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Veröffentlicht am 04.08.2019

Rundum gelungen - tolles und humoriges Regionalkrimidébut!

Die Kuh kennt keinen Feiertag
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Milka Mayr, genannt Milky, hat schon zu Schulzeiten einen ausgeprägten Widerspruchsgeist, der sich oftmals im Aufstampfen mit dem linken Fuß äußert: Max Holl, der links hinter ihr in der nächsten Reihe ...

Milka Mayr, genannt Milky, hat schon zu Schulzeiten einen ausgeprägten Widerspruchsgeist, der sich oftmals im Aufstampfen mit dem linken Fuß äußert: Max Holl, der links hinter ihr in der nächsten Reihe sitzt, freundet sich mit ihr an - und die Freundschaft hält auch über die Schulzeit hinaus... Beide stammen aus der idyllischen Gegend bei Schwäbisch Hall und sind Kinder von Landwirten: So wundert es nicht, dass Milka im elterlichen Hof mithilft (und zwar sehr tatkräftig und vielseitig); Max hingegen sich mittels eines Kunststudiums der bäuerlichen Zukunftsperspektive entzieht; nicht zum Wohlwollen der Familie Holl, da die beiden Brüder Tim und Lukas nach dem Tod des Vaters nun die betriebliche Arbeit teilen....

Max betätigt sich stattdessen in der Erstellung von Gutachten, das er für Versicherungen und Kunsthändler anfertigt, da er über ein eidetisches Gedächtnis verfügt und wahre Kunst von einer Fälschung zu unterscheiden vermag....

An Milka's 35. Geburtstag ruft Christoph, Milkas Bruder, diese in ihrer Werkstatt, in der sie versucht, den 1200er VW-Käfer (Bj. 1964) wieder flott zu machen: Max ist auf der angrenzenden Wiese zum Wald in seinem Trike (Ultraleichtflieger) abgestürzt. Jede Hilfe kommt zu spät..... Ein Unfall, wie die Polizei vermutet - oder wurde nachgeholfen? War es gar geplanter Mord?

Dieser Frage und der sich anschließenden interessanten Ermittlungen nimmt sich Milka mit Hauptkommissar Paul Eichert in diesem sehr gelungenen Regionalkrimi an: Wo ist das Motiv zu finden, das Max Holl abstürzen und seinen Tod finden ließ? Zählen besonders Bruder Lukas oder der benachbarte Landwirt Feldmeier zu den Verdächtigen oder ist der Mörder in der Kunstszene bzw. deren mafiösen Strukturen zu finden?

Der Leser erhält genügend Raum vom Autor, mitzuermitteln: Die Spannung baut sich nach und nach auf und nimmt am Ende an Fahrt auf; auch trägt der Kriminalroman um Milka Mayrs 1. Fall feine humoristische Züge, die mir sehr gut gefallen haben. Erkennbar ist dies z.B. in Dialogen mit dem ehrenwerten Prof. Lothar Ebert, der Milka durch sein Sachverständnis in kunsthistorischen Fragen zur Seite steht und großen Gefallen daran findet; auch das Lokalkolorit ist idyllisch und atmosphärisch beschrieben: Wer Hohenlohe kennt mit Kirchberg an der Jagst oder "Hall" - oder gar bald mal wieder in diese schönen Gefilde reisen möchte: Dies ist eine Einladung dazu!

Die historischen (und auch lukullinarischen) Ausflüge fand ich sehr interessant, Letzteres gar appetitanregend und auch an kritischen Seitenhieben auf die schwierige, prekäre Situation von Landwirten, der Veränderung des Klimas, das diesen seit 2018 in besonderer Weise zusetzt, mangelte es nicht: Informativ fand ich diesen Krimi, da er auch aktuelle Einblicke in die Polizeiarbeit, die DNA-Forschung und Kriminalitätszweige ermöglicht, die sehr interessant zu lesen sind: So ist die Kriminalität mit gefälschter Kunst direkt hinter dem Drogen- und Waffenhandel zu finden.

Die unangepasste, toughe, vielseitig begabte und sympathische Ermittlerin wie auch Paul Eichert, der sie so gut es ihm möglich ist, in seine kriminalpolizeilichen Ermittlungen einbezieht und von ihrer Widerspenstigkeit mehr als begeistert ist (wie auch von ihrem durchaus kriminalistischen Spürsinn), sind Sympathieträger. Dem Autor gelingt es, einerseits vom Erzählstil her unaufgeregt zu sein, so dass der Krimi durchaus im Genre "cosy crime" beheimatet ist; zum anderen jedoch den Spannungsbogen und damit das Interesse des Lesers bis zum Ende hochhalten zu können. Der Verlauf der Handlung ist ebenso wie der unvorhersehbare Plot stimmig.

Fazit:

Ein interessanter, informativer, spannender Regionalkrimi, der mir durch seine oftmals mit feinem Sinn für Humor erzählte Handlung und die sympathische Ermittlerin Milka sehr gut gefallen hat! Voller Lokalkolorit; etwas Cosy-Crime, mit gutem Spannungsaufbau und -bogen: Genau wie ich es mag! Gerne spreche ich eine Buchempfehlung aus und vergebe 4,5* - 92° auf der "Krimi-Couch".
Gegen eine Fortsetzung bzw. weitere Fälle dieses Ermittler-Duos hätte ich ganz und gar nichts einzuwenden ;)

Veröffentlicht am 01.08.2019

Kreativ, außergewöhnlich, witzig - tolle Kochbuch(reihe)!!

Die One-Pot-Challenge
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"Die One-Pot-Challenge" aus dem GU-Verlag (Gräfe und Unzer, 2019, HC, gebunden) gehört in eine Reihe mit weiteren Titeln ("One Pot Soul Food, One Pot Meals und One Pot Pasta); wobei eines dieser außergewöhnlichen ...

"Die One-Pot-Challenge" aus dem GU-Verlag (Gräfe und Unzer, 2019, HC, gebunden) gehört in eine Reihe mit weiteren Titeln ("One Pot Soul Food, One Pot Meals und One Pot Pasta); wobei eines dieser außergewöhnlichen und witzigen Kochbücher durchaus "Appetit auf mehr" macht!


Es geht um ein neues Konzept, im vorliegenden Band ("Wer gewinnt?") um 'Topf vs. Blech vs. Pfanne'; moderiert von Jumbo Schreiner mit Rezepten des Kochtrios Martin Kintrupp, Sarah Schocke und Sandra Schumann.

Pro Kochrunde wirft Jumbo Schreiner eine Zutat "in den Ring", und das Kochtrio kreiert jeweils ein Megarezept, das ausschließlich in nur einem Topf, einem Blech oder einer Pfanne umgesetzt wird.
So geht es in den Runden um Zutaten wie

- Brokkoli, Kartoffeln, Auberginen, Garnelen, Kichererbsen, Hackfleisch und Kabeljau, Linsen u.a.

Es ist also für jeden Geschmack etwas dabei; kreative Rezepte werden von den KöchInnen gezaubert und Ergebnisse, die sich sehen (und schmecken) lassen können! Besonders gefiel mir (Kichererbsenfan, daher favorisiere ich die tollen Rezepte hier!) dabei, dass man viele Zutaten ohnehin zu Hause hat; also nicht zumeist erst loshetzen muss, um alles einzukaufen. (Z.B. bei

- Kartoffelgratin mit Bohnen; Penne mit Erbsen und Feta (hmm..) oder Paprika-Flammkuchen (ein Gedicht!)

Auch die wiederentdeckte Süßkartoffel fehlt nicht und die Rezepte sprühen allesamt vor Raffinesse - Gewinner sind alle für mich; ebenso für den Chefkoch zu Hause, der die schmackhaften Gerichte gut nachkochen kann.

Eine gute (und witzig moderierte) Struktur; gute Rezept- und Mengenbeschreibungen (meist für 2 Personen; also durchaus variierbar) und ein Register im Anhang vervollkommnen die One-Pot-Challenge, der ich gerne 5* erteile - und sie weiterempfehle!

Veröffentlicht am 06.06.2019

Die (bedrohte) Artenvielfalt erhalten - Nützlingen Raum geben!!

Wo die wilden Nützlinge wohnen
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Mit "Wo die wilden Nützlinge wohnen" - erschienen im Löwenzahn-Verlag (HC, gebunden, ISBN 978-3-7066-2645-3; Seiten: 320) hat die promovierte Landschaftsplanerin Sonja Schwingesbauer mit ihrem Sach- und ...

Mit "Wo die wilden Nützlinge wohnen" - erschienen im Löwenzahn-Verlag (HC, gebunden, ISBN 978-3-7066-2645-3; Seiten: 320) hat die promovierte Landschaftsplanerin Sonja Schwingesbauer mit ihrem Sach- und Gartenbuch (Untertitel "Gärtnern für eine bunte Tier- und Pflanzenwelt") ein äußerst spannendes, informatives und mit tollen Fotografien versehenes Gartenbuch für BiogärtnerInnen, Selbstversorger, Küchengärtner, BalkonbegrünerInnen und Urban Gardener vorgelegt, das sich unbedingt zu lesen lohnt!


Das Sachbuch besteht aus 3 Teilen; wovon Teil I die Definition des "Nützlingsgartens" erklärt und die Vorteile für Mensch und Tier hervorhebt (naturnah, pflegeleicht, tierfreundlich, Schutz und Förderung von Artenvielfalt, ein Ort der Freude und zum Leben).

Teil II befasst sich mit den Tieren (die in Fotoporträts genial vorgestellt werden), die im wilden Nützlingsgarten leben. Es geht um emsige 'Gourmets' und umtriebige Genießer (Schmetterlinge, Bienen, Hummeln, Ameisen, Eichhörnchen, Vögel, Igel, Fledermäuse, Eidechsen, Frösche, Schlangen etc.) wie auch um Beutefänger wie Spinnen, Käfer, Wespen, Libellen etc.

Besonders beeindruckt haben mich die Bodenbereiter und "Recyclingspezialisten" wie Regenwürmer, Asseln, Springschwänze etc., die allesamt, besonders die Regenwürmer als Bodenlockerer gern gesehene Gartengäste bei Gärtnern sind....

Teil III beschäftigt sich mit dem wichtigsten Anliegen dieses Gartenratgebers: Die wichtigsten Informationen und sehr wertvolle Erfahrungen und Tipps der Autorin, wie der eigene Garten ein Nützlings-Schlaraffenland wird: Es geht auf über 200 Seiten um die Gestaltung und Umsetzung verschiedener Projekte, die benannt und bestens erklärt werden: Wie eine Wildblumenwiese anzulegen ist, vertikales Grün geschaffen werden kann, Wasserstellen installiert werden können, Futter- und Nisthilfen für Nahrungsaufnahme und Unterschlupf für Igel & Co gebaut werden können, um diesen ein Überleben zu sichern.

In einzeln beschriebenen, übersichtlichen Schritten hat Sonja Schwingesbauer jedes Projekt oder Vorhaben - samt Pflanzenangaben, die sich eignen) genau dargestellt und somit eine große Hilfe für angehende NützlingsgärtnerInnen geschaffen, die jeweiligen Projekte im eignen Garten, auf dem Balkon oder auch in der Umgebung realisieren zu können. Die Übersichtlichkeit und ansprechende, strukturierte, höchst effiziente Darstellungsweise habe ich SO noch in keinem anderen Gartenbuch oder Ratgeber finden können: Chapeau an die Autorin!

Fazit:

Ein informativer, gut umsetzbarer, da sehr gut strukturierter Gartenratgeber und ein absolut empfehlenswertes Sachbuch für alle BiogärtnerInnen, denen in Zeiten des Bienen- und Insektensterbens, ja sogar des Artensterbens sehr daran gelegen ist, im eigenen Garten, auf dem Balkon oder in der Umgebung den schützenswerten Nützlingen Raum zur Entfaltung und Erhaltung der Arten zu geben! Eine absolute Leseempfehlung von mir für diesen wunderbaren, sehr informativen und mit tollen Fotografien versehenen Sach/Garten-Ratgeber! 5*****

Veröffentlicht am 06.06.2019

Individuell, informativ - der ultimative Normandie-Reiseführer!

Normandie Reiseführer Michael Müller Verlag
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Nicht nur das Land des Cidre, Calvados und Käse stellt uns der von der Normandie begeisterte Autor Ralf Nestmeyer in seinem Reiseführer "Normandie" 'etwas anderen', sehr individuellen und höchst informativem ...

Nicht nur das Land des Cidre, Calvados und Käse stellt uns der von der Normandie begeisterte Autor Ralf Nestmeyer in seinem Reiseführer "Normandie" 'etwas anderen', sehr individuellen und höchst informativem Reiseführer vor(erschienen im Michael-Müller-Verlag, 2019): Er nimmt uns mit in einer der schönsten, landschaftlich sehr reizvollen nordfranzösischen Region überhaupt: Neben wahren Bilderbuchlandschaften hat die normannische Kulturlandschaft schöne Städte und sehr hübsche Dörfer, alte Klöster und Kirchen, Schlösser und Gärten, Kunst und Museen sowie eine wunderschöne Küstenlandschaft und Klippen zu bieten!


Der Reiseführer ist fantastisch strukturiert und umfasst alle Regionen, die zur Normandie gehören. Ralf Nestmeyer stellt uns auf informativen Seiten, die sehr interessant zu lesen sind, besonders auch die Hintergrundinformationen "zum Nachlesen und Nachschlagen" die Seine-Region, die Cote d'Albatre, Calvados, Manche und Orne vor. Auch für Wanderfreunde hat er Touren zusammengestellt, die sich problemlos nachwandern lassen, so kommen auch diese auf ihre Kosten.

So ist man "orientiert unterwegs in der Normandie", wofür natürlich auch die Faltkarte sorgt, die dem Reiseführer beiliegt: Es gibt zu jeder Stadt, jedem Ort (den man auch leicht im Register finden kann) "praktische Tipps" des Autors und -was mir besonders gefiel, persönliche Tipps ("Mein Tipp") an sehr vielen Stellen. So hat man außer den Basis Infos, die in jedem anderen Reiseführer wohl auch zu finden sind, nochmal speziellere Informationen zur Hand, die sich als sehr wertvoll vor Ort erweisen dürften!

Ich habe am Beispiel "Mont-Saint-Michel", dem weltberühmten und unter dem Unesco-Welterbe stehenden Kloster erfahren, dass 2014 der alte Steg zwischen Insel und Festland durch eine Stelzenbrücke ersetzt wurde (ich war Ende der 70er Jahre dort, da gab es noch den Steg und es war nur möglich, in Zeiten der Ebbe die Insel zu besuchen. Auch die geschichtlichen Infos, die über Richard Löwenherz z.B. oder die historischen Hintergründe zur Landung der Alliierten (1944) hier benannt und gut recherchiert erklärt werden, fand ich sehr beachtlich. Dadurch ist es mehr als ein Reiseführer; die Geschichte der Normandie betreffend, die man im Anhang nachschlagen kann (und auch sollte).

Ausser den praktischen Reisehinweisen, auch Hinweise für Radreisende, Angaben zu landestypischen Übernachtungsmöglichkeiten gibt es tolle Informationen zu Brauchtum, Festen und Veranstaltungen in der Normandie, die mir persönlich besonders zusagten und worüber sich alle kulturell interessierten Normandie-Reisenden sehr freuen dürften. Auch der sprachliche Ausflug ins Französische (die Franzosen lieben ihre eigene Landessprache halt ;) finde ich sehr gut, er betrifft u.a. die Speisekarte und viele andere nützliche Rubriken für die Reise.

Fazit:

Ein individueller, sehr informativer und lesenswerter Normandie-Reiseführer von Ralf Nestmeyer, dessen Verbundenheit mit diesem wunderschönen und sehr geschichtsträchtigen nordfranzösischen Landstrich sehr zur Geltung kommt - und dessen Tipps für den nächsten Normandie-Urlaub ich jedem Reisebegeisterten empfehlen kann! Der Reiseführer lässt keine Wünsche offen - on y va!! 5*

Veröffentlicht am 27.05.2019

Ausruhen im "Hohlen Land"

Bell und Harry
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Der neue Roman von Jane Gardam, "Bell und Harry" im englischen Original bereits 1981 erschienen ("The Hollow Land"), wurde ins Deutsche von Isabel Bogdan übersetzt und erschien (HC, gebunden) 2019 im ...

Der neue Roman von Jane Gardam, "Bell und Harry" im englischen Original bereits 1981 erschienen ("The Hollow Land"), wurde ins Deutsche von Isabel Bogdan übersetzt und erschien (HC, gebunden) 2019 im Hanser Verlag. Da ich bereits die Trilogie um "The Old Filth" mit großem Vergnügen gelesen habe, war ich auf diesen Roman sehr gespannt - und wurde belohnt!

Ein köstlicher Roman über das Zusammentreffen zweier Familien; die Batemans aus London, die sich im alten Farmhaus "Light Trees" vom Londoner Gestank, Lärm und der Hektik in den 60er Jahren, in denen die Geschichte beginnt, ausruhen möchte und Familie Teesdale, traditionelle Farmer und Landbesitzer seit vielen Generationen, die das Farmhaus an die Batemans verpachten.

In sieben einzelnen Kapiteln lässt Jane Gardam den Leser an dem Beginn der zarten Freundschaft zwischen den Batemans und den Teesdales teilhaben, die sich später zu einer echten Freundschaft entwickelt und die Batemans die einzige Familie sein wird, die sogar im Winter ihr "Light Trees", das dem Großvater von Bell Teesdale gehört, beziehen und sich darin sehr wohlfühlen....

Familie Bateman bringt vier große Jungs mit, der Vater ist Journalist und es gibt noch Harry, der mit Bell (11) schnell Freundschaft schließt, auch wenn er etwas jünger als Bell ist. Eine großartige Jungenfreundschaft dieser zwei Hauptprotagonisten nimmt ihren Lauf, obgleich der erste Urlaub der Batemans unter einem schlechten Stern steht: Der Trecker der Teesdale's macht mächtig Lärm und es dauert bis in die Nacht, bis die Heuernte vom "Home Field" eingebracht ist (natürlich ist dieses Feld später immer schon abgeerntet, bis die Batemans kommen ;)

Mit Bell und Harry erleben wir wundervolle Ausflüge, lernen den Zigeunerhügel kennen (KEINE ZIGEUNER) und Jane Gardams wunderbaren trockenen Humor, da gerade dort natürlich immer wieder Zigeuner zu finden sind, die jedoch auch wieder spurlos verschwinden können: Sie räumt gar - ganz in ihrer unnachahmlichen Manier - mit so manchem Vorurteil auf und lässt zwei Zigeuner später die Fahrräder unserer jungen Helden zurückbringen, womit sie widerlegt, dass Zigeuner nur auf's Klauen aus sind ;)

In weiteren Episoden geht es zum Fischen mit Mr. Kendal, der am besten Kamine fegen, Fische fangen und besonders gut Geschichten erzählen kann; wir erfahren, weshalb die Hochmoore um Appleby "Hohles Land" genannt werden, erleben Granny Crack und die Geschichte der alten Eierhexe; sind auf einem "Fahrradeisflug" dabei und begleiten Bell und Harry bei tiefstem Frost zu dem Wasserfall, der im Winter einen sehr seltenen Anblick bietet. Schließlich kommt noch eine "Tnstitution" zu Besuch, die eine schmollende Tochter mitbringt und Bell und Harry genervt sind (was sich später ändern soll). Schlussendlich taucht ein Verwandter des alten Hewitson auf, der für sich das Recht beansprucht, "Light Trees" geerbt zu haben (und darüber hinaus eine weitere Goldgrube wittert, obgleich er in Südamerika bereits sein Glück gemacht hat und steinreich im Bergbau wurde).

Am Tag der totalen Sonnenfinsternis (wir schreiben den 11. August 1999) marschieren alle, wie es die Tradition gebietet, zu den Nine Standards - und der Held der Stunde ist Bells Great-Grandad, der die Lage sehr gelassen und souverän klärt.... Jane Gardam gelingt es in wenigen Sätzen, die Gier nach Reichtum und Gewinn eines Menschen zu persiflieren - und die wahrhaften Schätze des Menschseins dagegen zu halten. Respekt!

Der Stil Jane Gardams ist für mich unnachahmlich; atmosphärisch, mit skurrilen und sehr liebenswerten Haupt- und auch Nebenprotagonisten (hier sei besonders auch John Meccer erwähnt), die man sich gut im dörflichen Leben vorstellen kann. Zwischen den Zeilen tritt ausser dem gewohnten trockenen britischen Humor auch immer eine große Portion Menschlichkeit hervor, z.B. bei der Beschreibung von Granny Crack, die man als LeserIn zutiefst nachempfinden kann. Die herrlichen Dialoge, die teils ironischen Bemerkungen sorgen desweiteren dafür, auch diesen Roman der Autorin bezaubernd zu finden, federleicht und doch voller Tiefgang; gespickt mit knochentrockenem englischem Humor und Wortwitz. Die Romane Jane Gardam's lassen mich stets mit einem Schmunzeln zurück ;)

Fazit:

Eine wundervolle Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Familien, die unterschiedlicher nicht sein könnten; von Werten, die es hochzuhalten gilt (Freundschaft, Verständnis füreinander z.B.). Niemand kann auf solch' witzige, skurrile Art, versehen mit teils schnoddrigem englischen Humors, Romane schreiben wie Jane Gardam, daher reihe ich "Bell und Harry" zu der Reihe meiner "trouvailles" ein - meiner literarischen Juwelen, die mich sehr berühren, mich wunderbar unterhalten, Tiefgang haben und mich begeistern! Ich danke sowohl der Autorin für diese Sommergeschichte einer Freundschaft als auch Isabel Bogdan für die tolle Übersetzung und dem Hanser-Verlag für sehr vergnügliche, unterhaltsame und dennoch nachdenklich stimmende und tiefgründige Lesestunden, die ich im Hochmoor von Yorkshire (übrigens wirklich eine wundervolle Landschaft!!) literarisch verbringen durfte: Lesetipp von mir und 5*