utopisches Beispiel statt Anleitung
Ich liebe meinen Job! Dachte ich jedenfalls ...Bea geht morgens schon mit einem miesen Gefühl aus dem Haus. Sie meckert nur noch über ihren Job und sitzt die Stunden mehr ab, als dass sie dort wirklich etwas findet, das ihr Spaß macht. Damit soll nun ...
Bea geht morgens schon mit einem miesen Gefühl aus dem Haus. Sie meckert nur noch über ihren Job und sitzt die Stunden mehr ab, als dass sie dort wirklich etwas findet, das ihr Spaß macht. Damit soll nun Schluss sein. Bea beschließt, einen Tag lang ein Jobtagebuch zu führen. Vom nervigen Telefonat mit dem Vorgesetzten, der sie auffordert, um zu parken, über Besprechungen, den Kantinenklatsch und das Achtsamkeitstraining, erlebt Bea mehr, als ein Mensch an einem Tag verarbeiten kann und notiert alles artig in ihrem Tagebuch.
Wann Bea die Zeit zum Schreiben finden, weiß sie selbst wahrscheinlich nicht. Vor allem dann, wenn die Punkte im Minutentakt fallen, was die Dynamik der Handlung unterstützt, aber einfach nicht mehr glaubhaft ist. Legen wir also die Annahme, das Tagebuch könnte so tatsächlich geschrieben werden, beiseite. Tatsächlich meckert Bea den ganzen Tag und zeigt doch im Aufschreiben bereits reflexive Seiten. Diese auszuführen fehlt ihr die Zeit – wie könnte es auch anders sein. Trotzdem lernt sie bereits ein paar Kleinigkeiten, die sie in gelben Notizzetteln festhält. Zum Ende hin mehren sich da die Wortspielereien, was ich etwas nervig fand. Zum Merken ist so ein Satz wie „Nach wessen Ermessen lasse ich mich stressen?“ aber natürlich genial.
Auch der Leser kommt vor lauter Handlung selten zum Überlegen. Das ist aber ganz gut so. Denn Beas Gemeckere wirkt sonst schnell infantil und nervt. Das merkt sie selbst auch, als sie am nächsten Tag von zu Hause aus arbeitet und dabei das Tagebuch mehrmals durchliest. Sie erkennt: Sie ist so nicht glücklich in ihrem Beruf, aber auch, dass sie ihn nicht aufgeben will. Das zeigt sich bereits am Tag zuvor bei Kleinigkeiten. So gibt es zwar viele Kollegen, mit denen Bea nicht so gut kann, aber auch einige, die sie wirklich mag. Und sie gibt die Stellung „Ich habe recht und alle anderen nicht“ relativ schnell auf, bleibt offen für konstruktive Kritik.
Dabei zeigt sich, dass nicht nur Bea hadert. Probleme mit Vorgesetzten oder den Anschluss an die Untergebenen verlieren, mit sich selbst unzufrieden sein und das Angebot der Firma überdenken. Bea lernt bereits ehe sie ihr Tagebuch nimmt, dass sie nur teilhaben kann, wenn sie sich einbringt und nicht nur zuschaut und dass nicht alles so ist, wie es scheint. Trotzdem braucht sie die schriftliche Fixierung, da der Arbeitstag so rasant und sprunghaft ist, dass sie diese Punkte sonst nicht verinnerlichen könnte.
Nun bleibt die Frage zu klären, wie diese Geschichte von Bea als Sachbuch daher kommen kann. Sie ist schlicht als Beispiel zu verstehen, das die Anleitung für ein eigenes Jobtagebuch ist. Ein einziger Tag, so die Aussage des Buches, kann reichen, um sich selbst in einem neuen Licht zu sehen und für eine Veränderung – in die oder die Richtung – bereit zu sein. Dass die Handlung auch noch Unterhaltsam und sehr realitätsnah ist, hat mir gut gefallen. Kein klassisches: Sie müssen das so machen, sondern eher ein : schau mal, wie es hier geklappt hat.