Janusmond
Louisson in Südfrankreich im Sommer. Es ist brütend heiß, als der Deutsche Leon Bernberg in den Ort kommt, um seine seit über 10 Jahren verschwundene Zwillingsschwester Lune für tot erklären zu lassen. ...
Louisson in Südfrankreich im Sommer. Es ist brütend heiß, als der Deutsche Leon Bernberg in den Ort kommt, um seine seit über 10 Jahren verschwundene Zwillingsschwester Lune für tot erklären zu lassen. Er stellt es sich ganz einfach vor – nur ein Papier von der Polizei und gut. Doch der Polizist Christian macht es sich nicht so einfach. Er beginnt, nach Lune zu suchen bzw. ihre alten Spuren zu verfolgen. Und verfällt irgendwie mehr und mehr in den Bann dieser sehr eigenartigen Frau. Und auch in den von Christian. Ein paar Tage lässt er ihn sogar bei sich und seiner Familie (Frau und 3 Kinder) leben. Doch mehr und mehr häufen sich eigenartige Vorfälle und dann sterben 2 Männer, die früher viel mit Lune zu tun hatten …
Zuerst an dem Buch aufgefallen ist mir die Gestaltung. Der Schnitt ganz schwarz, der Einband ebenfalls mit nur wenig roter und weißer Schrift. Innen ist es genau umgekehrt – rot überwiegt. Schon hier wird sehr deutlich gemacht, worum es in dem Buch geht. Die zwei Seiten eines Menschen oder eben zwei unterschiedliche Zwillinge oder auch zwei Sicht auf jedes Ereignis. Das zieht sich konsequent durch das ganze Buch. Zuerst kennt man nur die Version von Leon, der von seiner Frau und seinem Freund/Anwalt gedrängt wird, Lune für tot erklären zu lassen, damit sie an ihr Erbe von 8 Millionen kommen. Er verschweigt allerdings, dass die Mutter der Zwillinge, die Lune als Kind immer gequält hat, auf eigenartige Weise gestorben ist. Im Verlaufe des Buches erfährt man einiges aus Sicht von Lune durch ihre Briefe. Und im Fortgang der Geschichte hat man mehr und mehr Zweifel, dass Leon das alles so richtig erklärt hat und welche Rolle er bei dem ganzen spielt. Genau das macht die Spannung des Buches aus. Immer wenn man das Gefühl hat, jetzt klärt sich etwas, ist der nächste Abschnitt schon wieder mit neuen Sachen verwirrend. Man ahnt oder weiß, Leon ist nicht einfach nur der, der er vorgibt (was auch auf einige andere Personen zutrifft), aber man kann ihn nicht fassen. Und genau so geht es auch Christian, der mit seinem Kollegen ermittelt. Erst ganz am Ende gibt es eine zum Teil sehr überraschende Wende und trotzdem schließt das Buch auch wieder nicht völlig ab. Dieses Eigenartige und auch Zwiespältige hat mir gut gefallen. Es ist eben nichts eindeutig schwarz/weiß (oder eben hier schwarz/rot), die Seiten wechseln oft.
Auf eine Fortsetzung mit dem Polizisten Christian oder auf ein ganz anderes Buch der Autorin freue ich mich jedenfalls sehr.