Überleben im Outback
Zu StaubVor noch gar nicht allzu langer Zeit habe ich den zweiten Thriller der australischen Autorin "Ins Dunkel" gelesen. Zur selben Zeit kam auch ihr Debüt "The Dry" oder "Die Hitze" als Taschenbuch (mit neuem ...
Vor noch gar nicht allzu langer Zeit habe ich den zweiten Thriller der australischen Autorin "Ins Dunkel" gelesen. Zur selben Zeit kam auch ihr Debüt "The Dry" oder "Die Hitze" als Taschenbuch (mit neuem Titel) heraus. Beide haben mir gut gefallen (war gerade erstaunt, dass ich 3 1/2 und 4 Sterne vergeben habe...hatte ich beide Thriller doch noch in ziemlich guter und positiver Erinnerung).
"Zu Staub" ist ein Stand Alone und gehört nicht zur Reihe von Ermittler Aaron Falk. Ich würde es auch nicht als Thriller, sondern eher als Familiendrama bezeichnen.
Wir befinden uns im Westen von Australien, im Outback. Einsame Farmen, der nächste Nachbar ist Stunden entfernt, die Wüste und der Sand das alltägliche Bild. Man spürt beim Lesen direkt den Staub zwischen den Zähnen. Der Titel ist im wahrsten Sinne des Worters perfekt gewählt, auch wenn der englische Originaltitel "The Lost Man" ebenso passt. Wer sich in dieser Gegend verirrt oder nicht ausreichend ausgerüstet ist, hat kaum eine Überlebenschance. So ergeht es auch Cameron Bright. Er ist jedoch kein Fremder, lebt seit seiner Geburt auf der Familienranch und war perfekt ausgerüstet. Und trotzdem wird seine Leiche unweit des legendären "Stockman Grabes" gefunden. Sein Wagen steht vollbepackt mit der kompletten Ausrüstung etwa 10 km entfernt. Weder der herbeigerufene Polizeibeamte, noch der Sanitäter können eine Gewalteinwirkung erkennen. Doch warum sollte sich der allseits beliebte zweifache Familienvater, dessen Farm gut läuft, Selbstmord begehen? Die Umstände sind rätselhaft...
Der Fokus der eher ruhigen Geschichte liegt bei den Figuren, bei denen es sich großteils um Familienangehörige oder Backpacker, die auf der Farm arbeiten, handelt. Polizeiliche Ermittlungen gibt es kaum. Das Drama spielt sich unter den Farmbewohnern ab. Nathan und Bub sind jeweils der ältere und der jüngere Bruder von Cam. Ilse ist Cams Frau und Sophie und Lo seine Töchter. Carl, der bereits verstorbene Vater und Liz, die Mutter der Jungen, haben die Ranch bereits an Cam und Ilse übergeben. Harry ist ein alteingessener Farmmitarbeiter, der schon zur Famlie gehört. Xander ist der Sohn von Nathan, der über die Weihnachtsferien aus Brisbane angereist ist, wo er zu Schulzeiten bei seiner Mutter Jacqui wohnt. Und dann sind noch die Backpacker Simon und Kathy aus Großbritannien.
Das Leben unter Extrembedingungen steht in diesem Famliendrama im Vordergrund. Die außergewöhnliche Atmosphäre hat Jane Harper großartig eingefangen. Man spürt die Weite des Landes, den Sand und die Hitze durch jede Seite.
Gemeinsam mit unserem Hauptprotagonistent Nathan, dem ältesten Sohn der Brights, erleben wir die Ereignisse der Tage nach dem Tod von Cameron. Seine eigene Farm liegt in der Nachbarschaft, wo er wegen eines Vorfalles vor zehn Jahren als Einsiedler lebt. Diese Ereignis ist der Grund, dass Nathan von den Einheimischen gemieden wird. Bis zum Begräbnis am Weihnachtstag sind alle Familienmitglieder auf der
Ranch der Brights versammelt, wo die Emotionen nach und nach zu kochen beginnen. Misstrauen und Argwohn liegen in der Luft. Die Frage, ob die Einsamkeit in den Weiten des Outbacks das Böse hervorruft, wird immer wieder aufgeworfen.
Es beginnt ein Katz- und-Maus-Spiel, das den Leser mitnimmt und immer wieder aufs Neue rätseln lässt, was passiert ist. Trotzdem entwickelt sich die Geschichte im Mittelteil ein bisschen schleppend, jedoch ist immer eine unterschwellige Spannung vorhanden. Durch Rückblenden in die Vergangenheit erfahren wir mehr über die Kindheit der Brüder und diese offenbart einige düstere Familiengeheimnisse. Dadurch erhält man neue Gedankenanreize, die die Autorin gekonnt einsetzt und den Leser öfters auf falsche Fährten führt.
Die Auflösung war eine Überraschung, hat mir aber gut gefallen.
Schreibstil:
Wie schon bereits in ihren anderen Büchern schildert die Autorin wahnsinnig atmosphärisch und verleiht auch ihren Figuren Tiefe. Sie beherrscht es einfach großartig ihre Heimat stimmig und eindrücklich zu beschreiben, egal ob Dschungel oder Wüste.
Fazit:
Kein Thriller, sondern ein Familiendrama, welches vorallem wegen der großartigen Atmosphäre und ihren vielschichtigen Charakten punktet. Trotz einigere Längen im Mittelteil bleibt eine unterschwellige Spannung bestehen. Trotzdem finde ich "Zu Staub" bisher als das schwächste Buch der Autorin.