Profilbild von Ceciliasophie

Ceciliasophie

Lesejury Star
offline

Ceciliasophie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Ceciliasophie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2019

Eine starke, weibliche Stimme der High Fantasy Welt, die mich restlos begeistern konnte

Der Untergang der Könige
0

Khirin wächst behütete von seinem Vater Surdyeh, einem blinden Musiker, und der Bordellbesitzerin Ola auf. Während er tagsüber zusammen mit seinem Vater auftritt, schleicht er sich nachts raus, um zu stehlen. ...

Khirin wächst behütete von seinem Vater Surdyeh, einem blinden Musiker, und der Bordellbesitzerin Ola auf. Während er tagsüber zusammen mit seinem Vater auftritt, schleicht er sich nachts raus, um zu stehlen. Doch einer seiner Einbrüche geht schief und Khirin sieht sich mit Problemen konfrontiert, die ein Ausmaß annehmen, mit dem er in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet hätte.
In seiner Welt voller Magie, Intrigen, Gewalt und bevölkert von unglaublichen Lebewesen wie uralten Drachen und Göttern muss Khirin sich von nun an behaupten.

Schon in der Verlagsvorschau der Hobbit Presse stach mir dieses Buch ins Auge. Nicht wegen des schlichten Covers oder des Titels, sondern wegen des Autorennamens. Denn High Fantasy – mein liebstes Genre – ist tatsächlich eine eher von männlichen Autoren dominierte Sparte in der Buchwelt.
Ich muss gestehen, dass ich tatsächlich nur aus diesem Grund so gespannt auf die Geschichte war, denn der Klappentext ist so nichtssagend, dass der mich einfach nicht vom Hocker reißen konnte.

Es war definitiv nicht Liebe auf den ersten Blick zwischen „Der Untergang der Könige“ und mir.
Abwechselnd erzählen Khirin und seine Wächterin Klaue die Geschichte von Khirins Leben – zumindest bis zu dem Punkt seiner Gefangennahme. Doch wird die Geschichte von den beiden nicht in chronologischer Reihenfolge erzählt, sondern in einem steten Wechsel. Khirins Part setzt zu einem viel späteren Zeitpunkt in seinem Leben an und Klaues Strang seines Lebens vor diesem. Ich brauchte einige Kapitel, um mich in der Geschichte zu sortieren und kaum hatte ich mich eingewöhnt, so kam der nächste stilistische Kniff der Autorin. Denn die Geschichte ist durchsetzt von Fußnoten, die sehr detailliert historische Personen, Gegenstände oder Ereignisse der Welt kommentierten.
So vergingen 200 Seiten und ich hatte noch immer nicht das Gefühl, wirklich zu verstehen, was die eigentliche Geschichte des Buches nun sein sollte.
Um vorweg zu greifen: Ich ahne erst jetzt, was eventuell in den beiden folgenden Bänden thematisiert werden könnte. Und bin restlos begeistert!

Ja, es war nicht Liebe auf den ersten Blick, sondern eine Anziehung, die sich im Laufe der Geschichte immer mehr und mehr aufbaute und mich regelrecht süchtig werden ließ.
Auch wenn der Start in die Geschichte lange dauerte, ich mich wirklich auf das Buch konzentrieren musste, so erhöhte sich doch mehr und mehr mein Tempo und die letzten 300 Seiten des Buches musste ich einfach am Stück lesen, da ich das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Zu spannend war der durchdachte Plot, zu sehr waren mir einige Charaktere ans Herz gewachsen. Und Jenn Lyons schaffte es immer wieder aus Neue, mich zu überraschen.

Auf Grund der Vielschichtigkeit der Geschichte kann das Buch nicht zwischen Tür und Angel gelesen werden. Das musste ich „schmerzlich“ am eigenen Leib erfahren, als ich versuchte, das Buch in der Bahn auf dem Weg in die Uni zu lesen. Da ich mich einfach nicht genug auf die Handlung konzentrieren konnte, verpasste ich wichtige Schritte und musste die Szenen noch einmal in Ruhe zu Hause lesen. (Außerdem tut es nach einer halben Stunde ganz schön in den Fingern weg, wenn man diesen Wälzer mit einer Hand hält. Auch hiervon kann ich nur abraten...)
Neben dem Wechsel der Zeiten und der Fußnoten ist die Handlung selber sehr vielschichtig und anspruchsvoll. Charaktere sind mitunter nicht die, die sie zu sein scheinen beziehungsweise vorgeben, verwandtschaftliche Beziehungen sind so eng verwoben und verstrickt und werden doch aufgelöst und neu verknüpft und die Handlungsorte können ebenso schnell wechseln wie Loyalitäten in dieser Geschichte.
Zugegeben, ein paar Namen mit anderen Anfangsbuchstaben als „K“ und „T“ hätten die Verwirrung mehr eindämmen können.

Jenn Lyons hat es geschafft, sich mit ihrem einmaligen und fantastischen Schreibstil verknüpft mit ihrem Geschick für kniffreiche Handlungen und Plottwists etwas holprig aber unumgänglich neben High Fantasy „Meister“ wie Rothfuss oder Sanderson zu stellen. Und kann sich an diesem Platz definitiv behaupten.

Ich kann die Veröffentlichung des zweiten Bandes nicht erwarten und verbleibe voller Hoffnung in diese weibliche Stimme der High Fantasy!

Veröffentlicht am 31.10.2019

Tolle Umsetzung der ernsten Thematik

Über die Grenze
0

Gerda ist fasziniert von den Geschichten der „Die drei Musketiere“ und würde am liebsten den ganzen Tag zusammen mit ihrem Bruder Otto Schwertkämpfe durch ihr Haus in Norwegen ausfechten. Doch dann geraten ...

Gerda ist fasziniert von den Geschichten der „Die drei Musketiere“ und würde am liebsten den ganzen Tag zusammen mit ihrem Bruder Otto Schwertkämpfe durch ihr Haus in Norwegen ausfechten. Doch dann geraten ihreEltern in Schwierigkeiten und Gerda muss ihre Musketier-Qualitäten im echten Leben unter Beweis stellen. Denn von diesen hängt das Leben von Sarah und Daniel ab, zwei jüdischen Kindern, die vor den Nazis über die Grenze nach Schweden zu ihrem Vater flüchten müssen.



Die Gräueltaten und den Schrecken der Nazis für Kinder gerechnet einzufangen und zu vermitteln halte ich für sehr schwierig. Aber gleichzeitig auch für so unheimlich wichtig.

Ich war deswegen sehr gespannt auf die Umsetzung der Autorin und wie die Geschichte den Balanceakt zwischen Wissensvermittlung und unterhaltender Handlung meistern würde.

Schon ab dem ersten Kapitel war ich gefangen von der Art und Weise, wie Maja Lunde ihre Charaktere auftreten ließ.

Die eher impulsive und stürmische Gerade stand in tollen Kontrast zu ihrem rationalen und ruhigerem Bruder Otto.

Als wäre der marsch Richtung Schweden für vier Kinder nicht schon genug, so geraten die vier immer wieder in Schwierigkeiten. Diese Schwierigkeiten waren gut in die Geschichte eingebunden und vermittelten so auf sehr einfühlsame Weise ein etwaiges Bild der damaligen Zeit. So ist die vermeintlich nette, alte Dame nur so lange nett bis sie von der religiösen Zugehörigkeit von Sarah und Daniel erfährt. Doch es gibt neben den Nazis, die die Kinder verfolgen, auch wirklich hilfsbereite und offenherzige Menschen.

Themen wie Freundschaft, Vertrauen und Schicksalsschläge werden ebenso behandelt wie die Streitigkeiten unter Geschwistern.

Der Schreibstil ist dem Alter (vom Verlag empfohlen ab 9 Jahren) angepasst mit vielen eher kurzen Hauptsätzen und sehr wenigen Nebensätzen. Die Kapitel sind relativ kurz gehalten und das Buch mit gerade einmal 192 Handlungsreisenden Seiten nicht zu dick. Langeweile kommt hier bestimmt nicht auf. Das Buch eignet sich auch toll zum Vorlesen.

Und obwohl ich definitiv Nichtzulassungen Zielgruppe gehöre, habe ich das Buch wirklich genießen können und für toll befunden. Ich kann es dementsprechend auch an interessierte Erwachsene empfehlen.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Vom Mondscheinpalast zur Himmelsburg, eine gelungene Fortsetzung!

Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
0

Ophelia reist vom Mondscheinpalast a und zieht mit Berenilde und Tante Roseline in die Himmelsburg, um Faruk fortan als Vize-Erzählerin zu dienen. Doch gebannt ist die Gefahr noch immer nicht und als aus ...

Ophelia reist vom Mondscheinpalast a und zieht mit Berenilde und Tante Roseline in die Himmelsburg, um Faruk fortan als Vize-Erzählerin zu dienen. Doch gebannt ist die Gefahr noch immer nicht und als aus der Himmelsburg Menschen auf unerklärliche Weise verschwinden, wird Ophelia sich dessen erneut mehr als bewusst. Von Faruk mit der Aufgabe betraut, sich der Ermittlung dieser Fälle anzunehmen, stürzt sich Ophelia mitten hinein in das gefährliche Abenteuer.

Nachdem ich den ersten Band verschlungen und zu einem Jahreshighlight auserkoren hatte, musste ich den zweiten Band direkt im Anschluss lesen und konnte mich dabei wirklich nicht stoppen.
Da ich beide Teile nahtlos hintereinander gelesen habe, brauchte es kaum Zeit, mich in der Geschichte wieder zu Recht zu finden. Doch für die Leser, die die Bände mit etwas Abstand lesen, gibt es zu Anfang eine wirklich tolle Zusammenfassung des ersten Bandes, die für den ein oder anderen wahrscheinlich sehr hilfreich sein könnte.
Die liebgewonnenen Charaktere des ersten Teils treten wieder in Erscheinung und man erfährt als Leser noch so einiges über sie.
Ophelia macht eine wirklich spürbare Charakterentwicklung durch und die schüchterne junge Frau fängt an, mehr und mehr für sich selber einzustehen ohne dabei jedoch ihre Authentizität zu verlieren.
Und auch über Thron erfährt der Leser mehr und mehr, wodurch seine Handlungen besser einzuordnen sind und man ihn ein wenig besser einschätzen kann. Auch Thorn ist mir in diesem Band noch einmal mehr ans Herz gewachsen.
Natürlich dürfen auch Berenilde und Tante Roseline nicht fehlen, doch treten eine ganze Vielzahl an neuen Charakteren in der Himmelsburg auf. Unter anderem Faruk, der Familiengeist des Pols.
Anders als beim ersten Band wird im zweiten ein kleiner Erzählstrang aus scheinbaren Rückblenden mit eingebunden. Anfangs war ich sehr verwirrt, was es mit diesen Rückblenden auf sich haben soll, waren doch nie bekannte Charaktere in diese eingebunden, doch meine Neugier wuchs und wuchs. Bis zum Showdown am Ende, das mich so gespannt auf den dritten Teil zurücklässt.
Ich hatte mir von diesem Band mehr Erklärungen über das Magiesystem gewünscht, da mir der Punkt im ersten Band noch nicht ausführlich genug beantwortet wurde und tatsächlich wurde die ein oder andere offengebliebene Frage beantwortet. Auch die Fähigkeiten der Charaktere selbst wurden in ihrer großen Vielfalt gezeigt und der Leser traf auf vollkommen neue Fähigkeiten.
Wie auch der erste Band strotzt dieser Teil nur so vor innovativen Einfällen und der Fantasie der Autorin. In dieser Reihe habe ich Bücher gefunden, die mich endlich wieder mitreißen konnten, denen ich stundenlang folgte und immer mehr wissen wollte. Leider ist dieses Gefühl des begeisterten Lesens mit den Jahren immer weniger geworden, umso mehr gewinnt die Geschichte aber an Begeisterung bei mir.
Ich kann nun das Erscheinen des dritten Bandes im November diesen Jahres kaum noch erwarten. Endlich habe ich mal wieder eine Reihe gefunden, auf deren Fortgang ich so gespannt bin!

Veröffentlicht am 31.07.2019

Ein Jahreshighlight!

Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des Winters
0

Der Riss trennte die Welt auf und zerbrach die Länder in Archen, die fortan schwebend am Himmel stehen. Ophelia lebt auf der Arche Anima ein ruhiges und beschaubares Leben. In ihrem Museum für Ur- und ...

Der Riss trennte die Welt auf und zerbrach die Länder in Archen, die fortan schwebend am Himmel stehen. Ophelia lebt auf der Arche Anima ein ruhiges und beschaubares Leben. In ihrem Museum für Ur- und Frühgeschichte fühlt sie sich am wohlsten und mit der Gabe der Leserin kann sie Gegenstände bis zu ihren Anfängen verfolgen, getragen durch die Emotionen und Erinnerungen derjenigen, die den Gegenstand in der Vergangenheit in Händen hielten. Doch dieses Leben endet schlagartig, als sie gezwungen wird, eine arrangierte Ehe mit einem Mann namens Thorn von der weit entfernten Arche Pol einzugehen. Am Pol erwarten sie Intrigen, Verrat und Gefahren und Ophelia gerät mitten hinein in dieses Schlangennest.

Ich hatte bereits wahre Begeisterungsstürme über dieses Buch durch die verschiedenen Lesepattformen fegen sehen. Oftmals wurde ich von solch gehypten Büchern enttäuscht, doch Cover und Klappentext machten mich schlussendlich so neugierig, dass ich pünktlich zum Erscheinen des zweiten Bandes „Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast“ diesen ersten Band einfach lesen musste.
Und wie meine Bewertung schon verrät: Ich habe mich von der Begeisterung anstecken lassen und wurde in keiner Weise enttäuscht. Ganz im Gegenteil, denn „Die Verlobten des Winters“ ist definitiv ein Jahreshighlight für mich.
Das liegt natürlich auch zu einem großen Teil an den Charakteren.
Ophelia ist eine ganz wunderbare Protagonistin, die so sehr heraussticht unter all diesen besonderen, wunderschönen und perfekten Protagonistinnen des Jugendbuch-Genres. Sie ist erfrischend anders, sehr interessant und es fiel mir leicht, mich mit ihr zu identifizieren.
Auch Thorn hat mir gut gefallen, war er doch ein Charakter, den ich sehr schwer einschätzen konnte und der mich dadurch immer wieder überrascht hat. Gerade wenn ich das Gefühl hatte, ihn besser verstanden zu haben, agierte er in einer Art und Weise, die ich nicht habe kommen sehen.
Auch die Bewohner des Mondscheinpalastes, in dem große Teile der Handlung spielen, sind interessant trotz ihrer Grausamkeit. Das enge Geflecht der Intrigen lässt den Leser hinter jeder umgeblätterten Seite neue Abgründe erkunden und Handlungen in Frage stellen.
Das Magiesystem fand ich sehr innovativ und interessant, denn jede Familie hat eine andere Begabung. Während Ophelia mit ihren Händen die Geschichte von Gegenständen lesen kann, so kann ihre Tante Papier restaurieren. Und auch in Throns Familie gibt es viele unterschiedliche Begabungen. Ich hätte mir noch ein wenig mehr Erklärungen zu diesen Begabungen gewünscht, doch da es sich bei „Die Spiegelreisende“ um eine Trilogie handelt, werden in den weiteren Bänden hoffentlich noch mehr Antworten auf meine Fragen geliefert.
Die Handlungsorte waren ebenso wie die Begabungen sehr verschieden und faszinierten mich immer wieder aufs Neue. Vor allem der Mondscheinpalast ist wirklich spannend dargestellt und ich hatte wahre Freude beim gemeinsamen Entdecken des Ortes mit Ophelia.
Der Ideenreichtum und die Fantasie der Autorin sind auf jeder Seite spürbar und bieten so viel innovatives Potential, das authentisch umgesetzt worden ist. Mir hat ein solches Buch wirklich sehr auf dem Jugendbuchmarkt gefehlt und ich bin sehr froh, dass die Bände ins Deutsche übersetzt wurden und werden.
Die Vergleiche, die zu Harry Potter gezogen werden (vor allem auf Goodreads) kann ich nicht nachvollziehen. Das Zitat der New York Times („Christelle Dabos’ Bestseller-Debüt beschwört sowohl den Humor als auch den bestechenden Gerechtigkeitssinn von Harry Potter.“) mag viel zu diesem Vergleich beigetragen haben und etliche falsche Vorstellungen geweckt haben. Ich finde es schade, dieses Buch mit Harry Potter zu vergleichen, ist es doch eine ganz andere Art der Geschichte. Auch wenn sich die New York Times viel mehr auf die Art wie die Charaktere handeln bezieht, so weckt natürlich die Erwähnung von Harry Potter Gefühle und Erinnerungen, die „Die Verlobten des Winters“ nicht erfüllen kann – für mich könnte dies kein Buch. Von daher rate ich sehr davon ab, dieses Buch zu lesen, wenn man eine ähnliche Geschichte sucht wie Harry Potter. Es ist eine wunderbare Geschichte, die ihren ganz eigenen Zauber hat und ohne diese Erwartungshaltung gelesen werden sollte.
Schlussendlich kann ich mich dem Begeisterungssturm nur anschließen und das Buch aus tiefstem Herzen empfehlen.
Ich stürze mich nun sofort kopfüber in den zweiten Teil und bin gespannt, wie es mit den Charakteren weitergeht und welche Überraschungen die Autorin im zweiten Band bereithält!

Veröffentlicht am 10.07.2019

Pan's Labyrinth in den Worten von Cornelia Funke. Düster, grausam, mit einem wunderbaren Schreibstil

Das Labyrinth des Fauns
0

In einer alten Mühle in einem Wald in Spanien 1944 wütet der Hauptmann Vidal grausam und bekämpft die im Wald Schutz suchenden Partisanen. Mitten in dieses Geschehen hinein gerät die junge Ofelia, denn ...

In einer alten Mühle in einem Wald in Spanien 1944 wütet der Hauptmann Vidal grausam und bekämpft die im Wald Schutz suchenden Partisanen. Mitten in dieses Geschehen hinein gerät die junge Ofelia, denn ihre hochschwangere Mutter heiratete nach dem Tod ihres Vaters erneut. Ausgerechnet den Hauptmann Vidal, der die Geburt seines Kindes miterleben und kontrollieren möchte. Während Ofelias altes Leben Stück um Stück wegbricht, eröffnet sich ihr eine vollkommen andere Welt. Denn neben der Mühle ist ein altes Labyrinth und in diesem wartet der Faun auf Ofelia.

Ich kenne den Film „Pan’s Labyrinth“ bisher nicht, werde ihn mir aber nach diesem Buch definitiv ansehen. Doch ich verfolge Cornelia Funke sehr aktiv und erfuhr daher schon früh von der Zusammenarbeit mit dem Regisseur Guillermo del Toro. Dementsprechend bewusst war mir vor Beginn des Buches auch, dass es sich um eine Erzählung des Films handeln würde und nicht um ein eigenständiges, neues Werk rein aus der Feder der Autorin. Bewerten kann ich in dieser Rezension nur die Geschichte und den Schreibstil, nicht aber die Geschichte in Verbindung zum Film. Ich las mir zumindest den Artikel auf Wikipedia zu dem Film durch und kann durch Rückmeldungen in einer Leserunde auf Lovelybooks nur weitergeben, dass das Buch sehr nah am Film ist, jedoch ein paar zusätzliche Informationen zu einzelnen Szenen und Objekten vermittelt.
Da durch den bereits existierenden Film viele Rahmenbedingungen gegeben waren, war ich sehr gespannt auf die Umsetzung in verschriftlichter Form. Ich stelle es mir durchaus sehr schwer vor, Charaktere, die von einer anderen Person ins Leben gerufen wurden, authentisch und treffend darzustellen. In meinen Augen ist dies Cornelia Funke durchaus sehr gut gelungen. Ofelia ist eine wirklich interessante und sehr abwechslungsreiche Protagonistin. Ich hätte mir nur ein wenig mehr Charaktertiefe und –Entwicklung gewünscht, da ich von Cornelia Funke deutlich bessere Darstellungen gewohnt bin. Dass es in diesem Buch nun nicht auf dem Niveau passiert wie in ihren anderen Büchern, liegt für mich in dem engen Spielraum begründet, der ihr zur Verfügung stand.
Auch die weiteren Charaktere sind sehr spannend und vor allem der Hauptmann Vidal ist so bildgewaltig und düster beschrieben, dass ich sein Abbild wirklich greifbar vor Augen hatte. So furchtbar der Charakter auch ist, die Darstellung von diesem ist Cornelia Funke unheimlich gut gelungen.
Was das Buch für mich zu etwas ganz besonderem machte, war der Schreibstil. Cornelia Funke schaffte es, mir eine Gänsehaut beim Lesen über den Rücken laufen zu lassen, die Augen vor der unterschwelligen Grausamkeit zu verschließen und vor Aufregung um das weitere Geschehen schlaflose Stunden zu bereiten. Der Schreibstil ist so beschreibend und detailreich, dass mir Szenen genau vor meinem inneren Auge gezeigt wurden. Der Schrecken war so greifbar durch die bildgewaltige Sprache und so grausam durch die Kühle. Dann jedoch war er wieder sehr mystisch und lockte mit neuen Abenteuern. Schon die ersten paar Sätze zogen mich vollkommen in ihren Bann. Dieses sehr hohe Niveau hielt an bis zum letzten Satz und ich kann es nun wahrlich nicht mehr erwarten, bis im Oktober mit „Palast aus Glas“ ein neues Werk aus Cornelia Funkes Feder erscheint.
Nach Beenden des Buches muss ich mich vielen anderen Rezensionen anschließen. Die Zuordnung zum Jugendbuch-Genre vom Verlag sehe ich als falsch an. Auch das Cover – so schön es sein mag – verspricht in meinen Augen eine andere Art von Geschichte. Das Buch ist grausam und brutal, Menschen sterben, werden gefoltert und getötet. Das mag ein jeder anders wegstecken, doch würde mir eine Zuordnung ins Fantasy-Genre oder zu den Romanen (mit fantastischen Elementen) deutlich besser gefallen. Eine Auswirkung auf meine Bewertung der Geschichte wird dieser Aspekt nicht haben, ich möchte ihn jedoch auch nicht unerwähnt lassen.
Alles in allem hat mir die Geschichte sehr gut gefallen, was vor allem an dem wunderbaren Schreibstil der Autorin lag. Den Film werde ich mir nun auf jeden Fall in Kürze einmal ansehen!