Schwarzer Humor vom Feinsten!
--- Kurzinhalt ---
Björn Diemel ist Strafverteidiger und deklariert sich selbst als sogenannter »Bäh«-Anwalt, denn sein Hauptmandant, Dragan, ist ein widerlicher Drogenboss, der zugleich mit Waffen und ...
--- Kurzinhalt ---
Björn Diemel ist Strafverteidiger und deklariert sich selbst als sogenannter »Bäh«-Anwalt, denn sein Hauptmandant, Dragan, ist ein widerlicher Drogenboss, der zugleich mit Waffen und Frauen handelt. Weil Björns Frau der Meinung ist, dass er allein an dem Zusammenbrechen der Ehe schuld sei, schickt sie ihn kurzerhand zu einem zwölfwöchigen Achtsamkeits-Seminar. Die Weisheiten, die er dort lernt, nimmt Björn dann allzu genau und setzt sie auf makabre Art und Weise bei Dragan ein: nachdem dieser gemordet hat und Björn bedroht, beschließt Björn Dragan einfach ebenfalls aus dem Weg zu schaffen. Damit haben sich für Björn die Pforten ins kriminelle Leben geöffnet.
--- Lesefluss ---
Wir erleben die Ich-Perspektive von Björn Diemel, der aus jetziger Sicht (wo er bereits den Mord begangen hat) erzählt, wie alles angefangen hat. Das Buch liest sich wahnsinnig flüssig und überall hüpft ein Schalk hervor und treibt seine Späße. Der schwarze Humor ist unverwechselbar – man darf das Buch bloß nicht zu ernst nehmen, es ist allen voran Unterhaltungslektüre.
Die Kapitel sind kurz und knackig und vor jedem Kapitel gibt es ein Leckerbissen in Form eines Zitates aus dem Weisheiten-Repertoire des Achtsamkeits-Coachs. Diese, muss ich sagen, sind in der Tat gar nicht mal so schlecht. Nun gut, ich mache auch Yoga und fühle mich von so einem Kram in der Regel eh sehr angesprochen. Wie Björn diese Achtsamkeitsregeln dann für sich umsetzt, ist ein Beweis dafür, dass jeder Mensch sich seine eigene Wahrheit so zurechtdreht, dass es mit seinem eigenen Gewissen vereinbar ist.
--- Der Mörder als Protagonist ---
Björn Diemel, 42, ist erfolgreicher Strafverteidiger. Er sorgt dafür, so berichtet er selbst, dass »Arschlöcher nicht den Ärger bekommen, der angebracht wäre.« Er ist wahnsinnig gut in seinem Job, hasst ihn aber gleichermaßen, was sich darin äußert, dass er Nackenschmerzen und Magenprobleme hat und völlig gestresst ist. Zudem ist er Vater und Ehemann. Diesem Mann würde man im echten Leben niemals begegnen wollen: er ist egozentrisch, unsympathisch, skrupellos und ohne Gewissen. Er sagt selbst: »Als Strafverteidiger ist man nicht der Wahrheit verpflichtet, sondern man muss nur Zweifel säen.« Wenn man das so liest, bekommt man natürlich einen sehr schlechten Eindruck von Anwälten überhaupt – aber ich vermute, dass Karsten Dusse absichtlich diese Aussagen streut, um Kritik an dem Rechtssystem zu nehmen. Zurück zu Björn: Einzig seine kleine fast 3-jährige Tochter scheint ihm etwas zu bedeuten. Und obwohl dieser Mann fast schon ekelhaft ist, fand ich es trotzdem interessant, dass ich als Leser die Story in der Ich-Perspektive von Björn genossen habe.
--- Was macht das Buch besonders ---
Die Weisheiten der Achtsamkeit, die sich eigentlich positiv auf das Leben auswirken sollen, werden hier in Verbindung gesetzt mit mörderischer Kriminalität. Das macht das ganze natürlich unglaublich interessant und lustig.
--- Was mir sehr gefallen hat ---
Der schwarze Humor war einmalig. Das Buch ist völlig überspitzt, unrealistisch, makaber, voll von Weisheiten, verdreht und hat einen mega unsympathischen Protagonisten. Im Normalfall wäre ich ggf. von derlei Dingen, insbesondere einem ekelhaften Protagonisten, abgeschreckt, aber zu dieser Satire passt es wie Faust aufs Auge.
Karsten Dusse hat einen sehr gelungenen Schreibstil, der zu der absurden Geschichte perfekt abgestimmt ist. Ich musste das ein oder andere Mal richtig lachen. Natürlich gab es hier und da mal ein paar Rechtschreibfehler, aber über die konnte ich hinwegsehen.
--- Meine (kleinen) Kritikpunkte ---
Die Personen, die mit Dragan (dem Mafioso) dubiose Geschäfte abwickeln, wurden ausgiebig benannt und erklärt. Zum Anfang hatte ich da ein paar Probleme, da ich diese Personen nicht kennengelernt habe. Es war dadurch sehr trocken und ich sah nicht wirklich durch, wer welche Stellung hat, warum wer angepisst von wem war und wer wen umlegen wollte. Aber irgendwann hatte auch ich den Durchblick, aber halt erst sehr spät im Buch.
- Achtung Spoiler –
Das Ende des Buches war, genauso wie der Anfang, sehr abstrus. Dass Björn mit all diesen Tötungsdelikten durchgekommen ist und selbst der einst so clevere Polizist (Nebendarsteller) irgendwie völlig naiv und ignorant über wichtige Tatbeweise hinweggesehen hat, war für mich doch etwas merkwürdig.
--- Mein Fazit ---
Der Roman ist fernab von Realität, völlig überzogen und überspitzt, aber genau darin findet sich auch sein Reiz: denn auf diese Art versucht Karsten Dusse Kritik am Rechtssystem zu äußern (zumindest interpretiere ich das so). Wer schwarzen Humor liebt, wird mit diesem Roman wunderbare, herzlich vergnügte Stunden verbringen. Eine klare Leseempfehlung!