Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Die Sprache bildreich, sodass ich mir alles gut vorstellen konnte. Die Geschichte wird abwechselnd aus Sophies und Milos Sichtweise erzählt, sodass ich ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen gut nachvollziehen konnte.
Die Charaktere wurden fein herausgearbeitet. Sowohl Milo als auch Sophie haben jeder für sich eine Vergangenheit die sie beide belastet und ihr jetziges Leben beeinflusst.
Der Handlung selbst besteht größtenteils aus Gesprächen. Einem sich annähern, kennenlernen, sich öffnen der beiden Protagonisten. In diesen Gesprächen erfahre ich als Leser immer mehr über ihre Vergangenheit, über die Verletzungen die beide in der Kindheit erfahren haben. Die ihre Charaktere geprägt haben und bis heute andauern. Als Leser erlebe ich mit, wie sie sich öffnen, dem anderen immer wieder etwas mehr Einblick in diese Zeit geben – wie gut die beiden sich gegenseitig tun wie sie sich gegenseitig helfen sich zu einem ihrem wahren Wesen entsprechenden Charakter zu verändern. Diese Gespräche finden meist in Sophies Wohnung statt – einer Blase, abseits der Wirklichkeit, nur kurze Ausflüge in die Welt draußen --- zeigen ihnen ihre Unterschiedlichkeit. Ihr unterschiedliches Erleben und deuten der Reaktionen ihrer Mitmenschen, geprägt von ihrer eigenen Vergangenheit.
Milos Zerrissenheit zwischen seiner Herkunft und seinem jetzigen Leben mit Sophie … seinem Entschluss seine Vergangenheit hinter sich zu lassen … sich für sie zu entscheiden … um dann festzustellen, dass er doch wieder von dieser eingeholt wird. Und Milo sich gezwungen sieht eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen.
Ehrlicherweise muss ich zugeben, das mir die ersten zwei Drittel nicht wirklich erreichen konnten, die Gespräche der beiden, vor allem Sophies „aufgesetzte Maske“ war für mich nur schwer greifbar – vielleicht auch deshalb, weil ihr Verhalten das „akzeptiere Verhalten“ widerspiegelt. Das „Normale, bürgerliche Leben … indem es häufiger mehr um Schein – als um Sein geht … das aber von der Bevölkerung als erstrebenswert angesehen wird.
So konnte mich das Buch, bis auf Ausnahmen und ein paar wirklich schöne, inspirierende Gedanken und Zitate, nicht wirklich packen, fehlte mir das Verständnis für „Sophies Problem“, konnte es nur schwer nachvollziehen. War nicht wirklich greifbar für mich.
Erst im letzten Drittel des Buches konnte ich die Emotionen spüren, denn ab hier ging es immer mehr um Milo, seinen Hintergrund und die Auswirkungen, seine Schwierigkeiten sie aus seiner Vergangenheit zu lösen … der Macht die die Drahtzieher über andere haben und wie weit diese reichen.
Fazit:
Eine Geschichte, über ein langsames sich öffnen. Darüber wie wichtig es ist, hinter die Masken zu sehen, die der Großteil von uns tagtäglich vorhält. Hinter denen wir uns verstecken. Ein Appell an uns, diese Masken abzulegen … und selbst kennenzulernen … den Mut zu finden, dieses „Ich“ zu lieben. Anzunehmen und dann immer wieder zu leben. „Ich bin ok – so wie ich bin. Ich muss mich dafür nicht verbiegen.“ ist eins der Weisheiten die ich aus der Geschichte mitnehme.
Eine Geschichte, die mir wunderschöne Zitate schenkte, die mich unheimlich berührten – vor allem die Aussage dahinter.
Andererseits eine Geschichte, die nicht immer einfach ist zu lesen. Denn die Handlung besteht zum Grösstenteil aus Gesprächen. Einem sich finden in diesen Gesprächen. Gesprächen u. A. über die Bedeutung/der Macht von Gesten und vor allem Blicken.
Von daher eine Leseempfehlung für Leser, die Gespräche/Dialoge lieben