Wenn man zu den alten, reichen, hochangesehenen Familien in New York gehört, sind die Aufgaben für die Töchter des Hauses recht überschaubar: hübsch aussehen, brav und freundlich sein, auf den Bällen tanzen, sich umwerben lassen und irgendwann mit einer guten Partie verheiratet werden. Allerdings reicht das nicht allen der jungen Damen. Sie wollen ihr Leben zu einem gewissen Teil selbst in die Hand nehmen, lassen sich von ihren Gefühlen und Wünschen leiten und müssen immer damit rechnen, erwischt und abgestraft zu werden.
Auch Elizabeth Holland gehört zu diesen Kreisen und sie hütet ein für sie gefährliches Geheimnis. Ihr Herz ist bereits vergeben, an einen Jungen, den sie nicht lieben darf. Doch kann sie wirklich gegen ihr Herz entscheiden und einen anderen heiraten?
Der Einstieg in das Buch ist mir eher schwer gefallen. Der Prolog spielt einen Monat vor der Handlung, die danach kommt und könnte damit mehr oder weniger an das Ende des Buches angeschlossen werden, um wieder in die zeitliche Reihenfolge gebracht zu werden.
Auf der einen Seite macht das zwar neugierig darauf, wie es dazu kommt, dass die Charaktere in dieser Situation sind, andererseits fühlte ich mich von all den Namen irgendwie auch erschlagen. Es gibt im Prolog recht wenig Handlung, dafür aber unzählige Namen und Beschreibungen von Beziehungen und dem Aussehen der Anwesenden. Mir hat es den Eindruck vermittelt, sofort alles abspeichern zu müssen, damit man danach noch weiß, wer wie mit wem in Verbindung steht und warum sich das so entwickelt haben könnte, obwohl man dazu zunächst ja nichts erfährt.
Nach dem Prolog wurde es zwar ein wenig leichter, ich habe allerdings doch einige Zeit gebraucht, um mich richtig einzufinden.
Das Buch nimmt einen mit ans Ende des 19. Jahrhunderts und präsentiert dem Leser die Highsociety des damaligen New Yorks. Rauschende Feste, bunte Bälle, Klatschpresse mit Gerüchten oder wenn man einen falschen Schritt gemacht hat, Aufwartungen und Interessenbekundungen an den jungen Töchtern der angesehenen Häuser – all das gehört zum Alltag der Figuren, die man im Laufe des Buches kennenlernt. Dabei hat jeder seine ganz eigenen Interessen und Vorgehensweisen, um möglichst gut durch sein Leben und all die gesellschaftlich bedingten Schwierigkeiten zu kommen. Intrigen, Geheimnisse und kleine Skandale gehören dabei genauso dazu wie falsche Freundschaften, heimliche Treffen und gut gehütete Sorgen, um das Ansehen nicht zu verlieren.
Durch den personalen Erzähler ist es möglich, verschiedene Charaktere im Laufe der Handlung zu begleiten. Viele Passagen ist man bei der Familie Holland und trifft dort auch immer wieder auf andere Personen, wie Penelope Hayes und Henry Schoonmaker, die man in anderen Szenen einzeln begleitet. Dadurch erhält man einen recht umfassenden Blick auf die Handlung, deren einzelne Stränge sich alle auf die eine oder andere Weise bedingen, mit der Zeit verbinden und beeinflussen.
Neben den für die Damen wichtigem Thema „Liebe“ geht es auch viel um schöne Kleider, die Präsentation in der Öffentlichkeit und Einladungen zu Festen, die man erhalten sollte, um seinen Ruf zu wahren. Das war auch nicht unbedingt anders zu erwarten, wenn man bedenkt, in welchen Kreisen sich die Protagonisten bewegen. Immer wieder brechen die jungen Erwachsenen aber auch aus ihren Grenzen aus uns verhalten sich nicht unbedingt standesgemäß –für sie ein ziemlich gefährliches Spiel, denn jede ihrer Handlungen kann gegen sie genutzt werden. Diese Passagen haben mir allerdings mit am besten gefallen, weil sie ein wenig mehr Lockerheit und Leichtigkeit versprühen, als die anderen Abschnitte.
Die Sprache ist der Zeit angepasst, altertümliche Ausdrücke und höfliche Floskeln machen immer wieder deutlich, in welcher Epoche man sich bewegt. Durch die anschaulichen Beschreibungen der Personen und der Umgebung konnte man sich die Schauplätze und die wichtigsten Figuren gut vorstellen. Von vielen Charakteren hatte ich beim Lesen ein sehr genaues Bild im Kopf. Nachdem ich mich ein wenig an die Umstände, die Zeit und den Stil gewöhnt hatte, hat sich das Buch flüssig lesen lassen.
Ein wenig schade fand ich, dass ich im Prolog bereits einige Teile der Handlung geahnt habe, die dann auch genauso eingetreten sind. Zwar wusste man an einigen Stellen nicht, wie genau es dazu kommt, aber der Weg war doch teilweise recht deutlich. Dadurch wurde nicht so viel Spannung aufgebaut und die Handlung hat nicht so richtig an Fahrt aufgenommen. Am Ende des Buches bin ich nun aber trotzdem neugierig, wie es weitergehen wird. Man hat viele Charaktere etwas kennen gelernt, wobei sicherlich immer noch genug Geheimnisse und Intrigen aufzudecken wären, einige Stränge sind angefangen, die noch weiter geführt werden könnten und vor allem die Entwicklungen bei Familie Holland interessieren mich sehr.
Fazit
Nach einem etwas zähen und holprigen Start habe ich mich dann doch ganz gut in das Buch eingefunden. Die Sprache und Beschreibungen sind schön an die Zeit des späten 19. Jahrhunderts angepasst und die Gesellschaft, in die man eintaucht, kann man sich richtig gut vorstellen. Leider kamen viele Handlungsverläufe nicht wirklich überraschend, am Schluss des Auftaktes bin ich aber dennoch gespannt, wie es weitergehen wird.