Ein düsteres und verschwiegenes Geheimnis der katholischen Kirche
Irland, 1912: der Weg der beiden gegensätzlichen jungen Frauen Cindy und Fiona, angeblich missraten und sündig, kreuzt sich in einer der sogenannten Magdalen-Wäschereien, die gefallenen Frauen eine Zuflucht ...
Irland, 1912: der Weg der beiden gegensätzlichen jungen Frauen Cindy und Fiona, angeblich missraten und sündig, kreuzt sich in einer der sogenannten Magdalen-Wäschereien, die gefallenen Frauen eine Zuflucht bieten soll, um ihnen nach einer gewissen Zeit die Reintegration in die Gesellschaft zu ermöglichen. Dort treffen sie auf die junge Nonne Rose, die in die Wäscherei versetzt wurde. Bald stellt sich jedoch heraus, dass diese Magdalen-Wäschereien eher einem Vorhof der Hölle gleichen.
Die Magdalen-Wäschereien in Irland waren mir bis zu diesem Roman nicht bekannt und ich war entsetzt darüber, welche Zustände dort herrschten. Besonders schockierend finde ich, dass diese Einrichtungen bis in die 1990er Jahre überdauert haben und bis heute von der katholischen Kirche totgeschwiegen werden. Umso froher bin ich, dass die Autorin diesem düsteren Kapitel der Geschichte einen Platz eingeräumt und den betroffenen Frauen eine Stimme gegeben hat.
Die Magdalen-Wäschereien sollten vor allem Prostituierten eine Zuflucht und eine Möglichkeit geben, ihr Gewerbe aufzugeben und ein gottgefälligeres Leben nach Rückführung in die Gesellschaft führen zu können. In Wirklichkeit wurden die Frauen wie Sklaven gehalten, die nicht genügend zu Essen bekamen und auch keine Chance hatten, jemals diesen Einrichtungen zu entkommen. Ihre unehelichen Kinder wurden ohne das Wissen der Mütter an zahlungskräftige Adoptionseltern vermittelt. Gewalt durch die Nonnen sowie sexueller Missbrauch durch Priester und anderer Angehöriger der Kirche waren an der Tagesordnung.
Fiona und Cindy sind beides keine Prostituierten, sondern wurden aufgrund von Hass und unglücklicher Umstände ein Opfer der Wäschereien. Cindy ist eine Kämpferin, die sich nicht mit ihrem neuen Schicksal abfinden kann und will, was sie jedoch auch in Gefahr bringt. Für Fiona ist sie eine Art Anker, an dem sich die junge Frau aus gutem Haus orientiert – und eine Entwicklung durchmacht, die sie, wenn ihr Leben in normalen Bahnen verlaufen wäre, sicherlich niemals durchgemacht hätte.
In der Wäscherei treffen die beiden Frauen auf Schwester Rose, die die Bezeichnung Nonne wirklich verdient. Sie zeichnet sich durch Nächstenliebe und Empathie aus – ihr fallen zwar die Missstände recht schnell auf, aber da sie als Waise ihr ganzes Leben in einem Kloster verbracht hat, wagt sie es anfänglich nicht, dagegen aufzubegehren. Die Zweifel wachsen jedoch immer weiter.
Das Buch behandelt jedoch nicht nur die Geschichte der drei Frauen in der Wäscherei, sondern beschreibt auch die Schwierigkeiten, die alleinstehende Frauen in der Gesellschaft haben, die es tatsächlich schaffen, den Fängen der Nonnen zu entkommen. So geraten Cindy, Fiona und Rose noch in die Wirren des irischen Freiheitskampfes, bei dem sie sich für eine der Seiten entscheiden müssen.
Die Autorin hat mit dem vorliegenden Roman ein aufwühlendes Buch geschrieben, das gleich zwei Kapitel der irischen Geschichte erzählt: die der Magdalen-Wäschereien und die des irischen Freiheitskampfes. Es konnte mich wieder aufgrund des Schreibstils der Autorin voll überzeugen und hat mir spannende Lesestunden beschert.