Tragödie von Caracas
Nacht in CaracasCaracas ist ein gefährliches Pflaster und es gibt keine Rücksichtnahme, nicht einmal bei einer Beerdigung. Als Adelaidas Mutter nach schwerer Krankheit verstorben ist, kann Adelaida nicht lange am Grab ...
Caracas ist ein gefährliches Pflaster und es gibt keine Rücksichtnahme, nicht einmal bei einer Beerdigung. Als Adelaidas Mutter nach schwerer Krankheit verstorben ist, kann Adelaida nicht lange am Grab verweilen. Zu groß ist die Gefahr eines Überfalls. So beginnt sie in ihrer Wohnung mit der Trauer, die sich in Erinnerungen ausdrückt und auch in einem sorgenvollen Blick auf die Zukunft. Wie lange wird sie mit ihrem Geld auskommen. Wird ihre Arbeit für einen Verlag genug einbringen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Doch so kurz nach dem Tod ihrer Mutter kann Adelaida kaum klare Pläne machen. Ein solch großer Verlust ist nicht leicht zu ertragen.
Adelaida kommt durch den Tod ihrer Mutter, auch wenn dieser sich durch die Krankheit schon angekündigt hatte, in eine emotionale Ausnahmesituation. Nie ist es leicht, einen geliebten Menschen zu verlieren. Doch die unsichere politische Situation im Land trägt noch zusätzlich dazu bei, Adelaidas Anspannung außerordentlich zu vergrößern. Die Lage scheint aussichtslos, die Revolutionäre, von denen manchmal nicht bekannt ist, für welche Revolution sie kämpfen, stellen eine große Bedrohung dar. Menschen verschwinden, werden gefoltert oder einer Gehirnwäsche unterzogen. Wie soll Adelaida in so einem Land weiterleben, in dem es gefährlich ist, die Straße zu betreten und auch gefährlich im Haus zu bleiben.
Ganz schön viel stürzt auf die noch junge Adelaida ein. Wie soll sie das nur alles überstehen, allein und ohne Unterstützung. Nichts anderes kann Adelaida tun als Tag für Tag zu nehmen wie er kommt. Jeder Tag könnte ein besserer werden. Zunächst jedoch kommen schlimme Tage, die nur mit den Erinnerungen an die geliebte Mutter zu überstehen sind. Adelaidas schlimmste Zeit ist aber auch eine Zeit der Hoffnung und des Aufbruchs. Wenn auch nicht alles, was in diesem unsicheren Land geschieht, nachempfunden werden kann, so hält dieses Buch einem doch deutlich vor Augen, dass man das eigene relative Sicherheit gewährende Land mehr schätzen sollte. Denn meist muss man sich keine Gedanken machen, ob man sich überhaupt auf die Straße wagen kann. Und in Trauer wird man Hilfe finden, auch wenn man den Verlust selbst ertragen muss. Adelaida erlebt eine harte Zeit in einem sich auflösenden System. Man beneidet sie nicht und man bewundert ihren Mut, gewisse Dinge in die Hand zu nehmen und Chancen zu ergreifen. Es wird wohl verständlich, was einen Menschen überzeugen kann, sein Land zu verlassen.
Ein gelungenes Debüt, mit dem man sich auch noch nach der Lektüre weiter beschäftigt.