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Veröffentlicht am 25.09.2019

bewegend, berührend, toll geschrieben

The Light in Us
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Für Charlotte Conroy und Noah Lake verlief in der letzten Zeit leider nicht alles nach Plan. Charlotte hatte eine Karriere als Geigerin in Aussicht, bis sich in ihrem Leben plötzlich alles veränderte und ...

Für Charlotte Conroy und Noah Lake verlief in der letzten Zeit leider nicht alles nach Plan. Charlotte hatte eine Karriere als Geigerin in Aussicht, bis sich in ihrem Leben plötzlich alles veränderte und einen Teil ihrer Musik mit sich nahm. Noah war begeisterter Extremsportler, Journalist und Fotograf, bis zu dem Tag, als er die Gefahr unterschätzt und ein schwerer Unfall seine Lebensfreude und sein Augenlicht mit sich nahm.
Aus Charlottes finanzieller Not heraus kreuzen sich die Wege der beiden und obwohl Noah mehr als unfreundlich und abweisend ist, hat Charlotte nicht vor, ihren neuen Job sofort wieder an den Nagel zu hängen.

Nachdem „All In – Tausend Augenblicke“ mich sooo sehr berührt und zum Weinen gebracht hatte, war ich nun natürlich auch neugierig auf das neue Buch von Emma Scott. Ziemlich hohe Maßstäbe, die die Geschichte da hätte erfüllen müssen und leider nicht ganz erreichen konnte. Das macht das Buch jedoch nicht schlecht, es hat mich nur einfach nicht so extrem mit in den Strudel an Emotionen gezogen.

Der Schreibstil von Emma Scott ist wieder sehr angenehm, flüssig und emotionsgeladen. Es gibt einige witzige Passagen, die die oft trübe Grundstimmung etwas aufheitern, aber auch Momente, in denen man fast mit den Protagonisten weinen möchte. Die Fülle und Unterschiedlichkeit der Gefühle ist auch in dieser Geschichte wieder enorm. Die Charaktere leiden, hoffen, wachsen über sich hinaus, bauen sich gegenseitig auf, sorgen sich, fassen neuen Mut und haben so viel Herzblut zu geben.

Noah und Charlotte haben ganz unterschiedliche Schicksalsschläge hinter sich, die sie beide sehr prägen und beeinflussen. Bei Noah sind die Auswirkungen noch offensichtlicher, da seine Einschränkungen nach dem Unfall auch körperlicher Natur sind. Durch die beiden Ich-Perspektiven kann man sich gut in die Protagonisten hinein versetzen und es ist nachvollziehbar, wie schwer Noah unter dem Verlust zu leiden hat. Ich kann mir kaum vorstellen, wie schlimm es für mich wäre, mein Augenlicht zu verlieren. Seine Verbitterung, Frustration und Wut werden immer wieder sehr greifbar und auch seine emotionalen Ausbrüche kann man ihm kaum übel nehmen. Umso bewegender und erstaunlicher ist seine Entwicklung, die er im Verlauf der Geschichte durchlebt. Ein sehr harter Kampf, der ihn immer wieder an seine mentalen Grenzen bringt.
Auch für Charlotte geht der Alltag nach ihrem Verlust nicht einfach weiter. Sie bemüht sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, unabhängig davon, ob sie nun die Dinge tut, die ihr wirklich Spaß machen. Als sie den Job bei Noah bekommt, bringt dieser neue Aufgaben und Ziele mit sich, befreit sie aus dem bisherigen Trott und gibt ihr auch wieder mehr Raum, wieder über ihre Träume nachzudenken. Man begleitet Charlotte sehr intensiv während der Geschichte und bekommt damit reichlich Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Sie ist eine tolle, herzensgute Protagonistin, die nicht so schnell aufgibt – zumindest nicht wenn es um Noah geht. Die Mischung aus Zerbrechlichkeit und innerer Stärke hat mich besonders begeistert. Charlotte ist genau der richtige Gegenpart für den mürrischen Noah.

Die Wege der Protagonisten im Buch sind sehr steinig, entbehrungsreich, aufwühlend und bewegend. Immer wieder müssen sie erkennen, dass nichts mehr ist, wie es einmal war, dass das aber nicht das Ende bedeutet, sondern eine Wendung und man nun das Leben mit anderen Dingen, neuen Zielen und Hoffnungen füllen kann. Alles in allem aber auf jeden Fall leichter gesagt, als getan. Charlotte und Noah zu begleiten war richtig schön und immer wieder sind die Emotionen von den Buchseiten auf mich übergeschwappt, auch wenn dieses Mal keine Tränen bei mir geflossen sind.

Fazit
Eine sehr intensive, bewegende, emotionsgeladene Geschichte mit sympathischen Charakteren, die schwer an ihren Schicksalen zu knabbern haben. Besonders die Entwicklungen der Figuren haben mich begeistert und waren durch die Ich-Perspektiven detailliert und nachvollziehbar dargestellt.
Auch wenn es mich nicht ganz so geflashed hat, wie All In, war dieses Buch einfach super schön und absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 25.09.2019

spannder Auftakt, tolle Welt, facettenreiche Figuren

One True Queen, Band 1: Von Sternen gekrönt (Epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer Benkau)
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Für Mailin hat die Welt schon früh aufgehört, einfach nur harmonisch und schön zu sein. Bereits vor sieben Jahren musste die Familie einen Schicksalsschlag hinnehmen, der sie noch immer beschäftigt, Tag ...

Für Mailin hat die Welt schon früh aufgehört, einfach nur harmonisch und schön zu sein. Bereits vor sieben Jahren musste die Familie einen Schicksalsschlag hinnehmen, der sie noch immer beschäftigt, Tag für Tag. Mailin sucht ein wenig Ausgleich in einer Kampfsportschule, in die sie auch nach einem Streit mit ihrer Mutter flüchtet. Allerdings erwartet sie dort etwas ganz anderes, als sie gedacht hätte. Plötzlich und unerwartet wird sie in eine fremde Welt entführt und ist von Gefahren umgeben, die sie sich niemals hätte vorstellen können. Lügen, Intrigen und der ewige Zweifel, wem man trauen kann, begleiten sie fortan auf ihrem Weg…

Ich schreibe nur selten etwas zu dem Cover oder der Buchaufmachung, aber dieses Buch ist wirklich richtig schön! Und auch unter dem Schutzumschlag, findet sich das Cover wieder, nur ohne den Schriftzug, den ziert der Buchrücken. Ich find es immer schön, wenn unter dem Schutzumschlag nicht nur ein einfarbiges Buch zum Vorschein kommt. Das Coverbild an sich passt auch super zur Geschichte, ein weiterer Pluspunkt. ;)

Die Geschichte spielt in zwei verschiedenen Welten. Einmal „Jenseits der Zeit“, was gleichzusetzen ist mit der Welt, wie wir sie kennen und dann in Lyaskye, wo wir uns die meiste Zeit aufhalten. Durch den Wechsel der Schauplätze erlebt man die Unterschiede noch viel intensiver mit. Für Mailin ist es eine riesige Umstellung und sie fällt in dem fremden Königreich schon allein durch ihre Kleidung und Unwissenheit enorm auf.
Mir hat die Weltenkonstruktion gut gefallen, denn es gibt immer wieder neue Dinge zu entdecken und zu bestaunen. So schön bunt und atemberaubend die Umgebung teilweise auch ist, so vielfältig und teilweise tödlich sind allerdings auch die Gefahren in Lyaskye. Killerkaninchen, totbringende Bäume, hungrige Steine – an jeder Ecke muss man sich in Acht nehmen und benötigt idealerweise einen guten Begleiter, der einen vorwarnt, beschützt und nicht vom rechten Weg abkommen lässt. Mailin trifft zwar sehr früh auf jemanden, der sie wiederwillig eine Weile begleitet, doch ob sie ihm wirklich trauen kann, ist eine der ewigen Fragen, die sie begleitet. Ehrlicherweise muss man ihm aber zu Gute halten, dass er sofort mit offenen Karten spielt und Mailin sagt, dass er ein Lügner und Betrüger ist und sie ihm nicht trauen sollte.
Umso weiter man im Buch voranschreitet, umso mehr bekommt man den Eindruck, dass viele nur auf sich und ihre Ziele bedacht sind. Wenn es ihnen selbst nicht hilft, dann machen sie es eben auch nicht. Intrigen, Heimlichkeiten, Lügen, Halbwahrheiten und Fallen sind an der Tagesordnung und machen der jungen Protagonistin ziemlich zu schaffen. Denn sie wecken in ihr Zweifel, Hoffnungslosigkeit und immer wieder das Gefühl, verraten worden zu sein.
Da man die Handlung aus der Ich-Perspektive von Mailin miterlebt, ist man sehr nah am geschehen und kann in ihrer Gedanken- und Gefühlswelt lesen. Sie ist häufig sehr aufgewühlt und verliert zwischendurch den Glauben an eine gute Wendung. Doch immer wieder rappelt sie sich auf, schöpft neuen Mut und neue Hoffnung, denn sie hat ein starkes Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt. Nach einiger Zeit in Lyaskye lebt ihr Kampfgeist wieder auf und sie entwickelt ziemlich clevere Ideen, um voran zu kommen.

Immer wieder gibt es Wendungen und Überraschungen, die die Handlung abwechslungsreich und unvorhersehbar machen. Ein paar Aspekte konnte man zwar erahnen und haben sich schon früh angedeutet, doch viel von der Geschichte wurde einem damit eigentlich nicht vorweg genommen. Denn die Wege, die dorthin führen, sind mit zahlreichen Irrungen und Wirrungen versehen und niemals gradlinig.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen und mich mit in die fremde Welt gezogen. Meine Neugier war stets geweckt und ich war immer gespannt, wie es weitergeht, was noch alles auf Mailin zukommt, wer sich als Freund und wer als Verräter entpuppt. Durch anschauliche, detaillierte Beschreibungen wird die Welt lebendig und man kann sich viele Dinge gut vorstellen. So bekommt man auch nach und nach ein Gefühl für die Möglichkeiten, die unterschiedlichen Schauplätze und die Personen, die rund um Mailin agieren. Sehr schön verpackt empfand ich auch die Art und Weise, wie die Autorin die Protagonistin und damit auch den Leser in die Hintergründe und Vorgeschichten der Welt eintauchen lässt.

Fazit
Ein sehr schöner, abwechslungsreicher Auftakt der Fantasyreihe, der einen umfassenden Blick auf die fremdartige Welt mit den Bewohnern, Möglichkeiten und Gefahren bietet. Langweilig wurde es in der Geschichte nie, denn sobald ein wenig Ruhe einzukehren schien, gab es eine neue Wendung oder eine neue Intrige, die besonders Protagonistin Mailin aufgewühlt hat. Alleingelassen wird man an einer Stelle, an der nun verschiedene Dinge passieren können und ich bin wirklich gespannt, wie es weitergehen wird.

Veröffentlicht am 25.08.2019

intensiv, emotional, leidenschaftlich

Broken Dreams
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Tyriq hat in seinem Leben einige falsche Entscheidungen getroffen und musste mit den Konsequenzen leben. Die Zeit im Gefängnis hat ihm die Augen geöffnet und nun, nach seiner Entlassung, möchte er ein ...

Tyriq hat in seinem Leben einige falsche Entscheidungen getroffen und musste mit den Konsequenzen leben. Die Zeit im Gefängnis hat ihm die Augen geöffnet und nun, nach seiner Entlassung, möchte er ein neues, legales Leben beginnen und mit den Dingen brechen, die ihm die Schwierigkeiten eingebrockt haben. Doch ganz ohne Geld, ohne Job und ohne Aussichten ist das alles gar nicht so leicht, wie erhofft. Als Tyriq den gut bestückten Geldbeutel einer Innenarchitektin findet, steht er vor einer Entscheidung, die sein Leben beeinflussen wird: behalten und einige Zeit über die Runden kommen oder ehrlich sein, einen Schritt in die Richtung gehen, die er eigentlich einschlagen wollte und möglicherweise sogar eine interessante Frau kennen lernen.

Der Schreibstil von Anne-Marie Jungwirth hat mich von Beginn an überzeugt und mitgenommen. Die Geschichte liest sich sehr flüssig und angenehm, obwohl sie voller Emotionen steckt, die nicht immer nur positive Gedanken hinterlassen. Die unterschiedlichen Stimmungen werden durch die lebendigen Formulierungen gut transportiert und haben mich beim Lesen erreicht. An manchen Stellen hatte ich Tränen in den Augen, weil ich so bei den Protagonisten und ihren Schicksalen war. Andere Passagen haben mich dann aber auch zum Schmunzeln gebracht.
Im Buch werden die Ereignisse aus den Ich-Perspektiven von Avery und Tyriq geschildert. So ist man immer sehr nah am Geschehen und bei den Protagonisten, die aus zwei völlig verschiedenen Welten kommen. Am Anfang des Buches wechseln die Perspektiven recht schnell. So ist es möglich innerhalb einer kurzen Zeit einen Einblick in beide Leben zu bekommen und die ersten Eindrücke von den Charakteren zu sammeln. Auch die erste Begegnung von Tyriq und Avery lässt nicht lange auf sich warten. Im Verlauf werden die Kapitel länger, wodurch man dann intensiver in die Geschichte eintaucht und noch mehr übe die Protagonisten erfahren kann.

Tyriq ist rein optisch ein ziemlicher Bad Boy, doch wenn man ihn etwas kennen lernt und hinter seine Mauern schaut, dann merkt man schnell, dass da viel mehr in ihm steckt. Durch seine Kindheit und Jugend ist er geprägt und in die falschen Kreise geraten. Doch der feste Wunsch nun etwas zu ändern, treibt ihn voran. Das erfordert viel Mut, Willenskraft und Stärke. Auch sein recht offener Umgang mit seiner Vergangenheit, zumindest gegenüber Avery, hat mich beeindruckt. Er versteckt sich nicht hinter faulen Ausreden, sondern legt die Karten ziemlich schnell auf den Tisch, um den aufkommenden Gefühlen in ihm eine Chance zu geben.
Avery kommt aus einer wohlhabenden Familie und hat sich den Traum von einer eigenen Firma im Bereich Innenarchitektur erfüllt. Doch obwohl sie selbstständig ist und eher in den gehobenen Kreisen verkehrt, läuft auch in ihrem Leben nicht alles optimal. Als sie auf Tyriq trifft, prallen Welten aufeinander. Aber anstatt sich von den Vorurteilen leiten zu lassen, gibt sie dem faszinierenden Mann die Möglichkeit, sie kennen zu lernen.
Die beiden Protagonisten sind eine tolle Mischung und man bekommt immer wieder das Gefühl, sie können gegenseitig voneinander lernen. Die unterschiedlichen Lebenserfahrungen, Bekanntschaften, Wünsche und Zweifel beeinflussen ihre Einstellungen und Erwartungen und trotzdem haben sie einiges gemeinsam.

Es gibt viele emotionsgeladene Passagen, aber auch leidenschaftliche, erotische Momente, in denen die Figuren ihre Gedanken und Zweifel mal beiseiteschieben können. Beide Protagonisten entwickeln sich weiter und stehen immer wieder vor neuen Herausforderungen. Tyriqs Vergangenheit holt ihn immer wieder ein. Die alten Gangmitglieder machen es ihm teilweise schwer, Fuß zu fassen und alles hinter sich zu lassen, was mit den kriminellen Machenschaften zu tun hat. In diesen Abschnitten wird es teilweise dramatisch und sehr spannend und es wird deutlich, wie sehr die Gewalt, Hierarchien und bandeninterne Regeln das Leben bestimmen und wie hart es ist, gemachte Fehler wieder zu bereinigen. Das hat mich immer wieder nachdenklich gestimmt, denn nicht nur die Frustration, auch die Perspektivlosigkeit, die dadurch entsteht, ist mehr als deutlich spürbar.

Fazit
Eine intensive, emotionale, nachdenklich stimmende Geschichte mit tollen, authentischen Protagonisten. Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen, ich wurde von Beginn an mitgenommen und habe mich trotz all der Probleme und Schicksalsschläge sehr wohl in der Geschichte gefühlt. Besonders die Kombination aus Leidenschaft, dem harten Weg zurück in ein normales Leben und den zwei sehr unterschiedlichen Welten, die durch Avery und Tyriq aufeinander prallen, hat bei mir gepunktet.

Vielen Dank an den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!

Veröffentlicht am 10.08.2019

blutig, brutal, spannend

Jagd auf die Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 10)
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Serientäter sind gefährlich und unberechenbar. Was in ihrem Kopf vorgeht, ist nur schwer nachzuvollziehen. Und obwohl Robert Hunter schon mit vielen Gewaltverbrechern zu tun hatte, ist auch für ihn Lucien ...

Serientäter sind gefährlich und unberechenbar. Was in ihrem Kopf vorgeht, ist nur schwer nachzuvollziehen. Und obwohl Robert Hunter schon mit vielen Gewaltverbrechern zu tun hatte, ist auch für ihn Lucien Folter ein ganz anderes, spezielles Kaliber. Er übertrifft alles, was man sich an Grausamkeiten vorstellen mag und hält seine Taten und Überlegungen für die Nachwelt auch noch schriftlich fest. Absolut gruselig, erschreckend und beängstigend. Und noch etwas ist in diesem Fall anders, als in den anderen Situationen, in denen Hunter Verbrecher jagt, denn dieses Mal hat das Ganze eine persönliche Note.

Es ist bereits der 10. Band für das Duo Robert Hunter und Carlos Garcia, allerdings kannte ich die Vorgängerbücher nicht. Das werde ich zwar bestimmt ändern, sobald ich die Zeit dafür habe, aber nicht weil ich der Handlung nicht folgen konnte, sondern weil ich den Schreibstil gern mochte und auch die Hauptcharaktere vom LAPD mir gut gefallen haben. Der Autor sagt im Nachwort, dass Band 10 ein Folgeband auf Band 6 ist, da man dort Lucien Folter bereits einmal begegnet. Für die vollständigen Zusammenhänge wäre es wohl gut, den Band zu kennen. Mir kam es nicht so vor, als hätte ich riesige Lücken, die mich daran hindern würden, die Verknüpfungen zu verstehen. Einige Aspekte werden aber gewiss fehlen, die der Handlung möglicherweise noch mehr Schrecken geben würden.

Das Buch beginnt gleich sehr blutig und brutal. Auch im weiteren Verlauf gibt es zahlreiche gewaltintensive, teilweise sehr detaillierte Szenen, die bei dem einen oder anderen sicher auch ein gewisses Ekelgefühl auslösen könnten. Autor Chris Carter spart nicht mit den blutigen Beschreibungen und lässt den Leser daran teilhaben, wie skrupellos, durchdacht und kaltblütig der Mörder Lucien Folter vorgeht. Auf jeden Fall kein Buch für zartbesaitete oder schwache Nerven! Mein Empfinden schwankt ein wenig zwischen absolut genial gemacht, weil es unglaublich spannend zu lesen war so tief in die Psyche und die Taten einzutauchen, und grenzenlos abschreckend, gruselig und schon auch eklig. Aber die Faszination überwiegt am Ende auf jeden Fall, auch wenn das vielleicht an meiner Psyche zweifeln lässt. Für mich hat es ja nichts damit zu tun, das nachmachen zu wollen. Es ist einfach die Gesamtkonstellation, die mich in den Bann gezogen hat.

Da man von Beginn an weiß, mit welchem Täter man es zu tun hat, fällt das Rätsel um die Identität natürlich weg, das nimmt der Handlung allerdings kein bisschen von der Spannung, denn man weiß nie, was Lucien Folter sich als nächstes einfallen lässt.
Perspektivwechsel ermöglichen es dem Leser die parallel laufenden Handlungsstränge zu begleiten und schaffen damit einen komplexen Blick auf die Ereignisse und einen großen Wissenstand, ohne dabei zu wichtige Dinge oder Entscheidungen vorweg zu nehmen. Ein paar kleinere Aspekte kann man zwar erahnen oder sich zusammen reimen, aber die Spannung wurde für mich an keiner Stelle genommen. Denn immer bleibt die Frage, was passiert danach, kann man es aufhalten, ist es wirklich, wie man denkt und so weiter.
Man erhält sowohl Einblicke in die Arbeit von LAPD, FBI und US Marshalls und dem scheinbar unmöglichen Versuch Folter aufzuhalten, als auch in die Machenschaften und Planungen von Lucien Folter selbst. Trotz des personalen Erzählers bekommt man einen gewissen Eindruck davon, was in den Charakteren vorgeht, was sie beschäftigt, was sie sich wünschen und voran sie verzweifeln. Zumindest die Protagonisten lernt man dadurch ganz gut kennen und erfährt auch einige private Dinge. Mir gefällt es immer gut, auch etwas über die Hauptermittler zu erfahren, denn ihre Persönlichkeit spielt bei ihrer Arbeit ja ebenfalls eine Rolle. Ich bin auch gespannt, was man in den anderen Büchern vielleicht noch so über sie erfahren wird.

Der Schreibstil hat mich von Beginn an überzeugt und mitgenommen. Es ist so spannend und fesselnd, aber auch erschreckend, derb und schockierend so dass ich manchmal schon überlegt habe, ob ich bei der Fülle an Blut und Gewalt weiterlesen kann oder eine Pause brauche. Durch die Einarbeitung von genauen Zeitangaben wirkte die Handlung auf mich teilweise noch temporeicher. Der Druck wird erhöht, es muss alles schnell gehen und einiges geht auch viel schneller, als es durch das Lesen vielleicht wirken könnte. Man kann beim Lesen gut nachempfinden, was vorgeht und wie schwer es sein muss, Ruhe zu bewahren, obwohl man eigentlich in Hektik verfallen möchte.
Übrigens finde ich auch den Namen absolut passend gewählt: Lucien Folter für einen Mann, der Angst und Schrecken mit seinen Taten, dem Blutvergießen und Foltern verbreitet…

Fazit
Ein packender, spannender, aber auch sehr blutiger Thriller, in dem die Grausamkeiten wahrlich keine Grenzen kennen. Es ist irgendwie gruselig wie geplant, durchdacht und ausfeilt die Verbrechen sind. Gleichzeitig ist es aber auch faszinierend in die Täterwelt und die Ermittlungsarbeiten einzutauchen und beide Seiten beim Spiel gegen die Zeit zu begleiten.
Es war ganz sicher nicht mein letztes Buch von Chris Carter, das ich gelesen habe.

Veröffentlicht am 26.07.2019

spannend, witzig, vielseitig, toller Auftakt

Heaven's End – Wen die Geister lieben
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Familienstammbäume sind ein sehr spannendes und häufig komplexes Thema. In einigen Familien gibt es sehr ausführliche Aufzeichnungen über Abstammungen, Kinder, Berufe und all die Dinge, die man seine verstorbenen ...

Familienstammbäume sind ein sehr spannendes und häufig komplexes Thema. In einigen Familien gibt es sehr ausführliche Aufzeichnungen über Abstammungen, Kinder, Berufe und all die Dinge, die man seine verstorbenen Vorfahren eben nicht mehr fragen kann. Bei anderen weiß man vielleicht nur wenig und fragt sich oft, wie denn die Ururahnen so waren, was sie gemacht und gedacht, wie sie gelebt haben und was sie sagen würden, wenn sie wüssten, was sich seitdem alles verändert hat. Bei manch einem Verwandten würde man sich wünschen, ihn nicht so früh gehen lassen zu müssen, bei anderen ist man vielleicht froh, wenn man ihn los ist. Aber ist man das wirklich? Protagonistin Jojo würde dazu wohl ganz eindeutig „nein“ sagen. Denn bei ihr zu Hause leben nicht nur ihre Eltern und ihr Bruder, sondern auch ein paar ihrer bereits verstorbenen Vorfahren. Ob sie nun will oder nicht, sie sind da, sie mischen sich ein, quatschen dazwischen und sind noch genauso eigensinnig, wie zu Lebzeiten. Jojo und einige andere Mitglieder ihrer Familie können Geister sehen und das bringt ihnen nicht unbedingt von allen Seiten Bewunderung ein. Und als wäre das allein nicht schon ungewöhnlich genug, beginnen so kurz vor dem großen Fest im idyllischen Heaven’s End unheimliche Ereignisse die Bevölkerung zu beunruhigen. Mitten drin Jojo und ihre Freude, die unbeabsichtigt in den ganzen Schlamassel reinrutschen. Oder ist es doch nicht ganz so zufällig?

Der lockere, leichte Schreibstil von Kim Kestner hat mich von Beginn an mitgenommen und gleichzeitig gefesselt. Schon im Prolog wird deutlich, wie magisch die Geschichte werden könnte, erste Fragen tauchen auf und nach und nach setzen sich dann die Puzzleteile zusammen, die man benötigt, um die Zusammenhänge zu verstehen. Zahlreiche Verstrickungen und Geheimnisse werden zu Tage befördert, von denen Jojo so gar nichts geahnt hat. So kann man als Leser gemeinsam mit ihr entdecken, was in der Familiengeschichte ihrer Vorfahren passiert ist, wo es Bekanntschaften mit schwerwiegenden Folgen gab und wieso das immer noch Auswirkungen auf die Gegenwart hat.

Durch bildgewaltige Formulierungen kann man sich die Protagonisten, die Schauplätze und vor allem auch die Geister und Andersweltwesen sehr genau vorstellen. Besonders gelungen finde ich die sprachlichen Anpassungen, die in Bezug auf die Geister eingearbeitet wurden. Dass die verstorbenen Familienmitglieder aus einer anderen Epoche kommen, zeigen sie bei ihrer Kommunikation sehr deutlich. Einige für uns altertümlich klingende Begriffe sind für sie ganz normal und sie verheimlichen auch nicht, wie sehr sie einige der „neumodernen“ Entwicklungen verabscheuen. Da gibt es nicht nur für die Protagonistin, sondern auch für die Leser immer mal wieder was zum Lachen.
Für mich gab es aber auch außerhalb der Geisterkommunikation im Buch immer wieder Passagen, in denen ich richtig lachen musste, allerdings auch Situationen, die einen mit fiebern lassen, die nachdenklich machen oder zum Grübeln bringen. Die Geschichte ist sehr vielseitig und wird im Verlauf immer komplexer und spannender. Durch die ganzen unterschiedlichen Charaktere, die ihre Eigenarten und Macken mit einbringen dürfen, wird das Buch richtig lebendig und ständig passiert etwas Neues. Bei ein paar wenigen Figuren werden zwar auch einige Klischees bedient, mich hat das allerdings nicht gestört, da es im Gesamtbild eine gute Mischung ergibt. Und es gibt die Menschen, die man in Schubladen stecken kann, eben auch im echten Leben. Dadurch kann man sich manche Personen auch sofort vorstellen, ohne dass lange über sie berichtete werden muss.

Jojo lernt man besonders intensiv kennen, da das Buch aus ihrer Ich-Perspektive geschildert wird. Die 15Jährige ist keinesfalls auf den Kopf gefallen, doch wenn ihr Zack begegnet, dann verliert sie schon mal die Fähigkeit sich anständig zu artikulieren. Die sich dort entwickelnden Gefühle sind sehr schön zu verfolgen, besonders mag ich die kleinen Irrungen und Wirrungen, die sie überstehen müssen, bis es doch einen harmonischeren Weg geben könnte und auch der ist dann alles andere als wirklich einfach.
Man ist Jojo beim Lesen sehr nah und kann ihre Gedanken und Gefühle detailliert mit verfolgen, dadurch weiß oder ahnt man manchmal schon, was sie sich so in den Kopf gesetzt hat, bevor sie ihren Freunden oder der Familie davon erzählt. Ich habe die mutige Protagonistin sehr lieb gewonnen während des Buches. Sie ist alles andere als perfekt, aber das macht sie erst recht sympathisch. Ich bin gespannt, wie sie sich im Laufe der Trilogie so entwickeln wird, denn ihre Reise ist wohl alles andere als zu Ende an dieser Stelle, auch wenn sie einige sehr wichtige Hürden genommen und sehr viel erfahren hat.

Einige Entwicklungen konnte man erahnen, jedoch nicht unbedingt, wie es dazu kommt. Immer wieder gab es auch Überraschungen, Wendungen und Offenbarungen, die die Voraussetzungen noch mal gehörig durcheinander wirbeln und den Charakteren neue Steine in den Weg legen. Für Jojo ist schon die erste Herausforderung überhaupt Verbündete zu gewinnen, denn wer glaubt schon, dass sie Geister sehen kann?

Meine Lieblingsworte im Buch: Prinzickchen und Problemkontinent (das versteht man nur im Zusammenhang, wer es gelesen hat, weiß, was ich meine ;) )

Fazit
Ein wirklich toller Auftakt, der durch den Cliffhanger und den noch offenen Fragen richtig neugierig auf die Fortsetzung macht. Ich hoffe, man wird wieder so schön miträtseln, grübeln und mit den Figuren mitfiebern können, wie es im ersten Buch der Fall war. Besonders gelungen finde ich die Kombination aus Übernatürlichem und dem ganz normalen Familien- und Teenagerwahnsinn. Die Geister machen die Handlung noch abwechslungsreicher, sorgen für zusätzliche Probleme und witzige Momente. Mich hat das Buch von Anfang bis Ende gut unterhalten und schon allein wodurch man selbst die gesamte Zeit überlegt hat, wie was zusammenhängen könnte, wird es nie langweilig oder uninteressant.