Berührend, nachdenklich, sensibilisierend
"Drei Schritte zu dir" fällt in das Subgenre Sick Lit, das ich lange Zeit mied, weil ich das Gefühl hatte, dass sich die Geschichten ein ums andere wiederholen. Manchmal ist jedoch nicht das Was, sondern ...
"Drei Schritte zu dir" fällt in das Subgenre Sick Lit, das ich lange Zeit mied, weil ich das Gefühl hatte, dass sich die Geschichten ein ums andere wiederholen. Manchmal ist jedoch nicht das Was, sondern das Wie entscheidend, um von einer Geschichte berührt zu werden.
Stella und Will leiden beide an Mukoviszidose. Während Stella sehr sorgfältig mit ihrer Krankheit umgeht, ihren Tag durchstrukturiert und mit Hilfe eines YouTube Kanals für Aufklärung über die Krankheit sorgt, verhält sich Will scheinbar sorglos. Provoziert eine Verschlimmerung seiner Krankheit regelrecht. Doch was steckt wirklich hinter Wills Rebellion? Was hinter Stellas Verhalten?
Mit ganz viel Fingerspitzengefühl nimmt uns Autorin Rachael Lippincott mit in das Leben von Patienten mit der Diagnose einer Krankheit, die einen tödlichen Verlauf nimmt. Anders als in vielen anderen Sick Lit Romanen steht hier nicht nur die Geschichte zwischen den beiden Jugendlichen im Vordergrund, sondern was das Leben ausmacht. Ich frage mich mehr als einmal, wie ich wohl damit umgehen würde, wenn ich wüsste, dass ich in naher Zukunft sterben würde. Wie ich als Jugendliche damit umgegangen wäre und was wohl der "richtige" Weg ist. Auf ein paar Jahre verzichten und dafür intensiv leben? Oder ein paar Jahre mehr, um diese mit den Menschen zu verbringen, die ich liebe? Und wie berechenbar ist unser Leben überhaupt?
Ganz sanft, aber eindringlich nähern sich Will und Stella der Frage, was das Leben überhaupt lebenswert macht. Begegnen dabei mehr und mehr sich selbst. Nähern sich an, ohne sich nahe kommen zu dürfen. Schreiben ihre eigene Geschichte, die mich zu Tränen rührt.
Maximiliane Häcke, Synchronsprecherin und Schauspielerin aus Köln, spricht mit ganz viel Feingefühl die nachdenkliche Stella. Sympathisch wirken die beiden, werden eins, und berühren mich. Auch die Wahl von Wills Stimme ist mit Dirk Petrick, deutsche Stimme von Cole Sprouse, der den Will in der Verfilmung spielt, perfekt besetzt. Trotz seiner rauen Art mit seiner Krankheit umzugehen, ist Will ein sensibler Mensch, was von Petrick sehr gut verdeutlicht wird.
"Drei Schritte zu dir" ist die berührende Geschichte zweier Herzen, die füreinander schlagen, aber vom Schicksal davon abgehalten werden einander zu berühren. Der Roman von Rachael Lippincott basiert auf dem Drehbuch zu "Five Feet Apart", das von Mikki Daughtry geschrieben und von einer wahren Geschichte inspiriert wurde.
"Drei Schritte zu dir" ist mehr, als eine Liebesgeschichte. Es ist ein Sprachrohr für Krankheiten wie Mukoviszidose. Es ist eine Geschichte über Gefühle und Miteinander und eine Geschichte, die nachdenklich stimmt und sensibilisiert für das, was im Leben wichtig ist.