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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2019

winterlich, spannend, gut erzählt

Winteraustern
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Bassin d' Arcachon zur Winterzeit: Direkt in seiner Heimat entdeckt Kommisssar Luc Verlain bei einer Bootsfahrt mit seinem Vater zwei Leichen auf einer Sandbank. Die beiden Mordopfer sind Söhne von Austernzüchtern ...

Bassin d' Arcachon zur Winterzeit: Direkt in seiner Heimat entdeckt Kommisssar Luc Verlain bei einer Bootsfahrt mit seinem Vater zwei Leichen auf einer Sandbank. Die beiden Mordopfer sind Söhne von Austernzüchtern aus der Gegend.

Ich hatte keine Ahnung, dass die Weihnachtszeit die absolute Hochsaison für die Austernzüchter ist und auch nicht, dass der Austerndiebstahl ein so großes Problem ist, dass sogar eine Gendarmerie-Einheit zum Schutz eingesetzt wird. Dass es für Kleinbetriebe ein Kampf ums Überleben gibt kennen wir hier ja auch aus der Landwirtschaft.

Mir hat es Spaß gemacht, diese Geschichte zu lesen. Alles rund um die Region, die nächtlichen Bootsfahrten, das harte Austern-Geschäft mit Verkostung und Verkauf wurde authentisch rübergebracht. Und ich habe einige Male Lust darauf bekommen, diese Köstlichkeit direkt vor Ort zu genießen. Alle beschriebenen Charaktere bis hin zu den Nebenfiguren fand ich stimmig und die Liebesgeschichte zwischen Luc und Anouk nicht zu dominant.

Obwohl der Inhalt wirklich viel Bezug nimmt aufs Austernzüchten und die Gegend am Meer, ist es mir nie wie eine Tourismuswerbung vorgekommen. Der schmale Grat, den Krimi noch vor der Region zu präsentieren, ist hier gut gelungen. Auf jeden Fall hat mich dieser Krimi überzeugt und da zum Schluß noch geschickt ein Cliffhanger eingebaut wurde, werde ich den Folgeband auch wieder ins Auge fassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.10.2019

poetisch

Der Gesang der Flusskrebse
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Die kleine Kya beobachtet eines Morgens ihre Mutter, wie diese ihre Familie verlässt. Sie spürt sofort, dass dies schlimme Folgen für sie und ihre Familie haben wird. Jahrelang hofft sie, dass ihre Mutter ...

Die kleine Kya beobachtet eines Morgens ihre Mutter, wie diese ihre Familie verlässt. Sie spürt sofort, dass dies schlimme Folgen für sie und ihre Familie haben wird. Jahrelang hofft sie, dass ihre Mutter zurückkommt. Die älteren Geschwister verlassen bald auch die trostlose Behausung im Marschland und selbst der Vater gibt die Fürsorge für seine kleinste Tochter auf.

Es war traurig mit anzusehen, wie dieses kleine Mädchen ums Überleben kämpft. Ganz unverschuldet muss sie dieses Verlassensein ertragen und bewältigen. Durch diese absolute Einsamkeit fällt ihr sogar das Sprechen schwer, da sie es fast nie nutzen und üben kann.

Ich finde, diese traurig schöne Geschichte besticht zum einen durch die vielfältige Beschreibung und Beobachtung der Natur und der Lebewesen. Und zum anderen durch die wenigen, vorsichtig geschlossenen Freundschaften, die Kya doch aufbauen kann. Diese Menschen bereichern ihr Leben und die Freundschaften sind dauerhaft.

Die Hörbuch-Sprecherin Luise Helm bringt die Geschichte sehr gut und stimmig rüber. Ihre Sprech- und Betonungsweise passt immer, es wird sogar mal eine Textpassage gesungen. Ein wirklich besonderes Debüt: wunderbar erzählt mit klug ausgearbeiteten Persönlichkeiten und viel Liebe zur Natur.

Veröffentlicht am 04.09.2019

Lust auf Südtirol

Der Tote am Gletscher
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Dies ist der erste Band der Südtirol Krimis und ich finde die Einführung des Ermittlerteams sehr gelungen. Johann Grauner ist echter Südtiroler, der die Menschen und die Täler kennt. Mit seiner Familie ...

Dies ist der erste Band der Südtirol Krimis und ich finde die Einführung des Ermittlerteams sehr gelungen. Johann Grauner ist echter Südtiroler, der die Menschen und die Täler kennt. Mit seiner Familie und dem Bauernhof den er nebenbei bewirtschaftet, ist er geerdet. Sein junger Partner Claudio Saltapepe ist Neapolitaner, der wohl irgendwie nach Südtirol zwangsversetzt wurde. Er fühlt sich hier nicht wohl: Die deutsche Sprache ist ihm fremd und speziell die Dialekt hier versteht er nicht. Er haßt die Berge und den Schnee. Er sehnt sich nach seinem „echten“ Italien mit südländischem Lebensgefühl und Verhaltensweisen. Für ihn sollte richtige Polizeiarbeit mit Mafiabekämpfung zu tun haben.

Der Fall eines Gletschertoten mit direkter Anlehnung an den berühmten Ötzi ist sehr originell. Er liest sich flüssig und humorvoll. Sehr gut gefällt mir, wie Koppelstätter uns Südtirol vorstellt: man kriegt richtig Lust darauf ohne dass der Krimi wie eine Reisewerbung daherkommt. Das hatte ich leider auch schon, als eine Touristikfachfrau sich an einem Krimi versucht hat.

Veröffentlicht am 01.08.2019

Ein starkes Debüt

Und dieses verdammte Leben geht einfach weiter
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Sunny und Timon sind beste Freunde und wollen nach bestandenem Abi ein paar Wochen auf Mallorca im Ferienhaus von Sunnys Eltern verbringen. Auf der Autofahrt nach Barcelona trifft Timon auf einer Raststättentoilette ...

Sunny und Timon sind beste Freunde und wollen nach bestandenem Abi ein paar Wochen auf Mallorca im Ferienhaus von Sunnys Eltern verbringen. Auf der Autofahrt nach Barcelona trifft Timon auf einer Raststättentoilette einen völlig verstörten jungen Mann, Jonas. Ihm geht es sichtlich schlecht sodaß Timons Helferinstinkt aktiv wird. Die beiden nehmen Jonas mit nach Barcelona, wo er auch mit der Fähre nach Mallorca übersetzt. Obwohl der Roman im Sommer auf Mallorca spielt ist er weder sommerlich noch jugendlich leicht, sondern wirklich heftig. Wir Leser erkennen schnell, dass sich Jonas in einer für ihn aussichtslosen Situation befindet und seine Mission keine gute ist. Nach und nach wird uns mittels Tagebucheinträgen das Verschwinden seiner kleinen Schwester Lina vor zwei Jahren während eines Mallorcaurlaubs präsentiert.

Gut fand ich auch die Darstellung von Sunny und Timon. Anders als „normalen Jugendliche“ hat jeder der beiden einige Probleme mit sich rumzutragen. Es war schön mitzuerleben, wieviel Aufmerksamkeit beide, anfangs hauptsächlich Timon, dem verstörten Jonas entgegengebracht haben. Man kann von Glück reden, dass Jonas mit den beiden so gute (und hartnäckige) Freunde gefunden hat. Ich fand die Entwicklung und das Umgehen der drei Jugendlichen miteinander gut dargestellt und authentisch.

Auch ich bin deutlich älter als das Zielpublikum, habe mich aber gut unterhalten gefühlt. Ich denke, dass diese Geschichte gut für Jugendliche passt und diese sich mit den Emotionen und Handlungsweisen der drei Protagonisten gut identifizieren können.

Veröffentlicht am 15.07.2019

Eine tolle Geschichte über Freundschaft

Im Freibad
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Die junge Journalistin Kate arbeitet bei der Londoner Zeitung Brixton Chronicle. Ihr Chef Phil drückt ihr ein Flugblatt in die Hände „Rettet unser Freibad“. Da könnte eine interessante Geschichte dahinter ...

Die junge Journalistin Kate arbeitet bei der Londoner Zeitung Brixton Chronicle. Ihr Chef Phil drückt ihr ein Flugblatt in die Hände „Rettet unser Freibad“. Da könnte eine interessante Geschichte dahinter stecken und Kate soll sich dort mal umschauen und umhören. Sie wird vor Ort an die treueste Schwimmerin Rosemary verwiesen. Als Rosemary bei ihrem ersten Kontakt erfährt, dass Kate schon Jahre nicht mehr schwimmen war, stellt sie als Bedingung fürs Interview, dass Kate zum schwimmen kommt. Ab da begleiten wir diese beiden wunderbaren Frauen bei ihrer Kampagne zur Rettung des Freibades, nach und nach werden immer mehr Bewohner von Brixton eingebunden.

Wir erfahren in Rückblicken von der lebenslangen, innigen Liebe zwischen Rosemary und ihrem Ehemann George. Und wir erleben Kate, wie sehr sie sich durch diese Kampagne verändert. Sie engagiert sich, schließt Freundschaften und ihr ganzes Leben bekommt eine andere Struktur.

Die Autorin hat wirklich Talent, ihre beiden Hauptdarstellerinnen zu zeichnen: Die 87-jährige Rosemary und George haben ihr ganzes Leben mit dem Freibad verknüpft. Sie haben sich dort kennengelernt, sich dort nachts geliebt, sind ihr Leben lang darin geschwommen und als vor 2 Jahren George beerdigt wurde, hat sich Rosemary danach von ihm quasi schwimmend verabschiedet. Zum Ende des Buches hin wird es treffend formuliert „Dieses Freibad ist ihre Heimat“. Auch Kate lernen wir intensiv kennen: ihr relativ trostloses Leben alleine in London. Geplagt von Einsamkeit und Panikattacken, unsicher und ängstlich. Und es gibt viele weitere wunderbare Charaktere: Jay, Erin, Hope, Ellis und der bereits verstorbene George.

Es ist schön, dieses Buch mitten im Sommer zu lesen. Mich hat es in den letzten Tagen angeregt, ins Freibad zu gehen. Ein tolles Debüt von Libby Page, dem ich überzeugte 5 Sterne gebe.