Profilbild von MarySophie

MarySophie

Lesejury Star
offline

MarySophie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MarySophie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.11.2019

Die Schokoladenvilla - Goldene Jahre

Die Schokoladenvilla – Goldene Jahre
0

Handlung:
Stuttgart 1926
Nach dem Tod ihres Vaters muss Serafina nach Stuttgart zu ihrem Halbbruder Victor ziehen. Denn dieser hat noch ihre Vormundschaft, bis die junge Frau in wenigen Monaten ihren 21. ...

Handlung:
Stuttgart 1926
Nach dem Tod ihres Vaters muss Serafina nach Stuttgart zu ihrem Halbbruder Victor ziehen. Denn dieser hat noch ihre Vormundschaft, bis die junge Frau in wenigen Monaten ihren 21. Geburtstag feiert. Noch auf dem Bahnhof kann sich Serafina einen ersten Eindruck von der berühmten Schokolade der Rothmanns machen. In diese Familie hat Victor vor einigen Jahren eingeheiratet und ist noch immer mit seiner Frau Judith glücklich und geht auch in seiner Arbeit in der Schokoladenfabrik vollkommen auf.
Nicht nur die Schokolade imponiert Serafina, sondern auch Judiths jüngere Zwillingsbrüder sind interessante Zeitgenossen, die man nicht so schnell vergisst. Vor allem den besonnenen und nachdenklichen Anton kann Serafina nicht vergessen. Doch dieser ist kurz davor, sich mit einer anderen zu verloben...
Auch in der Schokoladenfabrik läuft nicht alles rund. Immer wieder tauchen neue Probleme auf. Doch passiert dies wirklich nur zufällig oder hat hier jemand seine Hände im Spiel? Und wer sollte der Familie Rothmann etwas Böses tun wollen?

Meinung:
Auf den ersten Blick passt das Cover perfekt zu der derzeitigen Jahreszeit. Es scheint nur so nach dem Herbst zu schreien und irgendwie gefällt mir das richtig gut. Die gesamte Szenerie, angefangen von dem Haus im Hintergrund bis hin zu der Dame im Vordergrund, ist perfekt durchdacht und wirkt vollkommen stimmig. Angefangen von dem Motiv, über die Farben bis zur Schrift. Ein niedliches Detail ist es, dass die Schriftfarbe des Titels eine Referenz an den Untertitel „Goldene Jahre“ ist.
Der Titel bietet einiges an Struktur, sei es die Schrift oder Blumenbüsche, und glänzt in einigen Winkeln wunderschön. Dadurch, aber auch durch die goldene Schrift erhält das Cover Hochwertigkeit und noch mehr Stil.
Es gibt nur eine recht geringe Ähnlichkeit zu dem Cover des ersten Teils. Lediglich das Haus im Hintergrund ist gleich, die gesamte restliche Szenerie hat sich geändert. Irgendwie stört mich das hier gar nicht. Eigentlich finde ich es ja immer ganz schön, wenn eine Reihe zusammenpasst und eine ähnliche Aufmachung besitzt. Tatsächlich finde ich aber beide Cover wunderschön und wüsste nichts, was ich daran ändern wollen würde.

Der Roman bietet am Ende ein umfangreiches Personenverzeichnis, wo die wichtigsten handelnden Personen aufgelistet wurden. Obwohl die Anzahl der handelnden Personen eigentlich recht überschaubar ist, fand ich dieses Detail sehr hilfreich. So konnte ich, bevor ich mit dem Buch begonnen habe, erst einmal das Verzeichnis durchlesen und mich an die Figuren erinnern, mir wieder ein Bild von ihnen machen und Zusammenhänge erkennen.
Dazu gibt es noch einige ausführlichere Texte über Personen, die in dem Roman vorkommen und tatsächlich gelebt haben. So musste ich gar nicht erst das Internet bemühen, wenn ich über einen mehr Informationen haben wollte, sondern konnte direkt an das Ende des Buches blättern.
Folgend gibt es noch einige Details zu der Epoche und zu verschiedenen Begrifflich-, sowie Örtlichkeiten, die heute entweder nicht mehr so genutzt werden oder nicht mehr so bekannt sind.

Am Anfang eines jeden neuen Abschnitts gibt es einen Hinweis darauf, zu welcher Zeit und an welchem Ort die folgenden Ereignisse stattfinden. So war es einfach zu erkennen, wie viel Handlung an einem Tag stattfindet und wie viel Zeit im gesamten Roman vergeht. Tatsächlich erstreckt sich der Handlungszeitraum nur über wenige Monate, doch anhand der Seitenanzahl könnte man auch anderes erwarten. Deshalb fand ich es äußerst passend, dass eine zeitliche Einordnung vorgenommen werden konnte. So war es für mich nicht nur leichter, der ganzen Handlung zu folgen, sondern ich finde auch, dass man anhand des recht kurzen Handlungszeitraums eine bessere Bindung zu den Protagonisten eingehen kann.

Ein großes Highlight meinerseits war die wunderbare Schreibweise. Ich kann mich noch grob daran erinnern, dass sie mir auch im ersten Teil richtig gut gefallen hat und genau das hat sich auch hier wieder durchgesetzt. Die Schreibweise war angenehm und nicht zu einfach, aber auch nicht zu anspruchsvoll und gestelzt. Mir wurde ein schnelles Lesen ermöglicht, ich bin (soweit es meine private Situation zuließ) recht flott mit dem Lesen vorangekommen und wollte das Buch häufig nicht aus der Hand legen. Ich fand es einfach zu schön, wieder in die Welt der Schokoladenvilla und der Schokoladenfabrik einzutauchen.
Es gibt viele gute Beschreibungen von Gebäuden und Situationen, die auch eine angenehme Lebendigkeit hatten. So kam für mich Schwung in die Handlung und vieles wirkte greifbarer und authentischer. Dazu empfand ich auch Gefühlsregungen und Überlegungen der Protagonisten richtig gut geschildert, so lässt sich einfacher eine Bindung aufbauen, man kann sie besser einschätzen und sie wirken realer.
Als Erzählinstanz dient ein allwissender Erzähler, der dem Leser viel mitteilt, aber auch einige Geheimnisse behält, die er erst später lüftet. Er folgt verschiedenen Figuren, meistens findet die Handlung in Stuttgart mit Judith und ihrer Familie statt. Wenige Kapitel gibt es aus Sicht von anderen Personen, die nicht so oft auftreten, aber manchmal doch eine Schlüsselrolle haben. So entsteht eine wunderbare Abwechslung und bei mir kam an keiner Stelle Langeweile. Man konnte Personen aus verschiedenen Altergruppen folgen, konnte verschiedene Lebensweisen miterleben und man erhielt einen vielfältigen Einblick in die Bevölkerungsschicht.

Der Spannungsbogen wurde gekonnt aufrecht erhalten, es gibt einige spannungsreiche Kapitel, bei denen ich von der Handlung oft überrascht wurde. Ich konnte mir bei einigen Dingen zwar vorstellen, was passieren könnte, war aber meist doch von vielen Ereignissen erstaunt. Tatsächlich hatte ich eine wirklich lange Zeit gar keine Idee, wie die Handlung weitergehen könnte und die gesamte Geschichte enden könnte.
Spannungsreiche Kapitel wurden von einigen ruhigeren Kapiteln abgelöst. So kam wieder Ruhe in die Handlung und das einfache und normale Leben der Protagonisten wurde geschildert. Diese Abwechslung war dann immer sehr angenehm und hat mir beim Lesen fast mehr Freude bereitet als manche sehr handlungsreiche Kapitel.

Ich finde, diesmal gibt es keinen Protagonisten, der deutlich als Hauptprotagonist heraussticht. Anfangs dachte ich, dies könnte vielleicht Serafina sein, doch meine Meinung hat sich recht schnell geändert. Serafina steht schon ziemlich im Mittelpunkt, doch diesen teilt sie sich sowohl mit den Zwillingen Karl und Anton, als auch ein wenig mit Vicky, der Tochter von Judith und Victor.
Mit Serafina war ich nicht ganz glücklich. Es gab viele Stellen, an denen ich sie in Ordnung fand und sie mir auch ganz sympathisch war, doch dies war leider nicht immer so. Mir fehlte etwas an ihrem Wesen, ich kann aber selbst nicht genau benennen, was das ist.
Die großen Sympathieträger waren für mich Karl und Anton. Tatsächlich konnte ich mich anfangs gar nicht an sie erinnern und war etwas überrascht, als von Judith's Brüdern die Rede war. Doch schon nach wenigen Seiten fielen mir Kleinigkeiten und Aktionen der beiden Brüder ein, die sie im ersten Teil verzapft haben.
Dazu fand ich es toll, dass beide ihre Wesenszüge beibehalten haben. Anton ist immer noch der etwas nachdenklichere, ruhigere der Beiden, Karl dagegen wirkt lockerer und nicht so korrekt und draufgängerischer. Ich bin der Meinung, dass sich die Brüder gut und gut weiterentwickelt haben und interessante Charaktere in dem Buch sind. Zusammen mit Serafina stehen sie im Mittelpunkt und waren mir wirklich sympathischer als diese. Beide haben einen Charme und Ausstrahlung, die den ich sehr spannend fand.
Vicky empfand ich als aufgeweckten, lieben Charakter, der einen großen kindlichen Charme hat. Oft wirkt sie altklug und schon sehr reif, doch ihr ganzes Wesen war liebenswert und sie konnte nicht nur ihre Familie leicht um den Finger wickeln. Ich denke, es lag einiges an Aufmerksamkeit auf ihrem Charakter, weil sich der dritte Teil um ihren Lebensweg drehen könnte...
Etwas steif kamen Judith und Victor daher. Sie sind im Vergleich zu dem ersten Teil älter und reifer geworden und nehmen eine deutlich kleinere Rolle ein. Ich fand sie beide etwas zu einfach dargestellt, sie hatten nicht sehr viel Variablität in ihrem Wesen und hätten gut und gerne ein wenig mehr Ecken und Kanten haben können. Doch so arg hat mich dies nicht gestört, sie agierten fast als Nebencharaktere und auf ihnen lag nicht mehr das Hauptaugenmerk.
Viele der restlichen Charaktere waren alte Bekannte aus dem ersten Teil, dazu kamen wenige neue Protagonisten. Alle waren gut durchdacht und haben sich durch ihre verschiedenen Wesen ausgezeichnet. Sie waren abwechslungsreich gezeichnet und traten meist sehr lebendig und authentisch auf.

Fazit:
Ich glaube, dass mir dieser Teil sogar besser gefallen hat als der Vorgänger. Die Spannung wurde stets aufrecht erhalten und die gesamte Handlung war nicht zu vorhersehbar. Auch die Schreibweise hat sich wieder bewähren können, sie war äußerst angenehm gehalten und hat ein lebendiges Bild von den Protagonisten, aber auch der Stadt gezeichnet. Dazu ist die gesamte Aufmachung des Buches mit vielen kleinen Details ein Träumchen und perfekt durchdacht.
Als einzigen, ganz kleinen Kritikpunkt hätte ich höchstens die Darstellung von Judith und Victor, die zwar ziemlich sympathisch waren, aber nicht so tiefgründig wie die anderen Protagonisten. Doch da sie nicht mehr so arg im Mittelpunkt stehen und mich die restliche Handlung vollkommen überzeugt hat, schaue ich darüber einfach hinweg und kann für das Buch nur eine große Empfehlung aussprechen!

Veröffentlicht am 08.10.2019

Die Zeit der Weihnachtsschwestern

Die Zeit der Weihnachtsschwestern
0

Handlung:
Suzanne McBride erhofft sich, wie jedes Jahr, ein harmonisches Weihnachtsfest im Kreise ihrer Familie. Dieses Jahr scheint alles zu funktionieren und ihre drei Töchter Posy, Hannah und Beth wollen ...

Handlung:
Suzanne McBride erhofft sich, wie jedes Jahr, ein harmonisches Weihnachtsfest im Kreise ihrer Familie. Dieses Jahr scheint alles zu funktionieren und ihre drei Töchter Posy, Hannah und Beth wollen die Zeit in den Highlands bei ihr und ihrem Mann verbringen. Suzannes Freude darüber ist unbändig und sie will alles mögliche tun, um das perfekte Weihnachten zu organisieren. Doch eine Grippe fesselt sie ans Bett und Suzanne muss Aufgaben an ihre Töchter verteilen. Leider sind diese nicht ganz so dazu bereit, eine jede hat mit ihren eigenen Sorgen zu kämpfen. Und auch Unstimmigkeiten oder gar Streitereien sind vorprogrammiert. Ein harmonisches Weihnachten ist nur möglich, wenn sich die Damen der Familie austauschen und über lang verdrängte Geschehnisse sprechen. Wird ihnen dies gelingen?

Meinung:
Das Cover wurde farbenfroh und liebevoll gestaltet, besonders die Farbe Grün dominiert. Sie kommt nicht nur im Titel vor, sondern spiegelt sich auch in den vielen Tannenbäumen, sowie dem Himmel wieder. Als festlicher Akzent dient der Name der Autorin, der in einem satten Rotton aufgedruckt wurde. Dazu sieht man eine weite Landschaft mit viel Schnee, gemütlich aussehende Häuser, sowie drei Damen, die auf die Häuser zustreben. Hier stelle ich mir vor, dass es sich um die drei McBride-Schwestern handelt und auch die passende Szene im Buch fällt mir dazu sofort ein. Insgesamt finde ich das Bild wunderschön gestaltet und es ist wunderbar auffällig.

Ich erinnere mich daran, vor einiger Zeit bereits einen Roman von Sarah Morgan gelesen zu haben. Besonders die wunderbare Schreibweise ist mir in Erinnerung geblieben und genau darauf habe ich auch bei diesem Roman gehofft. Glücklicherweise wurde ich in dieser Hinsicht nicht enttäuscht, die Schreibweise hat es mir schnell angetan. Sie war humorvoll und nicht zu steif, mit vielen kleinen Scherzen gespickt, bei passenden Gelegenheiten auch ernsthaft und stets gefühlvoll. Es ist der Autorin ganz wunderbar gelungen, die weihnachtliche Stimmung auf das Papier zu bringen und mit Worten wiederzugeben. Ein kleiner Hauch davon hat sich beim Lesen auch auf mich übertragen.
Ein weiteres Highlight bei der Schreibweise waren für mich die lebendigen und genauen Beschreibungen von einigen Orten und Situationen. So erschien für mich ganze Haus von Suzanne und ihrem Mann unglaublich gemütlich und einladend. Mir war es auch oft möglich, mir bestimmte Räume vorzustellen und einen Eindruck davon zu erhalten, wie diese eingerichtet sind. Vielleicht erschienen deshalb viele Szenerien als lebhaft und authentisch.

Als Erzählinstanz dient ein allwissender Erzähler, der die Handlung stets ohne Wertung wiedergibt. Es ist vollkommen dem Leser überlassen, wie man die Situationen, aber auch die Protagonisten einschätzt. Die Kapitel wurden auf die vier Damen der Mc-Bride Familie aufgeteilt. Es gibt am Anfang eines jeden Kapitels den jeweiligen Namen, welche der Damen im Folgenden im Vordergrund stehen wird. So erhält man auch einige Details aus dem Privatleben von ihnen, es gibt genauere Auskünfte über die Denkweise und über die Gefühle. So wurde eine jede für mich lebendiger und ich fand es äußerst interessant, wie sie miteinander agieren und wie sie denken, wenn sie allein sind. Mir war es auch möglich, einige Handlungen nachzuvollziehen und zu verstehen.

Ich habe einen, ganz kleinen Kritikpunkt. Diesen werde ich aber nicht negativ werten, es hat keinen negativen Einfluss auf die Handlung. Leider waren mir die Kapitel etwas zu lang. In den Kapiteln gibt es nur selten Absätze, die eine Szene abschließen und zur nächsten überleiten. Und da ich es absolut nicht mag, ein Buch mitten in einer Szene zu unterbrechen, war es ziemlich schlecht, mal schnell ein paar Seiten nebenbei zu lesen. Ich habe das Buch nur in die Hand genommen, wenn ich wusste, dass ich ausreichend Zeit habe, um zum nächsten Abschnitt zu gelangen. Manche mag das nicht stören, vielleicht ist das auch eine Macke von mir.

Als Setting dienen einige traumhafte Orte. Angefangen von dem urgemütlichen Haus der Familie McBride, über deren Café oder Posys wundervollen Loft. Ein jeder Handlungsort wurde mit vielen kleinen Details und viel Liebe beschrieben, sodass die Orte greifbar wirkten. Außerdem hat wahrscheinlich auch die äußerst sympathische und lebendige Art der Protagonisten dazu beigetragen, dass mir das Setting so gut gefallen hat.
Ich fand besonders den Vergleich zwischen den verschneiten Highlands und dem aufregenden New York. In beiden Gegenden wurde der Charme und die Besonderheiten stark herausgestellt und bildete interessante Gegenpole.

Ich hatte schon einige Male angedeutet, dass mir die Protagonisten richtig gut gefallen haben. Ihre lebendige und sympathische Art kann nur dazu verleiten, sie zu mögen.
Im besonderen Vordergrund stehen immer die vier Damen der McBride-Familie. Eine jede besitzt einen anderen Charakter, wodurch es durchaus mal krachen kann. Doch trotzdem vergessen sie nie, wie wichtig die Familie ist.

Von den Frauen hat mir tatsächlich die eher stille und steife Hannah am besten gefallen. Sie besitzt eine unglaublich sympathische Art und ich fand es toll, was sie für einen Wandel miterlebt hat. Ich würde sogar behaupten, dass sie sich von den Protagonisten am meisten weiterentwickelt. Bei ihr sehe ich auch oft das kleine Mädchen vor mir, welches sie in der Vergangenheit war und ich kann mich mit ihrem Charakter etwas identifizieren. Zwar bin ich leider nicht so intelligent und kann nicht sonderlich gut mit Zahlen umgehen, doch auch ich habe schon als Kind sehr gerne gelesen, war eher ruhig und schüchtern und habe mich nicht so für Sport interessiert.

Doch auch Suzanne, Posy und Beth waren sympathische Genossen, die mich auf ihre eigene Art und Weise beeindruckt haben. Sie kämpfen alle auf ihre Art für ihr Ziel und ihre unterschiedlichen Lebensvorstellungen waren spannend, zeigten aber auch, dass man manchmal falschen Träumen hinterherrennt oder sich von anderen stark beeinflussen lässt und diese nicht enttäuschen will.

Passend zu den starken und charaktervollen Damen wurden auch Herren entwickelt, die ihnen in nichts nachstehen. Sie unterstützen ihre Damen, können Fehler einsehen und wurden nicht als Sunnyboys dargestellt. Zwar treten sie nicht so oft auf und sind fast schon Nebencharaktere, trotzdem fand ich ihre starke Darstellung richtig gut. Tatsächlich fand ich es sogar gut, dass sie eine eher untergeordnete Rolle spielen und nicht ständig auftreten. Immerhin hatte ich die Erwartungshaltung, dass es sich vor allem um die drei Schwestern drehen wird und die kleinen Probleme, die sie miteinander haben.

Fazit:
Das Buch war mehr als besonders und für mich das Beste Weihnachtsbuch, was ich dieses Jahr gelesen habe. Es war äußerst stimmungsvoll geschrieben, hatte tolle Protagonisten und war nicht zu kitschig. Mich konnte die Story komplett überzeugen, es gab kein unnötiges Drama und auch keine Längen. Die Schreibweise war traumhaft locker und hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Einerseits wollte ich immer weiterlesen und konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen, gleichzeitig wollte ich auch nicht, dass es endet. Ich habe beim Lesen wirklich jede Sekunde genossen und möchte für den Roman eine große Empfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 05.08.2019

Das Brauhaus an der Isar - Spiel des Schicksals

Das Brauhaus an der Isar: Spiel des Schicksals
0

Handlung:
Bayern 1897
Nach dem Tod des Vaters wird der Hof der Familie Pacher verkauft und die Tochter Antonia soll für den neuen Besitzer arbeiten. Die junge Frau will dies nicht und verlässt heimlich ...

Handlung:
Bayern 1897
Nach dem Tod des Vaters wird der Hof der Familie Pacher verkauft und die Tochter Antonia soll für den neuen Besitzer arbeiten. Die junge Frau will dies nicht und verlässt heimlich das Dorf um künftig in München zu leben und zu arbeiten. Erst verschlägt es Antonia nach Schwabing, wo sie das künstlerische Leben kennenlernt und sich mit Aushilfsjobs über Wasser hält. Durch Zufall lernt Antonia Melchior Bruckner kennen, einen ziellosen jungen Mann und dem Erben der Bruckner-Brauerei. Dieser verhilft ihr zu seiner Stelle im Haushalt seiner Familie, doch Antonia muss von Anfang an auf der Hut sein. Nicht jeder ist ihr zugeneigt und akzeptiert die junge Frau. Außerdem muss sie geheim halten, mit was sie zwischendurch ihr Geld verdient hat. Immerhin muss im ganzen Haus ein guter Ruf herrschen, denn Melchiors Mutter will endlich auch auf dem Oktoberfest ausschenken. Doch es gibt einige konkurrierende Bierbrauer, die dies nur zu gerne verhindern wollen....

Meinung:
Das Cover wurde aufwendig gestaltet, es ist auffällig und mit starken Farben ausgestattet. Fast geht der Name der Autorin etwas unter in all den prächtigen Farben. Im Hintergrund gibt es einige Gebäude Münchens zu sehen, doch der Hauptteil des Bildes wird von einer Dame eingenommen, die dem Betrachter den Rücken zugewendet hat. Diese trägt ein für die damalige Zeit typisches Outfit, welches auch ein wenig an eine Tracht erinnert. Obwohl das Cover insgesamt sehr auffällig und farbintensiv ist, gefällt es mir gut und es verleitet auf jeden Fall dazu, das Buch näher zu betrachten.

Für mich klang die Handlung direkt spannend, dazu hatte ich viel Lust auf einen spannenden Roman rund um eine starke Frau, die sich ihren Weg und ihr Glück erkämpft. Dazu noch das schillernde Leben der Boheme und mein Interesse war komplett geweckt. Ich hatte auf freundliche und vor allem lebendige Charaktere, eine mitreißende Handlung und gut gesponnene Intrigen gehofft. Und genau das hat mich auch erwartet.

Mir fiel es sofort leicht, in die Handlung zu finden und mit der Hauptprotagonistin Antonia klarzukommen. Die Schreibweise war gleichzeitig einfach gehalten, erhielt durch versteckte Botschaften, kleine Reibereien und Zitate viel Anspruch und Stoff zum Nachdenken. Dazu wurde ab und an ein bayrischer Dialekt eingesetzt, der die teils ernsten Abschnitte aufgelockert hat. Insgesamt fand ich die Schreibweise eingängig, sie hat mir gut gefallen und ich bin schnell mit dem Lesen vorangekommen.
Ich hatte etwas Schwierigkeiten, dem Prozess des Bierbrauens zu folgen. Das lag aber nicht an der Autorin oder einer zu komplizierten Erklärung, sondern ich war im naturwissenschaftlichen Bereich noch nie sonderlich bewandert.
Die Handlung wurde von einem auktorialen Erzähler wiedergegeben, der nicht nur Einblicke in das Leben von Antonia, sondern auch die Erlebnisse von anderen Personen gibt. Ofter gibt es Einblicke in die Gedankenwelt, dies beschränkt sich jedoch fast nur auf die Gedanken und Gefühle von Antonia. Bei den meisten anderen Charakteren gibt es nur Andeutungen darauf.

Es ist der Autorin wirklich sehr gut gelungen, die verschiedenen Handlungsorte darzustellen. Obwohl ich selbst noch nie in München war, konnte ich mir Gebäude und Häuser vorstellen. Ein Highlight war natürlich das Wohnhaus der Familie Bruckner, welches wie ein Traum wirkte und das einen perfekten Rahmen für viele Vorfälle gegeben hat. Sowohl die Räume der Familie, als auch die Räume der Dienstboten wurden genau, aber nicht zu ausführlich beschrieben und es fiel mir leicht, mir die verschiedenen Charaktere darin vorzustellen.

Vor dem Beginn der Handlung gibt es eine Auflistung der handelnden Personen, wo die wichtigsten Protagonisten nicht nur namentlich genannt werden, sondern ihnen auch ein kleiner, manchmal kryptischer Zusatz gegeben wird. Dieser gibt einen kleinen Wesenszug preis und macht erst während des Lesens Sinn. Mir gefällt das kleine Detail, es zeigt, wie viel Arbeit in dem Buch steckt und das sich die Autorin einige Gedanken über ihre Charaktere gemacht hat.
Eine Vielzahl von Charakteren wird geboten. Sympathische und solche, die man sofort abstoßend findet, welche mit guten und schlechten Eigenschaften und solche, die man nur schwer einschätzen kann.
Fast durchweg steht Antonia im Mittelpunkt, sie ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und am Ende laufen alle Fäden bei ihr zusammen. Ihre Person war mir schon nach wenigen Seiten sympathisch und dies hat bis zum Ende angehalten. Nicht all ihre Handlungen und Aussagen habe ich unterstützt und sie auch mal kritischer betrachtet. Doch gerade dadurch fand ich sie toll und äußerst lebendig. Sie hat auch mal einen Fehler gemacht und ist aus kritischen Situationen stärker herausgekommen.
Auch richtig gut gefallen hat mir Melchior Bruckner, der einen enormen Wandel durchmacht und am Ende wirklich ein vollkommen anderer Mensch ist. Er wirkt lange ziemlich verschlossen und es war teilweise schwierig, ihn einzuschätzen. Doch genau dieses mysteriöse hat mir gefallen und ihn mir sympathisch gemacht. Außerdem war ich überrascht, wie viele Gedanken er sich um einiges macht und war von seinen tiefgründigen Aussagen begeistert (die er sich manchmal aus berühmten Büchern geklaut hat). Zusammen mit Antonia hat sich Melchior so einige Wortduelle geliefert, diese zu lesen hat richtig Spaß gemacht.

Fazit:
Anfangs war ich doch etwas unsicher, ob mich die gesamte Thematik überzeugen kann, am Ende war es ein absolutes Wohlfühlbuch. Ich habe das Buch innerhalb von drei Tagen ausgelesen, konnte es nur schwer aus der Hand legen und fiebere auf die Fortsetzungen hin. Das Lesen hat einfach Spaß gemacht, die Thematik war interessant, die Schreibweise perfekt und die Charaktere besonders. Bei besten Willen will mir nichts einfallen, was mir nicht zugesagt hätte und ich habe das Buch vollkommen zufrieden aus der Hand gelegt. Eine große Empfehlung meinerseits und für mich ein perfekter Lesestart in den August!

Veröffentlicht am 23.07.2019

Hotel Inselblick - Wind der Gezeiten

Hotel Inselblick - Wind der Gezeiten
0

Handlung:
Amrum, 1902
Zehn Jahre nach ihrem Umzug auf die Nordseeinsel Amrum hat sich die Familie Stockmann vollkommen eingelebt. Sie führen erfolgreich ein Hotel, welches in den letzten Jahren ausgebaut ...

Handlung:
Amrum, 1902
Zehn Jahre nach ihrem Umzug auf die Nordseeinsel Amrum hat sich die Familie Stockmann vollkommen eingelebt. Sie führen erfolgreich ein Hotel, welches in den letzten Jahren ausgebaut wurde und bei den Besuchern beliebt ist, sie sind gesund und haben liebe Freunde gefunden. Doch noch immer gibt es Streitthemen zwischen Wilhelm und dem Pastor des Ortes. Diesem ist es u.a. ein großer Dorn im Auge, dass das Hotel Inselblick noch weiter ausgebaut werden soll.
Auch um die älteste Tochter Rieke machen sich Marta und Wilhelm Sorgen. Sie ist zwar glücklich mit ihrem Ehemann Jacob und hat eine zauberhafte Tochter, doch Jacob ist pleite gegangen. Nun will er sein Glück in Amerika versuchen, seine kleine Familie soll mit. Doch kann Rieke ihre Familie und die Heimat einfach so verlassen? Und werden sich die Zankereien zwischen Wilhelm und Pastor Bertramsen irgendwann geben? 

Meinung:
Das Cover gefällt mir gut. Es wirkt leicht herbstlich angehaucht, versprüht gleichzeitig einiges an Energie und Hoffnung. Durch den wolkigen, verschwommenen Himmel kann man schon vermuten, dass nicht nur positive Zeiten auf die Familie Stockmann oder die Insel Amrum zukommt. Fast ein bisschen zu düster dargestellt ist die Dame mit dem Regen-/Sonnenschirm, die den Blickfang des Covers darstellt. Sie scheint Unglück und schlechte Zeiten darzustellen, während der Hintergrund mit der Landschaft, dem Meer und dem kleinen Häuschen das Gegenteil darstellen. Die Schriftfarben, sowie die gewählte Schriftart finde ich ansprechend und angenehm. Die Farben sind nicht zu auffällig gewählt, sondern passen gut zu dem Gesamtbild. 

Ich habe mich unglaublich darüber gefreut, die Familie Stockmann mit ihren ganzen Freunden und Bekannten wiederzusehen. Ganz am Anfang des Buches befindet sich eine Personenübersicht, wo ich direkt Bekannte Namen wiedergefunden habe und mir andere wieder in den Sinn gekommen sind. Zur kleinen Auffrischung war das für mich auf jeden Fall hilfreich. 

Die Handlung setzt zehn Jahre nach dem Ende des ersten Teils ein und erstreckt sich über fast genau ein Jahr. Ab und an werden Zeitsprünge eingesetzt, in denen zwar einige Wochen vergehen, was mir aber nicht immer so aufgefallen ist. Oft gab es einen nahtlosen Übergang zwischen den Kapiteln, die Handlung wurde immer fließend erzählt und ich kam während des Lesens nicht ins Stocken. 

Viele Kapitel waren ruhig geschildert, es gab nur ab und an größere Dramen, meist hatten die Katastrophen nur ein geringes Ausmaß und konnten schnell gelöst werden. Dadurch plätscherte die Handlung etwas vor sich hin, wurde aber nie langweilig und es entstanden auch keine Längen. Dies wurde schon durch die zeitlichen Sprünge gewährleistet und mir hat es richtig gut gefallen, der lockeren Handlung zu folgen. Im Grunde würde oft das einfache Leben einer Familie beschrieben, die ein recht harmonisches Leben führt und stets zueinander hält. Und genau das fand ich toll! 

Am Anfang von vielen Kapiteln gibt es wieder kleine Tagebucheinträge von Marta, die kurz zusammenfassen, was in der Zeit geschehen ist, die ausgelassen wurde. Dazu steht am Anfang des Eintrags immer, an welchem Datum das folgende Kapitel stattfindet. Besonders interessant fand ich es immer, wenn es mehr Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt von Marta gibt. Dort zeigte sie eine sanfter und weniger taffe Version ihrer Person, was sie lebendiger machte. 

Auch bei diesem Buch fiel mir wieder die wunderbare Schreibweise positiv auf. Das Lesen hat Spaß gemacht, die Sprache war leicht verständlich und gleichzeitig besonders. Dies wurde durch die Einbindung von friesischen Begriffen verursacht und gaben dem Roman Charme, aber auch Authentizität. Ich bin schnell mir dem Lesen vorangekommen und hatte das Buch innerhalb von vier Tagen ausgelesen. Am Ende war ich irgendwie schockiert, dass ich schon fertig damit bin und wie schnell das ging.

Fast alle Kapitel spielen auf der Insel Amrum, die in schillernden Farben beschrieben wurde und traumhaft wirkt. Es wird ein idyllischer und reiner Handlungsort gegeben, bei dem die Natur noch ziemlich unangetastet ist. Mein Lieblingsschauplatz war der Strand. Davon hatte ich stets ein Bild vor Augen und konnte mir die Protagonisten dort auch am besten vorstellen. Leider fand ich diesmal das Hotel der Familie Stockmann etwas schwierig. Das Gebäude hat sich arg verändert und ich war einfach nicht mehr in der Lage, mir das Gebäude vorzustellen. Vielleicht wäre hier eine kleine Skizze gut gewesen, damit sich die Leser ein besseres Bild machen können.

Es war ein schönes Wiedersehen mit alten Bekannten, von denen ich viele ins Herz geschlossen habe. Bis auf wenige Ausnahmen, wurden die Protagonisten wieder sympathisch und bodenständig geschildert, Standesgrenzen schienen auf der Insel vergessen zu sein und nur der Mensch wurde gesehen. Dazu hatte ein jeder eine besondere Art und wurde dadurch greifbar. Ich fand auch die Energie unter den Protagonisten richtig gut. Sie wirkten harmonisch, haben sich aber auch nicht gescheut, den anderen mal die Meinung zu sagen. Am Ende konnte jeder auf den anderen zählen und gute Freundschaften entstanden.

Fazit:
Eine tolle Fortsetzung. Mit hat es großen Spaß gemacht, gedanklich wieder zu der Familie Stockmann zu reisen und mit ihnen einiges zu erleben. Auch bei diesem Teil konnte ich hervorragend abschalten und mich ganz auf den Roman einlassen, habe viele Sorgen und Probleme einfach mal für ein paar Stunden vergessen. Hervorragend war auch hier wieder die Schreibweise, die das Lesen zu einer Freude hat werden lassen. Dazu wird ein traumhaftes Setting, liebe Charaktere und viel Natürlichkeit, ohne unnötiges Drama geboten. Mir ist kein schwerwiegender Kritikpunkt eingefallen, weshalb ich das Buch wirklich nur weiterempfehlen kann! 

Veröffentlicht am 15.06.2019

Königsberg - Glänzende Zeiten

Königsberg. Glänzende Zeiten
0

Handlung:
Ostpreußen, Ende des 19. Jahrhundert

Zusammen mit ihrem Vater reist die Kaufmannstochter Adela nach Ostpreußen. Auf einem ihrer Ausritte begegnet sie Carl von Reichenbach, einem Gutsbesitzerben, ...

Handlung:
Ostpreußen, Ende des 19. Jahrhundert

Zusammen mit ihrem Vater reist die Kaufmannstochter Adela nach Ostpreußen. Auf einem ihrer Ausritte begegnet sie Carl von Reichenbach, einem Gutsbesitzerben, und schnell erkennen beide, dass der jeweils andere die große Liebe ist. Doch Adelas Vater hat andere Pläne mit ihr, er wünscht sich einen Adligen in der Familie und zwingt seine Tochter in eine Ehe mit Leonhard von Schletter. Wegen dieser Verbindung zerbricht die Freundschaft zwischen Carl und Leonhard, somit verschwindet auch die letzte Sympathie zwischen den Familien von Reichenbach und von Schletter. Carl sinnt auf Rache und da kommen ihm die beiden Schwestern von Leonhard gerade recht. Es entstehen Zwistigkeiten und Reibereien, die klein anfangen, aber immer mehr zu einer Feindschaft werden, die auch auf die folgende Generation übertragen wird...

Meinung:
Das Cover wird dominiert von leichten Farben, die fließend ineinander übergehen und alles leicht und schwerelos erscheinen lassen. Mir gefällt es richtig gut, ich finde das kleine Anwesen mit der Pferdekoppel im Hintergrund gelungen, es könnte gut das Gut der Familie Reichenbach darstellen. Dazu eine junge Frau, in der Mode der damaligen Zeit gewandt, die nachdenklich wirkt und von einem Hauch von Traurigkeit umgeben wird. Bei der Gestaltung wurde ein idyllisches, fröhliches Cover erstellt, dass seine Ernsthaftigkeit erst durch die Dame erhält. Ein rundes Bild und schon ein kleiner Hingucker.


Erstmals gesehen habe ich das Buch in der Verlagsvorschau und schon da war mein Interesse geweckt. Aber erst nachdem ich von der Autorin Nora Elias einen anderen Roman gelesen hatte, der mir äußerst gut gefallen hat, war der Wunsch da, das Buch unbedingt lesen zu wollen. Ein Stück weit habe ich sogar auf den Erscheinungstermin hingefiebert. Jetzt kam ich endlich dazu, mit dem lesen anzufangen und innerhalb von vielleicht fünf Tagen war das Buch dann auch schon ausgelesen. Glücklicherweise muss ich nicht lange warten, in wenigen Wochen erscheint schon der zweite Teil der kleinen Saga.

Unterteilt wurde der Roman in 2 Teile, sowie den Epilog. Es findet eine Untergliederung in Kapitel statt, bei denen stets angegeben wird, in welchem Monat und Jahr die Ereignisse stattfinden. Dies ist sehr hilfreich und wichtig, ab und an gibt es Zeitsprünge, die ohne Anmerkung, nicht immer sofort erkennbar wären. An den Zeitsprüngen habe ich mich gar nicht gestört, so wurden immer nur Szenen erzählt, die eine Aussage und Folge für die Handlung hatten und es konnten erst gar keine Längen entstehen.


Als Erzählinstanz dient ein allwissender Erzähler, der uns an verschiedene Orte mitnimmt und auf eine interessante Art die Geschehnisse mitteilt. Mir hat die Schreibweise richtig gut gefallen, sie war flüssig zu lesen, einfach verständlich und ohne viel Schnörkel, geradlinig und stets auf einem gleichbleibend guten Niveau. Die Protagonisten haben nur selten eine feine, ausgewählte Sprache genutzt, sie wirkten durch eine Alltagssprache sehr menschlich und nicht so roboterhaft.


Haupthandlungsorte sind die Anwesen der Familien von Schletter und von Reichenbach. Beide Anwesen wurden als große Komplexe dargestellt, die sich aber auf viele Arten unterscheiden. Mir haben beide Orte gefallen, jedoch fiel es mir schwer, beide Gehöfte vorzustellen und ein Bild davon zu bekommen. Dazu fand ich es auch schwierig, diese auf einer möglichen Karte zu orten, um einen groben Eindruck von der Lage und den umliegenden Orten zu haben. Es wurden zwar einige Städte genannt, aber hier will meine Fantasie einfach nicht mitspielen.


Es tritt zwar eine Vielzahl an Protagonisten auf, aber mir fiel es unglaublich leicht, diese auseinanderzuhalten und der jeweiligen Familie zuzuordnen. Ein jeder hatte einfach so einen starken, eingängigen und besonderen Charakter, sodass nur schwer Verwechslungen auftreten konnten. Ich fand es interessant, wie unterschiedlich die Familien sind, auf was Wert gelegt wird und wie der Umgang innerhalb der Familie gehandhabt wird.

Es wurden Protagonisten erstellt, bei denen der Leser frei entscheiden kann, ob er Sympathiegefühle für sie hegt. Durch viele Handlungen und Aussagen konnte man sich gut zu jedem einzelnen ein Bild machen und sie einschätzen.

Bei vielen Charakteren hat mir die Darstellung und Entwicklung richtig gut gefallen, lediglich Carl wurde mit zunehmender Handlung etwas schwierig. Carl hat mir zu schnell seine jugendliche Art und Leichtigkeit verloren, er wirkt schnell verbittert. Nur noch wenig hat an den einst charmanten, liebenswürdigen jungen Mann erinnernt. Einen Teil seines jugendlichen Ichs kam dann auf den vielleicht letzten 150 Seiten wieder zum Vorschein, dort hat er seine Leichtigkeit im Umgang mit seinen Kindern wieder gefunden. Diesen Aspekt werde ich aber nicht positiv bewerten, dadurch brachte er Abwechslung und neuen Schwung rein. Außerdem stach er durch dieses Wesen heraus und hob sich von den anderen ab.

Die anderen Charaktere waren liebenswürdig und sehr menschlich, bei vielen könnte man denken, dass sie von historischen Personen beeinflusst wurden. Viele waren zugängliche Menschen, die mit der Zeit moderner in ihrem Denken wurden und Fehler eingesehen haben. Alle wurden gleich stark dargestellt und haben im Verlauf eine interessante Entwicklung vollzogen.

Fazit:
Der Roman birgt viele Themen, seien es die Ambitionen, gesellschaftlich aufzusteigen oder einen anderen dabei zu schaden, die Liebe und damit verbundene zerbrochene Freundschaften, aber auch die Rivalität zweier großer Familien. Mir hat diese Mischung sehr gut gefallen, ich hatte Spaß beim Lesen, wollte stets wissen, wie es weitergeht und habe nichts zu meckern. Ein wirklich interessanter Roman, mit einer stets hohen Spannungskurve, aber keinen unnötigen Dramen.