Geschichte die lebendig wird…
Wer kennt sie nicht? Griechische Helden und die unglaublichen Sagen die über ihre Abenteuer erzählt werden, auch noch tausende von Jahren nach deren Tod. Doch wie könnte sich das ganze anhören, wenn wir ...
Wer kennt sie nicht? Griechische Helden und die unglaublichen Sagen die über ihre Abenteuer erzählt werden, auch noch tausende von Jahren nach deren Tod. Doch wie könnte sich das ganze anhören, wenn wir aus diesen Epen ein wenig Testosteron rausnehmen und den Frauen der Vergangenheit eine Stimme verleihen? Tochter des Meeres ist die Geschichte über ein junges, selbstbewusstes Mädchen. Eine geschickte Jägerin und Pfeilschnelle Läuferin, namens Atalante, die aus dem ihr angedachten, für damalige Frauen typischen Leben ausbrechen will. Sie erkämpft sich, verkleidet als Mann, Jasons ansehen und dass seiner Argonauten. Mit ihnen begibt sie sich auf eine lange, gefährliche Schiffsreise ans andere Ende ihrer Welt. Doch als Jason hinter ihr Geheimnis kommt, ist Atalantes härteste Stunde gekommen. Wird sie ihren Plan doch noch verwirklichen oder muss sie sich in dieser von Männern beherrschten Welt geschlagen geben?
Tochter des Meeres ist der zweite historische Roman von Emily Hauser, der eines der meist besungenen Sagen der mykenischen Kultur aus dem Blickwinkel einer Frau erzählt. Die Autorin verstrickt einzelne Sagen, die sich um Atalante ranken, zu einer wahren Heldinnen Geschichte, der es nicht an Spannung, Action, Herz und geschichtlichem Hintergrund mangelt. Die Protagonistin ist sehr unerschrocken, jedoch so waghalsig sie sich auch in Gefahren stürzt so deutlich spürt sie, dass es etwas Verborgenes in ihrem Leben gibt. Sie macht sich auf um den Ursprung ihrer Natur zu finden und steuert mehr oder weniger unbewusst dem größten Abenteuer, lebensbedrohlichen Gefahren und ihrem unweigerlichen Schicksal entgegen. Der Schreibstil ist so unfassbar mitreißend, dass man förmlich das Adrenalin spürt, wenn Atalante kämpft oder das ächzen der Argo hört, wenn der Bug sich durch die Wellen pflügt. Man fühlt sich als Leser zurück versetzt in diese Zeit und an diese Orte. Die bildgewaltige, klare Sprache und die präzisen Beschreibungen machen es dem geistigen Auge schwindelerregend einfach sich die Szenerie vorzustellen und lassen den Leser ganz in der Geschichte abtauchen. Auch ohne fundiertes Wissen über Atalante, Jason oder diese Zeit ist es problemlos möglich dem Roman zu folgen. Emily Hauser schafft es, wichtige geschichtliche Hintergründe ganz locker und scheinbar nebenbei in die Story einfließen zu lassen ohne dabei trocken oder ausschweifend zu werden. Sie lässt uns mit dem ganzen Herzen Geschichte spüren und leiert nicht familiäre Stammbäume oder Eckdaten herunter. Dabei greift sie eine allseits bekannte Sage auf und spinnt, um den Mythos -Atalante sei mit Jason und den Argonauten nach Kolchis gereist-, eine ganz eigene Geschichte und erzählt diese nicht aus dem alt bekannten Blickwinkel, sondern setzt dieses Mal eine Frau, ihr handeln, ihre Taten, ihre Gefühle und ihre Beweggründe in den Fokus. Wer hier also eine Heldensaga wie der Argonautika von Apollonios von Rhodos erwartet, mit seinen unglaublichen Schilderungen von Kentauren, Drachen, metallenen Vögeln, Männermordende Frauen, verführerischen Sirenen oder gar kreischende Harpyien der lieg hier falsch, denn auch im 2 Teil der Frauen von Troja Reihe dreht es sich wieder ausschließlich um die Geschichte einer Frau und die Autorin verzichtet dabei gänzlich auf Fabelwesen. Wer seine Bücher vielschichtig liebt wird hier nicht enttäuscht werden. Emily Hauser lässt alles mit einfließen was ein guter Roman dem Leser bieten sollte, legt aber in kein Gebiet zu viel Gewicht um den Roman schmalzig oder gar hanebüchen wirken zu lassen.
Fazit: sehr für Einsteiger im Bereich historischer Roman zu empfehlen aber natürlich auch für alle, die der griechischen Mythologie zu geneigt sind oder ein spannendes Abenteuer einer starken Frau erleben wollen. Ich fand das Buch großartig und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.