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Veröffentlicht am 12.11.2016

Wunderbare, wieder für Alt und Jung geeignete Fortsetzung

Drachenreiter 2. Die Feder eines Greifs
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Ben lebt nun mit dem Homunkulus Fliegenbein bei den Wiesengrunds in Norwegen. Dort hat die Familie MÍMAMEIĐR, eine Zufluchtstätte für Fabelwesen, aufgebaut. Nachdem die Wiesengrunds tatsächlich das letzte ...

Ben lebt nun mit dem Homunkulus Fliegenbein bei den Wiesengrunds in Norwegen. Dort hat die Familie MÍMAMEIĐR, eine Zufluchtstätte für Fabelwesen, aufgebaut. Nachdem die Wiesengrunds tatsächlich das letzte Pegasus-Paar gefunden hatten, konnten sie mit Freude feststellen, dass dieses Nachwuchs erwartet. Leider geht dabei nicht alles glatt und die ungeborenen Pegasus-Fohlen werden sterben, wenn sich nicht eine Rettungsmöglichkeit ergibt. Helfen könnte die Sonnenfeder eines Greifs, doch diese Wesen sind nur auf ihren Vorteil bedacht und hassen zudem die Menschen und Pegasi sogar noch mehr. Trotzdem macht sich Barnabas Wiesengrund mit einigen Mitstreitern auf, einen Greif zu finden und zu überreden, ihm eine der benötigten Federn zu überlassen. Eine gefahrvolle Reise beginnt …

Rund 20 Jahre ist es her, seit der Vorgängerroman erschienen ist, im Roman sind es allerdings erst 2 Jahre, die seit dem dort beschriebenen Abenteuer vergangen sind. So findet man sich, falls man „Drachenreiter“ kürzlich gelesen hat, schnell wieder ein und freut sich, Charaktere wieder zu sehen. Gilbert Grauschwanz z. B., der mit seiner Karte im ersten Band für Ben und Lung eine große Hilfe war, lebt nun auch in MÍMAMEIĐR und stellt weiterhin hilfreiche Karten her. Lung allerdings ist zum Saum der Welt übergesiedelt, er und Ben sehen sich aber hin und wieder, immerhin ist Ben Lungs Drachenreiter.

Es gibt aber auch eine ganze Reihe neuer Charaktere, liebenswerte, schwierige, hilfreiche, aber auch bösartige und gefährliche. Besonders gut hat mir der Troll Hothbrodd gefallen, der eine besondere Beziehung zu Bäumen hat und Barnabas Wiesengrund zu den Greifen begleitet, sowie der Drache Tattoo, der besonders optisch gefällt. Eine ganze Reihe Namen kommt hier auf den Leser zu, wer Probleme damit hat, sie zuzuordnen, findet im Anhang ein Personenregister. Besonders gelungen finde ich die Namen einiger Fabelwesen-Spezialisten, die der Leser so ähnlich schon einmal gehört hat.

Der Abschlusssatz könnte auf weitere Fortsetzungen hindeuten, ich würde mich freuen, zumal es ein paar Dinge gibt, die nicht weiter ausgeführt werden, obwohl sich der Leser das gewünscht hätte, so gibt es zum Beispiel in Lungs Leben eine Veränderung, die man gerne weiter miterleben würde. Potential für weitere Geschichten ist sowieso vorhanden, Fabelwesen gibt es reichlich. Ich hoffe nur, die Autorin lässt sich nicht wieder so viel Zeit für eine Fortsetzung

Cornelia Funke hat wieder die gelungenen Illustrationen beigesteuert und erzählt sehr bildreich eine überaus spannende Geschichte, die den Leser schnell packt. Auch in diesem Band sind Freundschaft und Zusammenhalt, Mut und Übersichhinauswachsen wieder notwendige Tugenden, außerdem bringt die Geschichte den Leser auch zum Nachdenken, über den Umgang mit der Natur und anderen Lebewesen sowie über das Durchsetzen eigener Bedürfnisse. Wie schon der Vorgänger ist der Roman für Alt und Jung gleichermaßen geeignet, wer kann, sollte sie seinen Kindern oder Enkeln vorlesen.

Ich persönlich kann mit kapiteleinleitenden Zitaten meist wenig anfangen, aber sicher werden die hier vorhandenen viele Anhänger finden, zum jeweiligen Kapitel passend sind sie alle und im Anhang findet sich der Quellennachweis. Sehr treffend fand ich das Zitat von Erik Kästner, das das dritte Kapitel einleitet. Neben den bereits genannten Boni findet sich im Anhang außerdem noch ein Verzeichnis der Orte, die für die Handlung wichtig sind.

Auch nach so vielen Jahren ist der Autorin eine wunderbare Fortsetzung gelungen, die an Altes anknüpft, aber eine ganz neue, eigene Geschichte erzählt. Ich bin begeistert und kann die Geschichte nur jedem ans Herz legen. Volle Punktzahl!

Veröffentlicht am 05.11.2016

Immer noch ein tolles Leseerlebnis für Alt und Jung

Drachenreiter 1
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Als auch das Tal, in das die Drachen sich zurückgezogen haben, von den Menschen, die sich gnadenlos ausbreiten, bedroht wird, macht sich der Drache Lung mit dem Koboldmädchen Schwefelfell auf, eine neue ...

Als auch das Tal, in das die Drachen sich zurückgezogen haben, von den Menschen, die sich gnadenlos ausbreiten, bedroht wird, macht sich der Drache Lung mit dem Koboldmädchen Schwefelfell auf, eine neue Heimat zu finden. Mit Hilfe des Menschenjungen Ben und der Karte einer Ratte, will er den geheimnisvollen Saum des Himmels finden, wo Drachen in Frieden leben sollen. Unterwegs erleben die Drei spannende Abenteuer, müssen gefährliche Aufgaben bewältigen, erhalten aber auch viel Hilfe. Doch lange ahnen sie nicht, dass ihnen ein Wesen auf den Fersen ist, das extra für die Drachenjagd erschaffen wurde.

Etwa 20 Jahre ist es her, dass ich den Roman das erste und bisher einzige Mal gelesen habe, ich weiß, ich hatte ihn damals geliebt, konnte mich aber nicht mehr an viel erinnern, und als nun nach so langer Zeit ein Nachfolger erschienen ist, den ich natürlich unbedingt lesen wollte, musste und wollte ich „Drachenreiter“ zuerst noch einmal lesen.

Die Geschichte, zu der Cornelia Funke selbst Illustrationen beigesteuert hat, lässt sich wunderbar lesen (oder auch vorlesen), sie ist spannend und bildhaft erzählt, nicht nur an Hand der Illustrationen kann man sich alles sehr gut vorstellen. Der Roman erzählt von Freundschaft, Zusammenhalt, Mut und Toleranz, die Charaktere gefallen und sind alle liebevoll gestaltet.

Auch heute noch bin ich begeistert von Cornelia Funkes phantasievoller Geschichte, in der eine ganze Reihe mystische Wesen auftreten, seien es Kobolde, Zwerge und Feen, eine Seeschlange, ein Basilisk, ein Homunkulus, ein Dschinn, der Vogel Rock – und natürlich die Drachen. Aber auch ganz normale Wesen, wie Ratten und sogar einige Menschen begleiten die Drachen oder sind ihnen behilflich, neben Ben z. B. ein Professor, der auf mythologische Wesen spezialisiert ist. Sie alle bereichern den Roman und machen ihn für Alt und Jung zu einem tollen Leseerlebnis.

Wer den Roman noch nicht kennt, sollte ihn unbedingt noch, am besten zusammen mit den Kindern (soweit vorhanden) lesen, wer märchenhafte Geschichten mag und sich auch als Erwachsener für solche Geschichten begeistern kann, ist hier richtig. Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung, die natürlich direkt gelesen wird.

Veröffentlicht am 02.11.2016

Lebensgeschichte und Historie

Und unter uns die Welt
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Schon seit er ein kleiner Junge ist, hat sich der Sylter Christian Nielsen gewünscht, mit einem Zeppelin zu fahren. Doch zunächst muss er Geld verdienen und verdingt sich als Seemann. Ob sein großer Wunsch ...

Schon seit er ein kleiner Junge ist, hat sich der Sylter Christian Nielsen gewünscht, mit einem Zeppelin zu fahren. Doch zunächst muss er Geld verdienen und verdingt sich als Seemann. Ob sein großer Wunsch jemals in Erfüllung gehen wird?

Lil Kimming lebt auf Hawaii und auch sie hat einen Wunschtraum, sie möchte über interessante und wichtige Dinge, die in der Welt geschehen, schreiben. Doch das ist gar nicht so einfach für eine Frau.

Die Zeppeline erobern den Himmel und befördern Post und Menschen. Mit zum Erfolg beigetragen hat Hugo Eckener, der 1929 mit „Graf Zeppelin“ um die Welt gefahren ist. Keiner ahnt, dass in naher Zukunft eine Katastrophe das Ende der Zeppelinära bedeuten wird.

Die Autorin erzählt die Geschichte ihres eigenen Großvaters und gleichzeitig über die Ära der Zeppeline, und lässt den Leser tief eintauchen in die Welt zwischen den beiden Weltkriegen, man erlebt hautnah den Börsencrash im Oktober 1929 mit, macht sich auf gleich zwei Reisen um die Welt, besucht neben Deutschland und den USA u. a. Brasilien, Japan und das Kap Hoorn, fiebert, leidet, fühlt mit den Protagonisten und schlägt am Ende aufgewühlt den Roman wieder zu. Maiken Nielsen ist ein Roman gelungen, prall gefüllt mit Leben, spannenden und gefühlvollen Momenten und jeder Menge historischer Ereignisse, die den Leser anregen, sich weitergehend damit zu beschäftigen.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, so dass man ein recht umfassendes Bild bekommt. Die Geschichte setzt sich mehr oder weniger aus Momentaufnahmen zusammen, oft liegt eine recht lange Zeit dazwischen – so erzählt die Autorin vor allem historisch Wesentliches, garniert mit den Lebensereignissen Christians.

Besonders wird der Roman dadurch, dass der Hauptprotagonist, Christian Nielsen, tatsächlich gelebt hat, sogar ein Verwandter der Autorin war. Seinen Part liest man daher mit ganz eigenen Gefühlen. Schade ist nur, dass ein anderer, wesentlicher, Erzählstrang fiktiv ist. Das erfährt der Leser, wenn er sich nur auf den Roman beschränkt, erst mit dem Nachwort. Surft man auf die Homepage der Autorin, erfährt man die Wahrheit auch dort. Ich hatte im Laufe der Geschichte schon so eine Ahnung und habe nach der Auflösung gesucht, so dass ich am Ende des Romans nicht enttäuscht wurde, was, wie ich weiß, anderen Lesern passiert ist. Ich habe lange überlegt, ob es mich stört, dass in einer wahren Lebensgeschichte etwas Wesentliches fiktiv ist, bin aber zum Schluss gekommen, dass es mich nicht allzu sehr stört, da dieser Erzählstrang die Geschichte bereichert, da er aber andererseits öfter aufgesetzt und nicht immer glaubhaft wirkt, hätte man ihn vielleicht auch in anderer Form unterbringen können/sollen. Gut wäre vielleicht auch gewesen, schon früher darauf hinzuweisen.

Gewünscht habe ich mir beim Lesen des Öfteren ein Personenregister, das vor allem die historischen Persönlichkeiten näher vorstellt, ein Glossar, das u. a. die nautischen Begriffe erklärt, und eine Karte, auf der ich (nicht nur) die Weltreisen nachvollziehen kann. Schade, dass nichts davon enthalten ist, gerade diesen Roman hätten die genannten Boni sehr bereichert. Das Nachwort der Autorin ist interessant, aber recht kurz und beantwortet nicht alle Fragen, die sich beim Lesen ergeben. Mich hätte z. B. sehr interessiert, was mit Maria geschehen ist.

Trotz meiner Kritikpunkte hat mir der Roman sehr gefallen, Maiken Nielsen erzählt eine interessante, gut recherchierte Geschichte aus einer ganz besonderen Zeit, die mich sehr gut unterhalten und emotional berührt hat. Ich vergebe 4,5 Sterne, die ich wieder aufrunde, und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 31.10.2016

Herrlich!

Einer gibt den Löffel ab
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Loretta Luchs erhält die Chance, bei ihrer Lieblingskochsendung mitzumachen, fünf Kandidaten kochen reihum für die anderen, wer die besten Bewertungen erhält, gewinnt. Loretta, noch traumatisiert von den ...

Loretta Luchs erhält die Chance, bei ihrer Lieblingskochsendung mitzumachen, fünf Kandidaten kochen reihum für die anderen, wer die besten Bewertungen erhält, gewinnt. Loretta, noch traumatisiert von den Ereignissen in „Radieschen von unten“ freut sich sehr, kann sie doch nicht ahnen, dass sie schon wieder in einen Mordfall schlittert …

Da ich erst mit Band 4 in die Reihe eingestiegen war, hatte ich mir fest vorgenommen, die vorherigen Bände auch noch zu lesen. „Einer gibt den Löffel ab“ ist nun der erste Vorgängerband, den ich gelesen habe.

Das Charakterensemble ist schon ziemlich komplett zusammen, in diesem Band trifft Isolde erstmals auf Loretta und ist direkt sehr sympathisch. Frank, Doris, Erwin, Diana gehören schon fest zur Clique und jeder von ihnen, vor allem aber Frank und Doris erhalten ihre besonderen Auftritte. Mich hat erstaunt, dass Baghira noch fehlt, aber hier werden schon die Weichen für ihn gestellt. Die Aufnahmecrew setzt sich, genauso wie Lorettas Clique, aus markanten Typen zusammen, die einem, zumindest zum Teil, noch ein bisschen im Gedächtnis bleiben werden, ebenso die anderen Kandidaten, die schon fast übertrieben kurios sind, dafür aber für viele humorvolle Momente sorgen.

Humor ist nämlich einer der Hauptbausteine der Reihe, weswegen es sich auch nicht um schnöde Krimis handelt, sondern um Krimödien. Der Kriminalfall tritt zwar oft etwas in den Hintergrund, so auch hier, zumal die Leiche erst spät auftaucht, jedoch vermisst man ihn nicht wirklich, denn bis dahin hat man viel zum Schmunzeln und zum Kichern. Die Autorin ist selbst einmal in einer solchen Show aufgetreten, die es ja in ähnlicher Form tatsächlich gibt, so dass sie sicher aus dem Nähkästchen geplaudert hat, wenn es darum geht, zu erzählen, was hinter den Kulissen geschieht. Mir hat gerade dieses Setting sehr gut gefallen und ich werde diese Shows (sollte ich irgendwann mal wieder eine anschauen) fortan mit anderen Augen sehen.

Lotte Minck lässt Loretta auch hier selbst in Ich-Form erzählen und so hat der Leser das Vergnügen, die anderen Charaktere mit Lorettas Augen zu sehen. Lorettas Gedanken sind pointiert und oft bissig, aber immer passend ...

Die Auflösung des Kriminalfalls, Kommissarin ist natürlich Erwins Patentochter Astrid Küpper, ist zufriedenstellend. Am Ende gibt es wieder einen Ausblick auf den nächsten Fall, eine Tradition, die Lotte Minck bis zum aktuellen Fall wahrt. Als Anhang findet man außerdem die Rezepte des Menüs, das Loretta für die Show gekocht hat.

Der Roman hat mich wieder sehr gut unterhalten, vor allem das Setting hat mich begeistert, und mir einige Lachtränen beschert. So vergebe ich für gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung für die ganze Reihe.

Veröffentlicht am 30.10.2016

Lesenswert

Durchmarsch
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Gereon Rath gerät in einen Aufmarsch der SA und erlebt mit, wie ein Teilnehmer tot zusammenbricht. Da es sich möglicherweise um einen von Dritten herbeigeführten Tod handelt, ermittelt Rath, was gar nicht ...

Gereon Rath gerät in einen Aufmarsch der SA und erlebt mit, wie ein Teilnehmer tot zusammenbricht. Da es sich möglicherweise um einen von Dritten herbeigeführten Tod handelt, ermittelt Rath, was gar nicht so einfach ist, viele Steine werden ihm in den Weg gelegt, zumal als herauskommt, wie und warum der Tote sterben musste.

Die Kurzgeschichte spielt zeitlich nach den bisher erschienenen Romanen und führt einen Charakter ein, der in „Lunapark“, dem demnächst erscheinenden sechsten Bandes der Gereon-Rath-Reihe eine wichtige Rolle spielen wird. Wie schon in seinen Romanen gibt es auch hier wieder kritische Töne und einen Gereon Rath, der sich nicht unbedingt anpassen will.

Mir hat der Kurzkrimi sehr gut gefallen, vor allem durch den Humor, der schon im Titel zu sehen ist, dessen Zweideutigkeit man erst erkennt, wenn man den Roman liest. Wer die Reihe um Gereon Rath mag, sollte hier zugreifen, wer sie noch nicht kennt, wird sicher dennoch gut unterhalten werden.