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Veröffentlicht am 15.09.2016

Drei mal zwei Leben

Drei mal wir
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Cambridge, 1958: Eva ist mit dem Fahrrad auf dem Weg zum College, als sie einem Hund ausweicht und Jim sie beobachtet. Was dann passiert, das wird in drei Versionen erzählt. Einmal fährt Eva über einen ...

Cambridge, 1958: Eva ist mit dem Fahrrad auf dem Weg zum College, als sie einem Hund ausweicht und Jim sie beobachtet. Was dann passiert, das wird in drei Versionen erzählt. Einmal fährt Eva über einen rostigen Nagel und kommt über ihren platten Reifen mit Jim ins Gespräch. Einmal gerät sie ins Straucheln, fährt aber nach einem kurzen Wortwechsel mit Jim gleich weiter. Und einmal stürzt sie und Jim eilt ihr zur Hilfe. Diese erste Begegnung in ihren Variationen bildet den Ausgangspunkt für drei Geschichten wie das Leben von Eva und Jim über die Jahre hinweg verläuft. Wird Eva als Schriftstellerin erfolgreich? Wird Jim in seiner Rolle als Anwalt aufgeben oder sich doch der Kunst zuwenden? Und vor allem: Wird der Weg der beiden ein gemeinsamer sein?

Als ich zum ersten Mal von diesem Buch gehört habe, war mein Interesse gleich geweckt. Ein Buch mit gleich drei Versionen, mit drei Möglichkeiten, wie zwei Leben verlaufen werden, das klang für mich nach einem vielversprechenden Gedankenexperiment. Als ich das Buch dann in den Händen hielt, war ich überrascht, wie kurz die einzelnen Kapitel sind, nach denen jeweils ein Sprung in eine andere Version stattfindet. Im Nu hatte ich die drei sehr ähnlichen und doch verschiedenen Ausgangsszenarien gelesen und war gespannt darauf, welche Konsequenzen sie haben werden.

Auf die Ausgangssituation wird auch im Cover angespielt, doch dieses hätte mir noch besser gefallen, wenn die Situation richtig dargestellt worden wäre. Man sieht eine Frau mit Hund auf einen Mann mit Zeitung zugehen, doch Eva war auf dem Fahrrad unterwegs, musste einem unbekannten Mann mit Hund ausweichen und begegnete so Jim, der mit einem Buch unterwegs war. Lobend erwähnen muss allerdings ich die wirklich wunderschöne Gestaltung der Seiten. Auf jeder Seite findet man Blatt- und Blütenornamente, die abhängig von der Version, die gerade erzählt wird, in einer anderen Farbe abgedruckt sind.

Die einzelnen Kapitel sind wie gesagt relativ kurz, selten länger als zehn Seiten. Die Versionen werden immer in der gleichen Reihenfolge erzählt, nur gelegentlich wird eine Version ausgelassen. Sie spielen immer zur gleichen oder sehr ähnlichen Zeiten mit einem Zeitsprung nach jeder Runde. Dadurch hat das Buch durchweg ein sehr hohes Tempo. Bei mir hinterließ das den Eindruck eines Zeitraffers, der immer wieder für einige kurze Momente gestoppt wird, um sie in Echtzeit zu erzählen. Um drei Mal 56 Jahre auf knapp 500 Seiten abzubilden, ist dieses Vorgehen schlichtweg notwendig. Dabei hat die Autorin ihr erzählerisches Geschick unter Beweis gestellt. Dennoch fiel es mir nicht leicht, den Überblick zu wahren. Die Anzahl der Nebenfiguren ist groß, viele tauchen in einer, manche in beiden oder auch in allen drei Versionen auf. Außerdem passiert manchmal in zwei Versionen etwas sehr ähnliches. So musste ich immer wieder zurückblättern, um nachzuschauen, was in welcher Version passiert war und was nicht.

Eva und Jim durchleben – sowohl zusammen als auch getrennt – über die Jahre hinweg so manche Höhen und Tiefen. Mir fiel es leicht, mich in die einzelnen Situationen hineinzuversetzen und nachzuvollziehen, was sie fühlen. Auch die Faszination der beiden füreinander konnte die Autorin für mich nachvollziehbar machen. Doch auch hier macht sich das hohe Tempo bemerkbar, das Buch bleibt emotional an der Oberfläche, auch für die dramatischsten Momente ist nur wenig Platz reserviert. So werden zum Beispiel einige Ereignisse nur angerissen und das nächste Kapitel der Version erzählt in der Retrospektive ganz kurz, was danach passiert ist und was die Konsequenzen waren.

Beim Spiel mit dem „Was wäre wenn“ stellt sich unweigerlich die Frage, wie stark sich das weitere Leben abhängig von einzelnen Entscheidungen unterscheiden kann. Die Autorin bietet mit diesem Buch ihre Gedanken dazu an. Sie hat verschiedene Fixpunkte gewählt, die in allen Versionen gleich sind. Evas Bruder feiert zum Beispiel in allen Versionen am gleichen Ort seinen 30. Geburtstag und hat die gleiche Partnerin. Mit den Ähnlichkeiten und Unterschieden in ihren Versionen hat sie mich zum Nachdenken bringen können. Insgesamt haben die drei Geschichten mich bis zum rührenden Ende unterhalten können, welches das Gedankenspiel der Autorin in einer für mich absolut gelungenen Weise abschließt.

„Drei mal wir“ bietet beste Unterhaltung mit drei Geschichten, drei Mal zwei Leben, die hätten sein können. Mit hohem Tempo nahm Laura Barnett mich mit auf eine Reise, in der drei Lebensversionen sich immer wieder aufeinander zu und voneinander weg bewegen. Auch ähnliche Situationen hat die Autorin abwechslungsreich beschrieben und mich an ihre Erzählung gefesselt. Es fiel mir allerdings nicht leicht, den Überblick zu wahren, und manchmal sprang ich schweren Herzens in der Zeit voran, obwohl ich bestimmte Momente gerne noch ausführlicher erlebt hätte. Ich kann Euch nur empfehlen, diese Reise ebenfalls anzutreten und Eva und Jim kennenzulernen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Was hat Hollyhill ins Jahr 1927 verschlagen?

Für immer Hollyhill
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Schweren Herzens hat Emily Hollyhill hinter sich gelassen und ist zu ihrer Großmutter nach München zurückgekehrt, um dort ein normales Leben zu führen. Doch ihre beste Freundin Fee ist wie von Erdboden ...

Schweren Herzens hat Emily Hollyhill hinter sich gelassen und ist zu ihrer Großmutter nach München zurückgekehrt, um dort ein normales Leben zu führen. Doch ihre beste Freundin Fee ist wie von Erdboden verschluckt. Und obwohl sie das Armband, mit dem sie in die Zukunft träumen kann, zurückgelassen hat, träumt sie jede Nacht denselben Traum: Sie ist wieder in Hollyhill und muss mit ansehen, wie Matt erschossen wird. Plötzlich stehen Joe und Silly vor ihrer Tür in München: Fee ist nicht verschwunden, sondern mit Hollyhill ins Jahr 1927 gereist. Die beiden bitten Emily, doch noch einmal nach Hollyhill zu reisen und Fee nach Hause zu bringen. Zurück in Hollyhill erlebt Emily so manche Überraschung: Fee fühlt sich pudelwohl in den 1920ern, Matt ist verschwunden und das Leben in Hollyhill scheint aus den Fugen geraten zu sein…

Die beiden ersten Hollyhill-Abenteuer von Emily haben mir großen Spaß gemacht, weshalb ich mich sehr gefreut habe, dass nach zwei Jahren des Wartens mit „Für immer Hollyhill“ endlich der finale Teil der Trilogie erschienen ist. Vor dem Lesen dachte ich, dass der Buchtitel das Ende der Geschichte ja offensichtlich vorwegnimmt – dennoch war ich gespannt darauf, was Emily im Jahr 1927 erleben wird.

Trotz der zweijährigen Pause war ich im Nu wieder mitten in der Handlung, denn die wichtigsten Dinge werden kurz wiederholt und schon nach wenigen Seiten ging es von München zurück nach Hollyhill. Ich freute mich über die rasche Rückkehr, doch ohne Matt fehlte in Hollyhill einfach etwas. Dafür fand ich es toll, dass Emilys beste Freundin Fee endlich eine größere Rolle spielt, denn sie hat sich einfach nach Hollyhill aufgemacht und das verzauberte Dort überraschenderweise sogar gefunden. Verrückterweise schwärmt sie ausgerechnet für Cullum – ein Thema, das die Freundschaft der beiden auf die Probe stellt.

Es gilt herauszufinden, was das Dorf überhaupt ins Jahr 1927 geführt hat. Haben vielleicht die fünf illustren Gäste, die im Dorf abgestiegen sind, etwas damit zu tun? Die wundersame Maschine, die sonst immer Hinweise gab, spuckt nur noch unverständliche Zeilen aus. Was hat das zu bedeuten? Hier dauert es leider sehr lange, bis man der Lösung endlich näher kommt. Doch immer wieder passieren rätselhafte Dinge, welche die Lage verschärfen und durch die es nicht langweilig wurde. Gleichzeitig gibt es auch viele schöne Momente, die einfach zeigen, was für ein besonderes Dorf Hollyhill ist. Auch die Atmosphäre der 1920er Jahre wurde toll eingefangen.

Zum Ende des Buches hin wird es noch einmal spannend: Die Zukunft von Hollyhill steht auf dem Spiel und es geht um Leben und Tod. Leider verhält sich Matt hier so naiv, dass ich es unglaubwürdig fand. Außerdem hätte man aus der Idee rund um das Rätsel meiner Meinung nach noch mehr herausholen können. Hier lässt die Geschichte einige Fäden fallen, ohne sie wieder aufzugreifen. Auf den letzten Seiten geht es um etwas ganz anderes. Auch wenn es nicht das war, was ich erwartet habe, wurde die Trilogie schön abgeschlossen.

In „Für immer Hollyhill“ erlebt Emily ihr drittes Abenteuer in dem wundersamen Dorf, das durch die Zeit reist. Mir hat es sehr gefallen, dass Fee diesmal mit von der Partie war und dass aufgrund der rätselhaften Ereignisse im Dorf durchgängig eine leichte Spannung erhalten wurde. Schade fand ich, dass am Ende plötzlich alles so schnell ging und gar nicht mehr so richtig auf das Rätsel und einige damit verbundenen Ereignisse eingegangen wurde. Insgesamt habe ich mit dem Buch schöne Lesestunden verbracht und empfehle Hollyhill-Trilogie gerne weiter!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wer will nicht die Erstbesetzung in Liebe und Musik sein?

Tage zum Sternepflücken
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Layla studiert Saxophon in Frankfurt und fühlt sich in ihrer Rolle als zweites Altsaxophon wohl. Als Hiwi unterstützt sie ihren Professor bei dessen neuestem Projekt, einer Aufführung des Musicals „Sweeney ...

Layla studiert Saxophon in Frankfurt und fühlt sich in ihrer Rolle als zweites Altsaxophon wohl. Als Hiwi unterstützt sie ihren Professor bei dessen neuestem Projekt, einer Aufführung des Musicals „Sweeney Todd“. Beim Vorsingen trifft sie zum ersten Mal auf den charmanten Gitarristen und Sänger Julius Herzsprung, der trotz Zuspätkommen und dank Laylas Hilfe gleich die Rolle als Sweeney ergattert. Die beiden kommen sich schnell näher. Doch nach der ersten gemeinsamen Nacht gesteht Julius ihr, dass er eine Freundin hat, die in Berlin lebt. Das geht gar nicht, findet Layla. Schon ihre letzte Liebe wollte sich nicht zu ihrer Beziehung bekennen. Doch die Musicalvorbereitungen führen dazu, dass sich Layla und Julius immer wieder begegnen - wie wird es für die beiden weitergehen?

Nach anderthalb Jahren gibt es mit „Tage zum Sternepflücken“ endlich Nachschub aus der Feder von Kyra Groh. Die Protagonistin Layla wurde mir gleich auf den ersten Seiten sympathisch. Ihre Leidenschaft für Musik wirkt ansteckend und ich freute mich sehr, sie bei den Vorbereitungen auf das Musical „Sweeney Todd“ zu begleiten. Auch Julius lernt man bald kennen. Schon bei er ersten Begegnung ist Layla dank seines Charmes hin und weg, während er auf mich zunächst etwas arrogant wirkte. Doch es bleibt dem Leser noch genug Zeit, ihn besser kennenzulernen.

Das Buch startet mit einem hohen Tempo und ich war im Nu mittendrin. Kyra Groh bleibt ihrem Stil treu und so habe ich mich zwischen den Seiten schnell wohlgefühlt. In Layla habe ich mich gut hineinversetzen können und so wurde Julius mir immer sympathischer. Doch das Thema Fremdgehen steht bald im Raum und dominiert die nachfolgende Handlung. Für mich ist Fremdgehen ein absolutes No Go. Trotzdem wurde mir begreiflich gemacht, warum Layla sich immer wieder zu Julius hingezogen fühlt. Seine Situation ist wirklich nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick wirkt. In Bezug auf ihn war ich hin- und hergerissen. Durch Laylas Augen konnte ich die Faszination für ihn verstehen, doch auf der anderen Seite fand ich sein Verhalten inkonsequent und konnte meine Vorbehalte ihm gegenüber nicht gänzlich überwinden.

In Laylas Leben spielen die Musik, ihre Freunde und ihre Familie eine große Rolle. Die Musik ist stets präsent. Neben den Proben für das Musical spielen auch eigene Musikaufnahmen und ihre Veröffentlichung im Internet eine große Rolle. In Bezug auf Julius macht Layla so manche Höhen und Tiefen durch und wird dabei nie von ihren Freunden allein gelassen. In der Uni ist sie meist mit dem exzentrischen Golo unterwegs. Und ihre beiden Freundinnen Miri und Kara geben ihr beim gemeinsamen Kuchenessen oder regelmäßigen Telefonaten Tipps zum weiteren Vorgehen in Bezug auf Julius. Weil Layla noch zu Hause wohnt, ist auch ihre Mutter stets präsent. Auf die Geschichte rund um ihre Krankheit hätte ich gerne verzichtet, im Gegensatz zu ihrer Faszination für Laylas Professor, die ich unterhaltsam fand.

Ich las mich mit hoher Geschwindigkeit durch die Seiten, da ich neugierig darauf war, welche Entscheidung Layla in Bezug auf Julius trifft. Leider empfand ich das Hin und Her mit der Zeit als zunehmend anstrengend. Wie auch Layla ärgerte ich mich, dass Julius wichtige Gespräche ständig abblockt und aufschiebt. Doch das Drumherum ist so amüsant und interessant gestaltet, dass ich gerne weitergelesen habe. Das Ende hat mich dann aber doch ein wenig enttäuscht, denn im Vergleich zu allem, was bis dahin geschehen war, ging hier plötzlich alles zu einfach. Insgesamt hat das Buch mir aber Spaß gemacht.

„Tage zum Sternepflücken“ erzählt von der Saxophonistin Layla, die sich Julius verliebt – doch der hat schon eine Freundin. Die Autorin setzt sich in diesem Buch intensiv mit der Musik und dem Thema Fremdgehen auseinander und machte mir durch die Perspektive Laylas begreiflich, dass es nicht immer so einfach ist, in Bezug auf letzteres eine klare Haltung durchzuziehen. Das Lesen hat mir dank des tollen Schreibstils, viel Wortwitz und interessanten Charakteren Spaß gemacht, doch mit dem Verlauf der Kernhandlung war ich nicht so recht zufrieden. Von mir gibt es deshalb knappe vier Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Begebt euch an Thaïs Seite auf eine Reise ins Unbekannte

Der Zirkus der Stille
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Thaïs ist bei ihrer Großmutter aufgewachsen, die als 'unvergleichliche Madame Victoria' im Zirkus als Pferdedresseurin auftrat. Doch Thaïs ließ das Zirkusleben gleich nach ihrem achtzehnten Geburtstag ...

Thaïs ist bei ihrer Großmutter aufgewachsen, die als 'unvergleichliche Madame Victoria' im Zirkus als Pferdedresseurin auftrat. Doch Thaïs ließ das Zirkusleben gleich nach ihrem achtzehnten Geburtstag hinter sich und zog nach Paris. Nach dem Tod Victorias kehrt Thaïs nun nach Arles zurück, um die Beerdigung zu organisieren und den Haushalt aufzulösen. Doch ihr Plan, die Sache schnell über die Bühne zu bringen, gerät bald ins Wanken. In ihrem Testament vermacht ihre Großmutter die Hälfte ihres Hauses Zirkusleuten, von denen Thaïs noch nie etwas gehört hat und mit ihren Wagen kurze Zeit später auf der Zirkuswiese hinter dem Haus aufschlagen. Thaïs ist neugierig auf den geheimnisvollen Cirque perdu, der scheinbar nicht einmal eine Manege besitzt. Sie ahnt noch nicht, dass diese Begegnung ihr Leben verändern wird'

Das Cover des Buches ist ein echter Hingucker, doch besonders neugierig gemacht hat mich der Titel. Mit Zirkus verbinde ich spektakuläre Vorführungen, bunte Kostüme und lauten Applaus. Was also soll der Zirkus der Stille sein? Mit dem Ziel, genau das herauszufinden, tauchte ich in die Geschichte ein und machte die Bekanntschaft mit Thaïs.

Thaïs lernt man an ihrem vierundzwanzigsten Geburtstag kennen, an dem ihr so gar nicht nach feiern zumute ist. Zum ersten Mal seit langem kehrt sie von Paris zurück nach Arles, um dort die Beerdigung ihrer Großmutter zu organisieren. Sie war das einzige Familienmitglied, das sie noch hatte, doch ihre Gefühle ihr gegenüber sind gemischt. Dementsprechend unbehaglich fühlt Thaïs sich. Die Rückkehr nach Arles konfrontiert sie mit der Vergangenheit und Emotionen treten an die Oberfläche, die entwirrt werden wollen.

Das Testament Victorias, die Bekanntschaft zu deren Freundin Madame Raphael und schließlich das Auftauchen der drei mysteriösen Zirkusleute bringen Thaïs zunehmend ins Grübeln. Ihr Plan, die Sache in Arles schnell über die Bühne zu bringen, gerät ins Schwanken. Was anfänglich ein vages Interesse für die drei Männer auf der Zirkuswiese ist, wird allmählich mehr. Wer sind sie? Welche Geschichte haben sie zu erzählen? Und welche Verbindung haben sie zu Victoria? Sie alle wirken geheimnisvoll und sprechen immer wieder in Rätseln. Ohne es zu merken, steuert Thaïs auf einen Punkt zu, an dem sie eine wichtige Entscheidung treffen muss, die ihr weiteres Leben bestimmen wird.

Der geheimnsivolle Cirque perdu übte auch auf mich eine Faszination aus und gemeinsam mit Thaïs wollte ich unbedingt mehr darüber erfahren und mich auf die Reise ins Unbekannte begeben. Gleichzeitig konnte ich aber nicht ganz nachvollziehen, warum Thaïs ihr Leben in Paris überhaupt nicht mehr erstrebenswert findet. Um besser einschätzen zu können wie (un)glücklich sie ist, hätte ich sie vermutlich vor ihrer Abreise kennenlernen müssen. Bis zum Schluss hegte ich den Wunsch, sie noch besser zu verstehen, doch das fiel mir leider schwer.

Dass nicht alle Leute das Fremde mögen, diese Erfahrung hat Thaïs schon als Kind machen müssen. Nun muss sie sich die Frage stellen, ob sie selbst das Fremde mag und ihr Vertrauen groß genug ist. Wird sie dem Weg bis zu seinem Ende folgen? Und was wird sie dort vorfinden? Antworten auf diese Fragen werdet ihr erhalten, wenn ihr Thaïs auf ihrer Reise begleitet.

'Der Zirkus der Stille' überzeugt durch eine ruhige, aber eindringliche Sprache und nahm mich an der Seite von Thaïs mit auf eine Reise ins Unbekannte. Dies ist eine Geschichte über das Suchen und Finden der eigenen Identität. Thaïs folgt handfesten Spuren, doch es gibt auch eine mystische Komponente, vieles wirkt wie ein Zufall und doch von langer Hand geplant. Man gerät ins Nachdenken, doch die Stimmung wird immer wieder durch unterhaltsame Szenen aufgelockert. Sehr gerne empfehle ich diese besondere Geschichte weiter.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Neue Herausforderungen warten auf Harry, Emma, Giles und Sebastian

Erbe und Schicksal
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England, 1945: Nach einem aufsehenerregenden Prozess fällt der Lordkanzler endlich ein Urteil in der Frage, wer der rechtmäßige Erbe von Sir Hugo Barrington ist. Er entscheidet zugunsten von Giles. Auch ...

England, 1945: Nach einem aufsehenerregenden Prozess fällt der Lordkanzler endlich ein Urteil in der Frage, wer der rechtmäßige Erbe von Sir Hugo Barrington ist. Er entscheidet zugunsten von Giles. Auch Harry ist dieses Urteil recht, denn für ihn bedeutet es, dass er Emma heiraten darf. Während ihr gemeinsamer Sohn Sebastian zu einem hochintelligenten, aber eigenwilligen Jungen heranwächst, möchten die beiden gern ein Kind adoptieren. Ihnen schwebt jemand ganz bestimmtes vor: Hugos Tochter und Emmas Halbschwester Jessica, die nach dem Tod ihrer Eltern im Waisenhaus lebt. Unterdessen beginnt Giles eine Beziehung mit der adeligen Virginia, die mit ihrem manipulativen Wesen ihre eigenen Pläne durchsetzen will.

Der zweite Band der Clifton-Saga endete mit einem Cliffhanger bezüglich der Frage, wer aus dem laufenden Prozess als Erbe von Hugo Barrington hervorgehen wird. Entsprechend neugierig war ich auf diesen dritten Band der Reihe. Gleich im Prolog erfährt man, zugunsten von wem der Lordkanzler entscheidet. Damit ist die letzte offene Frage des vorherigen Bandes erklärt und die Beteiligten haben ihre Ziele vorerst erreicht. Doch schon bald warten neue Herausforderungen auf die Charaktere.

In diesem Buch stehen vier Personen im Fokus: Harry und Emma, ihr Sohn Sebastian sowie Giles. Sie alle gehen erneut durch Höhen und Tiefen. Harry versucht, als Autor auch in Amerika erfolgreich zu werden. Emma kämpft und die Adoption von Jessica und will ihr intellektuelles Potenzial nutzen. Sebastian muss sich entscheiden, in welche Aktivitäten er Zeit und Energie investieren will. Und Giles versucht, sich in der Politik zu etablieren. All diese Herausforderungen lasen sich wieder sehr spannend und die Seiten flogen nur so dahin. Allerdings finde ich, dass die vorherigen Bände geschickter erzählt waren. Viele Entwicklungen waren offensichtlich und brisante Situationen lösten sich relativ schnell auf. Außerdem sind die Perspektiven nicht so klar getrennt; es gab immer wieder Szenen, in denen der aktuelle Erzähler gar nicht anwesend ist.

Sebastian Clifton tritt in diesem Buch zum ersten Mal als Erzähler auf. Mit seiner speziellen Art eckt er immer wieder an, doch es gibt viele schöne Momente, in dem er zeigt, was in ihm steckt. Nach einem etwas größeren Zeitsprung habe ich ihn charakterlich leider kaum mehr wiedererkennt. Für jemanden, der sich im ersten Teil des Buches als so intelligent erwiesen hat, verhielt er sich zu naiv. Bei Giles war es hingegen genau anders herum. Zu Beginn des Buches habe ich sein Verhalten überhaupt nicht nachvollziehen können, doch dann hat er Stück für Stück meine Sympathien zurückerobert.

Am Besten gefallen haben mir die Entwicklungen von Emma und Grace, die zu starken Frauen heranreifen. Beide besitzen ein großes Selbstvertrauen und es hat Spaß gemacht zu sehen, wie die beiden die Chancen der sich verändernden Gesellschaft nutzen. Ich hoffe sehr, dass sie diesen Weg auch in den Folgebänden gehen werden.

Das Buch bietet wieder einige interessante Entwicklungen, allerdings habe ich die übergreifende Handlung ein wenig vermisst. Vielmehr werden mehrere Geschichten hintereinander erzählt. In inzwischen gewohnter Manier endet das Buch mit einem Cliffhanger, der vermutlich auf den ersten Seiten des vierten Bandes beantwortet wird. Wer wie ich nicht ein halbes Jahr auf die Antwort warten will, kann sie schon jetzt in der Buchbeschreibung des nächsten Bandes nachlesen. Nichtsdestotrotz freue ich mich sehr auf Band 4, „Im Schatten unserer Wünsche“, der im September erscheint!

In „Erbe und Schicksal“ warten einige spannende Herausforderungen auf Harry, Emma, Sebastian und Giles. Auch wenn ich diesen dritten Band als etwas weniger geschickt erzählt erlebte und das Verhalten einiger Charaktere zwischenzeitlich nicht nachvollziehen konnte, wurde ich beim Lesen erneut gut unterhalten. Neugierig flog ich durch die Seiten, um zu erfahren, ob die Charaktere auch diesmal ihre Träume verwirklichen können. Gerne empfehle ich die Clifton-Saga an alle weiter, die gerne Familiengeschichten lesen!