine Wohnung mehr und Job verloren und dann stolpert sie zu allem Übel auch noch über die Leiche eines seit 20 Jahren vermissten Jungen. Keiner scheint sich wirklich zu interessieren, weswegen Carolin versucht auf eigene Faust ein paar Dinge herauszufinden und genau das wird ihr zum Verhängnis, denn sie ist dem Mörder näher als sie denkt.
Meinung:
Den Klappentext finde ich schon ein wenig unpassend, denn Caro ist eigentlich keine Journalistin. Sie ist lediglich "die Stimme des Ostens" und moderiert eine Sendung im Radio. Das wird aber beim Lesen auch relativ schnell klar, denn diese Frau wirkt einfach nur absolut unfähig. Dennoch schaffte es die Autorin, dass ich eine gewisse Empathie für sie empfand. Ob es an dem Schicksalsschlag direkt zu Anfang lag kann ich nicht sagen. Andererseits musste ich mir verdammt oft an den Kopf langen und hätte das "Mädchen" einfach nur gern geschüttelt, weil es so übel verstrahlt ist.
Witzig fand ich, dass in diversen Rezensionen kritisiert wurde, dass die Protagonisten so häufig ihren menschlichen Bedürfnissen nach gehen. Bis ich dies gelesen habe ist es mir gar nicht so extrem aufgefallen. Es war für mich einfach natürlich. Zudem fand ich es aus stilistischer Sicht passend. Schon allein die Ausführungen über diverse Gepflogenheiten des Bezirk Prenzlauer Berg ließen mich mehrfach lachen; Lokalkolorit vom Feinsten - auch wenn das Buch an sich von der Atmosphäre eher bedrückend ist.
Obwohl ich kein Fan von einer übermäßigen Ansammlung kurzer Sätze bin, fand ich es recht erträglich. Das Gesamtbild hat für mich einfach gepasst. Einziges Manko war, dass ich mich dadurch wirklich häufig total gestresst oder gehetzt fühlte, die Handlung aber eher gemächlich weiter ging. Wobei der Kontrast von diesem Maschinengewehrfeuer zur Handlung auch irgendwie zum Ort passt. Das schnelllebige, vor Menschen strotzende Berlin - keiner hat Zeit, alles gestern - und dann dieser skurrile Leichenfund, der keinen zu interessieren scheint, die Welt sich aber dennoch gemächlich weiter dreht.
Ihr seht, das Buch - so simpel wie es war - hat etliche Gefühle und Gedanken bei mir geregt. Zwischendurch hatte ich auch wirklich das Bedürfnis darüber zu sprechen, da es mich wirklich fertig gemacht hat. Die Szenen haben sich förmlich in meinem Kopf abgespielt. Die Story an sich fand ich auch ganz cool, wenn auch irgendwie unwahrscheinlich, aber da etliche seltsame Dinge in der ehemaligen DDR sowie zur Wende geschehen sind, könnte ich mir dennoch vorstellen, dass es so war. Diese überspitze und leicht überdrehte Darstellung passte für mich ebenfalls gut ins Gesamtbild.
Das Buch als Krimi zu bezeichnen finde ich ein wenig grenz wertig. Ich empfand es oftmals dann mehr als Thriller oder sogar Psychothriller. Die Ermittlungen sind nicht so richtig oder eher beiläufig vorhanden. Zumindest gefühlt. Beim Lesen hatte ich einfach mehr dieses (Psycho)Thriller Gefühl als nach einem Krimi. Dennoch hat mich das Buch gut unterhalten, da ich beide Genre sehr gerne mag.
Fazit:
Eine beklemmender, aber dennoch überdrehter Krimi, der für mich vom Gesamtkonzept her recht gut zusammen passt und mir zudem Spannung sowie Unterhaltung lieferte.