Die Grimm Chroniken 1/13
Das Buch
Autor: Maya Shepherd
Titel: Die Apfelprinzessin
erschienen: 31.07.2018
Verlag: Sternensand Verlag
Genre: Fantasy
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-906829-70-8
Das Cover ziert ein junges Mädchen im weißen Kleid, welches vor einem Rahmen steht, der zu einem Spiegel gehören könnte. Die Buchstaben auf dem Cover sind erhaben und haben eine angenehme Haptik beim Lesen. Der Gesamteindruck ist verträumt, vielleicht sogar romantisch.
Die Kapitelanfänge sind mit Illustrationen verziert, die ebenfalls einen romantischen Touch haben und die Kapitelüberschriften sind treffend gewählt.
Warum ausgerechnet dieses Buch?
Der Klappentext deutet darauf hin, dass hier gründlich mit den Märchen der Brüder Grimm aufgeräumt werden soll, was für mich seiner Zeit ein Grund war, das Buch das erste Mal zu lesen. Ich liebe Märchen seit ich ein Kind war. Ich kaufte das Buch auf der Leipziger Buchmesse und las es noch am selben Abend. Im Zuge der Summer Reading Challenge bei vorablesen.de und weil ich mir die fehlenden Teile mittlerweile besorgt habe, habe ich das Buch ein weiteres Mal in die Hand genommen und gelesen.
Handlung
Ausgerechnet der 17jährige Will, der Märchen überhaupt nicht mag, bekommt Post von Königin Mary, die ihn einlädt zu einem alten verwitterten Bahnhof in Berlin zu kommen um die Märchenwelt zu retten. Er lässt sich von den Geschwistern Joe und Maggie überreden und schneller als die 3 gucken können, stecken sie mitten in einem (nicht ganz ungruseligen) Abenteuer.
Perspektiven
Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Im deutlich kürzeren Teil berichtet Königin Mary von ihrem Leben und welches Unrecht ihr durch die Brüder Grimm widerfahren ist und auf der anderen Seite erfährt der Leser wie es Will in der Jetztzeit ergeht und warum er überhaupt so eine Abneigung gegen Märchen hat. Königin Mary erzählt in der Ich-Form, während Wills Geschichte in der 3. Person geschrieben ist.
Die Verbindung zwischen Gegenwart und Vergangenheit finde ich gelungen, auch wenn am Ende dieses ersten Teils nicht klar ist, wie und an welcher Stelle sich die Wege von Will und Königin Mary kreuzen werden.
Figuren
Will und Maggie sind die sympathischen Helden der Geschichte. Sie teilen beide ein ähnliches Schicksal, aber während Maggie Märchen mag, verabscheut Will diese. Ich mag den Zwiespalt in dem sich Will nur all zu oft befindet. Man kann mit ihm mitfühlen und würde es verstehen, wenn er vielleicht auch anders handeln würde, als er es tut. Dennoch ist man als Leser irgendwie froh, dass er seine Entscheidungen genau so trifft. Maggies Bruder Joe ist ein Draufgänger und sonnt sich in der Bewunderung der Mädchen. Mir ist er nicht wirklich geheuer, aber besonders viel erfährt man hier auch (noch) nicht über ihn.
Königin Mary ist das liebliche Wesen, dem niemand etwas Böses wünscht oder zutraut. Aber ist sie das wirklich? Immerhin versucht sie dem Leser weiß zu machen, dass nicht sie sondern Schneewittchen die Personifizierung des Bösen ist.
Die Erwähnung von Alice mit ihrem weißen Kaninchen und einem Dorian empfand ich als nicht wirklich passend, denn beide Figuren sind nie in einem Märchen der Brüder Grimm aufgetaucht (meine ich).
Schreibstil
Der Schreibstil von Maya Shepherd ist flüssig und leicht zu lesen. Wer selbst Grimms Märchen gelesen hat, weiß auch, worauf sie anspielt, selbst wenn sie nicht alles erklärt. Ich mag es, wie sie den Märchenfiguren ihr ganz eigenes Gesicht gibt. Man kann sie sich wirklich gut vorstellen. Sie bringt Aspekte ein, die so völlig konträr zu den bekannten Märchen sind und schafft es so, einen völlig neuen Blickwinkel zu erschaffen.
Setting
Die Orte, an denen die Geschichte spielt, passen sehr gut zur Geschichte. Einerseits das alte, aber doch irgendwie sterile Krankenhaus, dann wieder der verwitterte Bahnhof, an dem die eigentliche Reise beginnt, ein gruseliger Wald... Es ist alles dabei und passt zur jeweiligen Szenerie. Die Autorin schafft es eine glaubhafte Atmosphäre zu beschreiben, sodass es leicht ist, sich in die Geschichte fallen zu lassen.
Fazit
Dieses Buch ist ein gelungener Auftakt zu einer neuen Serie, der Lust auf Teil 2 macht. Die Orte an denen die Autorin schreibt, gibt es zumindest teilweise tatsächlich, was die Geschichte noch glaubwürdiger macht. Am Ende dieses Teils sind viele Fragen offen, die es beinahe zwangsläufig notwendig machen, den 2. Teil zur Hand zu nehmen. Maya Shepherd schafft es einen völlig anderen Blickwinkel auf die altbekannten Märchen der Brüder Grimm zu entwerfen, sodass ich mir die Frage stelle, ob diese Perspektive vielleicht die wahre sein könnte. Auch beim zweiten Lesen hat das Buch nichts von seinem Charme eingebüßt. Wer Märchen und Fantasy mag, macht mit diesem Buch ganz sicher nichts falsch, sollte sich aber darauf einstellen, dass er noch 12 weitere Bücher lesen will.
Von mir gibt es 5 von 5 Sternen.