"Herzen undercover" habe ich vor einigen Tagen in der Verlagsvorschau des Knaur Verlags entdeckt und sofort ein Rezensionsexemplar angefragt, da ich mich mal wieder nach einer locker-leichten Geschichte gesehnt habe und im Moment nur Thriller bereit liegen. Was die Unterhaltung anbelangt konnte die Geschichte definitiv halten, was sie versprochen hat, dennoch konnte mich der Roman als Ganzes nicht überzeugen.
Das Cover ist relativ dezent und geheimnisvoll gehalten. Zusehen ist ein verschwommener Blick auf einen dunklen Garten eines gepflegten Anwesens, umrandet von samtener Schwärze. Aufgepeppt wird dieses Motiv durch den verschnörkelten, orangenen Titel und die goldenen Blätter, die das Bild umranken. Als ich das Buch angefragt habe, war mir nicht bewusst, wie kurz es eigentlich ist. Wenn sich eine Autorin oder ein Autor vornimmt auf weniger als 300 Seiten eine komplette Geschichte zu erzählen werde ich grundsätzlich immer etwas skeptisch. Dass meine Kindle-Ausgabe aber nur 174 Seiten hatte, hat mich ein wenig geschockt und ich habe - zu Recht - keine besonders tiefgründige, komplexe Story erwartet. Wenn man mit der richtigen Erwartung an das Buch herangeht, kann man es durchaus mögen. Erwartet man aber etwas anders als einen typischen New-Adult-Roman mit wenig Anspruch und Niveau, dafür aber hohem Unterhaltungswert, wird man hier herbe enttäuscht werden.
Erster Satz: "Verfluchter Dreck!"
Kennt ihr diese Bücher, deren Lektüre eigentlich völlige Zeitverschwendung wäre, wenn es nicht so viel Spaß machen würde, sie zu lesen? Dieses Buch ist so eine Geschichte. Wir haben es hier im Grunde mit einer klassischen, völlig bedeutungslosen "stinkreicher Kerl trifft armes Mädchen mit großen Träumen"- Geschichte zu tun, deren Unterhaltungswert jedoch trotzdem viel größer ist, als mein Gehirn sich eingestehen möchte. Nach einem rasanten Einstieg, in dem wir die junge Journalistin Myra kennenlernen, die vom Chef der regionalen Zeitung ihres Heimatortes Elliottville auf den reichen Wirtschaftsmagnaten Conrad Hughford angesetzt wird, geht es relativ schnell zur Sache. Myra muss völlig überstürzt abreisen um den Millionär auf seiner Privatinsel zu überraschen, gerät dabei aber selber in eine unvorhergesehene Situation. Ihr Kanu kentert in einem Sturm und sie strandet auf einer Insel und als sie der attraktive und geheimnisvolle Cole findet und in ein riesiges Anwesen einlädt kann sie ihr Glück kaum fassen - sie ist tatsächlich auf der Privatinsel ihrer Zielperson gelandet und ein herannahender Hurrikane zwingt sie dazu, einige Tage zu bleiben. Eigentlich genügend Zeit um etwas über ihre Gastgeber herauszufinden und eine spannende Story zu schreiben. Doch als sie und Cole sich immer näher kommen, muss sie sich fragen, ob sie ihm überhaupt hinterher spionieren will und ob sie die aufkeimende Vertrautheit wirklich für eine Story zerstören will...
Ja... also das ist die Basis der Geschichte, die für meinen Geschmack deutlich wackeliger dasteht, als der Klapptext es vermuten ließ. Vielleicht haben das Geschichten mit einem Millionär als Protagonisten ja so an sich (keine Ahnung, denn die habe ich bislang eigentlich konsequent gemieden). Aber wenn man über weit hergeholte, übertriebene und einfach unrealistische Vorgänge großzügig hinwegsieht, findet man sich bald mitten im Sog der Geschichte wieder und kann nicht mehr aufhören zu lesen. Leider geht es nach dem sehr interessanten Anfang nach knapp 50 Seiten steil bergab. Denn die Autorin beschließt dann, die Handlung für ungefähr 100 Seiten zu pausieren und statt Handlung und Witzeleien nehmen Sexszenen in übertriebenem Ausmaß Überhand. Das war mir selbst fürs Genre "New Adult" viel zu übertrieben und hat mich unvorbereitet getroffen. Nicht das ich grundsätzlich ein Problem mit ein bisschen Erotik in einer Geschichte hätte, aber hier gab es einfach zu viele Szenen bei denen ich dachte: ahhaaa…okaaaayy, kann ich das überspringen?!? Und fast drei Viertel des Buches ist dann auch ein weeeeenig übertrieben. Also wer auf ausgedehnte Erotik steht, kann sich auf den Mittelteil freuen, wer nicht sollte sich lieber ein anderes Buch des Genres suchen!
Nachdem wir dann den unansehnlichen Mittelteil überwunden haben, kommt noch mal ein ordentlicher Schuss Chaos, Gefühle und Drama in die Geschichte und es entsteht eine genau richtige Mischung aus Romantik, Humor, großen Gefühlen, Spannung und auch einer Prise Drama, die emotional und packend erzählt wird. Dass hier klitzekleine Probleme hoffnungslos aufgebauscht werden hat mich dann schon gar nicht mehr gestört. Genauso wenig wie das Happy End, das am Ende ein wenig übers Ziel hinausschießt...
Gut gefallen hat mir der flüssige Schreibstil, der die angenehme Kulisse der Florida Keys lebendig werden lässt und gleichzeitig das Tempo flott hält. Cara Lay schreibt rasant und prickelnd und stürzt den Leser in Situationen, in der die Emotionen von hasserfüllt über amüsiert und verlangend bis zu verliebt wechseln und das in haarsträubendem Tempo wieder zurück. Leider geht es durch dieses flotte Tempo sehr schnell zur Sache und sie lässt sich viel zu wenig Zeit, ihre Protagonisten zu entwickeln. So bleibt es bei einer typischen, vorhersehbaren Millionärsgeschichte, der wirkliche Identifikationsfiguren, Tiefgang und neue Ideen fehlen!
Fazit:
Eine typische, vorhersehbare Millionärsgeschichte, der wirkliche Identifikationsfiguren, Tiefgang und neue Ideen fehlen! Dafür gibt´s viel (zu viel) Erotik und ein flotter Erzählstil, der zu einem hohen Unterhaltungswert führt.