Klappentext:
Sie hat mit ihrer großen Liebe auch sich selbst verloren. Doch dann hört sie seine Stimme, seine Musik. Sie hat ihn noch nie gesehen, trotzdem berührt er sie tief in ihrem Herzen. Kann sie sich erlauben, ein zweites Mal zu lieben?
Als Brooklyn Manchester verlässt, will sie nur eines: mit ihrer schmerzhaften Vergangenheit abschließen und den Tod ihrer großen Liebe verarbeiten. Die neue Wohnung in Bedford ist ihre letzte Rettung. Sie sieht sogar darüber hinweg, dass ihr Apartment durch eine Tür mit dem Schlafzimmer ihres Nachbarn Chase verbunden ist. Immer wieder dringen Geräusche und Gesprächsfetzen durch die verschlossene Tür, und Brooklyn erfährt viel über Chase. Sie fühlt sich von dem Fremden, dem sie noch kein einziges Mal begegnet ist, auf unerklärliche Weise angezogen. Als Chase dann beginnt ihr Nachrichten zu schreiben und ihr auf dem Klavier ihr Lieblingsstück vorzuspielen, gerät Brooklyn in einen Strudel aus widersprüchlichen Gefühlen: In ihr kämpft die Anziehung zu einem Fremden mit ihrem eigenen Widerstand. Denn sie hatte ihr Herz für immer einem anderen versprochen…
Meine Meinung:
Stankewitz‘ Schreibstil ist flüssig, sehr abwechslungsreich und emotional geladen. Sie holt den Leser direkt am Anfang ab und nimmt ihn mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle:
Brooklyn Parker verliert an einem verschneiten Wintertag ihre große Liebe Thomas bei einem furchtbaren Autounfall. Ein Jahr vergeht und sie scheint einfach nicht über den Verlust hinwegzukommen. Deshalb verlässt sie ihre gemeinsame Heimat und plant in Bedford einen Neuanfang. Tagsüber kellnert sie in einem Café, abends lauscht sie gemeinsam mit ihrem Hund Ghost den Erzählungen ihres Nachbarn Chase. Er muss genauso verrückt sein wie sie, um eine Wohnung zu beziehen, deren Schlafzimmer durch eine Tür mit dem ihren verbunden ist.
Brooklyn braucht einen anonymen Freund, einen Kummerkasten, jemanden, der sie therapiert und heilt. Chase ist einfach nur bewegt von dieser perfekt kaputten Frau, die ihm mehr und mehr ans Herz wächst. Er möchte sie näher kennenlernen; sie hält ihn auf Abstand. Denn sie ist noch nciht so weit, ihr Herz für jemand neues zu öffnen.
Die Geschichte wird erzählt aus Brooklyns und Chase Perspektive und bietet so einen schönen Einblick in ihr Innerstes.
Brooklyn liebt Bücher und ihren Hund Ghost. Sie ist ein sympathischer Protagonist, der in seiner eigenen Gefühlswelt gefangen ist und droht, sich selbst zu verlieren. Einerseits möchte sie ihr Leben endlich in den Griff bekommen und wieder glücklich werden; andererseits plagen sie Schuldgefühle, da sie doch unmöglich glücklich sein darf, während Thomas tot ist.
Thomas spukt konstant in ihren Gedanken herum und obwohl er keine eigene Stimme hat, lernt man ihn über Brooklyn kennen und lieben. (Wie kann man einen Mann auch nicht lieben, der extra die Regalböden verstärkt, damit mehr Bücher hineinpassen…)
Chase lebt nebenan. Seine Lieblingsfarbe ist blau, seine Lieblingseissorte Schokolade, seine Lieblingsband Rise Against (!!). Er hat einen dicken Kater namens Garfield, eine Freundin, die ihn verrückt macht (und nicht auf die gute Art) und eine eigene Bürde zu tragen. Als er Brooklyn kennenlernt, merkt er, dass andere noch kaputter sind als er. Er wünscht sich nichts sehnlicher als Brooklyn kennenzulernen und ihr über ihre Vergangenheit hinwegzuhelfen. Um sie aufzuheitern, liest er ihr sogar Liebesromane vor, die sie so sehr liebt.
Neben den Protagonisten, gibt es einige wenige Nebencharaktere, die alle sehr sympathisch und authentisch in Szene gesetzt werden. Molly ist mein buchiges Ich. Sie war mir auf Anhieb sympathisch, reagierte auf Situationen wie ich es auch tun würde. Brooklyns Mom ist ein liebenswerter Mensch, der immer hinter ihr steht und nur das Beste für sie will. Sogar für die eher merkwürdigen oder unsympathischen Charaktere entwickelt man durch Stankewitz‘ hervorragende Schreibarbeit eine gewisse Form der Empathie.
Lediglich der letzte Twist am Ende des Buches war meiner Meinung nach ein wenig too much und für die Handlung unnötig. Ich will aber gar nicht näher darauf eingehen, um nicht zu spoilern. Außerdem hätte ich mir gewünscht, dass Brooklyn am Ende zwar noch an Thomas denkt (das nicht zu tun, ist vermutlich unmöglich), aber die Briefschreiberei hatte einen fiesen Beigeschmack. Wie fühlt Chase sich bitte dabei?
Ansonsten gibt es wirklich absolut gar nichts an dem Buch auszusetzen.
Fazit:
Perfectly Broken ist eine tieftraurige, emotional bewegende Geschichte von der Liebe, Freundschaft, Verlust und Hoffnung. Davon, sich selbst und anderen zu vergeben und sich in seiner Trauer und Verzweiflung nicht selbst zu verlieren. In Brooklyn’s Worten: „Ich weiß nicht, wieso, aber es zu [lesen], macht mich traurig und zur selben Zeit so unfassbar glücklich.“
5 von 5 Sternen. Mein Jahreshighlight bisher!
Liebste Zitate (Spoiler):
„Er sagte nicht oft, dass er mich liebte. Nicht, weil er nicht dasselbe empfand wie ich, nein. Thomas Morgan musste diese drei Worte nicht aussprechen, um es mir zu zeigen. Die Art und Weise, wie er mich ansah, reichte als Beweis. Wenn er mich abends im Bett an sich presste und mit dem Finger Kreise über meine Wange zog, schrie sein Körper lauter Ich liebe dich, als es Worte je könnten.“
„Ich hatte nie Probleme mit neuen Umgebungen, solange Thomas neben mir lag und mich gehalten hat. Es war mir egal, ob ich auf dem Boden, einem Bett oder einer Couch schlafen musste, solange ich nur meinen Kopf auf seine Brust legen konnte, war ich glücklich.“
„‚In Büchern stehen wir einfach auf Männer, die sich weiterentwickeln. Das macht die Geschichten aus! Wenn der Protagonist von Anfang an handzahm ist, ist es doch langweilig.‘ Gleichzeitig will ich ihm aber sagen, dass ich im wahren Leben nicht viel von solchen Typen halte.“
„Weil ich glaube, dass Thomas einer von den Sternen da oben ist und mich beobachtet. Und es würde mir das Herz brechen, wenn er denkt, dass ich ihn ersetze. Niemand kann ihn ersetzen.“
„Ja, ich bin mir mittlerweile sicher, dass es okay ist, zwei Männer zu lieben. Thomas als meine Vergangenheit und Chase als meine Zukunft. Für immer. Wie immer.“
„Die Zeit vergeht so schnell, und ich weiß, wie schnell dir das Schicksal jemanden entreißen kann. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als den Moment so gut es geht zu genießen.“