Fesselnder Wissenschaftsthriller
„...Der Ermittler ist eine Frau, eine ehemalige Polizistin. Wir lassen sie ein wenig herumstochern. Finden wird sie nichts, denn sie versteht nichts von der Technologie...“
Die Geschichte beginnt heftig. ...
„...Der Ermittler ist eine Frau, eine ehemalige Polizistin. Wir lassen sie ein wenig herumstochern. Finden wird sie nichts, denn sie versteht nichts von der Technologie...“
Die Geschichte beginnt heftig. Erst wird Christian de Monti, der eine Arbeitsgruppe der Internationalen Atomaufsichtsbehörde leitet, ermordet, dann wird Dr. Brenner, der sich mit einem alten Dokument zur schnelleren Urananreicherung beschäftigt, vergiftet. Er war für seine privaten Auftraggeber nicht mehr wichtig.
De Monti allerdings war amerikanischer Staatsbürger. Deshalb wird Karen als Ermittlerin nach Deutschland geschickt. Das obige Zitat bezieht sich auf sie und zeigt, wie wenig man ihr zutraut. Irgendjemand hatte im Hintergrund die Fäden gezogen, damit sie diesen Job bekam.
Der Autor hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Es ist der zweite Fall von Karen.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Rasante Handlungsabschnitte wechseln mit kurzen technischen Erläuterungen.
Die Drahtzieher der Morde fahren mehrgleisig. Einerseits wollen sie die unbekannte Technologie in ihren Händen behalten, andererseits gibt es raffiniert geplante Anschläge auf Kernkraftwerke in Europa, um die Bevölkerung zu verunsichern. Dazu kommt, dass sie Petar Konstantinov, einem Bulgaren, an sich binden wollen, um gegebenenfalls einen Sündenbock zu haben. Das allerdings ist ein Fehler. Petar lässt sich nicht in die Suppe spucken und weiß genau, wo seine Interessen liegen. Er will groß ins Gasgeschäft mit Russland einsteigen und unterlässt alles, was dem schaden könnte. Er hat gelernt:
„...Suche dir die richtigen Freunde und binde sie an dich und deinen Erfolg. Dann schützen sie dich in ihrem ureigensten Interesse...“
Nachfolger von de Monti wird Jan van Bruneck. Kann man ihm trauen? Die Frage könnte man zu fast jedem der handelnden Personen stellen. Freund und Feind sind schwer auseinander zu halten.
Karen wird in die Arbeitsgruppe geschleust. Dort lernt sie Pawel Nowak kennen. Die beiden führen ein intensives Gespräch., in dem sich Pavel unter anderem zum Terrorismus äußert:
„...Ich halte Terror für ein Instrument zur Durchsetzung von Macht über andere, Mrs. Muller! Das Konzept ist so alt wie die Menschheit selbst! Terror kultiviert Schrecken und Grausamkeit, damit einige Wenige absolute Macht über die Massen ausüben können...“
Die Sätze sollte man sich langsam auf der Zunge zergehen lassen!
Ab und an blitzt in der Geschichte ein feiner Humor auf. Das zeigt das folgende Zitat:
„...Martin hatte dem Wissenschaftler eine Geschichte erzählt, die in etwa so glaubhaft klang, wie die Märchen der Gebrüder Grimm, kombiniert mit den Abenteuern von Mickey Mouse...“
Die technischen und technologischen Hintergründe werden an einfachen Beispielen allgemeinverständlich erläutert, bleiben aber wohlweislich an der Oberfläche. Das gilt sowohl für die Urananreicherung als auch für den Nachweis einzelner Isotope in der Luft. Fast amüsant, wenn es nicht in der entsprechenden Situation bitterer Ernst wäre, finde ich manch politisches Gerangel um Zuständigkeiten von Polizei, Geheimdienst, Armee und staatliche Stellen.
Karen und Martin, ihren deutschen Kollegen, gelingt es, das Problem in den Griff zu bekommen. Doch die Hintermänner bleiben im Dunkeln.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich mag die Kombination einer spannenden Handlung mit ausgefeilten technischen und wissenschaftlichen Fragen. Selbst der moralische Aspekt kommt nicht zu kurz.