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Veröffentlicht am 28.07.2019

Neue schwedische Thrillerreihe

Löwenzahnkind
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Im kleinen, schwedischen Ort Gullspång verschwindet die siebzehnjährige Annabelle spurlos. Trotz groß angelegter Suche findet sich keinerlei Spuren des Mädchens, weswegen zwei Ermittler aus der Hauptstadt ...

Im kleinen, schwedischen Ort Gullspång verschwindet die siebzehnjährige Annabelle spurlos. Trotz groß angelegter Suche findet sich keinerlei Spuren des Mädchens, weswegen zwei Ermittler aus der Hauptstadt angefordert werden. Charlie Lager und ihr Kollege Anders reisen an, doch was bisher niemand wusste, Charlies Verbindungen zu Gullspång sind tiefer, als gedacht. Denn Charlie selbst wuchs einst in der kleinen Stadt auf, in der schon damals jeder über jeden zu wissen glaubte und in dem es doch mehr Geheimnisse gibt. Charlie beginnt mit den Ermittlungen und je mehr sie gräbt, desto mehr gerät sie selber in ihre eigenen dunklen Geheimnisse der Vergangenheit.
Meine Meinung
Thriller rund um verschwundene Mädchen gibt es ja zu Hauf, doch gerade schwedische Thriller mag ich sehr, allein durch die Atmosphäre, die sie ausstrahlen. Dementsprechend gespannt war ich auf den recht hochgelobten Debütthriller der Autorin Lina Bengtsdotter.
Schon der Einstieg fällt recht leicht, denn Bengtsdotter schreibt klar und direkt. Sprachlich also sehr angenehm zu lesen und ohne viel Blut vergießen zu lassen, ist dieses Buch auch für zartbesaitetere Leser eine spannende Lektüre.
Alles in allem bleibt der Spannungsbogen recht gleich, denn dieser Thriller hat viel mehr seinen Punkt auf die Psyche der Charaktere. Zwar ist es in erster Linie ein Ermittlerthriller, dieser lässt den Leser aber noch einige Einblicke auf diverse Aspekte, wie z. B. Vergangenheitsbewältigung, Perspektivenlosigkeit einer von einer Industrie abhängigen Gemeinde und die damit zusammenhängende Probleme der dort lebenden Teenager. All diese Punkte werden neben dem Vermisstenfall noch mit einbezogen und beleuchtet, somit bietet dieser Thriller also noch so einiges mehr, als die reine Suche nach dem verschwundenen Mädchen.
Lina Bengtsdotter wechselt immer wieder die Perspektiven, gibt Einblicke in die Gedankenwelt der Ermittlerin, aber auch in das Geschehen drum herum. Es folgen auch Rückblicke, die den Abend schildern, bevor Annabelle verschwand und Rückblicke noch weiter in die Vergangenheit. Hier spielen zwei Mädchen, Rosa und Alice, eine entscheidenen Rolle, allerdings bleibt der Zusammenhang hier recht lange unklar. Dafür sorgen all diese Zweige dafür, dass man gespannt miträtselt, was mit Annabelle geschehen ist und wer dafür verantwortlich sein kann.
Ermittlerin Charlie Lager ist auf den ersten Blick doch ein recht stereotypischer Charakter, zumindest, was Ermittler angeht. Sie kämpft mit dem Alkohol, in dem sie versucht, ihre Vergangenheit und die Gedanken daran zu ertränken. Auch mit der Männerwelt hat sie diverse Probleme. Trotzdem ist Charlie neben diesen etwas klischeehafter Beschreibungen eine interessante Persönlichkeit, die durch hohe Intelligenz und ihrem eigenen Kopf zu überzeugen weiß.
Neben Charlie sorgen viele weitere Nebencharaktere dafür, dass man immer wieder neue Ermittlungsansätze findet. Auch hier trifft man, teilweise, auf typische Charatkere, doch alle erhalten, für einen Thriller, doch recht viel Tiefgang. Besonders der Zweig der Vergangenheit, der sich um die beiden Mädchen Alice und Rosa drehte, war äußerst spannend und wurde zum Ende hin, logisch und mit einem Überraschungseffekt gelöst.
Mein Fazit
Alles in allem ein gelungenes Debüt der Autorin Lina Bengtsdotter, die mich mit ihrem guten Schreibstil schnell an die Seiten fesseln konnte. Die Atmosphäre und auch die Charaktere sind zwar recht typisch für einen Ermittlerthriller, doch dafür punktet die Autorin bei mir mit dem Tiefgang, den sie ihren Charakteren mitgibt. Ein guter und interessant zu lesender Thriller, den ich gerne empfehle.

Veröffentlicht am 22.07.2019

Sehr bedrückende Atmosphäre

Dunkelsommer
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Drei Jahre ist es her, als Lelle seine damals siebzehnjährige Tochter auf dem Weg zur Schule an der Bushaltestelle aus dem Auto gelassen hat. Doch in den Bus stieg sie nie ein und seitdem fehlt jede Spur ...

Drei Jahre ist es her, als Lelle seine damals siebzehnjährige Tochter auf dem Weg zur Schule an der Bushaltestelle aus dem Auto gelassen hat. Doch in den Bus stieg sie nie ein und seitdem fehlt jede Spur von Lina. Lelle kann einfach nicht aufgeben, nach seiner Tochter zu suchen und so fährt er jede Nacht den Silvervägen ab, durchsucht leer stehende Häuser und hat immer wieder die Hoffnung, seine Tochter zu finden. Vergebens!
Gleichzeitig zieht die siebezehnjährige Meja mit ihrer alkohol- und drogensüchtigen Mutter Silje nach Norrland. Sie hofft, dass es ihnen hier endlich gelingen wird, einen Neuanfang zu starten. Doch Silje macht weiter wie immer und als Meja den jungen Carl-Johann kennenlernt, stürzt sie sich viel zu schnell in die Beziehung.
Meine Meinung
Das düstere Cover passt perfekt zum Inhalt des hochgelobten Spannungsromans aus der Feder der schwedischen Autorin Stina Jackson. Es macht neugierig darauf, ob auch die Geschichte hinter dem dunklen Cover so düster sein wird und ja, die Geschichte hat eine ganz besondere Atmosphäre.
Fast von Beginn an schafft es die Autorin, eine sehr tief bedrückende, schwere Stimmung zu erzeugen. Man nimmt an der Suchaktion Lelles nach seiner Tochter teil und ich habe vom ersten Moment an mit dem Vater mitgelitten. Dieses Leid verpackt die Autorin sehr geschickt mit ihren Worten. Es liest sich leicht und einnehmend und wie erwähnt, hat die Autorin ein ganz besonderes Gespür, eine ganz besondere, fast schon ausweglose Atmosphäre zu erzeugen.
Das war auf jeden Fall der Part, der mich so richtig begeistert hat an diesem Roman. Ich sage hier auch extra Roman oder, wie es als Genre angegeben ist, Spannungsroman, denn vom reinen Tempo her ist es auf keinen Fall ein Thriller. Die Geschichte besteht aus zwei Teilen, wobei der erste Teil einem eher ruhigen und gleichmäßigem Tempo verfolgt. Dafür gibt es gerade hier sehr viel Tiefgang und man lernt die Hauptcharaktere intensiv kennen. Erzählt werden die Teile aus unterschiedlichen Perspektiven, im ersten Teil stehen abwechselnd Lelle und Meja im Vordergrund, im zweiten Teil des Buches kommt eine dritte Perspektive hinzu, bei der es sich definitiv um ein Opfer handelt. Hier erfährt der Leser mehr zu den Hintergründen, wobei ich dadurch auch eine Idee bekam, in welche Richtung sich die Geschichte wenden wird.
Richtig gut gelungen sind die Zeichnungen der Protagonisten Lelle und Meja. Lelle ist Lehrer und der Vater der seit drei Jahren verschwundenen Lina. Als Mutter konnte ich die Gefühle des Mannes nur allzu gut verstehen und ich habe vom ersten Moment an seine Verzweiflung spüren können. Sein Kind zu verlieren, ohne zu wissen, was mit ihm geschehen ist, muss einfach schrecklich für die Familie sein. Interessant ist es, dass Jackson hier einmal den Vater wählt, der seine Tochter nicht loslassen kann, denn in ähnlichen Geschichten steht meist die Mutter im Vordergrund.
Auch Mejas Beweggründe konnte ich durchaus nachvollziehen. Auch hier ist es schon ein wenig verkehrte Welt, denn hier ist es die Mutter, die von Meja abhängig ist und das Mädchen hat viel zu viel Last auf ihren Schultern. Das sie sich so schnell auf Carl-Johann, der junge Mann, dem sie im Wald in Norrland begegnet, einlässt, zeigt auch, wie sehr sich das Mädchen nach einem normalen Familienleben sehnt.
Diese beiden Charaktere stehen hier absolut im Vordergrund und neben ihnen bleiben die anderen Charaktere deutlich im Hintergrund. Jedoch schafft es Jackson auch bei den Nebencharakteren das gewisse Maß an Tiefgang zu wahren, so dass man als Leser durchaus miträtseln kann, wer oder was hinter Linas Verschwinden stecken kann.
Mein Fazit
Ein zu Recht hoch gelobtes Buch, dass zwar jetzt von der reinen Handlung her eher ruhig bleibt, dafür aber mit sehr viel Tiefgang und Nähe zu seinen Protagonisten daher kommt. Wer viel Action und Tempo mag, wird sich hier eher verloren fühlen, doch wer düstere Atmosphäre mag und sich gerne tief in die Charaktere hineindenken möchte, wird sich mit diesem Buch sehr wohl fühlen. Lesenswert!

Veröffentlicht am 15.07.2019

Atmosphärisch

Niemand soll uns trennen
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Clara liebt es, zu fotografieren und so ist es ihr ganz großer Traum, in naher Zukunft in der Schweiz an der Eliteuni zu studieren. Doch ihr Lehrer macht ihre große Hoffnung zu nicht, hält ihre Fotos nicht ...

Clara liebt es, zu fotografieren und so ist es ihr ganz großer Traum, in naher Zukunft in der Schweiz an der Eliteuni zu studieren. Doch ihr Lehrer macht ihre große Hoffnung zu nicht, hält ihre Fotos nicht für gut genug und so macht Clara sich auf die Suche nach dem ultivmativen Motiv. Ihre Freundin erzählt, dass sie bei einer Wanderung ein verlassenes Herrenhaus im Wald gefunden habe, um das sich so einige Gerüchte drehen, denn hier soll einst etwas schreckliches geschehen sein. Das perfekte Motiv, denkt sich Clara und macht sich allein auf den Weg. Tatsächlich findet sie das Haus, doch sie wird von einem Unwetter überrascht. Kurzerhand findet sie im Haus Unterschlupf. Doch das Haus ist längst nicht so verlassen, wie es den Anschein hat. Wer sind die geheimisvollen Zwillinge, die hier mit ihren Angestellten wohnen? Was verbergen sie wirklich?
Meine Meinung
Als alter Coverlover sprang mich dieses Cover gleich auf den ersten Blick an und die Geschichte klang spannend und geheimnisvoll.
Dank des wirklich sehr atmosphärischen Schreibstils und einer frischen, jugendlichen Sprache war ich auch sehr schnell mitten in der Geschichte rund um Clara, den Zwillingen und das geheimnisvolle Haus im Wald. Auch sonst schafft es die Autorin, mich mit der unterschwellig mystisch wirkenden Spannung einzufangen und zu fesseln. Vor allem die Suche nach Antworten auf die entstehenden Geheimnisse trieb mich durch die Seiten. Gemeinsam mit Clara wollte ich Antworten finden, doch diese, und das war mein Wehrmutstropfen, blieb irgendwie zu flach. Hier hätte ich mir etwas tiefere Hintergründe gewünscht, denn letzten Endes ist mir das Geheimnis nicht so ganz klar geworden. Zwar erfährt man hier, was es mit den etwas befremdlich wirkenden Zwillingen auf sich hat, doch das mystische, magische wurde nicht so tief erläutert, wie ich es mir gewünscht hätte. Ansonsten aber fand ich die Geschichte sehr spannend und gerade diese verlorene und verlassene Atmosphäre, die das alte Herrenhaus ausstrahlt, kam sehr gut rüber. Eins kann Anika Beer auf jeden Fall: klare und vor allem lebendige Bilder erschaffen.
Erzählt wird in wechselnden Perspektiven zwischen Clara und den Zwillingen. Durch den dritte Person Erzähler bleibt man hier mehr der Beobachter, der das Geschehen im Haus und um das Haus herum mitverfolgt und selbst Theorien aufstellen kann, welches Geheimnis hier verborgen liegt.
Clara ist eine recht sympathische Protagonistin, wobei ich mir in gewisser Weise vorstellen könnte, dass sich Eltern einer sechzehnjährigen schneller auf die Suche nach ihrer Tochter machen würden.. Aber da hier ja mehr das magisch-mysthische im Vordergrund steht, fand ich das noch vertretbar. Auf jeden Fall ist Clara sehr selbstständig und lässt sich nicht so leicht beeinflussen und beeindrucken. Doch gerade die Begegnung mit Keren und Beliar lässt auch die toughe Clara ein wenig zurückschrecken. Die Zwillinge blieben, meiner Meinung nach durchaus auch von der Autorin so gewollt, eher unnahbar und geheimnisvoll. Das Clara sich dann Hals über Kopf in Beliar verliebt, war für mich nicht ganz so schlüssig, vor allem, da sie ja doch zu Beginn eher jemand ist, der Dinge hinterfragt.
So nach und nach erfährt der Leser dann aber mehr über die beiden Jungen und deren einsames Leben im Wald und was es damit wirklich auf sich hat. Die Geschichte der beiden konnte mich durchaus berühren.
Ansonsten bleiben die Charaktere sehr überschaubar, es gibt nur Clara, die Zwillinge, zu Beginn einen kurzen Blick auf Claras Freunde und die Angestellten der Zwillinge. Damit blieben die Nebencharaktere auch definitiv nebensächlich.
Mein Fazit
Ein im großen und ganzen spannendes und vor allem atmosphärisches Jugendbuch, das mich trotz kleinerer Kritiken gut unterhalten konnte. Gerade das Herrenhaus im Wald wurde gut vorstellbar und brachte schon bei der Vorstellung daran, hier leben zu müssen, eine leichte Gänsehaut. Die Charaktere sind überschaubar und vor allem die Zwillinge blieben lange geheimnisvoll. Gerade für die jugendliche Zielgruppe ein spannendes Jugendbuch mit einem Hauch von Fantasy.

Veröffentlicht am 15.07.2019

Was für eine Rache!

Resistent
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Hiroshima, 1945, der kleine Tsan Yohoto, gerade einmal fünf Jahre alt, ist mit seiner Mutter und seinen Geschwistern auf einem Spielplatz, als die Atombombe explodiert. Seine Geschwister sterben qualvoll, ...

Hiroshima, 1945, der kleine Tsan Yohoto, gerade einmal fünf Jahre alt, ist mit seiner Mutter und seinen Geschwistern auf einem Spielplatz, als die Atombombe explodiert. Seine Geschwister sterben qualvoll, doch seine Mutter und er überleben. Heute ist Tsan Yohoto einer der wichtigsten Unternehmer Japans, der sich voll und ganz der Pharmaindustrie gewidmet hat. Bis heute konnte er den Anblick seiner Geschwister nicht vergessen und seine Gedanken sind besessen von dem Gedanken nach Rache. Sein Plan: die Bevölkerung New Yorks resistent auf ein Antibiotikum zu machen und diese dann einem E-Coli Bakterium auszusetzen. Fast gelingt es, diesen Plan in die Tat umzusetzen, doch da wäre noch Detective John Wyse, der Yohoto auf der Spur ist.
Meine Meinung
Bei diesem Buch war es der sehr spannende Klappentext, der mich unheimlich neugierig auf diesen Thriller machte. Schon der Einstieg gelang mir dann auch mühelos und schnell war ich an die Seiten gefesselt. Paul McNeive schreibt gut verständlich und sehr flüssig. Dabei werden die Bilder, die er beim Erzählen liefert, schnell klar und deutlich und gerade bei der Beschreibung des Geschehens von 1945 in Hiroshima hatte ich eine Gänsehaut. Das Grauen, auch wenn es nicht allzu intensiv geschildert wurde, wurde trotzdem lebendig und vorstellbar und auch wenn es mich selbst erschreckte, konnte ich auf eine gewisse Art den Japanern Yohoto verstehen.
Paul Mc Neive wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart, springt vor allem in der Gegenwart immer Mal wieder monateweise hin und her, so dass man nach und nach mehr Übersicht über das Geschehen erhält. Zwar verlangte dieser Part doch eine gewisse Aufmerksamkeit beim Lesen, doch es war so spannend erzählt, dass man einfach wissen wollte, wie alles miteinander zusammenhängt. Gerade auch aktuelle Themen verknüpft der Autor hier ganz geschickt mit der Handlung, vor allem, wenn es darum geht, den perfiden Plan des Japaners umzusetzen. Die Gedanken dahinter, das Thema Medien und Werbung und deren Einfluss auf uns, sind hier sehr erschreckend, aber auch logisch und nachvollziehbar dargestellt.
Doch nicht nur die Zeitsprünge verlangen eine gewisse Aufmerksamkeit, sondern auch die Perspektivenwechsel. Was auf den ersten Blick noch ein wenig unübersichtlich wirkt, wird dann doch so gut vermittelt, dass man schnell mit den unterschiedlichen Charakteren zurecht kam. Dabei sind die Charaktere zwar zahlreich, aber auch voller Facetten. Im Vordergrund steht zum einen Detective John Wyse, zum anderen Pharmamagnat Tsan Yohoto. John Wyse wurde mir schnell sympathisch und er ist eine gut ausgearbeitete und durchdachte Figur. Doch vor allem auch Tsan Yohoto sind klar und deutlich ausgearbeitet. Ich hatte absolutes Mitgefühl für diesen Mann, was mich teilweise wirklich erschreckte, denn seine Taten sind nicht zu rechtfertigen. Doch trotzdem konnte ich seine Gedanken nachvollziehen. Das Bild, das sich als Kind in seinem Kopf festgesetzt hat, ist einfach nur zu grausam. Schlimm, dass das Geschehen von 1945 real war. Mich konnte dieser Part berühren, aber auch erschrecken und ich fand genau das wirklich hervorragend umgesetzt.
Neben diesen beiden Charakteren gibt es zahlreiche Nebenfiguren, die hier ein Bild der Bevölkerung klar und deutlich wiedergeben. Manche wirkten recht stereotyp, doch es passte hier auch einfach mit ins Gesamtbild.
Mein Fazit
Ein spannender, fesselnder Thriller, der mir gute Unterhaltung bot und mich teilweise nachdenklich, teilweise auch ein wenig schockiert zurücklässt. Schockiert in dem Sinne, dass ich Verständnis für den Racheplan des Japaners aufbringen konnte und das wiederum macht dieses Buch auch wieder besonders. Ist Tsan Yohoto nur der “Böse”? Ja, das Buch ließ mich darüber nachdenken, über die Handlungen der Menschen und deren Folgen und das es halt nie nur schwarz oder weiß, sondern auch ganz viele Grauzonen gibt. Gelungener Thriller, der leider ein wenig untergeht in der Vielzahl an Neuerscheinungen, der aber sehr lesenswert ist.

Veröffentlicht am 07.07.2019

Netter Roman für zwischendurch

Das Versprechen der Islandschwestern
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1949: nach dem die beiden Schwestern Helga und Margarete ihre Eltern verloren haben, wagen es die beiden jungen Frauen und gehen kurzentschlossen als Hilfsarbeiterinnen nach Island. Beide sind fasziniert ...

1949: nach dem die beiden Schwestern Helga und Margarete ihre Eltern verloren haben, wagen es die beiden jungen Frauen und gehen kurzentschlossen als Hilfsarbeiterinnen nach Island. Beide sind fasziniert von der rauen Landschaft Islands und auch von deren Bewohner. Schnell fühlen sie sich wohl hier und es scheint, als würden sie für immer bleiben wollen.
2017: Gemeinsam mit ihrer Tochter Leonie und ihrer Oma Margarete macht sich Pia auf den Weg nach Island. Hier wollen sie den neunzigsten Geburtstag von Margaretes Schwester Helga feiern. Viele Jahrzehnte ist es her, dass sich die beiden Frauen voneinander entfernt haben. Doch was ist damals in Island geschehen, dass die Schwestern, die immer zusammenhalten wollten, sich so entzweit hatten?
Meine Meinung
Ich mag Familiengeschichten, die auf zwei Zeitebenen spielen und diese hier klang noch etwas anders, da die beiden Protagonistinnen der Vergangenheit noch leben und sich ihren Geheimnissen stellen können.
Der Einstieg in den Roman fällt sehr leicht, denn Karin Baldvinsson erzählt flüssig und klar. Dabei zaubert sie auch ein ganz besonders Bild der Landschaft Islands und man möchte selbst einmal die Fjorde und die Islandpferde erleben. Mir hat der Ausflug in den Norden auf jeden Fall gut gefallen.
Auch sonst bietet diese Geschichte leichte und durchweg gute Unterhaltung. Allerdings war es mir auch ein wenig zu vorhersehbar. Viele der verschiedenen Wendungen habe ich schon weit im voraus gesehen und konnte somit leider nicht mehr überrascht werden. Trotzdem mochte ich den Roman, der sich an einem Nachmittag auf dem Sofa weglesen ließ. Wie gesagt, ist dies vor allem der wirklich schöne Schreibstil der Autorin, der es leicht macht, durch die Seiten zu fliegen.
Erzählt wird die Geschichte abwechselnd auf zwei verschiedenen Zeitebenen, einmal ab dem Jahr 1949, in dem die Schwestern Helga und Margarete nach Island kehren und einmal im Jahr 2017, in dem Margarete nach vielen Jahren gemeinsam mit Enkelin und Urenkelin nach Island zurückkehrt. Während der Zeitstrang der Vergangenheit ausschließlich aus Margaretes Perspektive geschildert wird, steht in der Gegenwart ihre Enkelin Pia im Vordergrund. Diese lernt auf Island Ragnar kennen, dessen Sicht wir auch miterleben dürfen. Schnell wird hier klar, dass die beiden sich voneinander angezogen fühlen, doch beide sind auch gebrannte Kinder, die bereits gescheiterte Beziehungen hinter sich haben.
Die Zeichnung der Charaktere hat mir ganz gut gefallen, bleibt aber alles in allem noch ein wenig oberflächlich. Gerne hätten die Gedanken der unterschiedlichen Protagonistinnen noch deutlicher hervorgehoben werden können. So blieben sie mir eher etwas fern und ich blieb mehr der Beobachter des Geschehens. Trotzdem waren sie mir sehr sympathisch und konnte vor allem viele Gedankengänge Pias nachvollziehen.
Margarete erschien mir in den Rückblicken eine sehr sympathische und vor allem zu allem entschlossene junge Frau zu sein. Die Jahre, die sie im Streit mit ihrer Schwester von dieser getrennt verbracht hat, schien sie mürrisch zu machen. Doch auch da gibt es eine Entwicklung, die zwar vorhersehbar, aber glaubwürdig ist.
Mein Fazit
Alles in allem ein netter Roman für ein paar gemütliche Lesestunden. Zwar bleibt die Handlung über weite Teile vorhersehbar, liest sich aber trotzdem gut und unterhaltsam. Es ist zwar keine Geschichte, die noch lange in mir nachhallen wird, doch für entspannende Unterhaltung durchaus ein zu empfehlendes Buch. Wer Familiengeschichten auf zwei Zeitebenen mag, wird sich auch mit Karin Baldvinssons Roman sehr wohl fühlen.