Skurril und unterhaltsam - jetzt weiß ich, warum der Flufhafen BER noch nicht fertig ist!
Goiko Schulz ist sechsunddreißig und kann bislang nur wenige Erfolge vorweisen: Er ist Dauerstudent, hat keine Freundin, sondern nur eine besorgte Mutter und die Aufgabe seiner HiWi-Stelle besteht vor ...
Goiko Schulz ist sechsunddreißig und kann bislang nur wenige Erfolge vorweisen: Er ist Dauerstudent, hat keine Freundin, sondern nur eine besorgte Mutter und die Aufgabe seiner HiWi-Stelle besteht vor allem darin, den Kater seines Professors zu versorgen. Nie hätte er erwartet, dass er sich durch eine Verkettung von unwahrscheinlichen Ereignissen gemeinsam mit der Fahrradkurierin Kira an Bord des Jungfernflugs der Eröffnung des Flughafens BER befindet. Gleich nach der Flughafeneröffnung ein Raumschiff auf die Landebahn knallt. Er selbst sein Flugzeug vor dem Zusammenstoß bewahrt. Und sich plötzlich mit Artenschützern an Bord eines weiteren Raumschiffs befindet, die Zukunft der Menschheit in seiner Hand…
Als ich „Alles außer irdisch“ zum ersten Mal sah, war meine Neugier gleich geweckt. Titel und Cover versprechen ein verrücktes Abenteuer, in welchem die unwissende Menschheit mit dem ein oder anderen Außerirdischen in Kontakt kommt. Als großer Fan von Douglas Adams war ich gespannt, was Horst Evers aus dieser nicht ganz unähnlichen Ausgangssituation macht.
Zu Beginn des Buches lernt der Leser zunächst einen russischen Herrn namens Juri kennen, ohne das enthüllt wird, was er mit den folgenden Ereignissen zu tun hat. Danach begegnet man zum ersten Mal dem Protagonisten Goiko und erfährt, wie es überhaupt dazu kam, dass er gemeinsam mit Kira an Bord des Jungfernflugs des Flughafens BER sitzt. An Bord des Flugzeuges geht plötzlich alles ganz schnell. Die Ereignisse überschlagen sich und die zu Beginn fast normal wirkende Geschichte wird mit jeder Sekunde skurriler. Da rettet seine Handyhülle Goiko das Leben, er wird von intelligentem Schleim zu einem Raumschiff gebracht und von sprechenden Kleidungsstücken in Empfang genommen. Nur zu gern ließ ich mich von den sich überschlagenden Ereignissen mitreißen und freute mich auch ein intergalaktisches Abenteuer.
Goiko gewöhnt sich schnell an seinen neuen Aufenthaltsort, auch wenn er eine Weile benötigt, um zu verstehen, wie ausgerechnet er in diese Situation gekommen ist. Damit er und auch der Leser das Wie und Was verstehen, nimmt man sich ausreichend Zeit für umfassende Erklärungen. Das anfängliche Tempo wurde so leider erst einmal wieder aus der Geschichte genommen und aufmerksam las ich mich durch die Hintergründe. Die könnte man komplex nennen, würde nicht immer wieder darauf verwiesen werden, dass Goiko vieles sowieso nicht verstehen würde und man die Erklärung stark vereinfacht hat.
Für mich zogen sich die Erklärungen etwas in die Länge, doch der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Der Autor hat hier auf intelligente Weise so einiges an Stoff verarbeitet: Da wird vom Finanzsystem über Abo-Fallen, dem freien Willen und dem Klimawandel so ziemlich alles thematisiert. Die Geschichte spielt in der Zukunft, was dem Autor den nötigen Freiraum für allerhand kreative Gedankenexperimente gibt, dessen Ergebnisse er dem Leser in dieser hypothetischen Zukunft präsentiert. Das ist mal völlig absurd, mal durchaus nachvollziehbar, doch vor allem eins: Ziemlich unterhaltsam.
In der zweiten Buchhälfte nimmt die Geschichte ihr Tempo allmählich wieder auf und die Charaktere machen sich an die Umsetzung eines wahnwitzigen Plans. Die Einmischung des anfänglich vorgestellten Juri in die Geschichte bietet noch einmal ungeahnte neue Möglichkeiten. Immer tiefer tauchte ich in die futuristische Welt ab, fieberte mit und hatte meinen Spaß dank immer neuer verrückter Situationen. Bis zum Schluss bleibt das Buch spannend und schließt gelungen, auch wenn längst nicht alle Fragen geklärt wurden.
„Alles außer irdisch“ bietet unterhaltsame Science Fiction, in welcher der unbedarfte Goiko sich bald gemeinsam mit Vertretern verschiedenster außerirdischer Arten daran macht, die Menschheit zu retten. Dabei wird auch so manches gesellschaftliche Thema aufgegriffen. Heraus gekommen ist eine skurrile, unterhaltsame und unvorhersehbare Geschichte. Jetzt weiß ich auch, dass kein Mensch was dafür kann, dass BER noch nicht fertig ist. Wenn ihr auch wissen wollt, warum das so ist, dann führt für euch kein Weg an „Alles außer irdisch“ vorbei!