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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2019

hervorragend

Brennende Narben
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Eigentlich scheue ich immer ein bisschen, eine Krimireihe mittendrin zu beginnen, denn zumindest von Privatleben der Kommissare hat man dann ja schon einiges versäumt. Aber da ich auf Leo Born erst jetzt ...

Eigentlich scheue ich immer ein bisschen, eine Krimireihe mittendrin zu beginnen, denn zumindest von Privatleben der Kommissare hat man dann ja schon einiges versäumt. Aber da ich auf Leo Born erst jetzt aufmerksam geworden bin, habe ich es gewagt und wurde nicht enttäuscht.

An "Brennende Narben" hat mir wirklich alles gefallen. Ich kenne Frankfurt nicht, also war das Lokalkolorit für mich spannend und neu. Die Hauptakteurin Mara erinnert mich optisch und emotional an Lisbeth Salander. Aber das ist nicht negativ gemeint, ich mag schräge starke sperrige Frauengestalten und sie hat durchaus Eigenheiten, die sie einzigartig machen. Der Kriminalfall ist spannend in Szene gesetzt, blutig und rasant und die Ermittler müssen alles geben, um den Täter dingfest zu machen. Das hohe Tempo verleitet den Leser dazu, das Buch in einem Rutsch durchzulesen. Was kann man besseres sagen.

Ich werde mir auch Teil eins und zwei zulegen müssen.

Veröffentlicht am 24.07.2019

wie immer der Knaller

Jagd auf die Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 10)
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Chris Carter ist inzwischen kein Geheimtipp mehr. “Jagd auf die Bestie“ ist bereits der 10.te Fall in den er seine Ermittler Hunter und Garcia schickt. Carter war selbst einige Jahre Profiler für Mordfälle ...

Chris Carter ist inzwischen kein Geheimtipp mehr. “Jagd auf die Bestie“ ist bereits der 10.te Fall in den er seine Ermittler Hunter und Garcia schickt. Carter war selbst einige Jahre Profiler für Mordfälle in den USA und man merkt die Detailfreude und das psychologische Fach-Wissen seinen Thrillern durchaus an. Dabei hat er aber auch eine große Freude am Erzählen und auch am schockieren, denn er gehört sicher zu den Autoren mit den blutigsten und bizzaresten Mordfällen in diesem hart umkämpften Genre. Deshalb also Vorsicht! Auch der neue Fall ist nichts für zarte Gemüter. Es geht ganz schön zur Sache und mehr als einmal wird einem der Mund trocken und die Haare stehen einem förmlich zu Berge vor unterdrückter Angst. Genau das macht aber seine Romane aus. Und natürlich die Sympathie, die man den zwei Ermittlern entgegenbringt.

Wieder mal eine gelungene Mischung. Ein Wechselbad der Gefühle, eine Achterbahn der Spannung. Ich kann auch diesen Band nur wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 22.07.2019

toller Histo mit viel Detailwissen

Sterne über der Toskana
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Sterne über der Toskana ist der dritte Teil einer historischen Reihe aus der Feder von Karin Seemayer. Da die Geschichte eine Generation nach dem zweiten Band spielt, dürften auch Quereinsteiger keine ...

Sterne über der Toskana ist der dritte Teil einer historischen Reihe aus der Feder von Karin Seemayer. Da die Geschichte eine Generation nach dem zweiten Band spielt, dürften auch Quereinsteiger keine großen Verständnisprobleme haben und Kenner der Vorgängerromane werden sich über kleine Hinweise auf Vergangenes freuen. Diesmal steht der Weinanbau im Hintergrund und dafür erfährt man so Einiges über die politischen Unruhen, die um 1857 herum in Oberitalien wieder aufbrachen, da das Volk immer mehr gegen die österreichische Vorherrschaft aufbegehrte.

Die junge Winzertochter Gianna muss um das Leben ihrer Brüder aber auch um dass ihres ersten Mannes und ihres Geliebten fürchten. Und der Krieg fordert tatsächlich mehr als ein Opfer.

Zum einen ist dies Geschichte einer jungen Frau, die erwachsen wird und nach einigen Wirren doch noch die große Liebe findet. Zum anderen ist es ein packender Bericht über die historisch belegten Auseinandersetzungen, Attentate, Gefechte, Vergeltungsschläge und am Ende eine Schlacht zwischen Franzosen, Österreichern und italienischen Truppen, in der Zehntausende ihr Leben verloren.

Das Cover ist fast ein wenig irreführend, denn es ist keine seichte Liebesgeschichte, die man hier serviert bekommt, sondern sehr gut recherchierte historische Details und ziemlich realistische Beschreibungen der damaligen kriegerischen Handlungen. Man fiebert mit den Darstellern mit und Gianna hat man sowieso sehr schnell ins Herz geschlossen. Ja, die Liebe kommt hier nicht zu kurz aber es gibt hier keinen Kitsch sondern vor allem Herzenswärme und authentische Charaktere.

Für mich ein toller Histo, den ich ratzfatz durchgeschmökert hatte. Etwas gelernt dabei und großes Lesevergnügen gehabt.

Veröffentlicht am 15.06.2019

Lesehighlight

Space Girls
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„Space Girls“ von Maiken Nielsen ist, nach ihrem Roman über die Hindenburg und die ersten Luftschiffe, das zweite Buch von ihr, welches sich in die Lüfte erhebt, diesmal sogar ganz weit hinauf in den ...


„Space Girls“ von Maiken Nielsen ist, nach ihrem Roman über die Hindenburg und die ersten Luftschiffe, das zweite Buch von ihr, welches sich in die Lüfte erhebt, diesmal sogar ganz weit hinauf in den Himmel bis ins All. Es atmet Fliegerluft und den Traum des Menschen nach Freiheit und Abenteuer, es steckt voller Mondstaub und Entdeckerdrang und mittendrin eine Handvoll Frauen, die den unbändigen Wunsch haben, wie ihre männlichen Mitbewerber, die erste Reise zu den Sternen anzutreten.


Die reale Geschichte von 21 Frauen, die in den 60ger Jahren in Amerika diverse körperlich und geistig anspruchsvolle Nasa-Tests durchstehen mussten und sich damit für einen Job als Astronautin bewarben, liegt „Space Girls“ zugrunde. Da die Entwicklung der Raumfahrttechnologie in Amerika eng verbunden ist mit dem Deutschen Raketenbauer Wernher von Braun, ist es aber auch eine Geschichte über Schuld und Vergebung und über eine Mutter und ihre Tochter, die auf ganz persönliche Weise verstrickt sind mit von Braun und der Fliegerei und Raumfahrt.


Begeistert war ich wieder von der Art, wie Maiken Nielsen ihren Plot aufbaut. Sie beschränkt sich nicht darauf, historische Fakten und Personen mit den fiktiven zu verweben, sie lässt die realen Geschehnisse um die erste Mondlandung und wie von Braun dazu beitrug als eigenen schmalen Erzählstrang nebenher laufen. So weiß man als Leser sehr genau, was damals wirklich geschah. Dadurch erhält alles einen ganz eigenen noch intensiveren Ton. Die Dringlichkeit und Dramatik sind spürbar, mit der die Menschen damals ins Weltall drängten.


Erfrischend ist das Wesen der Hauptdarstellerin Juni. Ein Mädchen, eine Frau, die man sich nur zu gerne als gute Freundin wünschte. Strotzend vor positiver Energie, klug und alle Herzen im Sturm erobernd. Mit einem Naturtalent und brennenden Wunsch zum Fliegen. Sie steht für all die wirklichen Pilotinnen, die wahren Space Girls, die hier auf herrliche Weise ein Denkmal gesetzt bekommen und eine eigene Stimme.


Das Übrige tut die warmherzige, intensive Sprache der Autorin und ihre Liebe zu den Menschen in dieser Geschichte. Ein Buch, dass mich glücklich gemacht hat, berührt und glänzend unterhalten und welches im Geiste von Gleichberechtigung und Feminismus aber auch ganz einfach von menschlicher Größe steht. Und nicht zu vergessen der Liebe.

Veröffentlicht am 13.06.2019

mehr als fein

Ein feiner Typ
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„Ein feiner Typ“ ist eine feine Geschichte, die auf leisen, gemächlichen Sohlen daherkommt.

Mr. Reece und seine Frau leben auf einer Farm mitten in Nevada. Sie nehmen den 14-jährigen Horace bei sich ...

„Ein feiner Typ“ ist eine feine Geschichte, die auf leisen, gemächlichen Sohlen daherkommt.

Mr. Reece und seine Frau leben auf einer Farm mitten in Nevada. Sie nehmen den 14-jährigen Horace bei sich auf, der mit seiner Herkunft als Native People so seine Probleme hat. Horace wäre lieber Mexikaner und am liebsten wäre er Boxer. Und in den Jahren, die er als Ziehsohn auf der Farm verbringt, wächst dieser Wunsch so stark, dass er schließlich in die raue Welt hinauszieht, um seinen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen. Zurück bleibt Mr. Reece, der ihn gerne in seiner Nähe hätte, der fürchtet, ihm könnte ein Unrecht geschehen, der sieht, dass Horace einem Traum hinterherjagt und das Glück doch schon vor seiner Nase lag.

Ein Roman mit einem melancholischen Unterton. Ich würde es ein bisschen mit den Büchern von Kent Haruf vergleichen. Das Landleben, die Liebe zur Natur, das stoische der Farmer kamen mir bekannt vor. Besonders sind die Dialoge, die von großer Kraft und Intensität durchdrungen sind. Sie reflektieren die Geschichte und die Charaktere, lassen den Leser ins Innerste der Darsteller gucken und hier erinnert mich dann „Ein feiner Typ“ durchaus an Theaterstücke von Tennessee Williams. Die Dramatik liegt oft im Ungesagten, im Angedeuteten, in der Liebe und Nähe der Protas zueinander, die stumm zwischen den Worten hängt.

Mir hat das Buch wirklich sehr gefallen und ich könnte mir eine amerikanische Verfilmung vorstellen.