Düster und melancholisch
Zum Inhalt
Das junge Mädchen Ofelia, ihre liebevolle Mutter, ihr böser Stiefvater, ein geheimnisvoller Wald und natürlich der Faun selber spielen in Cornelia Funkes „Labyrinth des Fauns“ die Hauptrollen. ...
Zum Inhalt
Das junge Mädchen Ofelia, ihre liebevolle Mutter, ihr böser Stiefvater, ein geheimnisvoller Wald und natürlich der Faun selber spielen in Cornelia Funkes „Labyrinth des Fauns“ die Hauptrollen. Der Faschist Vidal heiratet aus reinem Eigennutz Ofelias verwitwete Mutter und führt die beiden zu seiner Mühle, wo er mit seiner Truppe stationiert ist. Als Ofelia vor dem grausamen Stiefvater in den Wald flüchtet, öffnet sich ihr ein Reich voller magischer Wesen. Doch auch in dieser Welt gibt es Wunderbares und Grausames und der Weg, der zur Antwort führt, ob das Mädchen eine lang gesuchte Prinzessin ist, ist alles andere als leicht.
Mein Leseeindruck
Wie kann man ein Buch beschreiben, das einen fasziniert und einem gleichzeitig nachhängt? Ich will es versuchen…
Cornelia Funke, Märchen, Labyrinth, Faun…. Das waren magische Wörter, die mich wie das Licht die Motten anzogen. Und es hat auch nur ein paar wenige Zeilen gebraucht, bis ich in Cornelia Funkes neu geschaffene Literaturwelt eingetaucht war. Ihre Art zu erzählen und zu beschreiben ist für mich unnachahmlich und ich finde immer wieder wunderschöne Sätze, die mich tief drinnen berühren. Durch diese funkelnden Formulierungen, wie ich sie gerne nennen möchte, hatte ich erst gar nicht bemerkt, wie sich immer mehr ein grauer, düsterer Nebelschleier über die Protagonistin Ofelia, ihre Mutter, den geheimnisvollen Wald, ja gar über das ganze Buch legte.
Erst bei der ersten Gewaltszene, die mich in ihrer Brutalität kalt erwischte und erschütterte, habe ich die düstere Grundstimmung der Geschichte richtig wahrgenommen. Von da an konnte ich das Buch nur noch schwer als Jugendbuch einordnen. Empfehlen würde ich das Buch lieber erst ab 16 Jahren, da doch einige brutale Szenen sehr realistisch dargestellt sind. Zu meinem Bedauern gab es einige solcher für mich unfassbar grausamen Beschreibungen, die im krassen Gegensatz zu den bereits erwähnten funkelnde Formulierungen standen. Ich habe es zwar so verstanden, dass es möglicherweise die Absicht der Autorin war, diese Gegensätze hervorzuheben. Für meinen Geschmack hätte es jedoch viel subtiler sein dürfen.
Den Aufbau der Geschichte finde ich wiederum genial. Es werden Geschichten in der Geschichte erzählt, die Realität und die Phantasiewelt miteinander verschmelzen lassen. Die Figuren finden alle ihren zugewiesenen Platz und der Verlauf der Dinge ist in sich schlüssig. Der Schluss ist traurig und hoffnungsvoll zugleich. Dennoch lässt mich die letzte umgeblätterte Seite mit einem Schweregefühl auf der Brust zurück und ich muss gestehen, dass die Melancholie in dieser Geschichte überwiegt – eine berührende Melancholie, die mich zum Nachdenken anregt und ins Grübeln bringt.
Für mich ist „Das Labyrinth des Fauns“ ein sehr spezielles Leseerlebnis, dass sich nicht einfach in „gefällt mir“ und „gefällt mir nicht“ einordnen lässt. Obwohl der unvergleichliche Schreibstil und einige wunderschöne und lichtbringende Metaphern mich am Buch dran bleiben liessen, war es für mich alles in allem doch einen Hauch zu grau und zu düster. Die Melancholie, die ich nach dem Zuklappen des Buches empfand, hallte jedenfalls noch einige Zeit nach. Eines muss man jedoch der Autorin auf jeden Fall lassen: es ist ihr gelungen, mich tief innen zu berühren.