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Veröffentlicht am 16.08.2019

Tragödie von Caracas

Nacht in Caracas
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Caracas ist ein gefährliches Pflaster und es gibt keine Rücksichtnahme, nicht einmal bei einer Beerdigung. Als Adelaidas Mutter nach schwerer Krankheit verstorben ist, kann Adelaida nicht lange am Grab ...

Caracas ist ein gefährliches Pflaster und es gibt keine Rücksichtnahme, nicht einmal bei einer Beerdigung. Als Adelaidas Mutter nach schwerer Krankheit verstorben ist, kann Adelaida nicht lange am Grab verweilen. Zu groß ist die Gefahr eines Überfalls. So beginnt sie in ihrer Wohnung mit der Trauer, die sich in Erinnerungen ausdrückt und auch in einem sorgenvollen Blick auf die Zukunft. Wie lange wird sie mit ihrem Geld auskommen. Wird ihre Arbeit für einen Verlag genug einbringen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Doch so kurz nach dem Tod ihrer Mutter kann Adelaida kaum klare Pläne machen. Ein solch großer Verlust ist nicht leicht zu ertragen.

Adelaida kommt durch den Tod ihrer Mutter, auch wenn dieser sich durch die Krankheit schon angekündigt hatte, in eine emotionale Ausnahmesituation. Nie ist es leicht, einen geliebten Menschen zu verlieren. Doch die unsichere politische Situation im Land trägt noch zusätzlich dazu bei, Adelaidas Anspannung außerordentlich zu vergrößern. Die Lage scheint aussichtslos, die Revolutionäre, von denen manchmal nicht bekannt ist, für welche Revolution sie kämpfen, stellen eine große Bedrohung dar. Menschen verschwinden, werden gefoltert oder einer Gehirnwäsche unterzogen. Wie soll Adelaida in so einem Land weiterleben, in dem es gefährlich ist, die Straße zu betreten und auch gefährlich im Haus zu bleiben.

Ganz schön viel stürzt auf die noch junge Adelaida ein. Wie soll sie das nur alles überstehen, allein und ohne Unterstützung. Nichts anderes kann Adelaida tun als Tag für Tag zu nehmen wie er kommt. Jeder Tag könnte ein besserer werden. Zunächst jedoch kommen schlimme Tage, die nur mit den Erinnerungen an die geliebte Mutter zu überstehen sind. Adelaidas schlimmste Zeit ist aber auch eine Zeit der Hoffnung und des Aufbruchs. Wenn auch nicht alles, was in diesem unsicheren Land geschieht, nachempfunden werden kann, so hält dieses Buch einem doch deutlich vor Augen, dass man das eigene relative Sicherheit gewährende Land mehr schätzen sollte. Denn meist muss man sich keine Gedanken machen, ob man sich überhaupt auf die Straße wagen kann. Und in Trauer wird man Hilfe finden, auch wenn man den Verlust selbst ertragen muss. Adelaida erlebt eine harte Zeit in einem sich auflösenden System. Man beneidet sie nicht und man bewundert ihren Mut, gewisse Dinge in die Hand zu nehmen und Chancen zu ergreifen. Es wird wohl verständlich, was einen Menschen überzeugen kann, sein Land zu verlassen.

Ein gelungenes Debüt, mit dem man sich auch noch nach der Lektüre weiter beschäftigt.

Veröffentlicht am 11.08.2019

Neuanfang

Der Kinderflüsterer
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Vor einem Jahr ist Tom Kennedys Frau gestorben. Ihr gemeinsamer Sohn, der inzwischen 7jährige Jake ist froh, dass er und sein Vater an einem anderen Ort einen Neuanfang starten wollen. Sie verstehen sich ...


Vor einem Jahr ist Tom Kennedys Frau gestorben. Ihr gemeinsamer Sohn, der inzwischen 7jährige Jake ist froh, dass er und sein Vater an einem anderen Ort einen Neuanfang starten wollen. Sie verstehen sich nicht immer gut, aber trotz gelegentlicher Streitigkeiten haben sie sich lieb. Ganz so wie erhofft läuft der Neustart allerdings nicht. Obwohl Jake sich das Haus selbst ausgesucht hat, bekommt er in der Nacht Angst. Und auch die ersten Tage in der Schule sind schwer für ihn als Neuen. Tom, der einige Romane geschrieben hat, kann nicht arbeiten. Auch er leidet unter dem Verlust seiner Frau. Dass an seinem neuen Wohnort ein Kind verschwunden ist, hat er noch nicht mitbekommen.

Wie sehr leidet die kleine Familie unter dem Verlust der geliebten Frau und Mutter. Kein Wunder, dass es Schwierigkeiten gibt. Niemand ist darauf vorbereitet, einen geliebten Menschen zu verlieren. Nicht einmal, wenn man darauf gefasst sein muss, und schon gar nicht, wenn es einen unerwartet trifft. Tom will für seinen Sohn stark sein und Jake für seinen Vater. Inzwischen ist die Polizei immer noch dabei, den verschwundenen Jungen zu suchen. Die Vorgänge ähneln einem Fall, der bereits vor zwanzig Jahren als gelöst galt. Der damalige Täter wurde gefasst und sitzt immer noch ein.

In Teilbereichen ist dieser Debütroman schon etwas spooky. Es wird richtig unheimlich in diesem Haus mit der knarrenden Treppe und dem Flüstern. Da überläuft einem schon mal ein Schauer. Gleichzeitig empfindet man die Tragik des Todes der jungen Mutter. Vater und Sohn leiden und versuchen, sich gegenseitig eine Stütze zu sein. Spannend ist die fieberhafte Suche der Polizei nach dem verschwundenen Kind. Sie befürchten, sie könnten den Wettlauf mit der Zeit verlieren. Nach und nach kommt einem der Verdacht, der damalige Täter könnte auch jetzt noch eine Verbindung zum Geschehen haben. Geschickt werden die Szenenwechsel eingesetzt, um einen lange im Unklaren zu lassen, was hier wirklich vorgeht. Ein echter Suspense-Thriller mit einem leichten Grusel, bei dem man nicht so leicht errät, was vor sich geht.


Veröffentlicht am 09.08.2019

Bussi Bussi

Der Tote im Schnitzelparadies
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Den Namen hat er seinem italienischen Großvater zu verdanken, doch zufrieden ist der Polizist Arno Bussi damit nicht. Schließlich kommt er um keinen noch so dummen Scherz herum. Seiner Karriere sollte ...

Den Namen hat er seinem italienischen Großvater zu verdanken, doch zufrieden ist der Polizist Arno Bussi damit nicht. Schließlich kommt er um keinen noch so dummen Scherz herum. Seiner Karriere sollte das nicht abträglich sein und so ist der beim LKA in Wien gelandet (und im Bett mit der Frau seines obersten Chefs). Vorbei ist es mit dem schönen Aufstieg. Als Sonderermittler geht es ab in das hinterletzte Tal Tirols. Der Bürgermeister ist seit ein paar Tagen verschwunden und Arno soll ihn wiederfinden. Was er nach einer langen Fahrt mit seiner blauen Vespa zunächst findet, ist eine heruntergekommene Polizeiwache, die außer Betrieb scheint.

Vielleicht sollte man gewisse Aktivitäten einfach lassen. Allerdings ist das manchmal leichter gesagt als getan. Und dann muss man die Suppe auslöffeln, die man sich selbst eingebrockt hat. Notgedrungen macht sich der 28jährige Arno Bussi einen Plan, der sofort durch laute Rufe durchkreuzt wird. Etwas wurde gefunden, das der sofortigen Aufmerksamkeit bedarf. Wenn es schon nicht Wien, London oder Paris sein sollen, dann doch gleich ein richtiger Fall. Durch das Auffinden einer Leiche, wird die Suche nach dem Bürgermeister aufs äußerste verkürzt. Und Arno Bussi darf einen Mord aufklären.

Seinen Wunsch auf einen Kaffee am Morgen kann man gut verstehen. Wenn einem sonst die Felle davonschwimmen, wäre das doch das Mindeste. Man beginnt Mitleid mit Bussi zu haben, wenn ihm dieser Wunsch kurz vor der Erfüllung immer wieder versagt wird. Mit seinen Ermittlungen ist Bussi ziemlich auf sich allein gestellt, das Tal ist abgeschnitten und bis Hilfe von außen kommen kann, wird es noch etwas dauern. Doch Bussi stammt vom Land und so kann er sich gut in die Dorfbewohner hineinversetzen und ihnen einen Hinweis nach dem anderen entlocken. Ja, so geht es auf dem Land. Mit Spürsinn, Wortwitz und Humor versucht der Arno Bussi dem Täter auf die Spur zu kommen. Die manchmal etwas skurrilen Dorfbewohner sind dabei Hilfe oder Hindernis zugleich.

Ein kurzweiliger erster Band um den Inspektor Arno Bussi, der auf seiner blauen Vespa von Fall zu Fall reitet.

Veröffentlicht am 04.08.2019

Das Wunder

Das Schweigen der Angst
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Es ist tragisch, Ians Frau ist schwer an Krebs erkrankt. Eigentlich hatte sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden, dachte Ian. Doch als sie von der Wunderheilerin Megan hört, möchte sie einen letzten Versuch ...

Es ist tragisch, Ians Frau ist schwer an Krebs erkrankt. Eigentlich hatte sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden, dachte Ian. Doch als sie von der Wunderheilerin Megan hört, möchte sie einen letzten Versuch starten. Nach dem Treffen scheint es Jane Hewitt tatsächlich besser zu gehen. Mit Ian verbringt sie einen wunderbaren Tag, doch dann stirbt sie schneller als erwartet. Ian ist untröstlich, er gibt Megan die Schuld am noch früheren Tod seiner Frau. Megan liegt allerdings nach einem Unfall seit Jahren im Koma. Als Ian wegen Belästigung verhaftet wird, bittet er Dr. Alex Ripley um Hilfe.

Gerade ist Alex geschwächt von einem Einsatz zurückgekommen. Erholung ist es, was sie braucht. Ians Geschichte fasziniert sie doch so sehr, dass sie sich nach Holy Island vor der walisischen Küste aufmacht, um herauszufinden, ob Megan tatsächlich Wunder wirken kann. Dr. Ripley ist Theologin und sie hat sich auf die Erforschung möglicher übersinnlicher Phänomene spezialisiert. Wie sie in ihrem neuesten Buch schreibt, hat sie bisher keinen Beweis für das Wirken von Wundern finden können, allerdings auch keinen Gegenbeweis. Megans Geschichte hätte genau ins Buch gepasst. Kann die junge Frau, die seit Jahren in ihrem Zustand ist, vielleicht doch Wunder wirken?

Dies ist bereits der zweite Band um Dr. Alex Ripley. Zwar gibt es kleine Andeutungen zu dem anderen Buch, zum Glück werden für die Lektüre keine Vorkenntnisse benötigt, die Ermittlungen sind in sich abgeschlossen und die Rahmenhandlung wird so erklärt, dass man problemlos hineinkommt. Interessant wie die Autorin die Frage nach der Existenz von Wundern herangeht, denn der Leser entscheidet schließlich selbst, wie er die entsprechenden Passagen deutet. Das gibt einen Anstoß einmal genauer über das Thema nachzudenken. Gleichzeitig taucht Alex Ripley ins Gefüge eines kleinen Dorfes ein, dessen Bewohner oberflächlich freundlich sind. Allerdings sind viele auch finanziell abhängig von Megans Unterstützern. Alex merkt schnell, dass diese Freundlichkeit häufig nur vorgeschoben ist und sie sich vorsehen muss. Megans Schicksal bildet das Zentrum der Handlung, trotz ihrer erzwungenen Abwesenheit beherrscht der Gedanke an ihr Schicksal alles. Einige weitere Handlungsstränge wirken daneben ein wenig schnell und oberflächlich abgehandelt. Wem allerdings der fesselnd andere Ansatz gefällt, wird sich daran nicht groß stören und gebannt weiterlesen, um zu erfahren, was Alex Ripley noch herausfinden wird.

Veröffentlicht am 02.08.2019

Der Ausbruch

Jagd auf die Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 10)
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Manche Sachen dürfen einfach nicht geschehen. Robert Hunter ist entsetzt als er erfährt, dass der Serienmörder Lucian Folter aus dem Gefängnis entkommen konnte. Aus einem Hochsicherheitsgefängnis? Das ...

Manche Sachen dürfen einfach nicht geschehen. Robert Hunter ist entsetzt als er erfährt, dass der Serienmörder Lucian Folter aus dem Gefängnis entkommen konnte. Aus einem Hochsicherheitsgefängnis? Das sollte doch unmöglich sein. Folter war in einem Krankentrakt und dieser bildete keine große Herausforderung. Fast schon wie nebenbei bringt der Killer noch ein paar Mitarbeiter des Gefängnisses um. Hunter kann es kaum fassen, wie man Folter auch nur den Hauch einer Gelegenheit zur Flucht geben konnte. Es hätte klar sein müssen, dass er jeden Strohhalm ergreifen würde. Und Folter ist durchaus so intelligent, sich unter dem Radar zu halten.

Werden Hunter und Garcia es schaffen, Lucian Folter wieder einzufangen? Die Chancen stehen schlecht, der Mörder hatte einen Vorsprung und ist bekanntermaßen ein Genie darin, sich zu verkleiden und zu verstellen. Sein Ziel ist unbekannt. Will er etwa seine Tagebücher wiederhaben? Oder ist er auf Rache aus? In seiner Jugend war er dem etwas jüngeren Robert Hunter fast so etwas wie ein Freund. Folter weiß, dass Hunter alles tun wird, um ihn aufzuspüren. Folters geniale aber perfide Denkweise, lässt ihn einen Plan entwickeln, dessen erster Schritt es ist, Hunter seinen groben Aufenthaltsort mitzuteilen.

In seinem zehnten Fall muss Robert Hunter sich ein zweites Mal mit dem Schwerstverbrecher Lucian Folter beschäftigen. Und dieser Folter vermag es, seine Opfer wirklich grausam zu foltern. Dieses Wortspiel muss bei dem Namen einfach erlaubt sein. Man fragt sich am Rande, ob dem Autor diese Wortähnlichkeit bewusst war. Da Folter im englischen Original auch Folter heißt, wohl eher nicht. Wie man es von Chris Carter gewöhnt ist, liest sich dieser packende Thriller recht schnell. Dabei richtet der Täter einige seiner Opfer so grausam hin, dass man fast an eine Grenze kommt. Die Handlung ist aber so spannend, dass man nicht aufhören kann zu lesen. Zum Schluss hin bekommt man den Eindruck, ein Film wäre geeigneter gewesen, die Handlung zu verfolgen. Versiert versteht es der Autor, mehr als eine Überraschung aus dem Hut zu zaubern. Wenn man meint, man hat etwas erahnt, sollte man sich nicht zu sicher fühlen.