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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.07.2019

Messerscharfe Analysen und ein zeitgeschichtliches Dokument

Die verspielte Welt
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Paul Lendvai ist neben Hugo Portisch der Doyen des österreichischen politischen Journalismus.

In diesem, seinem aktuellsten Buch, schreibt er über seine Begegnungen mit Machthabern und Politikern. Er ...

Paul Lendvai ist neben Hugo Portisch der Doyen des österreichischen politischen Journalismus.

In diesem, seinem aktuellsten Buch, schreibt er über seine Begegnungen mit Machthabern und Politikern. Er spannt den Bogen weit. Er hat sich mit angenehmen und unangenehmen, mit altruistischen und egozentrischen Politikern getroffen.

In 13 Kapiteln erfahren wir einiges, zum Teil Unbekanntes wie die „Albanisches Abenteuer“ betitelte Episode.

Er beschreibt die Verwandlung von manchem Machthaber vom Liberalen zum Autokraten, der seinen früheren Förderer nun verunglimpft.

Paul Lendvai wirft auch einen kritischen Blick auf das Versagen der Europäischen Politik im Balkankrieg.

Im letzten Kapitel warnt der Journalist vor der gefährlichen Sehnsucht nach dem „starken Mann“, die in vielen Staaten weltweit spürbar ist.

Der 1929 geborene Paul Lendvai weiß wovon er spricht. Er ist dem Nazi-Terror 1944 nur knapp, mittels eines Schweizer Schutzpasses nach Budapest entkommen. Nach dem Krieg wird er im kommunistischen Ungarn verhaftet und mit Berufsverbot belegt. Während des Ungarnaufstandes 1956 gelingt ihm die Flucht und seit 1957 lebt er in Wien. Er ist der profundeste Kenner Osteuropas.

Paul Lendvais Schreibstil ist präzise, manchmal pointiert und seine Analysen immer messerscharf.

Fazit:

Mit diesem Buch schenkt uns Paul Lendvai einen wahren Schatz an Erinnerungen an bedeutende und weniger bedeutende, dennoch interessante Persönlichkeiten, das gleichzeitig ein hervorragendes zeitgeschichtliches Dokument darstellt. Gerne gebe ich hier eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 21.07.2019

Ein köstlicher Krimi mit viel schwarzem Humor

Sterbenstörtchen
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Am Anfang dieses Krimis aus Niederösterreich steht der ungewöhnlich formulierte letzte Wille der Dolores Rieder: Nach ihrem Tod, soll jene Tochter das Erbe antreten, die ohne Ehemann sei.

Die Töchter, ...

Am Anfang dieses Krimis aus Niederösterreich steht der ungewöhnlich formulierte letzte Wille der Dolores Rieder: Nach ihrem Tod, soll jene Tochter das Erbe antreten, die ohne Ehemann sei.

Die Töchter, Hanna, Gerda und Paula, sind ob des ungewöhnlichen Testaments, das ihnen die kranke Mutter vorliest, ziemlich überrascht.

Nach dem ersten Schock, überlegen die Schwestern, wie sie ihre Ehemänner Willi, Reinhold und Alex loswerden könnten, denn jeder der drei hat sich als veritabler Fehlgriff entpuppt.

Während noch an den diversen Strategien gefeilt wird, findet Alex, Paulas Mann, bei einem Brand in seiner Fischerhütte den Tod. Unfall oder Mord?

Hartinger, ein ehrgeiziger Polizist, stochert sowohl in der Brandruine als auch in der Familie herum. Da trifft aus Deutschland die Nachricht vom Ableben Reinholds ein. Welch ein herrlicher Zufall, oder? Immerhin hat die dortige Polizei keine Zweifel an der Unfalltheorie.

Eigentlich müsste jetzt Willi, Hannas Mann, Angst bekommen, der nächste zu sein. Doch der frönt unbekümmert weiter seinen Hobbys: mit seinen Kumpeln Georg und Gregor saufen, Hannas Torten verspeisen und die, im Gastgewerbe staatlich verordneten Zimmerstunde, mit Kellnerin Lenka verbringen.
Doch letztlich schlägt auch für ihn und seine Saufkumpane das letzte Stündlein.


Meine Meinung:

Beate Ferchländer ist hier ein herrlicher Krimi mit viel schwarzem Humor gelungen.
Geschickt lässt sie die wahre Geschichte der Elfriede Blauensteiner, jener Serienmörderin, die ihre Opfer, betagte und gutsituierte Männer, umgarnt und wenig später mit Medikamenten umgebracht hat, natürlich nicht ohne an deren Vermögenswerte zu kommen, einfließen. Der Geist, der „Schwarze Witwe“ genannten, Mörderin begegnet uns Lesern als Briefschreiberin. Als „Frieda Stein-Blau“ führt sie jahrelangen Briefwechsel mit Dolores Rieder.

Wer nun die Ehemänner tatsächlich umgebracht hat, bleibt ziemlich lange im Dunklen. Die Autorin führt Leser und Polizei mehrfach an der Nase herum. Sie legt immer wieder falsche Fährten.

Nach und nach erfahren die Schwestern und wir Leser die zahlreichen Familiengeheimnisse. Von Reinhold, der als Sektenguru, eine Menge Kohle verdient hat und sich trotzdem von seiner Frau aushalten hat lassen, oder dass Alex, Besitzer eines gut gehenden Puffs in Tschechien war. Tja, und wer Paulas leiblicher Vater ist.

Der Schreibstil ist flüssig und lässt die Seiten nur so dahin fliegen. Die Autorin beschreibt anschaulich das Leben in einem kleinen Dorf nahe der Grenzen zu Tschechien. Dazu gehört auch, dass Gerüchte, die einmal aufgekommen sind, kaum wieder eingefangen und revidiert werden können. Das muss auch Daniel am eigenen Leib erfahren, der seit früher Jugend als Pfarrersliebchen und schwul bezeichnet wird. Diese dörflichen Mechanismen haben schon immer Existenzen vernichtet.

Gut gefällt mir die Wortspielerei des Titels: Sterbenstörtchen/Sterbenswörtchen. Die Rezepte von regionalen Köstlichkeiten aus dem Backofen sind durchaus zu empfehlen.

Fazit:

Ein köstlicher Krimi, im wahrsten Sinn des Wortes. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.07.2019

Sollten Politiker aller Länder lesen

Frieden! Jetzt! Überall!
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Vor dem Hintergrund des internationalen Aufrüstens, ob in Amerika, Russland oder in den gemeinhin als „Schurkenstaaten“ bezeichneten Ländern, hat der Westend-Verlag in diesem Buch, Aufrufe zahlreicher ...

Vor dem Hintergrund des internationalen Aufrüstens, ob in Amerika, Russland oder in den gemeinhin als „Schurkenstaaten“ bezeichneten Ländern, hat der Westend-Verlag in diesem Buch, Aufrufe zahlreicher bedeutender Menschen gesammelt, jetzt endlich überall Frieden zu propagieren.

In insgesamt sechs Kapiteln stellen Peter Brandt, Reiner Braun und Herausgeber Michael Müller, Statements vor die um Entspannung bemüht sind:

Für eine neue Entspannungspolitik
Felder der Friedenspolitik
Abrüstung jetzt!
Die Krise um den INF-Vertrag
Entspannungspolitik jetzt!
Friedensprojekt Europa
Partnerschaft mit Russland

Deutschland und die EU könnten bei diesen Bemühungen um ein friedliches Miteinander eine Schlüsselrolle spielen. Man muss es nur wollen und leeren Worthülsen auch Taten folgen lassen.

Im 6. Kapitel werden die Versäumnisse des Westens Russlands gegenüber aufgedeckt. Neben falscher Versprechungen und Wortbrüchen der NATO-Staaten und der Kurzsichtigkeit der Mitteleuropäer Vladimir Putin gegenüber, werden zahlreiche Möglichkeiten angesprochen, das ge- und verstörte Verhältnis zu Russland wieder in Ordnung zu bringen. Die oft einseitige (Russland feindliche) Berichterstattung westlicher Medien, ist mehr als beschämend. Es ist nur zu hoffen, dass es bald auch der dümmste Politiker oder Journalist merkt, dass ohne Russland Frieden!Jetzt!Überall! nicht zu bewerkstelligen ist.

Fazit:

Ein sehr wichtiges und kluges Buch mit dem die westliche Welt aufgerüttelt werden soll, bevor es zu spät ist und Europa wieder in einen Krieg schlittert. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.07.2019

EIn KOmmissar sieht rot - temporeicher Thriller

Dünenblut
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Dieser 6. Fall rund um Tjark Wolf von Sven Koch ist für mich der erste aus dieser Reihe. Allerdings lässt er sich recht gut auch ohne Vorkenntnisse lesen.

Die mit Runen „verzierte“ Leiche der Sängerin ...

Dieser 6. Fall rund um Tjark Wolf von Sven Koch ist für mich der erste aus dieser Reihe. Allerdings lässt er sich recht gut auch ohne Vorkenntnisse lesen.

Die mit Runen „verzierte“ Leiche der Sängerin Hela, gut bürgerlich Freja Holm), ist schon die zweite Tote ein und desselben Täters. Zuvor hat es schon die bekannte Sportlerin Mette getroffen. Auch auf ihrem Körper finden sich zahlreiche Runen. Anne Madsen von der Kripo Arhus soll den kniffligen Fall lösen. Was haben die beiden Toten gemeinsam? Beides Frauen, prominent und die Runen sind Botschaften aus der Edda, jener alten nordischen Sagensammlung. Zwischen Anne und Tjark, der seinen Urlaub in Dänemark verbringt, entspinnt sich eine Affäre. Tjark ist über die Grenzen Deutschlands hinaus für seine unkonventionellen Ermittlungsansätze bekannt und deshalb nimmt ihn Anne zum Auffindungsort von Hela mit. Was niemand weiß ist, dass Anne bereits im Visier des Mörders ist. Er fühlt sich unverstanden, weil die Polizei und die Sachverständigen die Botschaften auf der Haut seiner Opfer nicht zu entschlüsseln vermögen.
Nach einer gemeinsam verbrachten Nacht reist Tjark ab und Anne wird vom Täter entführt. Allerdings richtet er das Ferienhaus so her, dass alle Welt glauben muss, Tjark sei der Entführer.
Prompt fallen die dänischen Polizisten auf diese List herein. Ausgerechnet seine deutschen Teamkollegen sollen Tjark verhaften und nach Dänemark ausliefern. Hier haben sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht und Tjark taucht unter. Auf eigene Faust und mehrfachen Bruch diverser Gesetze jagt er allein den Täter. Er weiß, dass die anderen Opfer drei Tage in der Hand ihres Entführers waren und anschließend getötet wurden. Wird er Anne rechtzeitig befreien können?


Meine Meinung:

Sowohl Tempo als auch Spannung sind extrem hoch. Der Leser wird durch gefinkelt angelegte Fährten mehrmals in die Irre geführt. Kaum hat Tjark eine vielversprechende Spur entdeckt, so endet die in der Sackgasse. Selbst die Leser wissen nicht mehr als der Protagonist. Spannend ist zu lesen, welche Tricks Tjark anwendet, um vorerst unerkannt in Dänemark agieren zu können.
Der Showdown hat es in sich. Spannung pur! Dazu trägt auch der mehrmalige Perspektivenwechsel in den Kopf des vermeintlichen bzw. wirklichen Täters bei. Die Entlarvung des Täters und seiner Motive ist schlüssig und gut gelungen.

Die letzten Sätze von Band 6 lassen darauf schließen, dass hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist und es einen 7. oder vielleicht 8. Fall für Tjark Wolf geben wird, wenn auch eventuell unter geänderten Rahmenbedingungen, weil Tjark ja den Dienst quittiert, um sein Team, das als „Fanta4“ bekannt ist, nicht zu desavouieren und zu gefährden .
Trotz seines schwierigen Charakters bleibt Tjark sympathisch. Er hängt sich, ohne Rücksicht auf Verluste, in den Fall. Er fordert zwar den einen oder anderen Gefallen seiner Teamkollegen ein, stellt sich dafür im Ausgleich dazu, schützend vor sein Team.

Die temporeiche Jagd nach dem Verbrecher hat mich so in den Bann gezogen, dass ich das Buch in einem Stück gelesen habe.

Ich werden jedenfalls die Reihe nun mit Fall 1 weiterlesen.

Fazit:

Ein gelungener, temporeicher Thriller, der bis zur letzten Seite fesselt. Gerne vergebe ich hier 5 wohlverdiente Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 17.07.2019

Hat mich gut unterhalten

Bretonisches Vermächtnis
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Dieser nunmehr achte Fall für Georges Dupin, den sympathischen Kommissar aus Concarneau ist wieder besser gelungen als der vorhergehende.

Diesmal wird er vor mehrere Herausforderungen gestellt. Da ist ...

Dieser nunmehr achte Fall für Georges Dupin, den sympathischen Kommissar aus Concarneau ist wieder besser gelungen als der vorhergehende.

Diesmal wird er vor mehrere Herausforderungen gestellt. Da ist zum einem das Pfingstwochenende mit dem drohenden Besuch seiner Schwiegereltern in spe, das ihm auf die Nerven geht, zum anderen befinden sich seine Mitarbeiter Nolwenn, Riwal und Kadeg auf Urlaub bzw. Elternkarenz. Ja, und der Mord selbst. Der wird nämlich just in seinem Wohnort Concarneau verübt. Was zuerst wie ein Heimspiel aussieht, wird dann doch eine komplexe Mordermittlung, bei der es nicht nur bei einer Leiche bleiben wird, sondern ein Krimi des Altmeister Maigret eine bedeutende Rolle spielen wird.

Dann erschüttert eine Explosion in der Schiffswerft die Idylle. Besteht hier ein Zusammenhang mit den Toten oder ist das Ganze ein Ablenkungsmanöver oder ein Anschlag?

Der Verdächtigen gibt es viele und auch der Bürgermeister gerät ins Visier der Ermittler.

Meine Meinung:

Nachdem der letzte Band eher zu einem Fremdenführer durch das Finistère verkommen ist, bietet nun der Autor wieder mehr Krimispannung.
Es werden – auf Grund der urlaubsbedingten Abwesenheit dreier seiner Mitarbeiter, zwei neue Charaktere eingeführt, die sich recht gut machen. Ich hoffe, die beiden Frauen dürfen bleiben und in weiteren Fällen ihre Rollen spielen. Amüsant finde ich, dass Dupin Kadeg und Nolwenn mit Hilfe der Gendarmerie aus dem (wohlverdienten) Urlaub holen lässt, weil er auf deren wertvolle Arbeit nicht verzichten kann. Vor allem Nolwenn ist nach wie vor unentbehrlich, wenn es um Geheimnisse des Ortes oder um das elegante Herbeiholen von Informationen geht.

Claire, Dupins Freundin, ist ja an die unregelmäßigen Arbeitszeiten gewöhnt, zumal sie als Ärztin auch keinen „nine-to-five“-Job hat. Claires Mutter nervt Dupin (und die Leser) ungemein, glaubt sie doch das Klischee der unfähigen, Pause machenden Polizisten bestätigt.

Ein genialer Schachzug ist das Integrieren von Georges Simenons Krimi „Der gelbe Hund“ in die Handlung. Dieser Kriminalroman spielt zu Beginn eine zunächst unklare Rolle. Bald jedoch wird Dupin der Zusammenhang mit den aktuellen Mordfällen klar.

Fazit:

Diesmal wieder ein gelungener Krimi aus dem Finistère, dem ich gerne wieder 5 Sterne gebe.