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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2019

Eine Hommage an eine Rennstrecke

Legende Salzburgring
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Dieses vom Salzburger Anton-Pustet-Verlag herausgegebene Buch ist eine Hommage an die zweite österreichische Rennstrecke, den Salzburgring. Die Neuauflage erfolgt nun zum 50. Geburtstag dieses Rundkurses. ...

Dieses vom Salzburger Anton-Pustet-Verlag herausgegebene Buch ist eine Hommage an die zweite österreichische Rennstrecke, den Salzburgring. Die Neuauflage erfolgt nun zum 50. Geburtstag dieses Rundkurses. Braucht Österreich zwei Rennstrecken? Wie kam es dazu? Diesen und anderen Fragen geht der Autor akribisch nach.

In zahlreichen Beiträgen kommen ehemalige Rennfahrer, Streckenposten und Fans zu Wort. Jeder berichtet über seine eigenen Erfahrungen mit dieser Rennstrecke. Ein Formel I-Rennen hat zum Leidwesen vieler niemals stattgefunden. Die wurden auf den Österreich-Ring im steirischen Zeltweg (heute „Red Bull Ring Spielberg“) ausgetragen.

Legendär sind die DTM-Rennen sowie die zahlreichen Motorradrennen, für die die Rennstrecke nahe der deutschen Grenze berühmt/berüchtigt ist.
Interessant ist, dass hier die Geburtsstunde der professionellen Streckenposten geschlagen hat, ohne die ein Grand Prix heute nicht mehr vorstellbar ist.


Liebevoll hat der Autor Fotos zusammengetragen. Hin und wieder klingt ein wenig Wehmut zwischen den Zeilen durch. Für Freunde schneller Autos und Motorräder ein nettes Geschenk, dem Salzburgring noch ein „Happy Birthday“ zum 50er.

Veröffentlicht am 28.07.2019

Ein bissiges BUch - eine Leseempfehlung

Teufelsküche
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Peter S. Gnaiger ist Journalist bei den „Salzburger Nachrichten“, in der er die Kolumne „Teufelsküche“ betreibt.

Dieses Buch ist eine Zusammenfassung dieser Kolumne, die mit den selbst ernannten und vermutlich ...

Peter S. Gnaiger ist Journalist bei den „Salzburger Nachrichten“, in der er die Kolumne „Teufelsküche“ betreibt.

Dieses Buch ist eine Zusammenfassung dieser Kolumne, die mit den selbst ernannten und vermutlich von der Convenience-Industrie gesponserten Gourmet-Kritikern hart ins Gericht geht.

In acht Kapiteln erfahren wir, mit durchaus bissigem („al dente“) Humor, was so in den Küchen so mancher Gourmet-Tempel vor sich geht.

Da treten Blender und Besserwisser auf, die ganz subtil entzaubert werden. Junk Food statt bodenständigem Essen? Vorgefertigtes und Aufgetautes statt Frisch gekochtem?

Wie kann es sein, dass ein Kilogramm Schweineschale (Schnitzelfleisch) billiger sein als drei Äpfel? (S.55). Ein solches Stück Fleisch ist - als Sonderangebot - im Supermarkt bereits um Euro 2,99 erhältlich.

Dieser und ähnlichen Fragen geht der Autor nach. Stellenweise vergeht einem, ob der verwendeten Zutaten, fast der Appetit.

Besonders gut gefällt mir der Beitrag über Curnonsky, jenem französischen Kolumnisten, der, um die Moral der französischen Soldaten im Ersten Weltkrieg aufrecht zu erhalten folgendes schrieb:
„Wie zerlege ich einen Hasen perfekt, der mir während der Patrouille vor die Büchse läuft?“. Oder später beschreibt er ein katastrophales Menü mit diesen Worten:
„Wenn die Suppe genauso warm gewesen wäre wie der Wein. Der Wein auch alt wie das Huhn und die Poularde ebenso fett wie die Hausfrau, dann wäre es perfekt gewesen.“
Für diese Art des beißenden Humors haben ihn die Leute geliebt. Die Beschreibung so mancher Gourmet-Kritiker, die in eine ähnliche Kerbe schlagen wollen, klingt leider weniger originell.

Der Autor macht auch vor der österreichischen (Tages)Politik nicht halt und erklärt schlüssig, warum Wladimir Putin in Gamlitz war und rein zufällig bei einer Hochzeit einen Walzer mit der Braut tanzte (S.129).

Das Buch ist im Klagenfurter Wieser-Verlag in gediegener, gebundener Ausführung mit Lesebändchen erschienen - ein passendes Präsent, besonders wenn man ein naturbelassener Lebensmittel dazu gibt.


Fazit:

Ein bissiges Buch, dass trotz allem Lust auf gutes Essen macht und uns dafür sensibilisieren soll, nicht jedem Artikel, der in einem Gourmet-Führer steht, Glauben zu schenken. Gerne gebe hier wohlverdiente 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 27.07.2019

Fesselnd bis zur letzten Seite

Commissaris van Leeuwen und die verlorene Frau
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Mitten im Trubel des "Koninginnendag" am 30. April in Amsterdam wird die Leiches eines Jugendlichen tot und verstümmelt aufgefunden. Commissaris Van Leeuwen, ein lang gedienter Kriminalpolizist mit hoher ...

Mitten im Trubel des "Koninginnendag" am 30. April in Amsterdam wird die Leiches eines Jugendlichen tot und verstümmelt aufgefunden. Commissaris Van Leeuwen, ein lang gedienter Kriminalpolizist mit hoher Aufklärungsrate wird mit dem Fall betraut. Van Leeuwen hat private Probleme, die eigentlich seiner ganzen Aufmerksamkeit bedürfen: Seine Frau Simone leidet an einer aggressiven Form von Demenz, die es nötig macht, sie in eine betreute Einrichtung zu bringen. Van Leeuwen kann sich jedoch nicht durchringen, diesen Schritt zu gehen. Doch als ein zweiter Jugendlicher ermordet wird, dem nicht nur das Gehirn, sondern auch innere Organe entfernt worden sind, entdeckt er einen Zusammenhang zwischen der Simones Krankheit und den Verbrechen.

Meine Meinung:

Dieser Commissaris Bruno Van Leeuwen ist kein strahlender Held. Er ist ein wohl ein charismatischer Mensch. Dennoch ist er von Selbstzweifeln und Dämonen der Vergangenheit geplagt. Er hat Gewissensbisse, seine Frau in ein Heim geben zu müssen, doch letztlich sieht er ein, dass es keine andere Möglichkeit gibt. Neben dem Mörder ist auch sein „Ayatollah“ genannter Chef, sein Gegenspieler. Doch nach der Offenbarung des eigenen Familiendramas gewinnt dieser meine Sympathie.
Gut gefällt mir auch der Zusammenhalt in Brunos Team.

Interessant ist die Querverbindung zu dem Arzt, der Simone behandelt und der als Anthropologe Forschungen in Neuguinea durchgeführt hat. Ich habe recht bald einen Zusammenhang zu den Morden gesehen, allerdings ganz anders, als der dann tatsächlich ans Tageslicht kommt. Den Kriminalfall finde ich sehr fesselnd und die Art und Weise, wie Privatleben und Polizeiarbeit miteinander verknüpft werden, gelungen.

Der Schreibstil des Autors ist facettenreich. Gut gewählte Bilder und treffende Vergleiche heben diesen Krimi von Effekt haschenden Elaboraten dieses Genres ab.
Neben den interessanten Reisebeschreibungen aus Neuguinea erwartet uns ein Kaleidoskop an Gerüchen, Geräuschen sowie Licht und Schatten, für das die Stadt bekannt ist.

Für Fans von Claus Cornelius Fischer sei angemerkt, dass dieser Krimi unter dem Titel "Commissaris van Leeuwen und die verlorene Frau" im April 2018 neu aufgelegt wurde.

Fazit:

Ein fesselnder und atmosphärisch gelungener Krimi, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 27.07.2019

Ein kulinarischer Streifzug durch Europa

Der Geschmack Europas
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Dieses Buch ist das zweite einer Geschmacksreise durch Europa aus dem Kärntner Wieser-Verlag und für alle diejenigen gedacht, die die Magazin-Reihe „Geschmack Europas“ im Fernsehen verpasst haben. Mit ...

Dieses Buch ist das zweite einer Geschmacksreise durch Europa aus dem Kärntner Wieser-Verlag und für alle diejenigen gedacht, die die Magazin-Reihe „Geschmack Europas“ im Fernsehen verpasst haben. Mit diesem wunderschön gestalteten Buch können die Beiträge nachgelesen werden.

Lojze Wieser und sein Team (ent)führen uns in sieben Journalen in verschiedene Gegenden Europas.

Istrien
Epirus - der griechische Norden
Flandern
Böhmen
Der dänische Süden und Fünen
Sizilien
Südoststeiermark

Umrahmt werden die Kapitel, die, der TV-Reihe entsprechend „Folge“ genannt werden, von einer „Einbegleitung“, „Zwischenbegleitung“ und „Ausbegleitung“.

Während des Lesens habe ich immer die sonore Stimme des Sprechers im Ohr und die wunderschönen Worte lassen die richtige Atmosphäre aufkommen. Die Texte, in denen häufig die Bewohner des bereisten Landstrichs zu Wort kommen, lassen gemeinsam mit den gut gelungenen Fotos ein wahres Feuerwerk als Kopfkino entstehen. So riecht und schmeckt man beim Anblick der Zitronen auf Sizilien dieselben, die mit der Supermarktware in unseren Breiten wenig zu tun haben.
Herrlich liebenswert sind auch die vielen kleinen Anekdoten eingestreut. Wer macht die besten Pommes Frites der Welt? Wer hat sie erfunden? Eh klar, die Flamen.

In jeder Folge finden sich Rezepte zum Nachkochen. Doch, Achtung - hier wird nur das Notwendigste angegeben. Keine Garzeiten, keine Liste von Chichi oder ähnlichem. Kochen pur Kochen ist die Kunst der Improvisation. Hier kann Koch oder Köchin seiner/ihrer Leidenschaft freien Lauf lassen.

Fazit:

Das Buch ist ein kulinarischer Streifzug durch Europa abseits von Massentourismus und Haubenlokalen. Lebenslust und autochthone Kochkunst, liebevoll gestaltet und gut zu lesen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 25.07.2019

Wohin das Spiel mit Mach und Angst führen kann

Kurz & Kickl
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„Es begann mit heiligen Schwüren und endete mit düsteren Drohungen“.

Als im Dezember 2017 die türkis-blaue Regierung feststand, wurden die ersten Wetten über deren Dauer abgeschlossen. Warum? Weil in ...

„Es begann mit heiligen Schwüren und endete mit düsteren Drohungen“.

Als im Dezember 2017 die türkis-blaue Regierung feststand, wurden die ersten Wetten über deren Dauer abgeschlossen. Warum? Weil in dieser Regierung mehrere mögliche Sollbruchstellen enthalten waren. Dass diese Koalition zwei Regierungsperioden halten sollte, wie von deren Schöpfern verkündet, glaubte schon damals niemand. Ob der kühle Rechner und machthungrige Stratege Sebastian Kurz diese einkalkuliert hat? Oder ist ihm Innenminister Herbert Kickl einfach über den Kopf gewachsen?

Dieses Buch von Helmut Brandstätter zeigt in 16 Kapiteln (17 hätten mir noch besser gefallen - für jedes Regierungsmonat eines) wie subtil Kurz und Kickl auf dem Klavier von Macht und Angst spielen konnten.
Unverständlich, warum Kurz sowohl Innen- als auch Verteidigungsressort den Blauen überlassen hat. Zwei Schlüsselministerien, die in einem worst case-Szenario die Republik in einem Handstreich übernehmen hätten können. Dass es hierzu letztlich doch nicht gekommen ist, ist wohl der Angst vor der eigenen Courage zuzuschreiben und dem „Genug ist genug“. Denn es wurde recht fest in diese Richtung gearbeitet. Umfärben von Ministerien und staatsnahen Betrieben hat leider in Österreich lange Tradition. Das konnten die anderen Parteien auch sehr gut.

Warum war eigentlich von den starken ÖVP-Landeshauptleuten oder den Bünden nicht zu hören? Bislang hatten sich diese immer recht lautstark zu Wort gemeldet.

Dass Herbert Kickl seine eigene Vorstellung von einem Rechtsstaat hat, ist seit Jörg Haiders Zeiten bekannt.

Von „Message Control“ zu „Thought Control“ ist der Weg sehr nicht weit. Wenn die Medien „gleichgeschaltet“ werden soll(t)en, erinnert das vor allem die Älteren unter uns an unselige Zeiten. Wenn Journalisten beim Schreiben ihrer Artikel überlegen (müssen), ob ihnen diese oder jene Formulierung schaden könnte, oder Generalsekretäre in den Redaktionen anrufen und Einfluss auf die Berichterstattung nehmen wollen, befinden wir uns auf einem gefährlichen Terrain. Der populistische Ansage, die GIS-Gebühr des ORF abzuschaffen, wäre tosender Applaus der Leute sicher, die Übernahme des staatlichen Fernsehens zu einem „Regierungsfunk“ à la Victor Orbán, wäre der Preis dafür.

„Die Demokratie lebt von starken Medien - in Sonntagsreden hören wir das auch von Politikern, in der Praxis ist das Bekenntnis brüchig.“ (S.55)

Helmut Brandstätter listet in seiner Analyse dieser 17 Monate Regierung Kurz Mechanismen der Macht auf, die sowohl von Sebstian Kurz als auch von Herbert Kickl häufig angewendet wurden und noch werden. Das Ende der ersten türkis-blauen Koalition ist nicht nur durch die vielen „Einzelfälle“ der blauen Entgleisungen hervorgerufen worden, sondern vermutlich deswegen, weil der Bundeskanzler und sein Team vor der Umsetzung so mancher Idee des Innenministers Angst bekommen haben. Hat Kurz Kickl beim Spiel um die Macht im Land unterschätzt?

Umso erstaunlicher scheint es, dass Sebastian Kurz an eine mögliche Neuauflage dieser Koalition nach den Wahlen im Herbst denkt. Selbst wenn Herbert Kickl kein Regierungsamt erhält, wird er im Hintergrund die Fäden ziehen (wollen).

Fazit:

Ein notwendiges Buch, das aufzeigt, welcher Mechanismen sich das hemmungslose Spiel mit Macht und Angst bedient. Gerne gebe ich hier eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne.