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Veröffentlicht am 06.08.2019

Drei Hochzeiten auf einen Schlag

Sommer im kleinen Brautladen am Strand
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Nach einem schwachen ersten Teil und einem witzigen zweiten Teil war ich auf den dritten Teil der Serie gespannt.

Protagonistin ist Lily, die erst jetzt in die Serie reinkommt. Früher hatte sie mal kurz ...

Nach einem schwachen ersten Teil und einem witzigen zweiten Teil war ich auf den dritten Teil der Serie gespannt.

Protagonistin ist Lily, die erst jetzt in die Serie reinkommt. Früher hatte sie mal kurz als Floristin bei Jess gearbeitet, nun lebt sie in Bath. Bis eben arbeitete Lily in einer Hotelkette, ihre Wohnung gehört ihrem Arbeitgeber. Doch da ihr Job wegen einer Geschäftsübernahme gestrichen wird, ist sie arbeits- und wohnungslos. Auch ihre kurze Ehe mit Thom ist längst vorbei. Eine neue Wohnung und einen Job muss sie sich noch suchen, eine neue Liebe nicht. Von Liebe und Männer hat sie genug.

Deshalb ist Lily auch nicht so begeistert von der Valentinstag-Feier im "Brides by the Sea", zu der sie eingeladen ist. Der Tag wartet mit mehreren Überraschungen auf: Jess bietet ihr einen Job an als Hochzeits-Stylistin. Und aus dem Radio erfährt sie, dass ihre Mutter heiraten will.

Ihre Mutter Barbara ist nicht die einzige, die im Sommer heiraten möchte. Auch Immie und Chas, sowie Chas Ex-Freundin Nicole - sie ist der Alptraum aller Angestellten von "Brides by the Sea". Es folgt ein Wettstreit der drei Bräute: Barbara mit Nicole, und Immie mit Nicole. Jede will die andere übertrumpfen. Barbara und Nicole haben total überzogene Ansprüche. Immie weniger, aber auch sie ist keine einfache Braut und wird hier von der Autorin mal wieder zum Trinken verdonnert.

Lily hat mit diesen drei Hochzeiten mehr als genug zu tun. Doch sie muss sich auch noch mit Kip Penryn abgeben, der aus dem Herrenhaus (in dem Alice aus Band 2 heiratete) eine Hochzeitslocation machen will - ohne irgendeine Ahnung von Hochzeitsorganisation zu haben.

Die Geschichte war nervig: statt Nicole rauszuwerfen, mit Barbara Klartext zu reden und Kip zu ignorieren, muss Lily mit allen arbeiten. Dies war mühsam zu lesen, weil diese Streitereien absolut kindisch abliefen. Und wie im ersten Band wird nebenbei wieder enorm viel Alkohol getrunken.

Alles wird in "Sommer im kleinen Brautladen am Strand" derart übertrieben beschrieben, dass es keine Freude ist, den Band zu lesen. Dazu kommen einige Längen im Mittelteil und die vielen anstrengenden Figuren. Wieso ausgerechnet Kip in seinen Plänen unterstützt werden sollte, obwohl er ein Konkurrent ist, machte nur für den Plot Sinn, ansonsten war es total unlogisch. Die schönen Szenen (Blumen pflanzen, das Gedenken an Lilys Vater, die Freundschaft zwischen Lily, Poppy, Jess und Immie) gehen in all dem nervigen und hektischen Getue total unter.

Fazit: Vor lauter witzig-sein-wollen und überspitzt sein ist die Geschichte oberflächlich heraus gekommen. Es fehlten wie bereits im ersten Band (die Zeit für) echte Emotionen.
3 Punkte.

Veröffentlicht am 25.07.2019

Die rettende Visitenkarte

Der Klavierspieler vom Gare du Nord
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Am Flughafen von Barcelona habe ich vor einigen Jahren das erste Mal ein Klavier gesehen, auf dem Fluggäste beim Warten spielen dürfen. Die Idee finde ich toll und es ging mir wie Pierre, als zwei junge ...

Am Flughafen von Barcelona habe ich vor einigen Jahren das erste Mal ein Klavier gesehen, auf dem Fluggäste beim Warten spielen dürfen. Die Idee finde ich toll und es ging mir wie Pierre, als zwei junge Mädchen sehr schön spielten, diejenigen nach ihnen leider nurmehr auf die Tasten hackten...

Pierre, der Direktor des Konservatoriums, ist begeistert von dem jungen Genie und möchte mit ihm sprechen. Doch da jagt schon die Polizei hinter dem Klavierspieler hinterher. Einige Tage später gelingt es Pierre aber einige kurze Sätze mit Mathieu zu tauschen.

Mathieu fährt Gabelstapler, hilft seinem kleinen Bruder bei den Hausaufgaben und putzt die Wohnung, in der die zwei Jungs mit ihrer Mutter wohnen. Seine Freunde Driss und Kevin sind wie er Kleinkriminelle, beide haben nur Gelegenheitsjobs. Da sind hier und da mal ein Diebstahl oder ein Einbruch für sie optimal, um - nach ihrem Gutdünken - mal zu ein wenig Geld zu kommen. Mathieu macht manchmal mit, wohl fühlt er sich nicht, aber nein sagen tut er auch nicht. Eines Tags wird ihm dies zum Verhängnis, er wird geschnappt. Da denkt Mathieu an die Visitenkarte, die Pierre ihm zugesteckt hat.

Mit solch einem prominenten Fürsprecher an der Seite landet er nicht im Knast, sondern als Putzmann im Konservatorium. Doch Pierre hat noch etwas anderes mit ihm vor: Mathieu bekommt Klavierunterricht und soll als neues Talent beim jährlichen Klavierwettbewerb teilnehmen.

Es wäre die Chance für Mathieu aus seinem Leben im Milieu rauszukommen und für Pierre die Sicherheit Direktor zu bleiben. Pierre steht unter Druck von oben, aber auch seine Ehefrau nörgelt.

Soweit die Eckdaten der Geschichte von "Der Klavierspieler vom Gare du Nord". Die unterschiedliche Welt, in der sie sich bewegen, wird sehr deutlich beschrieben. Beide Charaktere zeigen Stärken und Schwächen. Beide getrauen sich zum Beispiel nicht, sich auszusprechen und einfach mal nein zu sagen.

Es mutet ein wenig wie eine Gesellschaftsstudie an, denn so unterschiedlich sind Pierre und Mathieu nicht - trotz Altersunterschied und ihrem Background. Oft weiss man deshalb beim Beginn eines neuen Kapitels nicht, von welchem der beiden es gerade handelt, es könnten oft beide sein. Erst nach einigen Sätzen oder einer Seite wird klar, ob es nun Pierre oder Mathieu ist.

Ihre Schicksale haben mich aber nicht wirklich berührt. Zu dem Thema "Musiker/Lehrer entdeckt begabtes Kind/Jugendliche" habe ich früher einige bessere Romane gelesen. Die Geschichte wird mir zu schnell erzählt und geht nicht in die Tiefe. Das Musikspiel, das in Gabriel Katz Erzählung so kraftvoll sein soll, konnte ich nicht spüren. Dazu kommt der plötzliche, sehr schnelle Schluss - sie hätten am Ende wenigstens noch einen Döner essen gehen können.

Fazit: Interessante Charakterstudie, aber die Geschichte hat zu wenig Tiefe.
3 Punkte.

Veröffentlicht am 26.06.2019

Weniger wäre mehr

Wild at Heart - Willkommen im Hotel der Herzen
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"Wild at Heart - Willkommen im Hotel der Herzen" ist der erste Band einer zweiteiligen Serie. Wie der Titel schon sagt, dreht sich hier alles um ein kleines Boutique-Hotel in Port Magdalen, einer kleinen ...

"Wild at Heart - Willkommen im Hotel der Herzen" ist der erste Band einer zweiteiligen Serie. Wie der Titel schon sagt, dreht sich hier alles um ein kleines Boutique-Hotel in Port Magdalen, einer kleinen fiktiven Insel in Cornwall. Gretchen führt nach dem Tod ihres Mannes das Hotel zusammen mit ihrem Schwiegervater Theo, und hat eine sechszehnjährige Tochter, Nettie. Zum Hotel gehört ein Kater namens Sir James, ein Esel und ein Frettchen.

Nicht alle Gäste sind begeistert von den Tieren. Besonders der amerikanische Autor Harvey Hamilton mag sie nicht. Aber er mag auch sonst nichts. Weder das hübsche Zimmer noch die grössere Suite, noch die Hotelbesitzer. Blöd gelaufen, denn Nettie und ihr Freund Damien, der jedes Jahr mit seinen Vätern im Hotel zu Gast ist, wollen Gretchen mit Harvey Hamilton verkuppeln. Doch nichts läuft wie sie geplant haben.

Wenn sie wüssten, dass Gretchen ihre Gedanken ganz woanders hat - wenn nicht beim Hotelalltag, der oft mit vielen Katastrophen abläuft, dann bei Nicholas. Doch niemand darf davon wissen, noch nicht. Auch Theo hat ein paar Geheimnisse. Im Schuppen tüftelt er an seinen Erfindungen herum, wenn er sich nicht gerade mit seinem alten Freund Bruno fetzt oder seinen Charme bei den Gästen ausspielt.

Ganz schön viel los im Hotel der Herzen. Nicht nur für Gretchen ist der Hotelbetrieb samt sämtlichen persönlichen Befindlichkeiten eine Herausforderung, auch für die Leser. Irgendwie ist einfach immer viel zu viel los, so dass es kein Platz hat für tiefere Emotionen.

Die Figuren bleiben alle oberflächlich, obwohl viel Potential da wäre. Gretchen wirkt immer gehetzt, zu ihr konnte ich gar keine Verbindung aufbauen. Nettie ist okay, aber auch sie hätte irgendwann merken können, dass ihre Kuppelei keine gute Idee ist. Bei Theo war ich mir nicht sicher, ob er langsam dement wird oder einfach ein wenig zerstreut ist - und woher kann er eigentlich Yoga? Die Hotelangestellten fand ich interessant, aber auch bei ihnen blieb vieles oberflächlich und nicht zu Ende erzählt.

Genau wie im Rest des Romanes, wo zwischendurch und auch am Ende einiges offen bleibt. Zum Beispiel glaubt Harvey jemanden von früher zu kennen (nachdem er sich nicht an seine Romaninhalte und erst auch nicht an einen früheren Aufenthalt hier erinnern konnte - ein komischer Kauz) und macht ein Drama draus, denn die besagte Person will davon nichts wissen. Ich denke, dass es sich dabei um eine Verwechslung handelt und hätte gerne beim Ende des ersten Bandes gewusst, was tatsächlich dahinter steckt.

Für Leser ist es unbefriedigend, wenn derart vieles offen bleibt. Man weiss nicht, ob alles offen gebliebene im zweiten Teil aufgelöst wird, oder die Dinge bewusst so stehen gelassen werden. Vielleicht wäre es besser, man läse die beiden Teile direkt nacheinander, damit man die ganze Geschichte auf einmal bekommt und eventuelle Figurentwicklungen nachvollziehen kann.

Autorin Anne Sanders, die sonst tolle Romane schreibt, konnte mich mit "Wild at Heart" deshalb nicht begeistern. Von einem "Hotel der Herzen" hätte ich mehr Storys wie die von Polly und Robert erwartet. Ihre Geschichte geht total zu Herzen und so hoffe ich nun, dass im zweiten Band mehr davon aufwarten und alles - für alle - ein gutes Ende nimmt.

Fazit: "Weniger wäre mehr" - weniger Figuren, mehr Emotionen und mehr abgeschlossene Gästegeschichten und ich wäre glücklicher mit der Lektüre.
3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Vergisst man schnell wieder

Oliven zum Frühstück
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Kreta, Archäologie, Olivenbäume - das alles in einem Roman vereint, hörte sich sehr gut an. Die Geschichte um Archäologin Lisa beginnt auch gleich spannend, wird dann aber sehr schnell gebremst.

Um zu ...

Kreta, Archäologie, Olivenbäume - das alles in einem Roman vereint, hörte sich sehr gut an. Die Geschichte um Archäologin Lisa beginnt auch gleich spannend, wird dann aber sehr schnell gebremst.

Um zu beweisen, dass in Roussolakos ein antiker Königspalast liegt, müsste Lisa nicht nur das bisher freigelegte Feld, sondern auch einen Teil des Olivenhains zumindest magnetisch sondieren zu können. Doch Charis weigert sich, Lisa Zugang zu verschaffen, obwohl die Olivenernte kaum mehr was einbringt. Blöd, dass Charis der Enkelsohn und Bruder ihrer Gastgeberinnen in der Villa Esperides ist und im selben Haus wohnt. Nachdem nichts mehr geht, entzieht der Auftraggeber der Forschungsgruppe den Auftrag und die nötigen Finanzen. Lisa bleibt noch vor Ort, einerseits hat sie kein Geld um nach Hause zu fliegen, andererseits will sie nicht aufgeben. Erst spät merkt Charis, wieviel Lisa an den Ausgrabungen liegt.

Lisa fällt vor allem auf durch ihre Mückenphobie. Charis wird zuerst als Mittelmeermacho dargestellt, er ist aber ganz nett. Seine Familie ebenso.

Die Zeit im Roman geht extrem schnell vorbei. Die ersten zwei Wochen verpasst man als Leser, da viel wichtiges Material noch am Zoll hängt. Die darauf folgenden Tage verpuffen, indem nicht viel läuft ausser dass Lisa immer noch hofft, Zugang zu Charis Olivenhain zu bekommen. Als Lisa später alleine vor Ort ist, vergehen einige Wochen ohne das wirklich etwas passiert, bis dann die Geschichte erst gegen Schluss Fahrt aufnimmt.

Und genau das ist das Problem des Romans: er ist langweilig und oberflächlich. Es passiert einfach viel zu lange gar nichts, das Zeitgefühl geht dem Leser abhanden. Auch hätte man aus den Themen des Romans - Ausgrabungen und Handwerk der Familie (Seifenherstellung) - mehr rausholen können.

Am meisten störte mich, dass der Auftraggeber der Ausgrabung urplötzlich abspringt. Dies ist nicht glaubwürdig. Die Autorin schreibt dies zwar auch in ihrem Nachwort, aber sie hätte dies für den Verlauf ihres Romans halt so gedreht. Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, wenn Autoren etwas ändern, z.B. ein historisches Datum einige Jahre früher oder später zu datieren, damit es in den Ablauf passt. Aber dass Sponsoren abspringen und nicht mehr dafür sorgen, dass das Team heimreisen kann, ist einfach nur unglaubwürdig. Spätestens hier hätte sich die Uni einschalten müssen. Viel zu viel stünde auf dem Spiel - nur schon der gute Name der Sponsoren.

Da der ganze Roman auf dieses "Ereignis" aufgebaut wird, wirkt die ganze Story an den Haaren herbei gezogen. Zu vieles, auch der Titel "Oliven zum Frühstück" wirkt oberflächlich, die wenigen interessanten Szenen im letzten Viertel können den langweiligen Teil nicht aufwiegen.

Fazit: Das Buch würde ich lesen, wenn es in der Hotelbibliothek steht - leider eine Geschichte, die man schnell wieder vergisst.
3 Punkte.

Veröffentlicht am 28.05.2019

Für Gourmetfans

Die Toten von Carcassonne
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Titel, Cover und Klappentext sahen und hörten sich gut an. Ein Ermittler, der auf einem Hausboot lebt, gibt es bereits in der Cherringham-Serie, aber die spielt in England und nicht wie hier auf den Kanälen ...

Titel, Cover und Klappentext sahen und hörten sich gut an. Ein Ermittler, der auf einem Hausboot lebt, gibt es bereits in der Cherringham-Serie, aber die spielt in England und nicht wie hier auf den Kanälen Frankreichs. So war ich sehr gespannt, was hinter "Monsieur Keller ermittelt" steckt.

Konrad Keller ist mit seinem gemieteten Hausboot in Carcassone angekommen, schaut sich tagsüber die Stadt an und geniesst den ruhigen Abend am Hafen an Deck. Plötzlich ertönen Sirenen und der Hafen wird erleuchtet: die Polizei rückt an, jemand rennt davon und landet auf Konrads Boot. Bevor die Polizei den Mann erwischt, flüstert er Konrad zu, dass er unschuldig sei. Als Konrad am nächsten Tag erfährt, was dem Mann vorgeworfen wird - Dreifachmord - kann der ehemalige Kommissar dessen Worte nicht mehr vergessen und mischt sich ein. Die zuständige Kommissarin Béatrice Bardot ist nicht gerade begeistert, doch bald muss auch sie Konrads Einwände ernst nehmen.

Die Kommissarin und ihr Stellvertreter ermitteln sehr einseitig. Das wirft kein gutes Licht auf die französische Polizei. Auch wenn ich Bardots Stellvertreter Gauthier nicht mochte, hatte ich ständig das Gefühl, als ob der Autor eine zu starke Betonung auf die gute deutsche Polizeiarbeit legte.

Der Krimi ist okay, bedient sich aber vieler Klischees (z.B. steife Deutsche, gutangezogene Französinnen, gewisse Verhörmethoden bei Einwandern), und führt in die Einwanderer- und Politikszene.

Leider kommt der Krimi teilweise unglaubwürdig daher - vieles davon hat mit Telefonieren zu tun. Wieso hat Keller Bardots Durchwahlnummer nicht gespeichert? Und wer sitzt schon in einem öffentlichen Café und plaudert in aller Ruhe und ausführlich am Telefon über seine neuen prekären Entdeckungen im Mordfall? Die unzähligen Kontrollanrufe von Konrads erwachsenen Kindern nervten mit der Zeit, sie brachten ausser Kochtipps kaum etwas.

Dafür kommen alle Leser, die es gerne gemütlich haben und an landestypischen Spezialitäten interessiert sind, voll auf ihre Kosten.

Insgesamt ist "Die Toten von Carcassone" ein unterhaltender Krimi mit viel Lokalkolorit, mir fehlt aber noch das gewisse Etwas. Manchmal erinnert Konrad Keller ein wenig an Matula, doch um an den ranzukommen, braucht es mehr.

Fazit: Netter Reise- und Gourmetkrimi.
3.5 Punkte.