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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2019

Die etwas andere Wienreise

Wien abseits der Pfade (Jumboband)
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Georg Renöckl kennt Wien wie seine Westentasche und schafft es, den Leser in sein Wien abseits der Touristenpfade mitzunehmen. Dabei sind die unterschiedlichen Routen wohlüberlegt wie z.B. "Von Sisi zu ...

Georg Renöckl kennt Wien wie seine Westentasche und schafft es, den Leser in sein Wien abseits der Touristenpfade mitzunehmen. Dabei sind die unterschiedlichen Routen wohlüberlegt wie z.B. "Von Sisi zu Franzl". Elisabeth lief ja bekanntlich ihrem Mann lieber davon. Renöckl dreht die Historie um und flaniert vom ehemaligen Kaiserin-Elisabeth-Bahnhof, heute Westbahnhof, zum ehemaligen Kaiser-Franz-Josefs-Bahnhof.

Bei jeder Tour beschreibt er die Straßen durch die er läuft so, dass der Leser den Eindruck bekommt, mitzugehen. Auf dem Weg kehrt er in Gaststätten und Cafés ein, besucht noch den einen oder anderen besonderen Laden und beschreibt außerdem architektonische und geschichtliche Besonderheiten, die man so nicht unbedingt in einem regulären Reiseführer findet.

Am Ende jeder Tour werden auf wenigen Seiten die wichtigsten Punkte in "Orte zum Verweilen" und "Orte zum Vertiefen" zusammengefasst. Diese Listen sind für die Vorbereitung eines Städtetrips sehr nützlich.

Die knapp 400 Seiten sind mit div. Kartenausschnitten und Fotos gespickt, doch leider ist die Qualität der Abbildungen nicht besonders gut und sie sind alle nur schwarz-weiß. Das war sicherlich eine finanzielle Entscheidung; meiner Meinung nach wurde dabei aber bei einem Reiseführer am falschen Ende gespart. Mit besserem Bild- und Kartenmaterial hätte ich die volle Punktzahl vergeben.

"Wien - Abseits der Pfade" kommt bei der nächsten Wienreise definitiv mit ins Gepäck und ich werde die eine oder andere Tour, die man in den handelsüblichen Reiseführern nicht findet, in Angriff nehmen. Ganz besonders freue ich mich darauf, Renöckls Tipps bzgl. besonderer Orte selbst ausprobieren. Die nächste Wienreise kommt jetzt erst recht!

Veröffentlicht am 22.09.2019

1. Band der Stuttgarter Schokoladentrilogie

Die Schokoladenvilla
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Stuttgart war in der Tat um die Jahrhundertwende eine Schokoladenhochburg bevor es eine Automobilstadt wurde. So beginnt auch Maria Nikolais 1. Band ihrer Trilogie rund um die Stuttgarter Fabrikantenfamilie ...

Stuttgart war in der Tat um die Jahrhundertwende eine Schokoladenhochburg bevor es eine Automobilstadt wurde. So beginnt auch Maria Nikolais 1. Band ihrer Trilogie rund um die Stuttgarter Fabrikantenfamilie Rothmann im Jahr 1903. Die Handlung dreht sich zum einen um die Protagonistin Judith Rothmann, Tochter des Schokoladenfabrikanten, die sich gegen die von ihrem Vater arrangierte Heirat mit dem Bankierssohn Albrecht von Braun und gegen gesellschaftliche und soziale Zwänge wehrt. Zum anderen erzählt der zweite Handlungsstrang das Leben ihrer Mutter, die sich durch lange Kuraufenthalte am Gardasee, der unglücklichen Ehe entzieht.

Als Schokoladenliebhaberin und Schwäbin, die viele Jahre in Stuttgart lebte, haben mich die detaillierten Beschreibungen div. Stuttgarter Stadtteile und Dialektausdrücke besonders angesprochen. Ich kann mit Judith Rothmann mitfühlen und bin immer wieder überrascht, wie stark Frauen während dieser Zeit unterdrückt wurden und Zwängen unterlagen. Dabei nimmt Nikolai nicht nur Bezug auf das privilegierte Leben höherer Töchter, die Vätern und Ehemännern Gehorsam schuldeten, sondern auch auf das armer Frauen und Mädchen, die einen großen Teil der Bevölkerung Stuttgarts ausmachten und in furchtbaren Verhältnissen und ohne Rechte leben mussten. Dabei fliegen die Hörminuten nur so dahin und der Hörer brennt förmlich darauf wie die Geschichte weitergeht.

Allerdings hat eine Tatsache stark mein Hörvergnügen eingeschränkt und deshalb zog ich auch ein Stern in meiner Bewertung ab. Das Hörbuch wird von Beate Himmel sehr gut gelesen, dabei macht sie jedoch einen großen Fehler: Sie lässt manche Personen im Dialekt sprechen, vor allem schwäbisch, aber auch rheinisch und das ging gehörig daneben. Das Schwäbische zeichnet sich eben nicht dadurch aus, dass alle S grundsätzlich als Sch gesprochen werden, um nur ein Beispiel zu nennen.

Ich bin schon sehr auf den zweiten Band gespannt, der glücklicherweise in der Zwischenzeit erschienen ist.

Veröffentlicht am 15.09.2019

Whysky, Nessie und Dudelsäcke

Fettnäpfchenführer Schottland
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Ich mag die Fettnäpfchenführer des Conbook Verlags als Sekundärliteratur zur Vorbereitung einer Reise neben den gewöhnlichen Reiseführern sehr. Sie haben so einiges an Zusatzmaterial zu bieten, so auch ...

Ich mag die Fettnäpfchenführer des Conbook Verlags als Sekundärliteratur zur Vorbereitung einer Reise neben den gewöhnlichen Reiseführern sehr. Sie haben so einiges an Zusatzmaterial zu bieten, so auch Ulrike Köhlers Schottland-Führer.
Die Autorin konnte durch zahlreiche Reisen ihr Wissen über Land und Leute vertiefen.

Sie erschuf die Protagonistin Franziska, eine junge Ärztin, die sich für ein knappes Jahr in einer Wohngemeinschaft in Inverness einmietet, um an einer Studie im örtlichen Krankenhaus mitzuwirken. Der Leser tritt nun zusammen mit Franziska in ihrem beruflichen und privaten Alltag in das eine oder andere Fettnäpfchen und lernt noch ganz nebenbei etwas über die schottische Kultur, Geschichte und Sehenswürdigkeiten kennen. Gleichzeitig wuchs bei mir die Vorfreude, eine Reise in das Land im wilden Norden Großbritanniens zu planen und die Highlands mit eigenen Augen zu sehen.

Veröffentlicht am 04.08.2019

Unterwegs am South West Coast Path

Schritt für Schritt – Unterwegs am South West Coast Path
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Daniela Leinweber berichtet auf den ersten Seiten "Was davor geschah". Sie wiegt 142 kg, hat zwei kleine Kinder und ist verheiratet. Schon auf den Hausberg zu steigen, für andere ein Sonntagsspaziergang, ...

Daniela Leinweber berichtet auf den ersten Seiten "Was davor geschah". Sie wiegt 142 kg, hat zwei kleine Kinder und ist verheiratet. Schon auf den Hausberg zu steigen, für andere ein Sonntagsspaziergang, ist für sie ein unüberwindliches Unterfangen. Um diesem Hügel zu erklimmen, muss sie 240 Höhenmeter überwinden, dabei schafft Daniela Leinweber nicht mal 500 Meter auf der Ebene. Eines Tages kann sie sich aufgrund ihrer Leibesfülle nicht mal mehr in ihrem Bett auf die andere Seite drehen. Das ist der Augenblick, indem sie beschließt ihr Leben zu ändern. Sie wurde Vegetarierin, fing in klitzekleinen Etappen an zu gehen, nahm über 50kg ab und begab sich nach einer langen Vorbereitungszeit zusammen mit ihrem Mann auf den South West Coast Path in Südengland. Dabei hatte sie den Mut, ihre Weitwanderung öffentlich zu machen, um Spenden für einen guten Zwecks zu sammeln.

Auf den nächsten knapp 300 Seiten beschreibt die Autorin Tag für Tag die Wanderung im Süden Englands. Man leidet mit ihr und manchmal war ich mir gar nicht so sicher, ob sie es überhaupt schafft. Doch da waren die Freunde, Nachbarn und Kollegen, die sowieso nicht so richtig an sie glaubten; da war der Spendenaufruf und die Enttäuschung, kein Geld zu sammeln und da war ihr fester Wille, ihr Leben zu ändern.
Was soll ich sagen, sie hat es geschafft - 1.014 km Strecke, ca. 35.000 Höhenmeter in 59 Tagen!

Auch heute hat Daniela Leinweber keine Modellmaße und ist nicht gertenschlank, aber sie hat ihr persönliches Wohlfühlgewicht und ist körperlich und geistig topfit.

Das Buch hat stilistische und literarische Schwächen, es hat auch die eine oder andere Länge, da manche Szene für meinen Geschmack zu ausführlich beschrieben ist, ABER es ist ein wichtiges Buch. Daniela Leinweber zeigt, dass man es schaffen kann, dass man auch mit ein paar Kilos mehr, sich bewegen kann. Dabei ist sie immer sympathisch und sehr authentisch.

Veröffentlicht am 01.08.2019

Den durchlässigen Darm heilen

Leaky Gut
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Leaky Gut, der durchlässige Darm, ist seit neuestem in aller Munde. Die einen halten es für eine Modeerkankung, andere leiden darunter und Ärzte stehe dem komplexen Krankheitsbild meist überfordert gegenüber ...

Leaky Gut, der durchlässige Darm, ist seit neuestem in aller Munde. Die einen halten es für eine Modeerkankung, andere leiden darunter und Ärzte stehe dem komplexen Krankheitsbild meist überfordert gegenüber und stellen oft die falsche Diagnose.

Dirk Schweigler erkärt auf eine sehr verständliche und humorige Art was man unter Leaky Gut versteht, wie man ihn gegenüber anderer Darmerkrankungen abgrenzen und wie eine Therapie aussehen kann. Dabei wir dem Leser schnell klar, dass man ohne eine Zusatzkrankversicherung bereits bei der Diagnose arm wird. Beim Leaky Gut handelt es sich genau genommen um ein Syndrom, eine Kombination von verschiedenen Symptomen (Krankheitszeichen), die i.d.R. gemeinsam und gleichzeitig auftreten.

Dirk Schweigler ist selbst betroffen und hat wie so viele Betroffene eine Odyssee hinter sich; beginnen mit Anis-Kümmel-Fenchel-Tee, über die obligatorische Darmspiegelung, zum Heilpraktiker und TCM-Therapeuten bis er auf einen Heilpraktiker stieß, der eine ausführliche Darmuntersuchung vornahm, denn die Ursachen sind vielfältig, wie z.B. Histaminintoleranz, Schwermetalle, Nahrungsmittelunverträglichkeiten uvm. Nur durch eine Stuhlprobe kann man die Diagnose Leaky Gut sicher stellen. Trotz der ganzen Komplexität gibt es Hoffnung und im letzten Kapitel jede Menge Tipps für eine erfolgeiche Behandlung.

"Leaky Gut" ist zum einen Betroffenen zu empfehlen und zum anderen allen, die sich einen guten Überblick verschaffen wollen.
1 Punkt Abzug gibt es für die etwas nachlässige Textkorrektur, abgesehen davon gibt es nichts zu Meckern.