Wenn die Tür halb offen steht, ein Flüstern zu dir rüberweht ...
Nach dem Tod seiner Frau zieht Tom Kennedy mit seinem Sohn Jake in das kleine Städtchen Featherbank, um nochmal komplett von vorne anzufangen und mit der tragischen Vergangenheit abzuschließen. Doch schon ...
Nach dem Tod seiner Frau zieht Tom Kennedy mit seinem Sohn Jake in das kleine Städtchen Featherbank, um nochmal komplett von vorne anzufangen und mit der tragischen Vergangenheit abzuschließen. Doch schon bald wird ihr Umzug zu einem wahren Albtraum. Als ein Junge verschwindet, erinnert das an einen Fall von vor 20 Jahren, als „Der Kinderflüsterer“ fünf Jungen entführte und tötete. Der Mann von damals wurde gefasst und ins Gefängnis gesteckt – doch nun stellen sich die Beamten die Frage, ob es nicht einen Komplizen gab, der nun wieder zugeschlagen hat. Alles begann mit einem Flüstern durch des Fenster – und Jake hört es nun ebenfalls …
Schon als ich von der Geschichte hörte, wusste ich, dass ich sie unbedingt lesen muss. Das Buch wurde auf dem Bloggertreffen auf der Leipziger Buchmesse so begeistert vorgestellt, dass ich sofort interessiert war und es am liebsten direkt gelesen hätte. Es klang unheimlich und ich versprach mir viel Spannung und einige Gänsehaut-Momente. Und was soll ich sagen? Enttäuscht wurde ich nicht.
Vor allem die erste Hälfte, in der alles langsam seinen Lauf nimmt, man etwas über den Fall von vor zwanzig Jahren erfährt und die ersten unheimlichen Dinge passieren, war ziemlich gruselig. Meine Augen haben nur so an den Seiten geklebt. Ich habe das Buch am Abend begonnen – für die richtige Atmosphäre - und irgendwann war ich selbst so paranoid, dass ich mein Fenster schließen und das Rollo herunterlassen musste, weil ich dachte, dass ich selbst gleich ein Flüstern hören würde. Der Gruselfaktor war also schon vorhanden, aber auch nicht so schlimm, dass ich das Buch hätte weglegen müssen – und das, obwohl ich ein ziemlich großer Angsthase bin. Die Spannung war richtig gut aufgebaut und hat mich nicht mehr losgelassen. Das Buch hat mich total in seinen Bann geschlagen und mitfiebern und miträtseln lassen. In der zweiten Hälfte beginnt sich dann alles langsam aufzuklären und man versteht endlich die Hinweise, die am Anfang gestreut wurden.
Man lernt neben Vater Tom und seinem Sohn Jake einige Charaktere kennen, aus deren Sicht die Geschichte ebenfalls zum Teil erzählt wird. Man erhält sowohl einen Einblick in die Polizeiarbeit und die Ermittlungen, bekommt aber auch ein paar wenige Kapitel aus der Sicht des Täters zu lesen. Besonders aber die Kapitel aus der Sicht von dem kleinen Jake fand ich wahnsinnig interessant und sehr bewegend.
Der Schreibstil von Alex North ist sehr angenehm und lässt sich sehr gut lesen. Tom berichtet aus der Ich-Perspektive das Geschehen, alle anderen Charaktere, aus deren Sicht erzählt wird, aus der Er/Sie-Form. Ich persönlich empfand diesen Wechsel der Erzählweise jedoch nicht als störend, sondern sehr passend, da man dadurch nochmal mehr versteht, was Tom alles durchmacht und wie er mit alldem umgeht.
Neben dem Verbrechen und den Gruselmomenten, beschäftigt sich das Buch aber auch mit den Problemen eines Alleinerziehenden Vaters. Toms Sorgen und Probleme, einen Zugang zu seinem Sohn zu finden, seine Trauer um seine verstorbene Frau, seine Versagensangst – all das wird sehr gut dargestellt, sodass man mit ihm Mitfühlen kann und sich selbst fragt, was man in so einer Situation tun würde. Trotzdem fand ich Tom und Jake zusammen einfach wahnsinnig niedlich – auch wenn sie ihre Probleme hatten.
Die Hinweise zum Verschwinden des Jungen und die scheinbare Verbindung zu dem alten ähnlichen Fall wurden gut verstreut und dem Leser nur stückchenweise zugespielt. Ich persönlich lese nicht allzu oft Thriller und wusste bis kurz vor dem Ende nicht wer nun dahinter steckt und was das alles überhaupt soll. Ich wurde sehr gut unterhalten und in Atem gehalten, sodass ich das Buch definitiv empfehlen kann. „Der Kinderflüsterer“ erhält von mir 5/5 Sterne.